Durch die Bundeslaender
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26.01.2020
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N. P. Chmelenok

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2004

 



 

 

N. P. Chmelenok

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2004

 


 Baden-Württemberg

 

    Baden-Württemberg ist das drittgrößte Bundesland. Es liegt im Südwesten und grenzt an Frankreich und die Schweiz. Es ist nicht nur wegen des Bodensees und des Schwarzwaldes bekannt und beliebt. Hier liegen auch wichtige Industriezentren, z.B. hat Daimler-Benz hier seinen Hauptsitz. Daneben gibt es große Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden; hier wächst z.B. der bekannte badische Wein.

    Viele Bäder und Kurorte und eine reizvolle Landschaft machen Baden-Württemberg zu einem beliebten Erholungsgebiet. Der Bodensee, auch “Schwäbisches Meer” genannt, ist die größte deutsche See. Sie ist 540 km2 groß. Jedes Jahr kommen mehr Touristen nach Baden-Württemberg, als das Land Einwohner hat.

    Unter den Bundesländern nimmt Baden-Württemberg die wirtschaftliche Spitzenstellung ein. Die bekanntesten Erzeugnisse sind wohl die Mercedes-Autos aus Stuttgart. Der Maschinenbau, die feinmechanische, optische und Textilindustrie sind hier von großer Bedeutung. Weltbekannt sind Schwarzwälder Uhren, besonders Kuckucksuhren aus Pforzheim, Schramberg, Furtwangen und Triberg. Es gibt auch Weinbau, Tabak, Obst und Feingemüse, z. B. Spargel. Als Wirtschaftsfaktor fällt auch der Tourismus für das Land ins Gewicht. Bevorzugte Fremdenverkehrsgebiete sind der Schwarzwald, der Bodensee, die Schwäbische Alb, das Allgäu, der Odenwald mit der Bergstraße.

    Baden-Württemberg ist das Geburtsland des Automobils. In Stuttgart - Bad Canstatt erfand 1883 Gottlieb Daimler den Benzin-Motor. In Mannheim konstruierte 1885 der Ingenieur Karl-Friedrich Benz das Automobil. Graf Ferdinand von Zeppelin baute 1898 in Friedrichshafen am Bodensee seine berühmten Luftschiffe. Sindelfingen, das größte der elf inländischen Werke der Mercedes-Benz AG, wurde 1915 von der Daimler-Motorengesellschaft als Fertigungsstätte für Fahrzeuge und Flugmotoren gegründet. Heute werden in Sindelfingen und Bremen sämtliche Personenwagen des Mercedes-Benz-Programms hergestellt.

    Zu den bekanntesten Städten des Landes gehören Konstanz, Mannheim, Heidelberg, Baden-Baden und die Landeshauptstadt Stuttgart.

    An der Grenze zur Schweiz liegt direkt am Bodensee die Stadt Konstanz, das geistliche und kulturelle Zentrum Deutschlands, die Stadt, die reiche Traditionen hat, lebendiges Zeugnis der Geschichte. Altersdunkle Hausdächer und Giebel, von Möwen umkreist, stolze Schwäne über dem Hafen, Palmenterrassen am Seeufer, Türme, Kathedralen und Kirchen aus dem Mittelalter, perlende Brunnen, weite Parks und Gärten mit vielen Blumen machen die Stadt anziehend für viele Touristen. Sehr bekannt ist das Bodensee-Naturkundemuseum. Im Jan-Gus-Museum werden Bilder und Dokumente aus dem Leben und Wirken des böhmischen Reformators und Gelehrten gezeigt. Jan Gus war vor das Konzil in Konstanz geladen, wo er dann als Ketzer hingerichtet wurde. Ein Denkmal erinnert an sein Ende auf dem Scheiterhaufen am 6. Juli 1415. Das Stadttheater Konstanz ist das älteste Theater Deutschlands. Die Stadt hat auch eine Universität, die 1966 gegründet wurde. Konstanz ist außerdem auch eine einladende Bäderstadt.

   Berühmt ist auch die Blumeninsel Mainau — Blumenparadies im Bodensee. Überall auf der Insel berührt uns ein Hauch von Romantik. Millionen Tulpen, Orchideen, Narzissen und Hyazinthen verwandeln die Insel im Frühling in ein leuchtendes Blumenmeer. Auf der Mainau blühen über 1 Million Blumenzwiebeln, die das Eiland in einen großen Paradiesgarten verwandeln. Im Mai und im Juni erfüllen Lilien und Iris mit ihrem verschwenderischen Duft die Mainau. Im Sommer blüht die Königin der Blumen, die Rose. Bananen, Orangen und Zitronen versetzen Sie in subtropische Länder. Während des Blumenjahres erwartet Sie zudem ein vielseitiges kulturelles Programm mit Ausstellungen und Schlosskonzerten.

   Im Mainau-Kinderland, direkt bei den riesigen Blumenfiguren aus der Fabelwelt der Tiere, befindet sich ein großer Kinderspielplatz mit allem, was die Herzen der kleinen Gäste der Insel erfreut.

   Kaum zwei Schritte von bepflanzten Tierskulpturen und vom Kinderspielplatz entfernt, freuen sich Ponys, Zwergziegen, Kaninchen, Meerschweinchen, Heidschnucken und Hängebauchschweine über die Aufmerksamkeit kleiner und großer Besucher. Tausende von wertvollen exotischen Blüten verströmen betörnenden Duft, und inmitten dieser tropischen Welt turnen die von allen Besuchern geliebten Papageien in den Volieren.

   In einem 1400 qm großen Schmetterlingshaus erwartet Sie ein Paradies mit vielen seltenen Pflanzen und Schmetterlingen aller Art. Diese tropische Oase auf der Insel Mainau ist wie der Park ganzjährig geöffnet.

   Jeden Herbst, bevor der erste Frost kommt, erstellt man innerhalb weniger Tage ein Haus aus Fertigteilen, damit die wertvollen Pflanzen den Winter gut überstehen können.

   Die Sammlung dendrologischer Kostbarkeiten haben wir Großherzog Friedrich I. von Baden zu verdanken. 1853 kaufte Großherzog Friedrich I. das kleine Paradies im Bodensee für seine Pflanzen und Bäume. Vom seinen Reisen brachte er aus aller Welt als grüne blühende Souvenire die unterschiedlichsten Baumarten mit.

    In Mannheim wurden 1782 Schillers “Räuber” zum ersten Mal mit großem Erfolg aufgeführt. Zu jener Zeit war Mannheim noch eine kleine Stadt. Heute ist es ein großes Industriezentrum mit einem bedeutendem Flughafen.

    Ulm an der Donau hat als Wahrzeichen das gotische Münster (eine alte Kathedrale) mit dem höchsten Kirchturm Deutschlands. Im gotischen Rathaus zeigt eine berühmte astronomische Uhr die Zeit an.

    Am Neckar liegt die alte Universitätsstadt Heidelberg. Die 1386 gegründete Heidelberger Universität ist die älteste in Deutschland. Im 15. und 16. Jahrhundert war die Universität ein Zentrum des deutschen Humanismus. Zu den bedeutendsten Gelehrten, die an der Heidelberger Universität tätig waren, gehören der Philosoph L. Feuerbach, die Physiker Hermann von Helmholtz und G. R. Kirchhoff, der Chemiker K. Bunsen. J. W. Goethe war sechsmal in Heidelberg. An der Heidelberger Universität studierten mehrere prominente Persönlichkeiten, unter ihnen Sofja Kowalewskaja, eine hervorragende russische Mathematikerin, die erste Professorin der Mathematik in Europa.

    Baden-Baden und Badenweiler sind berühmte Kurorte. Baden-Baden, wo sich auch L. Tolstoi und I. Turgenew erholten, nannte man im 19. Jahrhundert die “Sommerhauptstadt” Europas.

    Karlsruhe war bis 1997 Sitz des Bundesgerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts, der höchsten deutschen Gerichte. Carl Benz (ja, der Auto-Benz) war ein Sohn der Stadt. Heinrich Hertz entdeckte hier die elektromagnetischen Wellen und lehrte — wie viele andere berühmte Leute vor und nach ihm — an der Fridericiana, der ältesten Technischen Universität Deutschlands (sie wurde 1825 gegründet).

    Die Bevölkerung des Bundeslandes gehört zum größten Teil dem Volksstamm der Alemannen an, heute meistens “Schwaben” genannt.

 


 Der Freistaat Bayern

 

    Im Dezember 1946 nahm die bayerische Bevölkerung eine Verfassung an, wo es in Artikel 1 heißt: “Bayern ist ein Freistaat”. Die Bezeichnung “Freistaat” wählte man, um das Fremdwort “Republik” zu vermeiden.

    Der Freistaat Bayern ist durch die Alpen und ihre reizvolle Umgebung in aller Welt bekannt.

    Bayern ist das flächengrößte Bundesland. Seine landschaftlichen Reize sowie sein Reichtum an Kulturdenkmälern locken jährlich mehr als 12 Millionen Besucher. Vielen Ausländern fällt zu Bayern vor allem das bayrische Bier und das Oktoberfest ein. Als wenn das alles wäre!

    Die bayerische Landschaft zeichnet sich durch ihre große Vielfalt aus. Von den Großlandschaften sind die Bayerischen Alpen am bekanntesten. In Bayern liegt Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze. Sie ist 2962 m hoch. Von den Alpen bis zur Donau erstreckt sich das Alpenvorland. Viele Flüsse durchziehen Bayern. Die längsten sind die Donau und der Main. Ein Drittel der Waldfläche und über ein Viertel der Wasserfläche der BRD befinden sich in Bayern.

    Wander- und Spaziermöglichkeiten, Klöster und Kirchen, Schlösser und Gärten haben Bayern zum wichtigsten Fremdverkehrsland in der BRD gemacht.

    Unvergleichlich reich ist die Museumslandschaft Bayerns. In fast 700 Museen werden Kunstschätze aus aller Welt bewahrt und gepflegt. Bayern ist neben Baden-Württemberg das an Baudenkmälern reichste Land der Bundesrepublik.

    Fast die Hälfte des Bodens wird landwirtschaftlich genutzt. Die Milch- und Käseproduktion zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes. Der Norden ist stärker industrialisiert als der Süden. Im Vordergrund steht die Verarbeitungs- und Veredelungsindustrie. Andere wichtige Industriezweige sind Elektro- und Textilindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau und chemische Industrie.

    Bayern ist eines der ältesten und beständigsten deutschen Länder. Fast ein Dreivierteljahrtausend wurde es von der Dynastie der Wittelsbacher regiert. Voll Stolz auf ihre lange Geschichte verteidigen die Bayern zäh ihre Selbständigkeit gegenüber der Zentralgewalt. So stellt Bayern z. B. als einziges Bundesland an seinen Grenzen eigene Grenzpfähle auf.

    Die Hauptstadt des Landes ist München. Die Stadt an der Isar ist eine der größten Städte Deutschlands. Den Namen “München” bekam die Stadt von der Siedlung Mönichen (“bei den Mönchen”), die im 12. Jahrhundert von Mönchen gegründet wurde.

    In den 20-er Jahren war München die Geburtsstadt der nazistischen Ideologie, später wurde es zur Hauptstadt des Hitlertums. 1942/43 wirkte an der Universität München die Widerstandsgruppe “Weiße Rose”, die von den Studenten Hans und Sophie Scholl gebildet und geleitet wurde. München ist eine bedeutende Hochschulstadt. Es besitzt 2 Universitäten und eine Reihe wissenschaftlicher Forschungsinstitute.

    Wer München nicht kennt, der hat Deutschland nicht gesehen — meinte schon König Ludwig I.

    Wer mit dem Zug oder mit dem Auto in den Süden reist, fährt über München. Die südliche Autobahn führt über die Alpen nach Italien. München ist mit 1,2 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt in der Bundesrepublik. Viele halten München für die schönste Stadt Deutschlands. Manche bezeichnen sie darum als die ‘heimliche Hauptstadt’.

    In München findet man im Zentrum keine Wolkenkratzer. Die Münchner bewahren das historische Erbe — und bauen Modernes dazu, z. B. großzügige Fußgängerbereiche inmitten der Altstadt. Es gibt viele bedeutende Bauwerke: von der Frauenkirche, dem Wahrzeichen der Stadt, bis zum berühmten Hofbräuhaus.

    Die wichtigsten Baudenkmäler Münchens sind die spätgotische Frauenkirche, das Alte Rathaus, das Schloss Nymphenburg u. a. Das Wahrzeichen Münchens ist die Frauenkirche. Die Alte Pinakothek ist eine der bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt.

    In der Alten Pinakothek hängen über 9000 Bilder. Die bekanntesten Bilder sind von den Malern Albrecht Dürer und Peter Paul Rubens.

    Im Schloss Nymphenburg im Westen der Stadt wohnten früher die bayrischen Fürsten und Könige. Das Schloss hat einen schönen und großen Schlosspark.

    Das Deutsche Museum auf der Museumsinsel Isaraufwärts ist das größte technische Museum der Welt. Die Entdeckungen der Naturwissenschaften und die Erfindungen der Technik werden hier nicht nur an einzigartigen Schaustücken, sondern auch an beweglichen Demonstrationsmodellen gezeigt. Besonders interessant sind die Abteilungen “Bergwerk”, “Schiffahrt”, “Flugwesen” sowie das Planetarium.

    Am Rande des Englischen Gartens steht das Haus der Kunst, in dem sich die Staatsgalerie moderner Kunst befindet. Nicht weit von hier liegt das Bayerische Nationalmuseum, das über sehr umfangreiche und ausgezeichnete kunstgeschichtliche und volkskundliche Sammlungen verfügt. Sehenswert sind auch die Glyptothek mit hervorragender Sammlung antiker Skulpturen, das Deutsche Jagdmuseum, das Theatermuseum und viele andere Museen.

    Das Germanische Nationalmuseum ist allein eine Reise in die Stadt wert.

    Im Herzen der Stadt ist im Alten Rathausturm eines der charmantesten Museen Münchens untergebracht — das Spielzeugmuseum. In vier Stockwerken sind Hunderte von Spielsachen aus Europa und Amerika zusammengetragen. Im ersten Stock des Museums finden Sammler und Liebhaber ein verführerisches Angebot von Büchern, Postkarten und Nachbildungen.

    Im südlichen Stadtteil Thalkirchen liegt der Tierpark Hellabrunn, ein Nationalpark, in dem die Tiere in großen Freigehegen nach Erdteilen geordnet sind.

    Seit 1810 wird in München alljährlich das Oktoberfest als großer Feiertag der Stadt gefeiert. Das Oktoberfest, das allerdings Ende September stattfindet, ist das größte Bierfest der Welt, das neben dem Münchener Fasching (Karneval) Millionen von Besuchern aus der ganzen Welt anzieht.

    In aller Welt kennt man die bayerische Tracht und das Oktoberfest in München. Das Oktoberfest ist auch mit der Eröffnung der Messe verbunden. Die “bauma”, die internationale Messe in München, hat Weltruf.

    München ist nicht nur ein Kulturzentrum mit verschiedenen Baudenkmälern, Theatern und Kunstsammlungen, sondern auch eine bedeutende Industriestadt. Als Wirtschaftszentrum steht München nur hinter Hamburg und Berlin. Besonders stark sind hier die Elektrotechnik, Druckindustrie, Bekleidungs-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie entwickelt. Zu den wichtigsten Industriezweigen Münchens gehören auch der Fahrzeug- und Maschinenbau. Optik, Feinmechanik und Pharmazeutik bestimmen auch die Industrie Münchens.

    Viele große Firmen haben in München ihren Sitz. Firmennamen wie Siemens (Hersteller von Elektrogeräten, Telefonen und Computern), BMW (Autokonzern), MAN (Hersteller von Lastkraftwagen) und Rodenstock (Brillenindustrie) sprechen für sich. Überall bekannt sind die schnellen BMW-Wagen der Bayerischen Motorenwerke (Regensburg). In München werden auch viele Filme für das Kino und das Fernsehen hergestellt.

    Wer in München wohnen will, muss viel dafür bezahlen. Die Mieten gehören zu den teuersten in ganz Deutschland. Für eine 2-3-Zimmerwohnung muss man weit über 1000 DM bezahlen.

