Phraseologismen und ihre Besonderheiten in der deutschen Gegenwartssprache
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26.03.2017
Die Aktualität der Forschung der Phraseologismen und ihrer Besonderheiten in der deutschen Gegenwartssprachebesteht darin, dass es in der Sprache ständig neue Phraseologismen entstehen, deren Analyse zum Verständnis der modernen sprachlichen Widerspieglung der Welt beibringen kann.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Erforschung der schon existierenden Klassifikationen von Phraseologismen und die Analyse der neuen Phraseologismen der deutschen Sprache aufgrund dieser theoretischen Basis. Die Quellen der in dem Artikel betrachteten neuen Phraseologismen sind deutsche Web-Seiten und online Wörterbücher.
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Phraseologismen und ihre Besonderheiten in der deutschen Gegenwartssprache
Naumova Yuliya Leonidovna
Kachiry Agrarian Technical College
Das Sprachsystem ist kein unabhängiges und stabiles Wesen. Die Elemente dieses
Systems werden in der gesprochenen Sprache realisiert. Der so genannte „menschliche
Faktor“ bewirkt ununterbrochen die lexikalische Struktur einer Sprache, denn es ist
notwendig, die neu entstehenden Begriffe zu nominieren.
Die Aktualität dieser Forschung besteht darin, dass es in der Sprache ständig neue
Phraseologismen entstehen, deren Analyse zum Verständnis der modernen sprachlichen
Widerspieglung der Welt beibringen kann.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Erforschung der schon existierenden Klassifikationen von
Phraseologismen und die Analyse der neuen Phraseologismen der deutschen Sprache
aufgrund dieser theoretischen Basis. Die Quellen der in dem Artikel betrachteten neuen
Phraseologismen sind deutsche WebSeiten und online Wörterbücher.
Die Phraseologie ist eine relativ junge Wissenschaft von den Phraseologismen. Diese
Wissenschaft ist zu Recht ein zentraler Zweig der modernen Linguistik, weil ihr
Lehrgegenstand zu unserem Sprachalltag gehört.
Unter dem Terminus „Phraseologie“ versteht man: linguistische Disziplin, Zweig der
Sprachwissenschaft, die sich mit festen Wortkomplexen beschäftigt, das heißt sich mit der
Forschung stehenden Wortverbindungen befasst und
die Gesamtheit der festen
Wortkomplexe.
Unter festen Wortkomplexen sind reproduzierbare Wortgruppen und festgeprägte Sätze
zu verstehen, die über besondere Semantik verfügen [3, с. 176]. Feste Wortkomplexe können
als sekundäre sprachliche Zeichen charakterisiert werden. Sie werden auf der Basis der
primären sprachlichen Zeichen oder Lexeme gebildet. Deshalb nennt man sie auch komplexe
Zeichen.
Da durch die Bildung von Phraseologismen neue lexikalische Einheiten entstehen, wird
die Sprache, ihr Wortschatz dadurch bereichert. Feste Wortkomplexe (Phraseologismen)
werden auch stehende Wortverbindungen genannt. Man kann die Bedeutung der stehenden
Wortverbindungen nur dann verstehen, wenn man sie als semantische Einheiten betrachtet.
Sie sind feste Fügungen, deren Bedeutung man nicht mechanisch in ihre einzelnen
lexikalischen Bestandteile aufgliedern kann, das heißt sie sind nicht zerlegbar. Im Prozess der
Rede werden sie nur reproduziert und nicht neu gebildet. Die freien Wortverbindungen
benennen Gegenstände, Handlungen gegliedert (reine Luft, kalte Luft, einen Hasen schießen,
jemandem den Kopf waschen). Sie sind zerlegbar und variabel. Die festen Wortverbindungen
(Phraseologismen) bezeichnen oft nur einen Gegenstand oder eine Handlung (dicke Luft –
опасность, einen Bock schießen ошибиться), also nicht gegliedert. Die stehenden
Wortverbindungen fixieren also einheitliche Begriffe, wobei sie ihrem Inhalt nach Wörtern
entsprechen, ihrer Form nach aber mit freien Wortverbindungen zusammenfallen.
Die Phraseologismen sind also als feste Wortgruppen oder Syntagmen zu betrachten.
