Johann Wolfgang Goethe
Goethe ist der größte deutsche Dichter und einer der größten Gelehrten, Dichter, Denker der Menschheit.
Er wurde am 28. August 1749 in einer wohlhabenden Familie in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater, Jurist von Beruf, war ein gebildeter Mann. Er war ein strenger Vater.
Die Mutter des Dichters war das ganze Gegenteil von ihrem
Manne. Jung, blühend und lebensfroh, war sie die liebevolle Gespielin ihrer Kinder; als begabte Märchenerzählerin verstand sie es, deren Phantasie anzuregen.
Bis 16 Jahre leitete selbst der Vater die Erziehung und die
Bildung des Sohnes. Er lud die besten Lehrer für seine Kinder in Dienst ein, weil ihn die öffentliche Schulbildung nicht befriedigte. In Geschichte, Literatur und fremden Sprachen unterrichtete der Vater seine Kinder selbst.
Frühzeitig begann der junge Goethe zu lesen. Die große Bibliothek des Vaters war eine Fundgrube für seinen unersättlichen Lesehunger.
Mit 16 Jahren schickte ihn der Vater auf die Leipziger Universität, die Rechte zu studieren. Er sollte wie sein Vater Advokat werden. Aber der junge Goethe interessierte sich wenig für juristische Vorlesungen. Er beschäftigte sich mehr mit Literatur und Naturwissenschaften. Aber bald erkrankte er schwer und musste nach Frankfurt zurückkehren.
Nach der Krankheit setzte er sein Studium an der Straßburger Universität fort. Hier lernte er Herder kennen, der Goethes Interesse für das Leben des einfachen Volkes weckte. Goethe wird zum Führer der Sturm-und-Drang-Bewegung. Die Dichter der Sturm-und-Drang-Bewegung versuchten die Wirklichkeit durch die Erziehung der Menschen allmählich zu verbessern.
Der Dichter erlebt in dieser Zeit seine erste Leid enschaftliche Liebe zur Pfarrerstochter Friederike Brion und widmet ihr viele schöne Gedichte. Liebeslieder, wie sie zuvor von keinem deutschen Dichter geschaffen wurden!
Nach Abschluss seines Studiums im Jahre 1771 war Goethe Rechtsanwalt in Frankfurt, aber ohne dass ihm seine Arbeit Spaß gemacht hätte. Im folgenden Jahr arbeitete er als Praktikant am Reichskammergericht zu Wetzlar. Diese Zeit wurde eine seiner fruchtbarsten Schaffensperioden. Der junge Goethe stand im Mittelpunkt der Sturm-und-Drang-Bewegung. Als Goethe Praktikant am Reichskammergericht zu Wetzlar war, verliebte er sich in die 19-jährige Charlotte Buff, ohne zu wissen, dass sie einem anderen versprochen war. Als er erfuhr, dass sie bereits mit seinem Freund Kästner verlobt war, waren seine Leiden so stark, dass er die Stadt verließ und heimkehrte. Aus seiner unglücklichen Liebe zu Charlotte entstand der Roman in Briefen “Die Leiden des jungen Werthers”, der Goethe weltberühmt machte. Der Erfolg des Romans war erstaunlich. Man weinte, wenn man diesen Roman las. Unglücklich Liebende fühlten sich als Werther und kleideten sich wie dieser, ja es gab sogar Selbstmorde, die so ausgeführt wurden, wie es der Roman beschreibt.
Unerwartet lud ihn der Herzog Karl August nach Weimar ein. Der junge Herzog war von dem Dichter Wieland erzogen und bekundete Interesse für Literatur und Kunst. Er machte Goethe zum Minister, um ihn an den Hof zu binden. Goethe entfaltete eine eifrige Tätigkeit. Er war tätig für die Verringerung der Armee, die Milderung der steuerlichen Lasten für die Bauern und als Förderer der Universität Jena. Er versuchte, durch praktische Tätigkeit die Lage des arbeitenden Volkes zu verbessern. Sehr bald jedoch musste er auf die Grenzen stoßen, die solcher Pioniertätigkeit gesetzt waren. Er überzeugt sich, dass an dem feudalen Hof, wo man nur an Vergnügungen denkt, seine Bestrebungen keine Unterstützung finden. “Es weiß kein Mensch, was ich tue und mit wie viel Feinden ich kämpfe, um das wenige hervorzubringen”, schreibt er im Tagebuch.
Goethe wandte sich der Wissenschaft zu, beschäftigte sich mit Physik, Anatomie, Botanik, Mineralogie und machte sogar einige bedeutende Entdeckungen.
Die naturwissenschaftlichen Arbeiten wurden nach 1790 fast zu Goethes Hauptgeschäft. Im März 1784 hatte er den Zwischenkieferknochen beim Menschen entdeckt; dadurch wurde seine Überzeugung bestätigt, dass die Welt nach allgemeinen Gesetzen als ein Ganzes verbunden ist und dass folglich allgemeine Gesetzmäßigkeiten auch das
Menschengeschlecht mit dem Tierreich verbinden.