    München ist auch ein wichtiges Sportzentrum. 1972 fanden hier die XX. Olympischen Sommerspiele statt. Dafür wurde ein neues Stadion gebaut.

    Nürnberg wurde im 11. Jahrhundert gegründet. In der Altstadt befinden sich einige gotische Kirchen (die Frauenkirche, die Lorenzkirche), die mittelalterliche Burg und das Dürerhaus. Hier gibt es viele Museen, z. B. das Verkehrsmuseum, das Spielzeugmuseum, den Handwerkerhof. Der Handwerkerhof ist ein Museum unter freiem Himmel. Er zeigt einen Teil einer mittelalterlichen deutschen Stadt.

    Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg hat die größte Sammlung zur Geschichte deutscher Kunst und Kultur.

    In Nürnberg wirkten der Kosmograph Martin Behaim (1459-1506), der Schöpfer des ersten Globus, der Dichter Hans Sachs (1494-1576). Hier erfand Peter Henlein 1500 die erste Taschenuhr, das ‘Nürnberger Ei’.

    1835 verkehrte von Nürnberg nach Fürth die erste deutsche Eisenbahn.

    Alljährlich findet in Nürnberg die Internationale Spielwarenmesse statt.

    Nürnberger Lebkuchen ist weltweit bekannt.

    Zu den Sehenswürdigkeiten Nürnbergs gehört auch das Gebäude des Nürnberger Tribunals. Hier fand 1945/46 das internationale Gericht gegen die führenden Kriegsverbrecher des faschistischen Deutschlands statt.

    In der Stadt sind wichtige Industriezweige entwickelt: Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektroindustrie, Herstellung von Spielzeug, Bleistiften, Lebensmitteln.

    Der Führter Versandshandel “Quelle” ist eine europaweit bekannte Adresse.

    Ingolstadt ist Standort des Fahrzeugbaus (Audi).

    Am bayerischen Bodenseeufer liegt die malerische dichtbesiedelte Inselstadt Lindau, die südlichste Stadt der Bundesrepublik Deutschland. Im Sommer ist Lindau ein viel besuchtes Touristenziel.

    Nirgendwo sonst in Deutschland werden überkommene Bräuche so selbstverständlich gepflegt wie hier; die Landestracht trägt man nicht nur während der großen Volksfeste.

 


 Berlin

 

    Berlin ist die größte deutsche Stadt und ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Es hat einen Umfang von 229 km; Frankfurt am Main, München und Stuttgart hätten bequem darin Platz. Die Stadt liegt an den Flüssen Spree und Havel und wird von 62 Seen und 127 Gewässern umgeben. Berlin hat mehr Brücken als Venedig. 40% des Stadtgebiets sind Grünflächen.

    Die Geschichte Berlins beginnt im Mittelalter. Die Stadt entstand aus zwei selbstständigen, aneinander grenzenden Siedlungen, Berlin und Cölln, die sich später zu ihrem Schutz verbanden.

    Die erste schriftliche Nachricht zur Geschichte Berlins stammt aus dem Jahre 1237. In einem Vertrag zwischen dem Bischof Gernard von Brandenburg und den Markgrafen Johann I und Otto III wird der Pfarrer Symeon von Cölln als Zeuge genannt. Obgleich der Name Berlin hier noch nicht auftaucht, sondern nur der der Schwestergemeinde Cölln, war diese Urkunde vom 28. Oktober 1237 der Anlass für die 750-Jahr-Feier Berlins.

    Erst mehr als sechs Jahre später erscheint auch der Name “Berlin” zum ersten Mal. Wiederum in einer Urkunde der Markgrafen vom 26. Januar 1244 wird derselbe Geistliche jetzt als “Probst von Berlin” bezeichnet.

    Niemand weiß genau, woher der Name der Stadt kommt. Viele Leute glauben, dass Berlin früher Berolina hieß und dass dieser Name vom Wort “Bär” kommt. Deswegen habe Berlin im Stadtwappen einen Bären. Neuere Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass “Berlin” wohl eher von einem Personennamen gebildet wurde, vielleicht von “Berlichingen” oder verkürzt “Berlingen”.

    Bereits im Mittelalter wurde Berlin zu einem wichtigen Handelspunkt zwischen Osten und Westen.

    Vom 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Berlin zur Residenzstadt der brandenburgischen Kurfürsten und späteren Könige.

    Wer vor etwa 200 Jahren in Berlin kam, konnte sich hier nur mit Mühe zurechtfinden. Im alten Berlin hatten die Häuser keine Hausnummern. Zur Orientierung dienten die bekannten Gebäude, Kirchen, die Verzierungen und Symbole an der Fassade und dem Portal der Häuser. So gab es Häuser mit den Namen “Roter Adler”, “Drei blaue Lilien”, “Weiße Taube”, “Goldener Löwe”. Noch verbreiteter war die Sitte, an die Häuser Stiefel, Schlüssel, Handschuhe zu hängen, damit der Beruf des Handwerkers sofort zu erkennen war.

    Im Jahre 1797 wohnten in Berlin fast 180000 Menschen. Aber einem Fremden fiel es sehr schwer, seinen Bekannten in Berlin zu finden. Man erklärte ihm ungefähr so: “Der wohnt in der Breiten Straße, das zweite Haus von der Ecke, der Kölnischer Hauptwache gegenüber, wo zwei Löwen über der Tür stehen”!

    Eine Änderung wurde notwendig. Die Stadt wuchs, es entstanden neue Wohnviertel. Ende des 18. Jahrhunderts beschloss man endlich, den Häusern die Nummern zu geben. Im Januar 1798 befahl der König, die Häuser durchzunummerieren. Das Königsschloss erhielt die Nummer 1. Dann wurden die Nummern immer rechter Hand im Zickzackkurs durch die Stadt bis zur Charite geführt, die als letztes Gebäude die höchste Hausnummer etwa um die Zahl 8000 bekam.

    Aber für einen Boten war es schwer, das nötige Haus zu finden. Wollte er, zum Beispiel, einen Brief in Berlin Haus 704 abgeben, so musste er sich immer rechts halten und durch die ganze Stadt marschieren, bis er das Haus fand. Deshalb erhielt nach dem neuen Plan jede Straße und jeder Platz eine eigene Nummerierung, und zwar auf der einen Seite gerade Zahlen und auf der anderen ungerade Zahlen.

    Mit der Reichsgründung 1871 wurde Berlin Hauptstadt des deutschen Kaiserreiches.

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Berlin die größte Industriestadt Europas mit Weltfirmen wie Siemens und AEG.

    Heute ist Berlin überhaupt nicht wiederzuerkennen.

    Die Stadt liegt an beiden Ufern der Spree. Zahlreiche malerische Seen umgeben die Hauptstadt, von denen der Müggelsee der größte ist.

    Berlin ist ein Zentrum des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens Deutschlands. Der Stolz der Berliner ist der Alexanderplatz, der zentrale Platz Berlins, von den Berlinern kurz “Alex” genannt. Seinen Namen erhielt der Platz anlässlich eines Besuches des russischen Zaren Alexander I in Berlin im Jahre 1805.

    Die berühmteste Sehenswürdigkeit dieses Platzes ist der 365 m hohe Fernsehturm. Der Berliner Fernsehturm ist der zweithöchste in Europa. Zwei Schnellaufzüge für je 15 Personen bringen die Besucher in 35 Sekunden in die Kugel des Turmes. Die Kugel ist 4800 t schwer und hat 7 Etagen. In 203 m Höhe befindet sich das Aussichtsgeschoss.

    Hier erwartet Sie aus 60 Fenstern ein weiter Panoramablick auf Berlin und seine reizvolle Umgebung. Bei gutem Wetter beträgt die maximale Sichtweite 40 Kilometer. Die Fenster bestehen aus reflexionsfreiem Spiegelglas, so dass der Besucher bei jeder Beleuchtung ungehindert hinaussehen kann. Eine Treppe verbindet das Aussichtsgeschoss mit dem 4 m höher gelegenen Telecafé, in dem an 40 Tischen 200 Personen Platz finden. Die Tische und Sessel stehen auf einem Drehring, der sich in einer Stunde einmal um die Achse des Turmes dreht. So können die Besucher von ihrem Platz aus eine angenehme “Stadtrundfahrt” erleben. Im Fuße des Turmes befinden sich eine Souvenirverkaufsstelle und ein Sonderpostamt. Auch das Stadtmodell kann hier besichtigt werden. Im Informationszentrum laufen stündlich Filme über die Hauptstadt. Um den Fernsehturm ist eine große Grünanlage mit Wasserspielen, Bäumen und Blumenrabatten angelegt worden. Hier befindet sich der berühmte Neptunbrunnen, in den die Menschen gern ihre Münzen werfen. Den Mittelpunkt der Anlage bildet die Gestalt des Meeresgottes Neptun mit dem Dreizack. Um ihn herum gruppieren sich sein Hofstaat, Putten und allerlei Meeresgetier. Auf dem Brunnenrand aus rotem Granit sitzen vier Frauengestalten, Personifikationen von Flüssen.

    Neben dem Neptunbrunnen befindet sich das “Rote Rathaus”. Es verdankt seinen Namen den roten Steinen seiner Fassade. Der 97 m hohe Rathausturm war früher eines der höchsten Bauwerke Berlins. Viele Jahre galt das “Rote Rathaus” als Wahrzeichen Berlins. Seit dem l. Oktober 1991 ist das “Berliner Rathaus”, so nun die offizielle Bezeichnung, Sitz des Regierenden Bürgermeisters. Das Haus hat insgesamt 243 Räume. In den Festsälen finden die offiziellen Empfänge für Staatsgäste statt. In der dritten Etage hängen Bilder aller Berliner Ehrenbürger. Junge Künstler der Berliner Kunsthochschulen stellen regelmäßig in den Fluren der ersten Etage aus. Die Zifferblätter der Turmuhr haben einen Durchmesser von 4,75 m.

    In der Mitte des Alexanderplatzes steht das “Forum Hotel”. Mit 123,30 m ist es das zweithöchste Bauwerk der Hauptstadt und kann in 39 Etagen mit 1000 Zimmern 2000 Gäste beherbergen. Der schöne Springbrunnen der Völkerfreundschaft vor dem Hotel und die 10 m hohe Urania-Weltzeituhr sind die beliebtesten Treffpunkte für Liebespaare, Familien und Schulklassen. Die Urania-Weltzeituhr, über der symbolisch die Sonne mit ihren neun großen Planeten angebracht ist, zeigt die Uhrzeit in wichtigen Hauptstädten der Welt. Der obere Abschluss ist selbstverständlich beweglich. Wem die Wartezeit zu lange dauert, der kann sich auf der 125 m langen Bank am Brunnen der Völkerfreundschaft ausruhen.

    Fast jede Großstadt hat bestimmte Straßen, die weit über die Grenzen des Landes hinaus zu Symbolen dieser Stadt wurden. Für Berlin ist dies ohne Zweifel die berühmte Straße “Unter den Linden”. “Die Linden,” wie diese Straße von den Berlinern genannt wird, ist eine der schönsten und grünsten Straßen Berlins. Die ersten Linden wurden hier 1647 gepflanzt. Anfangs wuchsen hier nicht nur Linden, sondern auch Nussbäume, Pflaumenbäume, Platanen und Kastanien. Während die Nussbäume und andere Bepflanzungen in strengen Wintern erfroren, stehen die Linden noch heute. Genauer gesagt, die Linden, die hier stehen, wurden vor mehr als 45 Jahren wieder angepflanzt, denn Hitler ließ 1935 fast alle Bäume abholzen. Er brauchte die ganze Straßen breite für die Aufmärsche seiner braunen Bataillone.

    Die Prachtstraße “Unter den Linden” hat viel miterlebt. Am Abend des 1O. Mai 1933 loderten abermals Flammen unter den Linden. Auf dem Opernplatz verbrannten faschistische Horden die Bücher progressiver Schriftsteller. Heinrich Heines apokalyptische Prophezeiung “Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende Menschen” wurde nur zu bald wahr. Anlässlich der Olympiade 1936 waren die Linden für lange Jahre zum letzten Mal internationaler Treffpunkt von Menschen verschiedener Hautfarbe und Gesinnung.

    Bedeutende Bauten dieses berühmten Boulevards gaben der Stadt den Namen “Spree-Athen”. 321 Bäume zieren heute diese berühmteste Straße Berlins.

    Das älteste Gebäude an der Straße “Unter den Linden” ist das Zeughaus. Es war der erste barocke Großbau Berlins. Es zählte zu den schönsten Barockbauten Deutschlands. Von 1731 bis 1876 nutzte das preußische Militär das Zeughaus als Waffenarsenal. Das Haus diente der Unterbringung von Kriegswerkzeugen, Kriegsbeute und Trophäen. Schon im 18. Jahrhundert war es das größte Waffendepot Brandenburg-Preußens. 1848 wurde das Zeughaus zu einem Mittelpunkt revolutionärer Ereignisse. Am 14. Juni 1848 erstürmten Berliner Arbeiter und Handwerksgesellen das Zeughaus, um sich mit Gewehren und Munition zu bewaffnen und die von der Bourgeoisie verratene Revolution zu verteidigen und zu Ende zu führen.

    Nach der Reichsgründung 1871 ließ Wilhelm I das Zeughaus zu einem Waffenmuseum und zu einer Ruhmesstätte für die brandburgisch-preußischen Monarchen und Feldherren umgestalten.

    Am 21. März 1943 misslang im Zeughaus ein Attentatsversuch auf Hitler. Oberst von Gersdorff wollte sich selber mit Hitler und der gesamten Spitze des Reiches während einer Besichtigung erbeuteter russischer Kriegswaffen in die Luft sprengen. Weil Hitler den Rundgang plötzlich auf wenige Minuten verkürzte, konnte der Zeitzünder nicht ausgelöst werden.

    1952 wurde von der DDR-Regierung im ehemaligen Zeughaus das Museum für Deutsche Geschichte eröffnet. Im Januar 1992 einigten sich der Berliner Senat und der Bundeskanzler Helmut Kohl darauf, das Deutsche Historische Museum im Zeughaus unterzubringen.

    Der bedeutendste Schmuck des ehemaligen Zeughauses und jetzigen Deutschen Historischen Museums sind die “Masken sterbender Krieger” im Innenhof (Schlüterhof), die den preußisch-deutschen Militarismus und das Grauen des Krieges anklagen. Diese 22 überlebensgroßen Köpfe in den Schlusssteinen über den Fenstern des Erdgeschosses sind eine unübertreffliche Meisterleistung des großen deutschen Baumeisters Andreas Schlüter (1664-1714). Mit großem Realismus gestaltete Schlüter den Todeskampf junger und alter Krieger. Seine Darstellung ist keine poetische Verklärung des Heldentodes, wie er in Preußen später gepriesen wurde. In den Zügen der Männer spiegeln sich unverstellt Schmerz und Leiden wider. Es ist nicht das Sterben schlechthin, das hier gestaltet wird, es ist das Ringen mit dem sinnlosen Tod, mit dem Tod in einem blutigen und ungerechten Krieg. Es ist die in Stein gemeißelte Anklage des Künstlers gegen die Grausamkeit und Unmenschlichkeit des Krieges. Man vermutet, dass Schlüters Entwürfe beim Adel wenig Anklang fanden und seine Auftraggeber deshalb bestimmten, die Skulpturen nicht an den Außenfronten, sondern im Innenhof ausführen zu lassen, um sie dem Auge des Volkes, das die Leiden des Krieges am unmittelbarsten zu ertragen hatte, zu entziehen.

    Trotz seiner großen Leistungen und Verdienste als Bildhauer und Architekt am Zeughaus sowie am Schlossbau wurde Schlüter 1706 entlassen. Der missglückte Bau des Münzturmes bot dafür einen äußeren Anlass. Der tiefere Grund ist darin zu suchen, dass der Meister sich nicht dem höfischen Kunstgeschmack unterordnete. Nach seiner Entlassung lebte er jahrelang in großer Armut. 1713 erhielt er eine Berufung nach Petersburg und fand wieder Arbeit. Aber eine Krankheit hatte ihn erfasst, von der er sich nicht wieder erholte. Bereits ein Jahr nach seiner Berufung starb dieser bedeutende deutsche Künstler, dessen Antlitz durch kein Bildnis überliefert ist.