Die Gesamtbedeutung der ganzen stehenden Wortverbindung fällt mit der Summe der
Bedeutungen ihrer Komponente nicht zusammen, wie es bei den freien syntaktischen
Verbindungen der Fall ist (ein lustiges Kind,
ins Theater gehen). Die stehenden
Wortverbindungen (Phraseologismen) existieren in der Sprache unabhängig vom Prozess des
Sprechers als lexikalische Elemente des Wortbestandes und nähern sich in ihrem Gebrauch
den Einzelwörtern. Sie werden im Prozess des Sprechens nicht neu geschaffen, sondern reproduziert, da sie in der Sprache schon als erstarrte Wortverbindungen vorhanden sind: das
Schwarze Meer, der Atlantische Ozean, zum Ausdruck bringen, dicke Luft, da liegt der Hund
begraben. Der Fachausdruck stehende Wortverbindungen oder feste Wortkomplexe
bezeichnet also feste, unzerlegbare Wortgruppen, die in der Sprache als solche existieren und
im Prozess des Sprechens in der Funktion von einzelnen Wörtern auftreten. Die stehenden
Wortverbindungen können umgedeutet („echte“ Phraseologismen) und nicht umgedeutet sein
(meistens sind es Mehrwortbenennungen: die Vereinigten Staaten von Amerika, die
Bundesrepublik Deutschland, das Schwarze Meer). Im zweiten Fall entspricht die Bedeutung
seiner Komponenten des Ganzen der Summe der Bedeutungen seiner Komponenten und
bleibt im Vergleich mit diesen unverändert. Für die meisten stehenden Wortverbindungen der
deutschen Sprache sind folgende Merkmale kennzeichnend: Umdeutung, einheitliche
Gesamtbedeutung, Stabilität, Verbindung mit der Geschichte des Volkes. Für die meisten
stehenden Wortkomplexe ist eine metaphorische Umdeutung charakteristisch: Es ist mir
Wurst – „es ist mir einerlei, egal“. Die metaphorische Umdeutung entsteht infolge der
metaphorischen Übertragung.
Infolge der Entwicklung der einheitlichen Gesamtbedeutung zeigen die meisten
stehenden Wortverbindungen (außer zum Beispiel Sprichwörtern, einigen Geflügelten
Worten) der Bedeutung nach die Tendenz zur Lexikalisierung, der Struktur nach bleiben sie
aber Wortverbindungen. Stehende Wortverbindungen sind sehr fest, stabil, leben in der
Sprache sehr lange, jahrhundertelang.
Man unterscheidet vier Arten der Übersetzung von festen Wortverbindungen:
1. Wortgenaue (lat. O, tempora! O, mores!, dt. O, Zeiten! O, Sitten!, rus. О, времена! О,
нравы!). Diese Art ist fast ausschließlich für geflügelte Worte kennzeichnend;
2. Äquivalent–genaue (aus dem Finger saugen – высосать из пальца, in die Augen fallen –
бросаться в глаза);
3. Äquivalent–ungenaue (Eulen nach Athen tragen – Ехать в Тулу со своим самоваром);
4. umschreibende (Schwein haben – иметь удачу, etwas um ein Butterbrot kaufen – купить
за бесценок).
Es ist nicht leicht, sich auf einen umfassenden Begriff zur Bezeichnung der
Phraseologismen zu einigen. Die Probleme entstehen infolge der Tatsache, dass
Phraseologismen sich nach der syntaktischen Struktur, nach dem Typ der Semantik, nach der
Verknüpfbarkeit der Komponenten innerhalb des Komplexes unterscheiden. In der Definition
von М. D. Stepanova und I. I. Cernyseva sind folgende Merkmale der Phraseologismen
vorhanden: Phraseologismen sind feste Wortkomplexe verschiedener syntaktischer
Strukturtypen mit singulärer Verknüpfung der Konstituenten, deren Bedeutung durch eine
vollständige oder teilweise semantische Transformation des Konstituentenbestandes entsteht.
Ein wichtiger Merkmal ist für alle Phraseologismen typisch: sie dienen nicht zu einer
rationellen Benennung des Referenten, sondern zur expressivwertenden, konnotativen
Bezeichnung. In dieser Art der Bezeichnung sind an der ersten Stelle die Stellungnahme des
benennenden Subjekts zur Geltung, die Ab oder Aufwertung des Objekts der Aussage vom
Standpunkt des benennenden Subjekts. Das bedeutet, dass die Phraseologismen in der ersten
Linie zur Benennung von subjektiv bedeutsamen physischen, psychischen und sozialen
Aspekten des menschlichen Lebens dienen. Das ist die Tatsache, die für die Beteiligung der
Phraseologismen an der Nomination entscheidend ist.
