Ukrainische Lieder
Eric Boerner
* * *
Der Mond steht am Himmel, es leuchten die Sterne, Ein Kahn fährt gelassen über das Meer.
Im Kahn sitzt ein Mädchen und singt ein Liedchen.
Es lauscht ein Kosake; das Herz wird ihm schwer.
Das Lied klingt so lieblich, das Lied klingt so herrlich... Es handelt von Liebe, von Liebe allein: Wie wir uns liebten, wie wir uns trennten, Nun sind wir wieder für immer vereint.
Augen, ach, Augen, die Augen der Mädchen, Tiefschwarz wie die Nächte, so hell wie der Tag. Ihr habt mir das Leben verkürzt und genommen, Wie bringt ihr uns Männer so schnell in das Grab?
* * *
Der Tag vergeht und auch die Nacht, Die Zeit verrinnt wie blaue Wellen. Liegt’s nicht daran, liegt’s nicht daran, Dass ich nur dir von Lieb’ erzählte?
Nicht daran liegt’s, es liegt nicht dran,
Dass deinen Augen warn die Welt;
Die ganze Welt in ihnen schwamm, Nicht deshalb mich der Schmerz befällt!
Mein Pech ist nicht, es pfeift ein grauser Wind, Die Eisblumen des Januars im Fenster. Mein Pech ist nicht, dass du mich gar nicht liebst, Mein Pech ist, dass ich dich allein nur liebe.
Der Tag vergeht und auch die Nacht, Die Zeit, sie ist nicht aufzuhalten. Liegt’s nicht daran, liegt’s nicht daran, Dass uns die Trennungsglocke läutet? Nicht daran liegt’s, es liegt nicht dran, Dass dein Ade wie’n Schuss ertönte.
Ja, dein Ade wie’n Schuss erklang, Doch nicht deshalb vor Schmerz ich stöhnte.
Die hellrote Raute
Gestehe mir nur,
Woher stammt der Zauber, Dass ich stets nur denke An dich voller Trauer. Du suchtest im Walde Ein Zauberkraut wohl: Die Raute der Sonne, Die gabst du mir doch.
Such nicht am Abend
Die hellrote Raute, Du bist meine Einz’ge, Du ganz allein.
Denn deine Schönheit
Ist klarer als Wasser, Das von blauen Bergen Zu uns geeilt.
Ich seh dich im Schlafe
Durch Laubwälder streifen, Auf dunkelen Pfaden Nahst du dich mir.
Du musst mir die Blume
Des Hoffens nicht reichen,
Denn in meinen Träumen Bist du längst hier.
* * *
Es wächst ein Kirschenbaum in meiner Mutter Garten, Alt ist er, sehr alt, und blüht noch jedes Jahr.
Jeden Sommer Kinder auf seine Beeren warten,
Bis er sie beschenkt; kaum eines Danke sagt.
Mutter, liebe Mutter, ewige, verehrte,
Sein Sie mir nicht böse, dass ich nicht folgsam war. Ja, ich weiß, Sie haben Tag und Nacht gebetet, Meine liebe Mutter mit dem grauen Haar.
Unsre alte Mutter wohnt in der Familie,
Nie ruhn ihre Hände, ’s goldne Herz nie schwankt. Täglich tut sie Gutes Kindern und auch Enkeln Und empfängt nur selten Worte voller Dank.
Oft vergessen Menschen, Dankeschön zu sagen; Für die Zeit des Glückes ist die Seele blind.
Wenn sie es erkennen, kommt zu spät das Klagen:
Der Kirschbaum ist vertrocknet, die Mutter welkte hin.
© ООО «Знанио»
С вами с 2009 года.