    Auf der Straße “Unter den Linden” sehen wir auch die berühmte Humboldt-Universität, die Deutsche Staatsbibliothek, die Deutsche Staatsoper und die ehemalige Alte Königliche Bibliothek. Die Königliche Bibliothek hatte einen guten Ruf und zog viele in- und ausländische Besucher an. 1895 arbeitete hier auch Lenin. Er konnte die Werke von K. Marx, Friedrich Engels und Alexander Herzen im zaristischen Russland nicht bekommen. Wegen seiner geschwungenen Fassade gab der Volksmund dem Gebäude von Anfang an den Namen “Kommode”. Heute befinden sich hier Seminarräume der Humboldt-Universität.

    Im Gebäude der heutigen Staatsbibliothek befanden sich bis 1902 die Akademie der Wissenschaften und die Akademie der Künste. Im Roten Saal dieses Hauses hielt 1807/08 Johann Gottlieb Fichte trotz der Anwesenheit der Besatzungstruppen Napoleons vor Studenten, Professoren und Bürgern seine berühmten “Reden an die Deutsche Nation”, in denen er zum Kampf gegen die Fremdherrschaft aufrief.

    Berlin ist heute die größte Universitätsstadt Deutschlands. An den drei Berliner Universitäten, vier künstlerischen Hochschulen, neun Fachhochschulen sowie der Europäischen Wirtschaftshochschule studieren rund 145000 Studenten — das sind mehr Menschen als in einer so alten Universitätsstadt wie z.B. Heidelberg oder Göttingen überhaupt wohnen. Die größten Einrichtungen sind natürlich die drei Universitäten: Freie Universität, Technische Universität und die Humboldt-Universität.

    Das Gebäude der Humboldt-Universität, eines der ältesten Bauwerke Berlins, als Palais für den Prinzen Heinrich erbaut, wird seit 1810 auf die Initiative von Wilhelm von Humboldt (1767-1835) als Universität genutzt. Vor dem Hauptgebäude der Universität stehen die Denkmäler Wilhelm von Humboldts, des großen Philologen und Staatsmannes, und seines Bruders Alexander von Humboldt (1769-1859), des großen Naturforschers und Forschungsreisenden. Die Lehrstätte ist mit bedeutenden Namen der deutschen Geschichte verbunden. Ihr erster Rektor war J. G. Fichte. Unter den bekanntesten Studenten der Berliner Universität waren Heinrich Heine, Ludwig Feuerbach und Karl Marx. Hier wirkten Hegel, die Gebrüder Grimm, Hermann v. Helmholtz, Max Planck, Albert Einstein, Robert Koch und viele andere. Die Universität trägt seit 1949 den Namen ihres Gründers: Humboldt-Universität. Weit bekannt ist auch die Neue Wache unter den Linden von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841). Sie wurde gleich nach den Befreiungskriegen gegen die Napoleonherrschaft errichtet. In der Weimarer Republik wurde 1931 die Neue Wache in “Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges” umbenannt und nach 1933 vom Faschismus zur Kriegsverherrlichung missbraucht. 1960 wurde sie auf Beschluss der Regierung der DDR zum “Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus”.

    Heute ist die Neue Wache “Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft”. Herzstück des im Inneren umgestalteten Mahnmals ist die vergrößerte Skulptur von Käthe Kollwitz (1867-1945), die eine trauernde Mutter mit ihrem toten Sohn zeigt. An den Grabmälern des “Unbekannten Widerstandskämpfers und des Unbekannten Soldaten” brennt die Ewige Flamme. Unter bronzenen Platten befinden sich 20 Urnen mit der blutgetränkten Erde aus den größten Konzentrationslagern und von den Schlachtfeldern aus ganz Europa.

    Vom l. Mai 1962 bis zum Oktober 1990 standen vor dem Mahnmal Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR auf Ehrenwacht.

    Den prachtvollen Abschluss der Straße “Unter den Linden” bildet das Brandenburger Tor, das jahrzehntelang Berlin in Ost und West teilte und mit dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 wieder das Symbol der Deutschen Einheit geworden ist.

    Das Brandenburger Tor bildete bis 1920 die Stadtgrenze. Dahinter befand sich der Tiergarten, und nach einer Strecke von ca. 2 km konnte man durch das Charlottenburger Tor den nächsten Ort, nämlich Charlottenburg, betreten. Erst bei der Verwaltungsreform von 1920 wurde Charlottenburg mit dem Tiergarten ein Berliner Bezirk. Bei der Teilung der Stadt in der Nachkriegszeit in vier Sektoren wurde die Grenze wieder sichtbar: am Brandenburger Tor hörte für die Bewohner von Ost- und Westberlin die Stadt auf.

    Auf dem Dach des Torhauses befindet sich die 6 m hohe Quadriga — ein Kampfwagen mit vier Pferden. Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor ist ein Werk des Bildhauers Gottfried Schadow (1764-1850). Die Friedensgöttin bringt auf einem Viergespann den Frieden in die Stadt. Als Napoleon 1806 in die Stadt einzog, montierte er die Quadriga ab und entführte sie als Siegestrophäe nach Paris. 1814 kehrte sie wieder nach Berlin zurück. Der zweite Weltkrieg ließ von der Quadriga und der Friedensgöttin nur einen Pferdekopf übrig. Auf dem Tor befindet sich nur eine Kopie der Plastik.

    Das Brandenburger Tor ist das einzige erhalten gebliebene Stadttor Berlins. Im 18. Jahrhundert sah es anders aus. Hier stand eine sechs Meter hohe Stadtmauer. Ab 1865 wurde die Mauer abgebaut, da sie durch das schnelle Anwachsen der Stadt überflüssig wurde. Das Brandenburger Tor war das achtzehnte Stadttor Berlins.

    In der Nähe des Brandenburger Tores wurde am Ende des 19. Jahrhunderts, 1894, der Reichstag fertiggestellt, Versammlungsstätte der deutschen Parlamentarier im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Von einem Balkon des Reichstages aus wurde im November 1918 die Republik verkündet. Bis zum Reichstagsbrand im Februar 1933 versammelten sich hier die Abgeordneten des Deutschen Volkes. Der Brand des Reichstages zerstörte nicht nur den Ort, an dem sich das Parlament versammelte, er signalisierte auch das Ende der demokratischen Verfassung: Hitler duldete keine Opposition, weder im Parlament, noch im Reich. Er verfolgte seine politischen Gegner, brachte sie in Konzentrationslager, ließ sie ermorden.

    Der Reichstag wurde im Zweiten Weltkrieg, als er schon längst seine Funktion verloren hatte, zerbombt und zerstört. 1971, 100 Jahre nachdem der 1. Reichstag zusammengetreten war, wurde das Gebäude wieder aufgebaut: als ein Symbol für die wechselvolle Geschichte. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages durften hier bis zur Deutschen Einheit keine Plenarsitzungen abhalten. Am 20. 12. 1990 versammelte sich das gesamtdeutsche Parlament zu seiner ersten Sitzung im Berliner Reichstag. Seitdem wird das Reichstagsgebäude für die Plenartagungen des Deutschen Bundestages umgebaut. Der Einzug fand im Frühjahr 1999 statt.

    Auf dem historischen Lindenforum steht auch das bronzene Reiterdenkmal Friedrich II. Es zeigt den Monarchen, auf seinem Lieblingspferd Condé reitend.

    Zu den Anziehungspunkten der Hauptstadt gehört auch der Kurfürstendamm, von den Einwohnern liebevoll “Kudamm” genannt, der in den 20-er Jahren die erste Adresse Berlins war. Es war bekannt und berühmt als “Mister Kurfürstendamm”. Es war ja früher sogar üblich, sich gut anzuziehen, wenn man zum Kudamm ging. Es war Vitalität da. Man wollte immer etwas Besonderes, man wollte immer das Außergewöhnliche auf dem Kurfürstendamm haben. Immer gut für die Sensationen und Schlagzeilen war der berühmte Luna-Park, in den zwanziger Jahren der größte und attraktivste Vergnügungspark Europas, mit der Riesenwasserrutsche, der Sommereisbahn, den waghalsigen Artistiknummern und nicht zuletzt mit seinem Wellenbad, im Volksmund schlicht “Nuttenaquarium” genannt. Dieses buntschillernde Leben sank 1945 in Schutt und Asche, ein Einschnitt, von dem sich der Kurfürstendamm nie mehr erholte. Sicher, auch heute flanieren Menschen aus aller Welt wieder unter den alten Platanen am Prachtboulevard, der noch immer eine Menge zu bieten hat. Geschäfte, Kaufhäuser, Cafés, Restaurants, Kinos und Theater. Doch das Flair des Einmaligen, die Aura des Außergewöhnlichen ist unwiederbringlich dahin.

    Berlin ist die Stadt der Parks. Die bekannteste Parkanlage Berlins ist der Treptower Park mit dem Sowjetischen Ehrenmal, das hier nach der Befreiung Berlins auf Vorschlag von W. Piecks, des späteren ersten Präsidenten der DDR, in Erinnerung an die 150-jährigen proletarischen Traditionen des Parks errichtet wurde. Die so genannte Treptower Wiese war seit langem die Lieblingsstätte von Berlinern Arbeitern. Das Ehrenmal stellt einen Sowjetsoldaten dar, der mit seinem Schwert das faschistische Hakenkreuz zerschlagen hat und als Symbol des neuen Lebens und des Friedens ein deutsches Kind auf seinem linken Arm hält. Es ist die zentrale Gedenkstätte in Berlin-Treptow für die im Kampf um die Befreiung Berlins vom Hitlerfaschismus gefallenen Soldaten, Offiziere und Generale der Sowjetarmee. 5000 Söhne und Töchter der Sowjetunion fanden hier unter den Steinplatten, in Sarkophagen und im Mausoleum ihre letzte Ruhe. Ihre Namen kann man im Ehrenbuch in einer goldenen Statuette im Inneren des Mausoleums lesen.

    Vom Ehrenhügel aus eröffnet sich das Panorama des gesamten Ehrenmals mit dem Blick auf die sechzehn Sarkophage, die gesenkten Fahnen und die sich im Hintergrund befindende Skulptur “Mutter Heimat”. Die Skulptur zeigt eine russische Frau, die um ihre gefallenen Söhne trauert. An der Innenseite des Ausgangsportals kann man in Russisch und in Deutsch folgende Worte lesen : “Eure großen Heldentaten sind unsterblich. Euer Ruhm wird Jahrhunderte überleben. Die Heimat wird Euch stets in Erinnerung behalten”. Die Gedenkstätte wurde am 8. Mai 1949, dem vierten Jahrestag der Kapitulation, eingeweiht. Plänen, das Ehrenmal abzutragen und in Moskau aufzubauen, ist widersprochen worden. Auch der Einigungsvertrag sieht vor, dass das Monument erhalten bleibt.

    Eine der schönsten Parkanlagen in Europa ist auch die Parkanlage Tiergarten. Am Ende des Tiergartens liegt das Schloss Bellevue, Amtssitz des Bundespräsidenten.

    Die älteste Parkanlage der Innenstadt ist der Volkspark Friedrichshain. Der hier befindliche Märchenbrunnen mit seinen großflächigen Wasserspielen, den beeindruckenden Arkaden und den schmückenden Figuren nach Motiven der Gebrüder Grimm begeistert nicht nur die Kleinsten. Die Hauptstadt zählt insgesamt mehr als 60 Wasserspiele.

    Im Köllnischen Park befindet sich das größte deutsche Regionalmuseum, das so genannte Märkische Museum. In diesem Museum können Sie im Zille-Kabinett die bedeutende Zille-Sammlung sehen. Das Museum besitzt rund 1000 Arbeiten des großen Zeichners. Draußen im Köllnischen Park steht ein bronzener Heinrich Zille (1858 - 1929), dem ein Berliner Junge neugierig über die Schulter schaut.

    Eine der größten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt ist der Berliner Tierpark, in dem mehr als 15000 Tiere leben, einer der artenreichsten der Welt. 1994 feierte der Berliner Zoo sein 150-jähriges Jubiläum. Die Initiative, einen Zoo zu gründen, ging in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts von dem Berliner Zoologieprofessor Martin Lichtenstein aus. Er fand Mitstreiter in dem Universitätsgelehrten Alexander von Humboldt und dem Gartenarchitekt Peter Lenne. Die drei brachten den preußischen König dazu, einen Teil seines Jagdreviers, weit von den Toren der Stadt als Areal für den neuen Zoo zu stiften sowie auch seine private Tiersammlung. Trotzdem wurde der Eröffnungstag ein Flop. Erstaunlicherweise hatten die Berliner wenig Interesse an ihrem Zoo. Die Anfänge waren bescheiden. Nur wenige exotische Tiere hatte der Zoo, denn Löwen, Elefanten und Affen waren teuer, und viele Tiere überlebten die Strapazen der langen Reise nicht. Andere verendeten während der kalten Wintermonate. Mit den Reparätionsbezahlungen aus Frankreich nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 kam die Stadt Berlin zu Wohlstand, und auch der Zoo profitierte davon. Der Zoo wuchs weiter. Mehr als 1500 verschiedene Säugetiere und Vögel lebten hier um die Jahrhundertwende. Der Zoo wurde zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens mit vielen Restaurants, Bars und eleganten Geschäften.

    Der zweite Weltkrieg beendete die rosige Zeiten, der Garten wurde zum Schlachtfeld. Nur 90 Tiere überlebten.

    Aus den Trümmern wuchs in den Jahrzehnten nach dem Krieg ganz allmählich wieder der größte Zoo Deutschlands. Bis heute sind zahlreiche Gebäude für die Tiere entstanden: das Affen- und das Vogelhaus, das Elefanten- und das Raubtierhaus und das neue Aquarium, um nur einige zu nennen. 280 Mitarbeiter hat der Zoo jetzt. Neben dem Zoodirektor und den Tierpflegern auch Finanzexperten, Sekretärinnen, Gärtner, Köchinnen und Handwerker. Viele Tierpfleger haben ein ganz inniges Verhältnis zu ihren Schützlingen entwickelt. 40 von ihnen wohnen sogar auf dem Gelände, und sie können so auch nach der Arbeitszeit sich um die Tiere kümmern.

    Im Tierpark erwartet Sie die Zauberwelt der Tiere aus 5 Kontinenten. Sie sehen exotische Tierhäuser und natürlich gestaltete, moderne Freianlagen, erleben einen herrlichen Baumbestand, gepflegte Grünanlagen und romantische Teiche. Und das alles inmitten der Stadt!

    Der Tierparkbesucher kann in den meisten Gehegen die Tiere frei, d. h. ohne störende Gitter, betrachten.

    Der Berliner Tierpark gehört zu den größten zoologischen Einrichtungen des Erdballs. Hier kann man Eisbären, Löwen, Tiger, Leoparden, Affen, Riesenflughunde, Baumkänguruhs, Krokodile, Flamingos, große farbenfrohe Papageien und andere seltene Tiere und Vögel sehen, von denen viele im Nordpolargebiet, in Sibirien oder im Dschungel wohnen. Im Terrarium wird regelmäßig vor den Augen der Besucher den Giftschlangen Gift abgenommen, das die pharmazeutische Industrie dringend benötigt. Die Blumenfreunde können in der Gartenabteilung des Tiergartens etwa 530 verschiedene Formen von Orchideen sehen.

    Gleich neben dem Elefantentor des Zoologischen Gartens liegt das weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannte Zoo-Aquarium Berlin.

    Mit seinen 10000 Tieren in über 650 Arten an Fischen, Reptilien, Lurchen, Insekten und Spinnen ist das Zoo-Aquarium Berlin eines der größten und traditionsreichsten Schauaquarien der Welt. Bereits 1913 eröffnete es seine Türen. Seitdem besuchen jährlich über eine Million Menschen das Zoo-Aquarium.

    Haben Sie noch mehr Zeit und wollen Sie noch einen Zoo ganz anderer Art entdecken, dann besuchen Sie den im Osten der Stadt liegenden Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, ein 160 ha großer Landschaftspark mit großen Tierhäusern und einem ausgesuchten Tierbestand mit vielen Seltenheiten. Besondere Seltenheiten unter den vielen Huftieren sind die aus China stammenden Weißlippenhirsche und die Takine aus Burma.