Es gibt verschiedenartige Klassifikationen der deutschen Phraseologismen. Anfang der
50er Jahre entstand die semantische Klassifikation und Anfang der 60er entstand auch die
funktionale Klassifikation der Phraseologismen. Die vaterländischen Wissenschaftler
versuchten, die theoretischen Probleme zu erforschen. V. W. Winogradow schenkte große Aufmerksamkeit den Problemen der Phraseologie.
Alle Phraseologismen teilte er nach dem Grad der Umdeutung und Einheit der Bedeutung:
phraseologische Zusammenbildungen, phraseologische Einheiten und phraseologische
Verbindungen. Dieser Klassifikation liegt das semantische Prinzip zugrunde.
V. W. Winogradow hat in seinen wissenschaftlichen Studien die Untersuchungen des
Problems der Wortverbindungen von Bally und A. Schachmatow weiter entwickelt [1, с. 63].
Es gibt zwei Klassifikationen der Phraseologismen: die semantische und semantisch –
strukturelle.
Laut der semantisch – strukturellen Klassifikation werden alle Phraseologismen in
folgende Gruppen eingeteilt: Wortpaare, Idiome, geflügelte Worte, Sprichwörter.
Wortpaare (Zwillingsformeln) sind stehende Verbindungen von zwei Wörtern, die
einen und denselben grammatischen Wortart angehören: fix und fertig, hin und her, Mann und
Maus, Zweck und Ziel, Feuer und Flamme, mit Ach und Krach, weit und breit, mit Mühe und
Not.
Wortpaare können aus zwei Antonymen sein: alt und jung, dick und dünn, Freund und
Feind, Freund und Leid.
Idiome sind die zweite Gruppe stehender Wortverbindungen. Idiome sind Wortgruppen,
die in ihrem Gebrauch erstarrt sind. Sie entstehen auf Grund bildhafter Vorstellungen von
Wirklichkeit und entwickeln sich aus freien syntaktischen Wortgruppen. Infolge der
Umdeutung bekommen sie einen allgemeinen umgedeuteten Sinn, der der Summe der
Bedeutungen der Komponenten nicht entspricht: Pech haben (Unglück haben), Augen in die
Hand nehmen (genau sehen), Hand und Fuß haben (vernünftig sein), auf der Bärenhaut
liegen (faulenzen), Sand in die Augen streuen (belügen).
Geflügelte Worte ist eine besondere Art stehender Wortverbindungen. Unter dem
Fachausdruck „Geflügelte Worte“ versteht man nicht nur einzelne Wörter, sondern auch
Wortverbindungen: Vaterunser, Sündebock, Sturm im Wasserglase, der gordische Knoten,
Apfel der Zwietracht u. a.
Geflügelte Worte werden in verschiedenen Sprachen gebraucht, sie haben den
internationalen Charakter. Sprichwörter sind erstarrte, im Volksmund umlaufende kurze
Sprüche. Sie existieren in der Form eines Satzes und drücken bildlich einen abgeschlossenen
Gedanken aus: Keine Rosen ohne Dornen. Morgenstunde hat Gold im Munde. Besser spät als
nie. Wer A sagt, muss B sagen.
In der deutschen Germanistik dominiert die zeichentheoretische Aufteilung von H.
Burger (1998) in referentielle, strukturelle und kommunikative. Demnach beziehen sich
referentielle Phraseologismen auf die Sachverhalte der Wirklichkeit: Schwarzes Brett; jmdn.
übers Ohr hauen.
Strukturelle Phraseologismen stellen bestimmte Relationen her: in Bezug auf.
Kommunikative Phraseologismen definieren den Vollzug kommunikativer Handlungen:
meiner Meinung nach; ich meine.
I. I. Cernyseva entwickelte die strukturellsemantische Klassifikation der
Phraseologismen. Entsprechend dieser Klassifikation kann man alle Phraseologismen der
deutschen Sprache in 3 Subklassen gliedern. Die erste Subklasse ist unter dem Begriff
„phraseologische Einheiten“ bekannt.