Er interessierte sich für die Probleme der Farbgebung in der Malerei und die Wirkung der Farben auf den Menschen.
1786 verließ der Dichter heimlich Weimar und fuhr nach Italien, wo er 2 Jahre verbrachte. Diese Reise war für ihn nach seinen eigenen Worten eine “Wiedergeburt”. Er zeichnet viel, besonders die Landschaften. Man kennt über 2000 Zeichnungen von Goethe. Ihre Echtheit ist durch Goethes eigenhändige Unterschrift bewiesen.
Nach seiner Rückkehr aus Italien beschränkte Goethe seine staatliche Tätigkeit auf die Aufsicht und Entwicklung der Bildungsanstalten. 1791 bis 1817 übernahm er auch die Leitung der neugegründeten Hoftheaters, dessen Ausbau und Ausbildung er mit liebevoller Anteilnahme betrieb.
Goethe hat nie selbst musiziert. Die Musik war eine der weniger Künste, die ihm ferner legen. Aber er hat Musik geliebt, besonders einfache, die ihm zu Herzen ging und ihn entspannte. In seinem Haus stand der Flügel, auf dem sehr oft bedeutende Pianisten vor Goethe und seinen Gästen musiziert haben.
Der große Dichter war ein großer Kunstsammler. Die Bilder, Statuen und Büsten, alles, was ihn einmal begeistert hatte, hatte er später in guten Nachbildungen um sich. In vielen Sammlungsschränken, die Goethe selbst entworfen hat, hat er seine zahlreichen Funde an Gesteinen und Mineralien genau geordnet, aufbewahrt. Er besaß eine schöne Majolikasammlung; sehr interessant war auch seine große Münzensammlung.
Kurz nach seiner Rückkehr aus Italien begegnete ihm im Park ein hübsches Mädchen: Christiane Vulpius, damals 23 Jahre alt, eine Frau aus dem Volk. Er heiratet sie. Christiane verstand
Goethe wie keine andere Frau. “Ohne die Liebe ist die Welt nicht die Welt” (Goethe). Und wenn die Bekannten ihn auch meist missverstehen und sogar ihn verhöhnen — er liebt das einfache Mädchen aus dem Volk! Christiane sorgt für ihren Geliebten wie er für sie. Sie gibt ihm Kraft und Mut, ihretwegen erträgt er manches, was er sonst schwer bestehen konnte. Fünf Kinder hat sie ihm geboren, nur der erste Sohn, August, blieb am Leben.
1794 begann die Freundschaft Goethes mit Friedrich Schiller. Schiller war der größte Geistesgefährte und Kampfgenosse Goethes. Das Jahr 1797 ist in die Geschichte der deutschen
Literatur als “Balladenjahr” eingegangen. Im freundschaftlichen Wettbewerb miteinander schufen die genialen Dichter viele Balladen, die zum unverlierbaren Schatz der deutschen Literatur gehören. Als sein Freund und Kollege am 9. Mai 1805 immer die Augen schloss, wurde Goethe sehr einsam.
Nach 11 Jahren stirbt seine Frau Christiane. Der Tod seiner
Frau beeindruckt ihn sehr schwer. Nur selten verlässt er noch Weimar, um in einem Kurort Erholung zu suchen. In Karlsbad und Marienbad trifft sich der bejahrte Dichter mit der 19jährigen Ulrike von Lewezow, geht mit ihr täglich spazieren und will sie sogar heiraten. Nach dem Abschied von Ulrike ist er tief erschüttert, krank.
In den letzten Jahren seines Lebens widmete der Dichter seine ganze Kraft seinem Hauptwerk, dem “Faust”, an dem er fast sechs Jahrhunderte — mit zeitweise jahrelangen Unterbrechungen — gearbeitet hat. Puschkin nannte “Faust” die beste Schöpfung des menschlichen Geistes.
In diesem Drama, das zur Weltliteratur gehört, schildert er in der Person des Faust einen Menschen, der nach dem Sinn des Lebens sucht. Doktor Faust ist ein Gelehrter und Philosoph. Er verkauft seine Seele dem Teufel, der ihm dafür alle Freuden verspricht. Der Teufel macht Faust jung, reich, schenkt ihm Liebe. Das ist ihm zu wenig. Den Sinn des Lebens findet er in der Arbeit für das Wohl der Menschheit, im Dienst an seinem Volk.
Goethe starb am 22. März 1832 im Alter von 83 Jahren nach kurzer Krankheit im Lehnstuhl seines Schlafzimmers. Seine letzten Worte waren: “Mehr Licht ...”. Er wurde in Weimar neben Schiller beigesetzt. Auf Wunsch des Herzogs Karl
August wurde die Familiengruft des Fürstenhauses auch die letzte Ruhestätte Goethes und Schillers.
Vor dem Nationaltheater in Weimar, dem früheren Weimarer Hoftheater, das Goethe mehr als 25 Jahre lang leitete, steht heute das bekannte Goethe-und-Schiller-Denkmal.
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