    Eine Insel für die Jugend und ein Sportforum ist der Kulturpalast Plänterwald. Hier erwarten Sie das 43 m hohe Riesenrad, Kinderkarussells und andere interessante Attraktionen. Im Riesenrad kann man nebenbei auch noch die schöne Aussicht auf Berlin und die Umgebung genießen. Auf der Freilichtbühne am Riesenrad treten in den Sommermonaten namhafte Ensembles aus dem In- und Ausland auf.

    Mit dem Pionierpark “Ernst Thälmann” (heute Ernst-Thälmann-Park) entstand im Jahre 1950 auf einer Fläche von 117 Hektar eine großzügig gestaltete Stätte für die Erholung und Freizeitgestaltung der Berliner Kinder. Der Park wurde anlässlich der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten errichtet. Im Park gibt es ein Stadion, einen künstlichen Badesee mit Badestrand, eine Freilichtbühne und ein Puppentheater. Einen besonderen Anziehungspunkt erhielt der Park 1955 mit der Pioniereisenbahn, mit der die Kinder eine lustige Reise durch das ganze Territorium des Parks unternehmen können.

    Im Westen der Stadt ist das größte Erholungsgebiet im Grunewald, östlich der Havel, anzutreffen (3200 ha). Es ist dies der alte Spandauer Forst aus dem 16. Jh., als dies noch kurfürstliches Jagdgebiet war (“Jagdschloss Grunewald”). Im heutigen Grunewald gibt es unzählige Seen, ausgedehnte Wälder sowie ein darin ausgewiesenes Naturschutzgebiet mit der Größe von 111 ha mit Hochmooren und Rückzugsgebiete für Tier- und Pflanzenwelt. Auch der Fluss Havel selber bietet ein enormes Erholungsgebiet mitten in der Großstadt mit Buchten, Bademöglichkeiten, Uferpromenaden, und Wäldern (Wannsee, Nikolassee).

    In Lichterfelde sind zwei Parkanlagen bemerkenswert: der Botanische Garten, der als Forschungs- und Lehrstätte gilt, aber auch der Öffentlichkeit zugänglich ist, und der Lilienthalpark, der für immer mit dem Flugpionier Otto von Lilienthal verbunden ist. Hier im Park wurde ein künstlicher Hügel aufgeworfen, von dem die Gebrüder Lilienthal ihre Flugversuche machten, bei dem der weiteste damals 300 m betrug, bis Otto v. Lilienthal 1896 bei seinen Unternehmungen tödlich abstürzte.

    Eigentlich hat in Berlin fast jeder Bezirk seinen eigenen Park, seine eigene Grünanlage, sein eigenes kleines Erholungsgebiet. Außerdem sind die Parks der früheren königlichen Schlösser jetzt alle öffentlich, so dass auch diese Parkanlagen, wie z. B. von Schloss Charlottenburg, von Schloss Niederschönhausen, und von Friedrichsfelde noch als “grüne Lunge” dazukommen.

    Berlin ist auch als Stadt der Museen bekannt. Nicht von ungefähr heißt der einzigartige Museumskomplex in Berlin, wo sich die bedeutendsten Kunstsammlungen befinden, die “Museumsinsel”.

    Im Bode-Museum, das den Namen des Kunsthistorikers Wilhelm von Bode (1845 - 1929) trägt, sind untergebracht: das Ägyptische Museum, die Pergamonsammlung, die Skulpturensammlung, die Gemäldegalerie, das Museum für Ur- und Frühgeschichte und das Münzkabinett.

    Einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt die Besichtigung des Pergamon-Museums. Es ist das erste Architekturmuseum der Welt. Es beherbergt mehrere bedeutende Sammlungen, so die Antikensammlung, die Ostasiatische Sammlung, das Vorderasiatische Museum, das Islamische Museum und das Museum für Volkskunde. Zur bekanntesten Kostbarkeit des Pergamon-Museums gehört der Altar von Pergamon, der schon im Altertum zu den Weltwundern gezählt wurde. Er wurde von den deutschen Archäologen Schliemann, Dorpfeld und Humann aus den Trümmern der altgriechischen Stadt Pergamon in Kleinasien ausgegraben. Die über zwei Meter hohen Friesplatten des Altars stellen den Kampf der griechischen Götter gegen die Giganten dar, die in diesem Ringen unterlagen. Die Giganten waren Söhne der Erde, der Ge, die sich frevelnd gegen die Herrschaft der olympischen Götter erhoben haben. Es bereitete große Schwierigkeiten, das Monument mit seiner hohen, von einer Säulenhalle umgebenen Plattform im Hauptsaal des Museums aufzustellen.

    Neben dem Pergamon-Altar zählt das Ischtar-Tor, das wichtigste Tor Babylons, und die unter Nebukadnezar (604 bis 562 v.u.Z.) erbaute 300 Meter lange Prozessionsstraße Marduks, des Stadtgottes von Babylon, im Vorderasiatischen Museum zu den weltberühmten Sehenswürdigkeiten in Berlin.

    Im Alten Museum am Lustgarten sind das Kupferstichkabinett und die Kunst des 20. Jahrhunderts untergebracht. Dieses Museum ist das älteste der Berliner Museen. Zu den berühmtesten Exponaten des Ägyptischen Museums in Charlottenburg gehört die bunte Kalksteinbüste einer langhälsigen, einäugigen Schönen, der Königin Nofretete (um 1350 v.u.Z.). Im Märkischen Museum im Köllnischen Park kann sich der Besucher mit der Geschichte Berlins vertraut machen. Das Kunstgewerbemuseum im Köpenicker Schloss zeigt kostbare Möbel, Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie Porzellan- und Textilsammlungen.

    Auch in anderen Teilen der Stadt gibt es Museen, wo die Museumsliebhaber viel Interessantes sehen können.

    Das Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße zählt zu den größten Naturkundemuseen der Welt. Hier sind der Archäopterix, der Urvogel, und das mächtige Skelett des 12 m hohen Brachiosaurus aufgestellt. Trotz seiner Größe — er war so groß wie ein dreistöckiges Haus und lang wie ein LKW mit drei Anhängern — sah der urzeitliche Riese recht friedlich aus. Außer dem Dinosaurier stehen dort afrikanische Steppentiere, Nashörner, Flusspferde und auch Känguruhs. Hier gibt es auch Schmetterlinge, die so groß sind wie ein Zeichenblock. Und wer genügend Zeit hat, kann auch das Postmuseum in der Leipziger Straße besuchen.

    Auch die Theater Berlins haben einen internationalen Ruf. In Berlin gibt es 3 Opernhäuser und über 150 Theater und Bühnen. Das älteste deutsche Opernhaus ist die deutsche Staatsoper, volkstümlich auch Lindenoper genannt, die zu den führenden Opernhäusern der Welt gehört. Das 1883 gegründete Deutsche Theater in der Schumannstraße entwickelte sich unter Otto Brahms Direktion von 1894 — 1904 zur führenden deutschen Spielbühne. Desweiteren gibt es die Deutsche Oper Berlin in Charlottenburg, 191l erbaut, das wichtigste Opernhaus Westberlins vor der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Komische Oper, ehemals Metropoltheater, wurde 1891 erbaut.

    1952 wurde in der ehemaligen Sing-Akademie am Kastanienwäldchen das Maxim-Gorki-Theater gegründet. Der Konzertsaal der Sing-Akademie war wegen seiner ausgezeichneten Akustik in Europa berühmt und diente oft auch anderen Veranstaltungen. Franz Liszt gab hier 1842 Konzerte. Alexander von Humboldt hielt in dem Haus seine berühmten “Kosmosvorlesungen” über physikalische Erdbeschreibungen.

    Für das Schauspiel gibt es viele Stätten der Präsentation in Berlin. Am berühmtesten ist das Berliner Ensemble — das Theater Berthold Brechts am Schiffbauerdamm, das 1949 von Berthold Brecht und Helene Weigel gegründet wurde. Den Zuschauerraum schmückt die Friedenstaube nach Pablo Picasso — das Symbol des Berliner Ensembles. Es gibt jedoch noch weitere Schauspielhäuser: das Renaissance-Theater, der Friedrichstadtpalast in der Friedrichsstraße, das Hebbel-Theater, das Schiller-Theater, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, und natürlich das altehrwürdige Schauspielhaus, von K. F. Schinkel 1818 errichtet. Hier weilte Mozart 1789 bei seiner Aufführung “Entführung aus dem Serail”. Für die leichte Muse, wie Operette oder Musicals, ist das Theater des Westens, ein Bau aus dem Jahre 1895, der geeignete Aufführungsort.

 

    1945 lag Berlin in Schutt und Asche. Die Faschisten wollten bei ihrem Untergang das ganze deutsche Volk mit in den Abrund reißen. Angesichts der vorrückenden sowjetischen Truppen erließ Hitler und seine faschistische Führung einen verbrecherischen Befehl: die rücksichtslose Vernichtung all dessen, was für die Menschen zum Weiterleben nach dem Krieg notwendig war, wie Sprengung aller Brücken, Straßen und Eisenbahnlinien, Zerstörung der Wohnbauten und Fabriken, Vernichtung aller Lebensmittel-, Munitions- und sonstigen Vorräte. Das alles sollte die Befreiung des deutschen Volkes aufhalten, ja unmöglich machen. Die Berliner U-Bahn mit den Zehntausenden deutschen Zivilisten, die dort Zuflucht gefunden hatten, war unter Wasser gesetzt. Hitlers Auffassung gipfelte in den Worten: “Wenn der Krieg verlorengeht, wird auch das deutsche Volk verloren sein. Dieses Schicksal ist unabwendbar”.

    Trümmer, nichts als Trümmer hatten die Nazis von ihrem “Tausendjährigen Reich” hinterlassen. Die meisten Berliner glaubten damals nicht, dass die Stadt je wieder aufblühen könne. Doch Berlin hat sich aus Ruinen wieder erhoben.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 teilten die Siegermächte die Stadt in vier Sektoren; ab 1948 existierten ein Westberlin und ein Ostberlin. Symbolisch für die Teilung war ab 1961 die ‘Berliner Mauer’. Sie fiel am 9. 11. 1989. Am 3. 10. 1990 wurde die Stadt wieder vereinigt. Seitdem ist Berlin wieder die Hauptstadt Deutschlands.

    Für seine besonderen Verdienste um die Erhaltung des Friedens erhielt Berlin 1979 als zweite Stadt der Welt den Ehrennamen “Stadt des Friedens”.

    Berlin ist die größte Industriestadt Deutschlands. Wichtigster Industriezweig ist die Elektroindustrie (35%). Es folgen Nahrungsmittelindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau, chemische Industrie und Konfektion. An sechster Stelle steht der Fremdenverkehr. Die Touristen kommen vor allem der zahlreichen Kultur- und Kunststätten und ihrer Schätze wegen.

 


 Brandenburg

 

    Brandenburg ist das größte der fünf neuen Bundesländer. Das Land umschließt die deutsche Hauptstadt Berlin. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist Brandenburg dünn besiedelt. Zur Besiedlung und zur Urbarmachung des Gebietes hatten die Landesherren seit dem Mittelalter immer wieder Siedler aus verschiedenen deutschen Gegenden ins Land geholt. Dazu kamen aus Frankreich die Hugenotten und aus Salzburg die Evangelischen, die in ihrer Heimat ihren Glauben nicht leben durften. Hier in Brandenburg wurde ihnen Religionsfreiheit garantiert.

   Havel und Spree durchziehen das hügelige Land. Der größte Fluss Brandenburgs ist die Havel, die insgesamt 343 km lang ist.

    Unter den Naturschönheiten des Landes Brandenburg ist der Spreewald eine echte Perle.

    Brandenburg war das Herz des früheren Preußen.

    Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes zählen Land- und Forstwirtschaft. 35 Prozent des Landes sind von Wald (vorwiegend Kiefern) bedeckt. Angebaut werden Roggen und Weizen, Ölfrüchte, Kartoffeln und Zuckerrüben und rings um Berlin sowie im Oderbruch bei Frankfurt (Oder) auch Obst und Gemüse.

    Vor den Toren Berlins liegt die Landeshauptstadt Potsdam. Es liegt in einer reizvollen Wald- und Seenlandschaft an der schiffbaren Havel, südlich von Berlin. Erstmals wird Potsdam als slawische Fischersiedlung “Poztumi” 933 erwähnt.

    Unter König Friedrich Wilhelm I. entwickelte sich Potsdam zu einer Soldatenstadt. Sogar die Bühnenkünstler mussten sich der strengen militärischen Zucht unterwerfen. Sein Nachfolger, der preußische König Friedrich II. wählte Potsdam zu seiner ständigen Residenzstadt. In seiner Regierungszeit entstanden das Schloss und andere Bauwerke von Sanssouci.

    Potsdam ist eine Stadt der Parks und Schlösser. Hauptanziehungspunkt der Stadt ist der etwa 290 ha große Park Sanssouci mit seinen berühmten Schlössern und Anlagen, das Werk von vier Generationen. In diesem Rokokoschloss wollte sich Friedrich II., fernab vom Getriebe der Großstadt Berlin, seinen Lieblingsbeschäftigungen widmen und im engen Kreis bei Musik und geistreicher Unterhaltung Stunden ohne Sorgen verbringen. Sans souci bedeutet auf französisch “sorglos”, “unbeschosst”. Viele Bauten der berühmten Parkanlage, darunter das Stadtschloss, die Bildergalerie, die Fontanenanlagen, die Orangerie, das Chinesische Teehaus, wurden in der Nacht vom 14. zum. 15 April 1945 durch britische Bomben zerstört. Berühmt ist auch das Schloss Charlottenhof im südlichen Teil des Parks von Sassouci.

    Die zweite Parkanlage der Stadt ist der 74 ha große Neue Garten, die Sommerresidenz König Friedrich Wilhelms II. Der berühmte Bau in diesem Park ist das Schloss Cecilienhof. Nach der bedingungslosen Kapitulation des deutschen Faschismus im Jahre 1945 fand hier vom 17. 07. bis 02. 08. 1945 die Konferenz der drei führenden Mächte der Antihitlerkoalition statt, die mit dem Abschluss des Potsdamer Abkommens endete. Das Abkommen bot dem deutschen Volk die Chance einer antifaschistisch-demokratischen Entwicklung. Das entscheidende Ziel der Beschlüsse in Potsdam, denen sich wenige Tage später auch Frankreich anschloss, bestand nun darin, zu sichern, dass nie mehr von deutschem Boden ein Krieg ausgehen könne.

    Die dritte große Parkanlage der Stadt ist der Park Babelsberg. In Babelsberg befindet sich die berühmte Filmgesellschaft “ufa”, das frühere DEFA-Spielfilm-Studio. Der Anfang einer Filmproduktion in Babelsberg geht auf das Jahr 1911 zurück. Die Filmgesellschaft wurde 1917 gegründet.

   Potsdam ist übrigens auch Universitätsstadt. In dieser Stadt hat die heutige Europa-Universität “Viadrina” eine insgesamt 500-jährige Geschichte.

    Industrielle Regionen von Brandenburg sind Eisenhüttenstadt (Stahlproduktion) und Cottbus (Braunkohleforderung). Frankfurt an der Oder weist Elektrotechnik und Gerätebau auf. Südlich von Berlin, in Ludwigsfelde betreibt die Firma Mercedes-Benz ein, LKW-Montagewerk; die geplanten Investitionen belaufen sich auf eine Milliarde DM.

    Für die Zukunft ist der Zusammenschluss von Brandenburg und Berlin zu einem Bundesland mit Potsdam als Hauptstadt geplant.

    Im Land Brandenburg lebten und wirkten viele Leute, deren Namen weit über die Grenzen Deutschlands bekannt sind, unter ihnen der Schriftsteller Theodor Fontane, der Dichter Heinrich von Kleist, die Künstler Max Liebermann und Käthe Kollwitz, die Schriftstellerin Christa Wolf, die Brüder Humboldt, der Physiker Albert Einstein, der Dramatiker Bertolt Brecht.

 


 Die freie Hansestadt Bremen

 

    Bremen ist das kleinste Bundesland Deutschlands. Es besteht aus 2 Städten: Bremen und Bremerhaven.