Zur zweiten Subklasse gehören „festgeprägte Sätze“, zur dritten – „phraseologische
Verbindungen“ [3, с. 181]. Zur ersten Subklasse – „phraseologische Einheiten“ – gehören
folgende syntaktische Modelle:
1. S+V: die Socken scharf machen weggehen;
2. V+Präp+S: Auf Krise sein – geizig sein; 3. V+S+Präp+S: einen Spaten im Kopf haben – einen Mangel an Verstand ausweisen.
4. Adj + S: rundes Leder – dicker Mensch;
5. S + S: GlutamatPalast – FastfoodRestaurant;
6. S + Konj + S: Hager und Mager Bezeichnung für H&MBekleidungsgeschäfte, da die
dort angebotene Bekleidung eher kleinere, schmale Konfektionsgrößen aufweist;
7. S + Präp + S: Hahn im Korb ein Mann, der sich auf Grund beliebiger Umstände als
einziger Vertreter seines Geschlechts in eine Gruppe Frauen ist, kann sich zuweilen fühlen
wie „der Hahn im Korb“;
8. Adj (Part) + Konj + Adj: hell wie zwei dunkle sein – dumm sein;
9. V+ Konj+V: es wurden keine neuen Phraseologismen gefunden, die diesem Modell
entsprechen;
10. Adj + Konj + S: dumm wie 100 Meter Feldweg sein – sehr dumm sein;
11. V+ Konj + S: einfallen wie Gozilla in Japan – wenn jemand stürmisch auftaucht;
Die lexikalischsyntaktische Klassifikation der phraseologischen Einheiten umfasst
folgende Gruppen:
1. Verbale Phraseologismen (sozialistisch umlagern – stehlen; die Eier schaukeln –
rumhängen);
2. Substantivische Phraseologismen (FünfFingerRabatt – Diebstall; Blauweißer Partybus
Polizeiauto);
3. Adverbiale Phraseologismen (Flachzange sein – blöd sein; volle Möhre – ganz).
Die zweite Subklasse – „festgeprägte Sätze“ enthält Phraseologismen mit der
syntaktischen Struktur der Sätze, die nach dem kommunikativen Wert und der semantischen
Bedeutung in zwei Gruppen gegliedert werden:
1. Sprichwörtliche Satzredensarten . Ihre funktionale Spezifik besteht in dem Stellungname zu
dem unmittelbar vorangehenden Kontext. Sie erfüllen wertende/abwertende Funktion. Die
Wertung von Menschen, Situationen oder Gegenständen kann positiv, negativ oder abwertend
sein. Für die Struktur der sprichwörtlichen Satzredensarten ist die Tatsache kennzeichnend,
dass die Bindung an den vorangehenden Kontext in den allermeisten Fällen durch ein
entsprechendes Pronomen oder Pronominaladverb gesichert wird.
2. Sprichwörter. Die Semantik der Sprichwörter entsteht durch die Verallgemeinerungen der
menschlichen Lebenserfahrung [3, с. 194].
Unter den neuen Phraseologismen wurden keine festgeprägten Sätze gefunden. Diese
Situation kann man folgender Weise erklären: die meisten neuen Phraseologismen gehören
stilistisch zur Umgangssprache. In der gesprochener Sprache versucht der Mensch
gewöhnlich die Sprachbemühungen zu sparen. Die Struktur der festgeprägten Sätze kann
diese Funktion nicht erfüllen. Zur sprachlichen Ökonomie dienen am besten zwei und
dreigliedrige phraseologische Einheiten. Die dritte Subklasse – „phraseologische
Verbindungen“ umfasst zweigliedrige Phraseologismen, die durch singuläre Verknüpfung
einer semantisch transformierten Konstituente zustande kommen [3, с. 197]. Die singuläre
Verknüpfung ist für die deutsche Sprache nicht typisch. Bei der Analyse wurden keine
phraseologischen Verbindungen gefunden.
Als Schlussfolgerung weisen wir wieder auf die wichtigsten Merkmale der in diesem
Artikel analysierten Phraseologismen. Die neuen Phraseologismen gehören zur Subklasse
„phraseologische Einheiten“. Die in der modernen deutschen Sprache am meisten
gebrauchende Einheiten sind zweioder dreigliedrig. Die Struktur dieser Einheiten dient zur
sprachlichen Ökonomie.
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