Johann Friedrich Böttger — der europäische Erfinder des Porzellans Jahrtausendelang war die Porzellanproduktion das Geheimnis der chinesischen Meister. Das Porzellan war sehr teuer, weil es nur aus China importiert werden konnte. Erst vor etwa zweihundertfünfzig Jahren begann man, auch in Europa Teller, Tassen, Vasen und verschiedene Figuren aus Porzellan zu produzieren.
Wie wurde das Porzellan in Europa erfunden? Die Lebensgeschichte von Johann Friedrich Böttger gibt auf diese Frage Antwort.
Böttger wurde am 4. Februar 1682 in einer kleinen deutschen
Stadt geboren. Als der talentierte Junge zwölf Jahre alt war, kam er als Gehilfe in eine Berliner Apotheke.
Am Tage verkaufte er Arzneien, und in den Nächten las und experimentierte er. Wie die Alchimisten versuchte auch er, Gold herzustellen. Sein Meister, der Apotheker, verbot ihm immer wieder das Experimentieren. Und doch brachte Böttger eines Tages zum Goldschmied ein Metall, das als Gold attestiert wurde.
Das war Betrug. Und da Böttger fürchtete, dass man seinen
Betrug entdeckt, floh er nach der Stadt Wittenberg im Lande
Sachsen. Der preußische König aber wollte den jungen “Goldmacher” nicht verlieren. Er schickte seine Offiziere, die ihn nach Berlin zurückholen sollten. Aber der Kurfürst von Sachsen wollte den “Goldmacher” auch nicht aus der Hand lassen und befahl, ihn nach Dresden, in seine Hauptstadt, zu bringen.
So wurde Böttger für sein ganzes Leben ein Gefangener des Kurfürsten von Sachsen. Man bewachte ihn Tag und Nacht. Nicht einmal das Fenster seines Zimmers durfte er öffnen.
Auch beim Spazierengehen wurde er bewacht. Gold machen sollte er für den Kurfürsten, Gold!
Das aber war unmöglich, und der Gefangene wusste es. Der Kurfürst drohte mit harten Strafen und sogar mit dem Tode. Nach zweijähriger Gefangenschaft konnte Böttger endlich fliehen. Aber bald fand man ihn in Österreich, und er musste zurück nach Dresden, wieder in die Gefangenschaft. Der Kurfürst baute ihm ein noch größeres Laboratorium und befahl ihm, die Experimente fortzusetzen.
Wieder vergingen Jahre unermüdlicher Arbeit. Das Jahr 1707 brachte dem Experimentator den ersten wirklichen
Erfolg. Zwar konnte Böttger dem Kurfürsten immer noch kein Gold auf den Tisch legen, dafür aber zeigte er ihm die eben gefundene Rezeptur des roten Porzellans. Nur wenige einfache Formen machte Böttger anfänglich: Vasen, Teller, primitive Figuren. Einige Stücke bemalte er mit Gold, Silber oder Farben. 1710 baute man auf Befehl des Kurfürsten in der Stadt Meißen eine Porzellanmanufaktur. 1712 erschien auf der Leipziger Messe zum ersten Mal
Porzellan aus Meißen im Verkauf.
Wieder einige Jahre später, 1715, entdeckte Böttger in seiner Gefangenschaft auch die Rezeptur des weißen Porzellans. “Weißes Gold” — so nannte man das Porzellan, weil es damals fast so teuer wie Gold war. Es war leicht, durchsichtig und härter als Glas.
Schwere Arbeit und Gefangenschaft ruinierten Böttgers Gesundheit. Seine Augen wurden schwach. Endlich, als er schon todkrank war, sagte er dem Kurfürsten die Wahrheit: “Ich kann kein Gold machen. Lass mich endlich frei, ich möchte nicht in der Gefangenschaft sterben.”
Aber der Kurfürst wollte nichts davon wissen. Er fürchtete, das Geheimnis der Porzellanproduktion zu verlieren.
Die Gesundheit des Erfinders wurde von Tag zu Tag schlechter. Am 13. März 1717 starb Johann Friedrich Böttger im Alter von 35 Jahren.
Jetzt war der Erfinder des Porzellans tot. Und doch wurde sein Produktionsgeheimnis schon in wenigen Jahren in ganz Europa bekannt. Bald baute man Porzellanmanufakturen in Wien, in Berlin, in Petersburg.
Das von Böttger erfundene Meißner Porzellan nimmt unter den Gegenständen der europäischen Porzellanproduktion bis auf den heutigen Tag einen Ehrenplatz ein.
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