    Bremen ist der südlichste deutsche Seehafen. Die modernen Hafenanlagen machen Bremen zur zweitgrößten (nach Hamburg) Hafenstadt der BRD. Mehr als 10000 Schiffe verbinden bremische Häfen jährlich mit rund 1000 Häfen in aller Welt. Bremerhaven ist der wichtigste Containerhafen Deutschlands.

    Hamburg nennt man bekanntlich das “Tor zur Welt”, die Bremer nennen ihre Stadt den “Schlüssel zur Welt”.

    787 als Bischofssitz gegründet, blühte Bremen dank Marktprivilegien rasch auf; im 11. Jahrhundert galt es als “Rom des Nordens”. Im späten Mittelalter wurde es neben Hamburg und Lübeck eines der wichtigsten Mitglieder der Hanse, eines Städtebundes, der vom 14. bis 16. Jahrhundert den Handelsverkehr im Nord- und Ostseeraum beherrschte; seit 1646 Freie Stadt. An diese Zeit erinnert noch heute der offizielle Name: die Freie Hansestadt Bremen.

    Bremens Industrie beschränkt sich nicht auf Schiffahrt und Schiffsbau; in der Stadt entwickelte sich zusätzlich eine leistungsfähige Flugzeug- und Raumfahrtindustrie. Bremerhaven ist auch das Zentrum der deutschen Polarforschung.

    Die Touristen haben in Bremen viel zu sehen. Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten sind die Universität, das Rathaus, der berühmte 5,4 m hohe Roland mit Schwert und Schild auf dem malerischen Marktplatz vor dem Rathaus. Der Sage nach wird Bremen so lange bestehen, wie der Roland vor dem Rathaus Wache hält. Er wurde 1404 als Sinnbild der Unabhängigkeit der freien Hansestadt errichtet.

    Die große Halle im Alten Rathaus ist eine der schönsten Festräume Deutschlands.

    Das bekannteste Wahrzeichen Bremens sind wohl die Bronzefiguren der berühmten Bremer Stadtmusikanten von Gerhard Marcks (1953) vor dem Rathaus. Diese Märchengestalten der Brüder Grimm — den Esel, den Hund, die Katze und den Hahn — kann man in Bremen überall sehen: in den Schaufenstern der Geschäfte und auf den Schildern der Cafés und Restaurants.

    Zu den bedeutendsten Museen des Stadtstaates zählen das Nordseemuseum, das Morgenstern-Museum und das Schiffahrtsmuseum.

    Auch der Zoo am Meer zieht jährlich mehrere hunderttausend Besucher an.

 


 Die freie Hansestadt Hamburg

 

    Hamburg ist ein Stadtstaat, d. h. es ist nicht nur eine Stadt, sondern auch ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Der Hamburger Bürgermeister ist gleichzeitig einer von den sechzehn Ministerpräsidenten der BRD.

    Als Bundesland gehört Hamburg zu den kleinsten (nur Bremen ist noch kleiner), aber als Stadt ist Hamburg die zweitgrößte Stadt Deutschlands (nach Berlin) und der wichtigste Seehafen Deutschlands.

    Obwohl Hamburg die größte Industriestadt der Bundesrepublik ist, bestimmen nicht die Fabriken, sondern die Schiffswerften das gesamte Bild dieser Stadt. Der Schiffsbau spielt in Hamburg die vorrangige Rolle unter den Industriezweigen. Unter den Zulieferindustrien, die für die Werften arbeiten, steht der Maschinenbau an erster Stelle.

    Dank der günstigen Lage wurde die Stadt zum “Tor der Welt”. Hamburg ist eine Hafenstadt von Weltbedeutung. Die Stadt ist mit 1100 Häfen der Erde verbunden.

    Hamburg genießt in der Welt den Ruf eines “schnellen Hafens”, in dem die Waren ohne Verzögerung umschlagen werden. Jährlich laufen hier rund 29000 Schiffe ein und aus. Sie bringen Getreide, Baumwolle, Öl, Erz usw. und nehmen fertige Industrieprodukte wieder mit, z. B. Maschinen und Autos. Ein großer Teil des deutschen Exports geht über Hamburg.

    Die Stadt liegt an der Elbe, 110 Kilometer von der Nordsee entfernt. “HH” auf dem Autokennzeichen bedeutet “Hansestadt Hamburg”. Die Hanse war ein Städtebund, der die Interessen seiner Kaufleute schützte. Diese Handelsgemeinschaft hatte Niederlassungen in vielen europäischen Städten. Schon im Mittelalter war Hamburg ein bedeutendes Wirtschafts- und Handelszentrum. Auch Bremen (HB) und Lübeck (HL) heißen heute noch Hansestädte.

    Die Stadt hat eine sehr alte Geschichte. Die erste Erwähnung von Hamburg gehört zum 9. Jahrhundert. Um das Jahr 825 wurde auf dem Elbufer die Festung errichtet, die nach der umliegenden Waldung (Hamme) “Hamma-Burg” hieß. Die Befestigung lag auf einer Anhöhe zwischen Elbe und Alter, und die ersten Hamburger waren Fischer. Einige Jahre später gründete man das Bistum Hamburg. Etwas später wurde neben der Altstadt eine Neustadt gegründet, wo Kaufleute, Fischer und Schiffsbauer lebten. 1215 schlossen sich die Alt- und Neustadt zusammen. Hamburg begann sich schnell als Handelsstadt zu entwickeln.

    Einen wichtigen Abschnitt der Geschichte Hamburgs bildete seine Mitgliedschaft im Hansebund, dessen Blütezeit in das 14. und einen Teil des 15. Jahrhunderts fällt. Der Handel der Hamburger Hanseaten brachte der Stadt große Reichtümer, aber wiederholt musste die Stadt zur Sicherung ihrer Schiffahrt Seeräuber bekämpfen. Verwegene Piraten der Ost- und Nordsee, die Vitalienbrüder, mit ihrem Anführer Klaus Störtebeker, kaperten viele Hamburger Schiffe, die reich mit Roggen, Bier, Wein, flandrischen Tuchen, irischem Leinen, Wachs, Öl und Honig beladen waren.

    Die Hamburger Patrizier führten gegen Störtebekers Piraten einen regelrechten Krieg. Im Frühjahr 1401 wurde Störtebeker von der Flotte der Hamburger Patrizier aufgespürt und in der Seeschlacht bei Helgoland nach blutigem Handgemenge überwältigt. In Hamburg wurden Störtebeker und andere Vitalienbrüder zur Hinrichtung durch das Schwert verurteilt. Das Flaggschiff der Hamburger Patrizierflotte hieß “Die bunte Kuh”. Als Erinnerung an den “großen” Sieg der Patrizier über Störtebeker wird der Name des Schiffes heute für verschiedene Zwecke gebraucht: so heißen in Hamburg einige Restaurants, das winzige Modell des Schiffes verkauft man als Souvenirs usw.

    Im 14. Jahrhundert wurde Hamburg zum wichtigen Umschlagplatz der Hanse zwischen dem Nordsee- und Ostseeraum.

    1556 gründete die Handelsgesellschaft in Hamburg die erste Börse in Deutschland. Die Gründung der Börse bedeutete für die Stadt einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung. Gleichzeitig beginnt der kulturelle Aufschwung der Stadt.

    Hamburg war im 18. Jahrhundert ein großes Kulturzentrum. 1678 wurde in der Stadt die erste deutsche Oper gegründet. Das Hamburger Nationaltheater, das 1767 gegründet wurde, lud Lessing als Dramatiker nach Hamburg ein. Auch die Dichter des “Sturm und Drang” suchten in Hamburg Schutz vor der preußischen Zensur. In der Zeit der Reaktion im 19. Jahrhundert verlegte der Hamburger Julius Campe die Schriften Heinrich Heines und anderer “aufrührerischer” Schriftsteller des “Jungen Deutschland”.

    1762 wurde die Hauptkirche der Stadt, Sankt Michaelis, errichtet. Mit ihrem 132 m hohen Turm ist sie das beliebte Wahrzeichen von Hamburg. Sie wird von den Hamburgern “Großer Michel” genannt.

    Mit ihren zahlreichen Parks, Grünanlagen und Wiesen zählt man diese Hafenstadt zu den grünsten Großstädten der BRD. Zu den 120 Parkanlagen kommen mehr als 200000 Straßenbäume hinzu.

    In Hamburg gibt es auch eine U-Bahn mit einem 450 m langen Tunnel unter der Erde.

    Auch im Guiness-Buch der Rekorde ist Hamburg vertreten als die Stadt mit den meisten Brücken in Europa — gibt es hier doch mehr Brücken als in Venedig, Amsterdam und London zusammen.

    Zahlreiche Museen und Theater, die Staatsoper, die Universität, die Musik- und Kunsthochschulen machen Hamburg zu einem bedeutenden Kulturzentrum. Zu den bedeutendsten Hamburger Museen gehören das Museum für Kunst und Gewerbe, die Hamburger Kunsthalle und das Museum für Hamburgische Geschichte. Wenn man wissen will, wie ein Eskimo-Zelt aussieht oder ein Boot aus Indonesien, dann muss man in das Völkerkundemuseum gehen.

    Hamburg ist auch eine wichtige Pressestadt, wo sich die größten Zeitschriftenverlage befinden. Hamburger Zeitungen und Zeitschriften liest man überall in der Bundesrepublik. Am bekanntesten sind die “Bild-Zeitung”, die “Zeit”, der “Stern”, der “Spiegel” und “Hör zu”. An der deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenauflage haben Hamburger Publikationen einen Anteil von über 50 Prozent. Hier ist auch der Sitz der Deutschen Presse-Agentur (dpa), bedeutender Fernseh- und Hörfunkanstalten und Studios (NDR, Studio Hamburg). Hamburg ist auch das deutsche Produktionszentrum für CD’s, Musikcassetten und Schallplatten.

    Im 19. und 20. Jahrhundert war Hamburg auch ein Zentrum der deutschen Arbeiterbewegung. Hamburg ist die Heimatstadt Ernst Thälmanns, des großen Führers der deutschen Arbeiterklasse. Hier verbrachte er seine Jugend und kam auch später hierher zurück. Er organisierte und leitete in der Stadt den revolutionären Kampf der Arbeiter für ihre Rechte. In dem Haus, wo Thälmann wohnte, befindet sich heute das Thälmann-Museum.

    Ein berühmter Sohn Hamburgs ist der Komponist Johannes Brahms (1833-1897); auch Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 in Hamburg geboren) ist eng mit der Elbestadt verbunden.

 

 Hessen

 

    Das Bundesland Hessen liegt in der Mitte Deutschlands und ist das waldreichste Land Deutschlands. Zirka 40 Prozent der gesamten Fläche Hessens sind von Wald bedeckt.

    In keinem anderen Bundesland, nicht einmal in einer anderen Region Europas, ist die Häufung von Kur- und Badeorten mit Mineralquellen so groß wie in Hessen. Der berühmteste Kurort ist die Landeshauptstadt Wiesbaden. Sie hat viele Quellen, darunter Thermalquellen mit 65 Grad warmem Wasser. Schon die Römer hatten vor 2000 Jahren hier ihre Bäder angelegt und nutzten die Kräfte dieser Heilquellen. Die Bäder der Stadt und der Umgebung zogen immer bedeutende Persönlichkeiten an. Goethe weilte wiederholt zur Kur in dem “heilsamen Wiesbade”.

    In den Jahren 1862, 1863 und 1865 wohnte in Wiesbaden der russische Schriftsteller F. M. Dostojewski und arbeitete an seinem Roman “Der Spieler”. Der russische Lyriker F. I. Tjuttschew besuchte Wiesbaden im Jahre 1862. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts weilte auch der russische Dichter N. A. Nekrassow in Wiesbaden und arbeitete hier an seinem Hauptwerk, dem Versepos “Wer lebt glücklich in Russland?”. Um die Tochter von A. S. Puschkin (die Gräfin N. A. Merinberg) zu besuchen, kam I. S. Turgenjew im Jahre 1876 nach Wiesbaden.

    Frankfurt am Main gilt als Finanzmetropole und allgemein anerkanntes Bankzentrum der Welt. Hier befindet sich die wichtigste deutsche Börse, und hier gibt es über 300 in- und ausländische Banken.

    In Hessen treffen sich Autobahnen, Eisenbahnen und Schiffahrtswege, und der Frankfurter Flughafen ist eine Drehscheibe des europäischen Luftverkehrs. AlIe 3 Minuten starten oder landen dort Flugzeuge aus aller Welt. Die Stadt besitzt einen der größten Flughäfen Europas. In der Umgebung der Stadt befinden sich die riesigen Opelwerke (die Autowerke), sowie der große Chemiekonzern Hoechst, dessen Fabriken Medikamente und Farben erzeugen.

    Außerdem ist Frankfurt das Zentrum des deutschen Buchhandels. Sehr viele Buchverlage gibt es hier, und jedes Jahr findet die große Internationale Buchmesse statt. Hier erscheint die führende Tageszeitung der BRD — Die Frankfurter Allgemeine, kurz die FAZ. In der Stadt finden jährlich internationale Messen statt. Bereits um 1500 fand hier die erste deutsche Buchmesse statt. Die Frankfurter Buchmesse ist heute eine der größten Messen der Welt.

    Alle zwei Jahre finden in Frankfurt Internationale Automobilausstellungen (IAA) statt.

    Frankfurt wurde zuerst 794 als königliche Pfalz erwähnt und 896 als Hauptstadt des ostfränkischen Reichs bezeichnet. Seit der Hohenstaufenzeit erfolgte hier die Wahl der deutschen Könige, seit 1562 die Krönung der Kaiser.

    1816-1866 war Frankfurt Sitz des Bundestages. 1848/49 tagte in der Frankfurter Paulskirche die erste deutsche Nationalversammlung, das erste demokratisch legitimierte deutsche Parlament, das jedoch an der Macht der in Deutschland herrschenden Fürsten scheiterte. Heute werden hier der Goethe-Preis der Stadt Frankfurt und alljährlich der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen.

    Während des zweiten Weltkrieges wurde Frankfurt auf das schwerste getroffen. Doch die Stadt wurde wieder aufgebaut. Beinahe wäre sie sogar deutsche Hauptstadt geworden!

    Heute bestimmen zahlreiche moderne Häuser das Stadtbild. Die Stadt ist sehr modern, sie hat viele Wolkenkratzer, und deshalb nennt man Frankfurt auch “Main-Manhatten”. Manche sprechen auch vom ‘deutschen Chicago’ — und nicht nur wegen der vielen Wolkenkratzer!

    Frankfurt ist aber nicht nur Handels- und Verkehrszentrum. Bei einem Spaziergang durch die Stadt gibt es auch viel zu sehen. Über 30 Museen, darunter ein großes naturkundliches Museum, der berühmte Dom, das Rathaus mit seiner historischen Häuserfront, die Paulskirche, der Zoo mit rund 6000 Tieren warten auf interessierte Besucher.

    Frankfurt/M ist die Geburtsstadt Johann Wolfgang Goethes. Das nach den alten Plänen 1946-51 völlig neuerbaute Goethehaus am großen Hirschgraben, in dem der große Dichter geboren wurde und seine Jugendjahre verlebte, ist heute ein Museum. Der Goethe-Preis, der seit 1927 von der Stadt verliehen wird und mit 50000 Mark dotiert wird, soll an den bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller erinnern.

    Bekannt ist der Frankfurter Zoo durch seine seltenen Tiere und sein einzigartiges Exotarium, in dem die Tiere (Pinguine, Reptilien, Vögel usw.) in ihrer natürlichen Umgebung leben können.

    In Hanau wurden die Brüder Grimm geboren. Wir können hier das Nationaldenkmal der Brüder Grimm sehen. Die großen Sprachwissenschaftler und Märchenerzähler lebten längere Zeit in Kassel, und die meisten Märchen sind in der Umgebung dieser Stadt gesammelt worden. Wenn man nach Kassel kommt, sollte man unbedingt das Brüder-Grimm-Museum besuchen.

    Der Stolz der mittelalterlichen Stadt Marburg ist die Philipp-Universität, die erste protestantische Universität, die 1527 vom Landgrafen Philipp gegründet wurde. Studenten dieser Universität waren die Sprachforscher Jakob und Wilhelm Grimm und Konrad Duden, die Dichter Clemens und Bethina von Brentano. Der große russische Gelehrte, Denker und Dichter Michail Lomonossow studierte hier von 1736 bis 1739 und heiratete die Marburger Bürgerstochter Elisabeth Zilch. Die Gedenktafel für M. Lomonossow erinnert an die Marburger Studienjahre des großen Gelehrten. Auch Boris Pasternak, russischer Dichter, Nobelpreisträger für Literatur 1958, studierte an der Philipp-Universität von 1912 bis 1914 und heiratete eine Marburgerin. 1922 besuchte er die Stadt noch einmal. Mehrere seiner Gedichte und Erzählungen sind Marburg gewidmet.

    Die Stadt Wetzlar ist durch optische Industrie bekannt.

    Das alte Volkstum hat sich in Hessen in manchen Bräuchen und Trachten erhalten. In der Schwalm gehört die Tracht noch immer zur alltäglichen Bekleidung der ländlichen Bevölkerung. Auch in der Gegend um Schlitz, im Vogelsberg und in Waldeck trifft man zuweilen schöne Trachten.

 

 Mecklenburg-Vorpommern

 

    Mecklenburg-Vorpommern, im Nordosten Deutschlands gelegen, ist bekannt für seine landschaftliche Schönheit und seine unzerstörte Natur. Das “Land der tausend Seen” nennt man Mecklenburg-Vorpommern. Mecklenburgs größter See und gleichzeitig der zweitgrößte deutsche See ist die Müritz. Sie ist 117 km2 groß und bis 33 m tief. Sie liegt inmitten des bekanntesten Naherholungsgebietes des Landes, der Mecklenburgischen Seenplatte, die aus über 650 Seen besteht.

    Mecklenburg-Vorpommern ist kein reiches Land: Es hat keine Bodenschätze und kaum Industrie. Doch seine märchenhaft schöne Landschaft macht es zu einem einmaligen Erholungsparadies. Zahlreiche Badeorte ziehen jährlich viele Touristen an. Die Seebäder an der Küste und die Inseln Rügen, Hiddensee und Usedom sind beliebte Urlaubsziele.

    Kein Land ist so dünn besiedelt, wie Mecklenburg-Vorpommern. Selten begegnen wir Menschen... In der unberührten Natur leben noch wilde Schwäne. Wasser und Weiden so weit das Auge reicht. Wohin man auch geht, immer gelangt man an einen der zahllosen Seen. Wer genug Zeit hat, kann mit dem Boot von einem Ende der Seenplatte zum anderen fahren. Überall führen Wasserwege durchs Land. Deshalb haben viele Mecklenburger ihr Boot in der Garage, im Bootshaus liegen. Leuchttürme an der Küste warnen die Seefahrer vor Gefahren und markieren die Hafeneinfahrten. Auf der Insel Hiddensee gibt es schon seit 1306 einen Leuchtturm.

    Die Schönheit des deutschen Nordens wurde von der Romantik entdeckt. Der in Greifwald geborene Maler Caspar David Friedrich hat diese Landschaft gemalt. Wie keinem anderen ist es ihm gelungen, den atmosphärischen Zauber der norddeutschen Natur einzufangen.

    Mecklenburg und Vorpommern werden oft als “Freilicht-Museum” bezeichnet: Die Klosterruine von Eldena wurde durch die Gemälde von Caspar David Friedrich berühmt.

    Die Natur ist eine der größten Kostbarkeiten des Landes. Jahr für Jahr fahren unzählige Urlauber hierher. Die lange Küste und die vielen Seen machen das Land zu einem wichtigen Feriengebiet der Zukunft. Zu den attraktivsten Naturschönheiten gehört die größte deutsche Insel Rügen.

    Schon immer hat Rügen viele Menschen angezogen. Der Maler Philipp Otto Runge, Adalbert von Chamisso und Wilhelm von Humboldt schwärmten von Rügen. Der romantische Maler Caspar David Friedrich malte sein berühmtes Bild “Kreidefelsen” hier, und Johannes Brahms vollendete in Saßnitz seine Erste Sinfonie in c-moll.

    Viele der Künstler kamen als Gäste und Urlauber nach Mecklenburg und Vorpommern. Der Schriftsteller und Dramatiker Gerhard Hauptmann verbrachte seine letzten Jahre auf Rügens Nachbarinsel Hiddensee. Seinem Wunsch entsprechend liegt er auch hier begraben. Die Einsamkeit dieser Insel zog besonders Dichter, Musiker und Schauspieler magisch an. Auch heute liegt Hiddensee noch fast unberührt da. Keine privaten Autos und Motorräder dürfen auf der Insel fahren. So muss man zu Fuß die vielen Schönheiten der Insel erkunden.

    Mecklenburg-Vorpommern hat wenig Industrie. Schiffbau, Seehandel, Fischerei und Tourismus prägen die Küstenregion. Es war immer ein Agrarland und wurde früher das ‘Land der Schlösser und Katen’ genannt. Auf den vorwiegend leichten, sandigen Böden gedeihen vor allem Raps, Getreide und Kartoffeln.

    Die Pferdeliebe hat in Mecklenburg eine alte Tradition. In mehreren Gestüten werden Pferde gezüchtet. Man kann hier reiten lernen oder mit Kutschen ausfahren. Sogar Ortsnamen weisen auf die Pferdehaltung hin, wie z. B. das Dorf Stuthof.

    In Güstrow steht eine der größten und modernsten Zuckerfabriken Europas. Von 1910 bis 1938 lebte hier der von den Faschisten geachtete Bildhauer, Grafiker und Dichter Ernst Barlach und schuf hier bis zu seinem Tode (1938) Bildwerke von ergreifender Humanität.

    Zum kulturellen Erbe des Landes gehören die zwei alten Universitäten: in Rostock und Greifswald.

    Die größte Stadt des Landes ist die Hansestadt Rostock. Als Mitglied der Hanse (einem norddeutschen Städtebund) erlebte Rostock im 14. und 15. Jahrhundert die Blütezeit eines florierenden Handels, der der Stadt gut 300 Jahre lang Reichtum und Wohlstand brachte. Rostock war sogar in der Lage, einige umliegende Dörfer und Ländereien zu kaufen und öffnete im Jahre 1418 eine der ältesten deutschen Universitäten.

    Angesichts dieser Traditionen ist es nun verständlich, dass viele Rostocker 1990 wünschten, dass ihre Stadt Hauptstadt des neu gebildeten Landes Mecklenburg-Vorpommern werden wurde. Im wochenlangen zähen Ringen unterlag Rostock schließlich doch der alten und neuen Landeshauptstadt Schwerin.

    Rostock ist heute eine moderne Industrie- und Hafenstadt, die durch ihren leistungsfähigen Überseehafen weltweit bekannt geworden ist. Sie ist des weiteren Standort zahlreicher Betriebe des Schiffbaus, der Fischwirtschaft, wissenschaftlicher und kultureller Institutionen. Im Stadtteil Warnemünde, direkt an der Ostseeküste gelegen, erholen sich im Sommer Tausende von Touristen.

    Außer den überfüllten Stränden hat Rostock seinen Besuchern jedoch noch einige andere Sehenswürdigkeiten zu bieten. So zum Beispiel die Marienkirche mit einer astronomischen Uhr aus dem 15. Jahrhundert im Zentrum der Stadt, ein Schiffahrtsmuseum, einen zoologischen Garten und anderes mehr.

    Die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern ist Schwerin. Das Schweriner Schloss auf einer Insel im Schweriner See gilt als eines der schönsten Bauwerke des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Heute ist es Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern. Unweit des Schlosses, am ehemaligen Paradeplatz “Alter Garten”, erheben sich zwei besonders repräsentative Gebäude: das mecklenburgische Staatstheater, an dem einst die erste Schauspielschule Deutschlands gegründet wurde, und das staatliche Museum mit seiner großartigen Sammlung holländischer und flämischer Malerei des 17. Jahrhunderts. Besonderer Anziehungspunkt für viele Besucher ist der gotische Dom mit seiner mehr als 100-jährigen Ladegastorgel.

    Eine der Eigentümlichkeiten des Landes Mecklenburg—Vorpommern ist die hiesige Sprache — das Niederdeutsch (Plattdeutsch). Dieses Dialekt ist eigenartig und die Berliner oder Münchener verstehen die Mecklenburger nicht. Fritz Reuter beschrieb seinerzeit Land und Leute sehr realistisch und erhob dabei Plattdeutsch zur Literatursprache.

    Ein mecklenburgisches Märchen kann man das Leben Heinrich Schliemanns (1822-1890) nennen. Der Pfarrerssohn aus Mecklenburg war als Kaufmann so erfolgreich, dass er seinen Jugendtraum verwirklichen konnte und grub auf eigene Rechnung die Stadt Troja in Kleinasien, die durch Homer bekannt geworden war.

 

 Niedersachsen

 

    Niedersachsen ist das zweitgrößte Bundesland der BRD.

    Fast zwei Drittel der Landesfläche werden landschaftlich genutzt. Niedersachsen weist eine breitgefächerte Ernährungsindustrie auf: Schinken aus dem Oldenburger Land und Honig aus der Lüneburger Heide sind berühmt.

    Hauptstadt von Niedersachsen ist Hannover, eine international bekannte Messestadt. Die alljährlich stattfindende “Hannover-Messe” ist eine der jüngsten in Deutschland, sie wurde 1947 gegründet. Sie hat die größte Messehalle (80000 Quadratmeter) und die größte Parkfläche der Welt (50000 Plätze). Die Messe ist die größte ihrer Art in der Welt. Die zweitgrößte Messe, die CeBit, war ursprünglich nur eine Textilausstellung der Industriemesse. Auf ihr werden Computer verschiedenster Art gezeigt.

    Das beliebteste Verkehrsmittel der Hannoveraner ist das Fahrrad. Die bekanntesten Erfindungen aus Hannover sind die Rechenmaschine (Gottfried Wilhelm Leibniz), das Grammophon (Emil Berliner) und das PAL-Fernsehen (Walter Bruch). Aus Hannover kommt auch der “Hannoveraner”, eine der erfolgreichsten Reitpferderassen.

    Die wichtigsten Industriezweige der Stadt sind der Straßenfahrzeug- und Maschinenbau, die Elektrotechnik und die Lebensmittelindustrie.

    Eine zentrale Rolle im Leben der Stadt spielt der Hauptbahnhof. Mit mehr als 100 Intercity-Zügen am Tag fahren hier mehr Schnellzüge als in jeder anderen Stadt Deutschlands. Auch vor der “Wende” fuhren hier Züge von Paris nach St. Petersburg. Hannover war zu dieser Zeit das Tor zum Osten. Heute liegt es mitten in Deutschland, zwischen West und Ost und zwischen Nord und Süd.

    Im 19. Jh. lebte bei Hannover der Maler und Humorist Wilhelm Busch.

    In der Stadt Wolfsburg befindet sich das berühmte Volkswagenwerk, der zweitgrößte Automobilkonzern der BRD.

    Die Stadt Göttingen ist vor allem durch ihre Universität bekannt. Hier wirkten J. Und W. Grimm, W. Weber, C. F. Gauß und andere bekannte Gelehrte. In Göttingen befinden sich auch die Akademie der Wissenschaften und die Max-Planck-Gesellschaft.

    In Braunschweig werden die bekannten Rollei-Kameras und die Schimmel-Klaviere hergestellt.

    Emden hat den drittgrößten deutschen Nordssehafen. Bedeutende Firmen produzieren hier Schiffe und Personenkraftwagen.

    Celle ist eine der schönsten Fachwerkstädte Deutschlands.

    Die Umgangssprache auf dem Land ist mit Ausnahme der friesischen Inseln das “Platt”, also Niederdeutsch.

 

 Nordrhein-Westfalen

 

    Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Land der BRD. Die Landeshauptstadt ist Düsseldorf.

    Das Ruhrgebiet ist ein Städteband mit rund 7,5 Millionen Einwohnern und das größte europäische Industriegebiet. 31 Großkraftwerke machen es zum Energiezentrum Deutschlands.

    Nordrhein-Westfalen war einmal reich an Bodenschätzen. Die Erschließung und Förderung der Steinkohlvorkommen im Ruhrgebiet, der Braunkohlvorkommen in der Region Aachen, der Eisenerzvorkommen im Siegerland haben vor vielen Jahrhunderten eine blühende Industrie der Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung, der Stahlerzeugung und der Stahlverarbeitung begründet. “Region der tausend Feuer” hieß das Ruhrgebiet damals. Die Hochöfen und die rauchenden Fabrikschlotte waren die Symbole einer blühenden Wirtschaft. Auch die Chemieindustrie (Leverkusen) spielte in NRW eine wichtige Rolle. Als Reiseziel oder gar Erholungsgebiet hat man das Ruhrgebiet damals weniger gesehen. Wer hierher fuhr, bekam allenfalls Husten vor der schmutzigen Luft. Doch der Wirtschaftswandel hat vieles verändert. Sicher: Diese Region ist immer noch der verstädterte Kernraum des nordrheinisch-westfälischen Industriegebietes. Aber die alten Industrien sieht man hier kaum mehr. Vom “Kohlenpott” spricht heute niemand mehr. Eine Forderung aus den sechziger Jahren: “Blauer Himmel über der Ruhr” ist seit langem erfüllt. Heute wird die Industriebrache zwischen Dortmund und Duisburg zum Landschaftspark umgestaltet. Im “Ruhrpott”, wie die Region von ihren Bewohnern liebevoll genannt wird, werden stillgelegte Zechen für Freizeit und Sport genutzt.

    Es ist unmöglich, alle bedeutenden Städte aufzuzählen.

    Die größte deutsche Stadt am Mittelrhein ist Köln. Es ist eine uralte Universitäts-, Messe- und Hafenstadt. Köln ist von allen Großstädten Deutschlands die älteste. Man nennt es Rom des Nordens, weil es die Römer waren, die das erste Kapitel der Kölner Geschichte schrieben. Die Stadt wurde im l. Jahrhundert von Römern gegründet. In Köln gibt es viele romantische Kirchen, Glockentürme, Brücken, Museen.

    Im historischen Stadtkern sind der Römerturm und die Mauerreste aus der Römerzeit erhalten. Außer den Ruinen (“Kaiserpalast”, “Römerturm”) sind aus der römischen Zeit Mosaiken, Grabdenkmäler und Handwerkerzeugnisse erhalten. Den Spuren der Römer begegnet der Besucher wie in kaum einer anderen Stadt auf Schritt und Tritt. Zahlreiche Reste der Bauten aus der Römerzeit sind nicht nur in den Straßen Kölns, sondern auch im Römisch-Germanischen Museum zu bewundern.

    Dreimal in seiner Geschichte war Köln die Weltstadt: in der Antike, im Mittelalter und heute. Im Mittelalter war das “heilige Köln”, wie es damals hieß, neben Mainz der kirchliche Mittelpunkt ganz Deutschlands.

    Die bekannteste Sehenswürdigkeit und das Wahrzeichen der Stadt ist der Kölner Dom, ein Wunderwerk gotischer Architektur. Die Hohe Domkirche St. Peter und St. Maria — so lautet der offizielle Name der größten und wohl auch berühmtesten Kathedrale Deutschlands. Aber tatsächlich kennt sie jedermann schlicht unter “Kölner Dom”. Schon im Mittelalter war Köln ein Anziehungspunkt für christliche Wallfahrer. Denn seit 1164 hütet das Erzbistum eine der kostbarsten Reliquien der Christenheit: die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Um der Reliquie einen würdigen Rahmen zu geben, wurde der alte Dom abgerissen und seit 1248 eine Kathedrale nach französischem Vorbild gebaut. Doch das kühne architektonische Werk stockte halb fertig im Jahre 1560. Erst 1880 wurde der Dom nach Jahrhunderten der Pause fertiggestellt. Damals war es das höchste Bauwerk der Erde. Auch heute überragen die 157 m hohen Türme noch immer die Stadt. Der Dom enthält so viele Glasflächen, dass man seinen Fußboden zweimal damit bedecken könne. 1997 setzte die UNESCO den Kölner Dom auf die Liste der Weltkulturgüter. Die durchschnittliche Zahl der Besucher überschreitet 18000 Menschen pro Tag.

    Keine hundert Meter vom Dom entfernt befindet sich das Dombauarchiv. Zwischen all dem Nippes und den hochwertigen Souvenirs, von deren Verkauf natürlich auch die Dombauverwaltung profitiert, gibt es eine kleine Kostbarkeit, ein Souvenir für die Ohren — nämlich eine CD-Aufnahme sämtlicher Domglocken, auf der auch die 24 Tonnen schwere Petersglocke ertönt, oder — wie die Kölner sagen — der “Dicke Pitter”. Das tiefe C dieser Glocke ertönt nur selten im Jahr, jeweils am Vorabend großer kirchlicher Feste.

    Eine der Sehenswürdigkeiten von Köln ist die Severinsbrücke, eine moderne 691 m lange Hängebrücke, die nur von einem einzigen, 70 m hohen, A-förmigen Pylon gehalten wird.

    Auch der Botanische Garten mit empfindlichen tropischen Pflanzen und der riesengroße Zoo mit interessanter Vogelabteilung ziehen viele Touristen an.

    Zu den bekannten Museen der Stadt zählen das Römisch-Germanische Museum, dessen Sammlungen in die römische Vergangenheit Kölns führen, und das Afga-Foto-Historama (etwa 12000 Fotografien, 20000 Kameras und Fotogeräte), eine der bedeutendsten Sammlungen zu Geschichte der Fotografie. Was die moderne Kunst anbetrifft, so ist sie im Museum Ludwig gesammelt, das seinen Namen zu Ehren der Mäzene Peter und Irene Ludwig bekommen hat, deren Mäzentatentum Köln die Gründung des Museums verdankt und die der Stadt das erste Bild schenkten.

    Weltberühmt sind die kölnischen Duftwasser (“Kölnische Wasser”, französisch Eau de Cologne). Ihre Herstellung hat die Stadt dem italienischen Chemiker Johann-Maria Ferina zu verdanken, der sich 1709 in Köln ansiedelte.

    Man sagt, Köln haben die drei “K” berühmt gemacht: Kirchen, Kneipen, Karneval. Am Rosenmontag findet hier der größte Karneval Europas statt. 7000 Menschen ziehen in bunten Kleidungen durch die Stadt (davon sind 3000 Musiker), und an den Straßen stehen 700000 Zuschauer.

    In der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich hier die Arbeiterbewegung. Hier trafen sich 1848 Karl Marx und Friedrich Engels. Sie gründeten die “Rheinische Zeitung” und später die “Neue Rheinische Zeitung” (Marx wurde zum Chefredakteur) und leiteten von hier aus den Kampf des deutschen Proletariats während der Revolution von 1848.

    Die Charakteristik der Stadt wird nicht vollständig sein, wenn man auch große Industriekomplexe nicht erwähnt: Metallverarbeitung (Autos und Metallkabel), chemische Fabriken (Kautschuk), Erdölchemie und Arzneimittelindustrie. Ganz besonders verstehen sich die Kölner auf die Herstellung von Kosmetikartikeln und Schokoladenwaren.

    Nicht zufällig ist eines der populärsten Museen der Stadt das Schokoladenmuseum, wo man nicht nur alle Etappen der Entstehung der schmackhaften Produktion und die Geschichte ihrer Entwicklung verfolgen kann, sondern auch im Geschäft die verschiedensten Süßwaren für jeden möglichen Geschmack kaufen.

    Aachen besitzt Heilquellen, die seit dem Altertum bekannt sind und von Karl dem Großen besucht wurden.

    Bonn, die ehemalige Hauptstadt der BRD, wurde im 12. Jahrhundert als römische Festung gegründet. Von 1749 bis 1814 gehörte Bonn zu Frankreich. Längere Zeit blieb Bonn ein stilles Provinzstädtchen mit nur wenigen industriellen Kleinbetrieben. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde Bonn zu einer Großstadt und zum politischen Zentrum Deutschlands. Wegen seines provinziellen Charakters wurde es ironisch als “Bundeshauptdorf” bezeichnet.

    In der Stadt gibt es viele Museen, Bibliotheken, eine Universität. Die bekanntesten Studenten der Bonner Universität waren Karl Marx und Heinrich Heine. Das Rheinische Museum in Bonn ist eines der bedeutendsten Museen des Rheinlandes.

    Der berühmteste Sohn der Stadt ist Ludwig van Beethoven. In seinem Geburtshaus in der Bonngasse 20 kann man sein Archiv sehen. An den großen Komponisten erinnert auch das Beethoven-Denkmal auf dem Münster Platz.

    Düsseldorf, die Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen, ist die Heimatstadt von Heinrich Heine. Auf dem Napoleonsberg im Stadtpark steht das Denkmal für den berühmten Dichter, den größten Sohn der Stadt. Das Geburtshaus von Heine befindet sich in der Altstadt, Bolkerstraße 53.

    Das Goethe-Museum der Stadt Düsseldorf enthält Manuskripte, Stiche und Autographen von Goethe, Erstausgaben seiner Werke sowie Gemälde und Büsten des Dichters.

    NRW ist auch ein Land der Hochschulen: Acht Universitäten, z. B. in Bonn, Köln, Düsseldorf, Bochum, Münster, die Fernuniversität in Hagen, sechs Gesamthochschulen, z. B. in Siegen, Wuppertal, Paderborn, die Deutsche Sporthochschule in Köln, die Volkwang-Hochschule für Musik, Theater und Tanz in Essen legten und legen Tausenden von Studenten und Studentinnen aus aller Welt die Grundlagen für ihre beruflichen Laufbahnen.

    Die alte und junge Stadt Wuppertal ist die Heimatstadt von Friedrich Engels. Die dankbaren Nachkömmlinge und mutigen Nachfolger von Friedrich Engels in der BRD errichteten ihm im Jahre 1976 in seiner Heimatstadt ein Denkmal.

    Der Zoologische Garten im bergischen Wuppertal ist einer der landschaftlich reizvollsten Tiergarten Deutschlands und entsprechend beliebt. Tausende strömen an schönen Wochenenden in den Wuppertaler Zoo, um sich dort die Tier- und Pflanzenwelt anzusehen. Bekannte Tiere, wie den Wolf, die Menschenaffen, aber auch seltene Arten, wie die Vierhornschafe, deren Männchen vier kräftige Hörner haben.

    Jeder weiß, dass Tiere im Zoo anders leben, als Tiere in freier Wildbahn. Die Tiere im Zoo haben nicht so viel zu tun wie ihre wilden Artgenossen. Der Zoo sucht deshalb nach anderen Möglichkeiten, um die Tiere bei Laune zu halten, zum Beispiel mit Spielen bei der Fütterung. Bei den Menschenaffen wird mal eine Rosine in einen Bambusstock gesteckt und dann mit Engelsgeduld suchen die sich die Rosine da raus. Bei den Elefanten wird hier und da eine Erdnuss versteckt. Das kann Stunden dauern, aber sie finden sie irgendwann. Das ist eben eine Art, wie man den Tieren im Zoo auch das Leben so unterhaltsam wie möglich zu gestalten versucht.

    In der Ruhrstadt Essen war im Mai 1968, am 150. Geburtstag von Karl Marx, die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) gegründet worden. Am 12. /13. April 1969 fand in Essen der 1. Parteitag der neukonstituierten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) statt.

    Im Juni 1974 wurde in der BRD die mit der DKP befreundete sozialistische Kinderorganisation “Junge Pioniere” gegründet. Seit jener Zeit entstanden überall in dem Lande Hunderte Gruppen der Jungen Pioniere, die rote Halstücher tragen. Seit Juni 1975 hat die Organisation die eigene Zeitung “Willibald”.

    Westfalen ist bekannt für sein dunkles Bauernbrot aus Roggenmehl mit dem merkwürdigen Namen “Pumpernickel” und für seinen guten Schinken.

 


 Rheinland-Pfalz

 

    Zählte das Land nach seiner Gründung zu den ärmeren Gebieten, so ist es heute das Land mit der höchsten Exportrate und Sitz des größten Chemiewerks in Europa, der BASF in Ludwigshafen, sowie der größten europäischen Rundfunkanstalt, des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) in Mainz.

    Städte wie Worms, Trier und die Landeshauptstadt Mainz zeugen von der über 2000-jährigen Kulturgeschichte dieser Region.

    Rheinland-Pfalz, das Land im Südwesten der Bundesrepublik, liegt im Zentrum des Rheinischen Schiefergebirges. Zu den schönsten Landschaften Deutschlands, ja der Welt, zählt das sagenumwobene, burgengeschmückte, von zahllosen Dichtern, Malern und Musikern verklärte Rheintal zwischen Bingen und Bonn. Heinrich Heine, Clemens Brentano, Achim von Arnim, Victor Hugo, Richard Wagner sind die wohl bekanntesten Künstler des vergangenen Jahrhunderts, die den Rhein in dieser Landschaft priesen.

    Ganz nahe treten hier an die Ufer des Flusses die bewaldeten Berge und Felsen heran, von denen Schlösser und Bergruinen herabschauen. Jeder Fels hat hier seine Sage, jedes Schloss seine Geschichte oder Legende.

    Bei dem Städtchen Bingen ist auf einer Insel ein alter Turm zu sehen, der so genannte Mäuseturm, der auch mit einer Sage verbunden ist.

    Am Rheinende unterhalb des alten Städtchens Kaub verengt sich der Fluss auf 200 m. Die “Sieben Jungfrauen”, Felsenklippen im Strom (nur bei Niedrigwasser zu sehen), erinnern an sagenhafte spröde Bewohnerinnen der Schönburg. Der Sage nach wurden 7 Jungfrauen wegen ihrer harten Herzen in Felsen verwandelt.

    Etwas weiter, an der engen Stelle zwischen Kaub und St. Goarshausen, kann man den sagenhaften Lorelei-Felsen sehen, den Heinrich Heine in klangvollen Strophen besungen hat. Früher war diese Stelle für die Schiffer sehr gefährlich, weil man den Felsen wegen der Biegung des Flusses von weitem nicht gleich sehen konnte. So entstand die Sage von einer schönen Rheinnixe, die mit ihrem Gesang die Schiffer so verzaubert, dass sie nicht mehr auf den Fluss achtgeben, auf die Klippen fahren und ertrinken.

    Sobald sich die Rheinschiffe heute dem Lorelei-Felsen nähern, erklingt über ihre Lautsprecher das vertonte Gedicht Heines (“Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...”), und meist singen die Fahrgäste im Chor mit.

    Zwischen Rhein und Moselmündung liegt die Stadt Koblenz mit ihrem Wahrzeichen, dem malerischen Deutschen Eck, das neben der ehemaligen Festung Ehrenbreitstein und dem Koblenzer Mittelrhein-Museum Anziehungspunkt für die Touristen ist.

    Am rechten Rheinufer ist das Siebengebirge zu sehen. Um dieses Gebirge gibt es auch viele schöne Sagen.

    Rheinland-Pfalz ist die wichtigste Weinbauregion Deutschlands. In keinem anderen deutschen Land wird so viel Wein angebaut wie in Rheinland-Pfalz (zwei Drittel der deutschen Weinernte stammen von hier).

    Die Landeshauptstadt Mainz ist mehr als 1000 Jahre alt. Mainz ist die Geburtsstadt des Erfinders des Buchdrucks Johann Gutenberg. In dieser Stadt eröffnete er um 1450 seine erste Druckerei. Im Gutenberg-Museum, dem Weltmuseum der Druckkunst, befindet sich die Werkstatt des Erfinders, in der noch heute wie vor 500 Jahren gegossen, gesetzt und gedruckt wird. Sogar der Drucker arbeitet dort im Kostüm der Gutenbergzeit. Frisch gedruckte Bögen sind willkommene Souvenirs. Im Tresorraum, einer Stahlkammer im 2. Stock, wird ein Exemplar der Gutenberg-Bibel verwahrt.

    Im Jahre 1477 wurde in Mainz die Universität gegründet.

    In Mainz wurde die bekannte deutsche Schriftstellerin Anna Seghers geboren. Seit 1977 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt.

    In Mainz hat ihren Sitz Europas größte Fernsehanstalt, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), ebenso wie der Sender SAT1.

    Mit Worms, der uralten Stadt am Oberrhein, ist das Nibelungenlied, der berühmteste deutsche Heldenepos des 12. Jahrhunderts, verbunden. In dieser Sage widerspiegelt ein unbekannter Autor in phantastischer Form die Vernichtung des Burgundenreichs (des Nibelungenreichs) durch die Hunnen im 5. Jahrhundert.

    Trier, die älteste deutsche Stadt an der Mosel, gab der Welt den Philosophen und Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, den genialen Schöpfer des “Kapitals” Karl Marx.

    In Ludwigshafen befindet sich die Firma BASF, das größte Chemiewerk Europas.

 


 Das Saarland

 

 Von den Stadtstaaten abgesehen, ist das Saarland das kleinste Land. Es liegt in Südwestdeutschland an der Grenze zu Frankreich und Luxemburg. Seinen Namen hat das Land von dem Fluss Saar, der sich in großen und kleinen Schleifen durch hügeliges Land windet.

    Der Name der Stadt Saarlouis erinnert daran, dass hier vor gut 300 Jahren der französische König Ludwig XIV. eine Festung zum Schutz seiner Eroberungen im Westen Deutschlands anlegen ließ.

    Das Saarland wurde als politische Einheit 1920 durch den Friedensvertrag von Versailles geschaffen, von Deutschland abgetrennt und der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt. Frankreich erhielt wirtschaftliche Vorrechte und großen politischen Einfluss. 1935 stimmte die saarländische Bevölkerung in einer Volksabstimmung für die Rückkehr zum Deutschen Reich.

    Nach dem 2. Weltkrieg macht Frankreich einen neuen Versuch, das Saarland schrittweise zu annektieren. Saarland wurde wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen, obwohl im Potsdamer Abkommen das Saarland als untrennbarer Bestandteil Deutschlands erklärt worden war. Fast ein Jahrzehnt lang war das Saarland Teil der Republik Frankreich. Erst am 1. Januar 1957 wurde das Saarland aufgrund der eindeutigen Willenskundgebung seiner Bürger ein Land der Bundesrepublik Deutschland.

    Die geographische Lage macht das Land zu einem Drehpunkt für den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch mit Frankreich und Luxemburg.

    Hauptstadt des Saarlandes ist Saarbrücken, die Stadt der Schwerindustrie.

 


 Der Freistaat Sachsen

 

    Unter den neuen Bundesländern nimmt Sachsen eine Sonderstellung ein: Es ist am dichtesten besiedelt und am stärksten industrialisiert. Der Braunkohlenabbau spielt eine wichtige Rolle, was große Umweltprobleme verursacht.

    Leipzig, die alte Messestadt, und die Landeshauptstadt Dresden mit ihren vielen Kunstwerken gelten seit dem Herbst 1989 als die Wiege der Demokratiebewegung in der ehemaligen DDR.

    Das Land verfügt mit der Sächsischen Schweiz, dem Erzgebirge, dem Vogtland und dem Elbteil über Landschaften von romantischer Schönheit.

    Der größte Berg in Sachsen ist der Fichtelberg mit einer Höhe von 1214 m.

    Die bedeutendsten Städte von Sachsen sind Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Görlitz, Plauen und Bautzen (sorbisch Budysin).

    Die Hauptstadt von Sachsen ist Dresden. Im Volksmund wird es “Elbflorenz” genannt. Im Jahre 2006 feiert die Elbmetropole ihr 800-jähriges Bestehen.

    Dresden ist eine Kulturmetropole Deutschlands. 1945 war “die Perle des Barock” im Inferno der Luftangriffe fast vollständig zerstört, aber nach dem Kriege wieder restauriert.

    Bekannt geworden ist die 1206 erstmals urkundlich erwähnte sächsische Landeshauptstadt vor allem als Barockmetropole. Unter August dem Starken erlebte die Stadt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihr goldenes Zeitalter. In seiner Jugend war der sächsische Kurfürst August der Starke in Venedig gewesen. Diese Eindrücke wollte er in seiner Residenz umgesetzt sehen.

    Zu Anfang des 17. Jahrhunderts war Dresden, das die Kurfürsten zu ihrer Residenzstadt wählten, eine mächtige Festung. Über der Stadt erhob sich auf einem Wall der Zwinger, ein Schloss mit zahlreichen Bauten für Höflinge. Das ist das berühmteste Bauwerk Dresdens. Sein Name leitet sich von der Lage auf der ehemaligen Stadtbefestigung ab.

    Im Garten befand sich eine Orangerie mit Apfelsinenbäumen und anderen exotischen Pflanzen. Da die Zitronen und Apfelsinen im Norden nicht reifen, dienten sie nur für die Dekoration. Sie behielten ihre leuchtende Farbe fast das ganze Jahr lang. Der Zwingergarten war einzigartig in Europa.

    Um sich vor Aufständischen und vor Überfällen anderer Feudalherren zu schützen, wohnten die Feudalen in Burgen auf hohen Felsen. Das Schloss war von einem breiten Wassergraben umgeben. Über dem Graben gab es eine Zugbrücke. Für die Nacht wurde sie mit Hilfe der Ketten hochgezogen.

    Der Dresdener Zwinger gilt als ein Gipfelwerk des Barock in Europa. Jeder Reisende, der zum ersten Mal in Dresden weilt, besucht das in der Welt einzigartige Bauwerk.

    Der Zwinger wurde 1710/32 vom genialen Baumeister Daniel Pöppelmann als Festplatz für den sächsischen Hof erbaut. Häufig musste der Bau des Schlosses wegen immer neuer Kriege unterbrochen werden. Erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts schloss der andere Baumeister, Gottfried Semper, das Zwingergebäude mit dem Galeriegebäude ab. Dieses Galeriegebäude wird oft der Semperbau genannt.

    Die Gemäldegalerie Alter Meister ist eine der glänzendsten Bildersammlungen der Welt. Kein Besuch Dresdens ist ohne einen Gang durch die Gemäldegalerie vollständig. Ihr berühmtestes Bild ist Raffaels Sixtinische Madonna.

    Im Februar 1945 wurde das ganze Territorium des Zwingers zum traurigen Trümmerfeld. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 bombardierten 1300 amerikanische und englische Flugzeuge ohne jede militärische Notwendigkeit die Stadt an der Elbe. Dresden war keine Festung, in ihm gab es keine besonders wichtigen industriellen oder militärischen Objekte oder irgendwie bedeutende faschistische Truppen.

    Die Rote Armee stand nur noch 70 km vor Berlin. Das entsprach nicht Churchills und Trumans Wünschen. Sie wollten den Vormarsch der “Russen” stoppen und der ganzen Welt die Stärke Englands und Amerikas demonstrieren. Sie wollten die schöne Kunststadt nicht unzerstört der Roten Armee überlassen. Die “Russen” sollten eine tote Stadt vorfinden. In der Schreckensnacht wurde das ganze Stadtzentrum vernichtet. Die Stadt brannte 5 Tage lang. Dresden war ein gigantischer Trümmerhaufen und ein Flammenmeer. In einer einzigen Nacht verbrannten in diesem Flammenmeer 35000 Menschen, von 220000 Wohnungen blieben nur 45000 verschont.

    Das entsetzliche Sterben der 35000 Kinder und Greise, Männer und Frauen ist mit Worten kaum zu schildern. Erstickt, erschlagen, zerquetscht, zerstückelt und verbrannt — so sind sie umgekommen. Viele Stunden erfüllten hilfloses Stöhnen und grauenerregende Todesschreie die Straßen der qualmenden, brennenden Stadt. Haushohe Flammenbarrikaden versperrten den Rettung suchenden Menschen den Weg. Der greise Dichter Gerhard Hauptmann, der die Zerstörung Dresdens erlebte, schrieb danach die ergreifenden Worte: “Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens”. Wenige Dresdener glaubten, dass aus diesen Trümmern eine neue Stadt entstehen könne.

    Fast fünfzig Jahre stand die Ruine der Frauenkirche in einem 15 Meter hohen Trümmerberg als Mahnmal gegen den Krieg. Mit ihrer weit gerühmten, 95 m hohen Steinkuppel war die Frauenkirche einst Deutschlands bedeutendster protestantischer Kirchenbau und das Wahrzeichen Dresdens. Der Wiederaufbau der Frauenkirche, — heiß umstritten-, ist endgültig beschlossen. Seit Mai 1994 wird der größte protestantische Kuppelbau der Kunstgeschichte mit Spendenmitteln wiedererrichtet. Bereits jetzt finden in der Unterkirche Gottesdienste und Konzerte statt. Der originalgetreue Wiederaufbau der Frauenkirche wird 250 Millionen DM kosten und mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen.

    An Tausende Trümmerfrauen, die in den ersten Jahren nach Kriegsende unter unsäglichen Mühen Trümmerberge wegräumten, Ziegel putzten, neue Häuser und neue Straßen bauten, erinnert das Denkmal “Trümmerfrau”, eine bronzene Frau vor dem Dresdener Rathaus.

    Zahlreiche Touristen aus aller Welt kommen heute wieder nach Dresden, um die weltberühmte Gemäldegalerie zu besuchen. Sie bewundern die schöne Architektur, die herrlichen Parks und Schlösser und moderne Bauwerke.

    Neben dem Eingang zur Gemäldegalerie kann man heute in Russisch und Deutsch lesen: “Museum geprüft, keine Minen. Geprüft von Chanutin”. Vor ihrer Flucht wollten die Faschisten alle Gemälde sprengen. Die Sowjetarmee fand sie im feuchten Raum eines Eisenbahntunnels. Die meisten Gemälde waren schwer beschädigt. Man brachte sie zur Restaurierung nach Moskau und nach Kiew. Kunstwissenschaftler, Museumsfachleute, Maler und Restauratoren retteten die Kunstwerke zum zweiten Mal. 1956 kehrten die berühmte “Sixtinische Madonna” und die anderen Meisterwerke in die Dresdener Gemäldegalerie zurück.

    Die sächsischen Fürsten waren ausgesprochene Kunstliebhaber und Sammler. Schon August der Starke nutzte die Orangerie des Zwingers zur Ausstellung seiner Gemälde.

    Zu den berühmten Sammlungen für künstlerische Zeichnungen, Druckgraphik, Photographie und Plakate gehört auch das Dresdener Kupferstich-Kabinett.

    Im Ostflügel des Galeriegebäudes ist das Historische Museum Rüstkammer Dresden untergebracht. Es enthält Ritterrüstungen und kostbare Prunk- und Turnierwaffen vom Mittelalter bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.

    Im Zwinger befindet sich auch die Porzellansammlung, eine der größten Sammlungen chinesischen, japanischen und Meißener Porzellans. Die Leidenschaft August des Starken für das “weiße” Gold war so groß, dass er dem Preußenkönig für vierzehn ostasiatische Vasen mit blauer Unterglasurmalerei 600 sächsische Dragoner überließ.

    Auch der Mathematisch-Physikalische Salon, wo die verschiedenartigsten Messgeräte, Fernröhre, Erd- und Himmelsgloben sowie zahlreiche kunstvolle alte Uhren ausgestellt sind, ist im Zwinger zu besichtigen. Sie bekunden das Interesse der sächsischen Kurfürsten an der Erforschung von Himmel und Erde.

    Der Staatliche Mathematisch-Physikalische Salon im Dresdener Zwinger ist wie viele andere Dresdener Museen aus der im Jahre 1560 von Kurfürst August von Sachsen gegründeten Kunstkammer hervorgegangen. Die Dresdener Kunstkammer zeichnete sich dadurch aus, dass ihre Bestände deutlich auf Technik und praktische Wissenschaften ausgerichtet waren. Durch zahlreiche Ankäufe und Geschenke befreundeter Fürsten wurden unter Kurfürst August die Sammlung mit Werkzeugen, kunsthandwerklichen, astronomischen und geodätischen Instrumenten, aber auch mit kostbaren Goldschmiede- und Elfenbeinarbeiten Nürnberger, Augsburger und Dresdener Meister erweitert. Obwohl die Sammlungen bereits vorher verschiedentlich als “Salon des Sciences” usw. genannt werden, erhielten sie 1746 die endgültige Bezeichnung Mathematisch-Physikalischer Salon.

    Der gegenwärtige Sammlungsbestand umfasst historisch wertvolle wissenschaftliche Instrumente und Uhren vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in oft hervorragender kunsthandwerklicher Ausführung, die in drei Ausstellungssälen den Besuchern präsentiert werden.

    International sehr bedeutend ist die Uhrensammlung, die im oberen Teil des beim Eintritt durch das Kronentor links sichtbar aufragenden Pavillons untergebracht ist. Sie umfasst Sonnen-, Stern- und Monduhren, Öluhren, Kunst- und Automatenuhren, Seechronometer, Tisch-, Wand-, und Taschenuhren. Die phantasiereichen Formenuhren, vor allem aber die Emailuhren des 17. und 18. Jahrhunderts, aus edlen Materialien gearbeitet, farbenfroh in den unterschiedlichsten Techniken emailliert und mit Perlen sowie Diamanten verziert, sind handwerklich-künstlerische Meisterleistungen der Uhrmacher, Goldschmiede und Emailleure vor allem aus Frankreich und der Schweiz.

    Die vergoldeten Tischuhren mit durchsichtigem Bergkristallzylinder für die übereinander angeordneten Geh-, Schlag- und Weckerzwecke besitzen zum Teil silberne Zifferblätter sowie reich verzierte, mit allegorischen Figuren besetzte oder mit Jagdszenen gravierte, durchbrochen gearbeitete Gehäusesockel.

    Bei der bekannten Wecker-Automatenuhr “Trommelnder Bär”, um 1620, befindet sich das Zifferblatt der Uhr und die Einstellmöglichkeit für die Weckzeit auf der Brust des Bären. Zur eingestellten Weckzeit schlägt der Bär die Trommel und bewegt die Augen und den Unterkiefer. Der “Trommelnde Bär” ist aufgrund seiner natürlichen Größe und Materialechtheit ein Unikat, der einzig erhaltene derartige Tierautomat aus damaliger Zeit.

    Einen ähnlichen hohen Rang besitzt die Sammlung der Erd- und Himmelsgloben, die sich im Untergeschoss befindet. Die Globensammlung in Dresden gehört zu den erstrangigen dieser Art in Europa. Es werden ca. 70 Globen aus sechs Jahrhunderten im so genannten Grottensaal des Museums gezeigt. Eine besondere Rarität stellt ein islamischer Himmelsglobus aus dem 13. Jahrhundert dar. Er wurde 1562 von Kurfürst August I. für die Kunstkammer erworben. Zu den interessanten Exponaten der Sammlung gehören auch ein Reliefglobus, um 1835, und ein Marsglobus, Ende des 19. Jahrhunderts.

    Im unteren Teil der Schausammlungen befinden sich geodätische Instrumente, optische und astronomische Instrumente, Instrumente aus dem Bereich “Maß und Gewicht”, meteorologische Instrumente, Rechen- und Zeicheninstrumente. Bekanntlich benutzten die Menschen nicht immer das metrische Messsystem. Grundlage der Längenmessung waren die natürlichen Körpermäße hochgestellter Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Fußlänge, Hand- und Fingerbreite, Elle oder auch die Strecke zwischen den ausgestreckten Armen (Klafter). Der Ausspruch “Jedes deutsche Ländchen hat sein eigenes Quäntchen, eigene Maße hat fast jede deutsche Stadt” charakterisiert die Situation in Deutschland zu Ende des 18. Jahrhunderts. Der zunehmende nationale und internationale Handel zwang die feudalabsolutistischen Fürsten zu einheitlichen Maßen und Gewichten und deren gesetzliche Fixierung. Analog zu anderen Gebieten gab es auch in der Meteorologie eine Vielzahl von Temperatureinheiten, z. B. nach Newton, Hoffmann, Reamur, Fahrenheit, Celsius, deren Skalen auf historischen Thermometern zu finden sind.

    Museale Sammlung von Weltruf birgt auch das Albertinum an der Brühlschen Terrasse. Den “Balkon Europas” nannte Goethe diese Terrasse. Im Albertinum befindet sich außer der Skulpturensammlung und der Galerie der Neuen Meister auch die ehemalige Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten und Könige — das Grüne Gewölbe. Es ist die reichste Kleinodiensammlung Europas und eine der größten Pretiosensammlungen der Welt. Über 3000 Kunstwerke aus Gold, Silber und Bronze, Bergkristall und Edelstein, Elfenbein, Bernstein, Straußeneiern, Nautilusschalen und Kokosnüssen, die in der Welt einmalig sind, sind in ihr enthalten. Es war das sicherste Residenzschloss, das Feuer nicht erreichen konnte. Seine Außenwände waren über zwei Meter stark, die Fenster durch schwere Gitter und eiserne Läden gesichert, die Decken waren gewölbt. Der grün gestrichene und gewölbte Raum gab den Namen dem ganzen Schatzkammermuseum. Alle Kunstwerke verdoppeln sich optisch in den Spiegeln und erscheinen vervielfacht in den gegenüberliegenden Wand- und Pfeilerspiegeln. Der Ruhm dieser Spiegelkabinette verbreitete sich rasch über ganz Europa. Ein damals bekannter Reiseschriftsteller schrieb darüber, dies sei der schönste Punkt der Erde. Den Grundstein für das Schatzkammermuseum im Grünen Gewölbe legte Kurfürst August, der in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Dresdener Kunstkammer begründete. Unter dem Dach seines Schlosses begann er, verschiedene seltene, kostbare oder wunderliche Gegenstände aus der Welt der Natur, Technik und Wissenschaften zu sammeln. Viele wertvolle Kunstwerke kamen als Geschenke fremder Fürsten an den sächsischen Hof. Der “Dresdener grüne Diamant” mit 41 Karat ist der größte grüne Diamant in der Welt. Friedrich August II. kaufte ihn auf der Leipziger Ostermesse 1742 für den damals ungeheuren Preis von 200000 Talern. Noch größer ist aber der 48-karätige “Sächsische Weiße”. Beide Diamanten gehören zum “Sächsischen Kronschatz” im Grünen Gewölbe.

    Die historischen Räume des Grünen Gewölbes sind heute leider noch nicht zu besichtigen. Sie werden restauriert. Gegenwärtig wird im Albertinum gut die Hälfte des Museumsbestandes gezeigt. Um das Jahr 2000 können die gesamten Schätze am ursprünglichen Ort im Schloss in aller Pracht bewundert werden.

    Einmalig sind auch die Sammlungen der Deutschen Fotothek in der Marienallee.

    Unumstritten größter Magnet für die vielen tausend in- und ausländischen Gäste Dresdens ist das Deutsche Hygiene-Museum im Zentrum der Stadt. Es ist weit über die Grenzen Deutschlands bekannt.

    Die Idee, in Dresden ein Hygiene-Museum zu gründen, geht auf den Dresdener Unternehmer und ODOL-Fabrikanten Karl August Lingner zurück, der 1892 mit dem antiseptisch wirkenden Mundwasser ODOL die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse eines Roberts Koch oder Louis Pasteur erfolgreich in ein praktisches Produktangebot umgesetzt hat. 1897 entstand auf Initiative Lingners eine Zentralstelle für Zahnhygiene, die 1907 durch eine Schulzahnklinik erweitert wurde. Lingners Hauptaugenmerk aber galt der massenwirksamen Propagierung der allgemeinen und persönlichen Hygiene. Nach seinen Plänen fand 1911 in Dresden die l. Internationale Hygiene-Ausstellung statt. Sie zählte mehr als 5 Millionen Besucher und hatte sensationellen Erfolg. 1930 öffnete mit der 2. Internationalen Hygiene-Ausstellung das Deutsche Hygiene-Museum. Das Symbol des Deutschen Hygiene-Museums ist das “Hygiene-Auge”.

    Exponate dieses Museum sind die gläserne Frau, die gläserne Kuh und das gläserne Pferd. Sie haben eine durchsichtige Haut aus Plastik. Die inneren Organe haben verschiedene Farben und werden durch kleine Glühlämpchen beleuchtet. So kann man genau sehen, wo sie sich befinden, wie sie aussehen und wie sie funktionieren. In rund 30 Sprachen erzählen die gläsernen Menschen und Tiere ausführlich von ihrem Innenleben.

    Die gläsernen Modelle werden in viele Länder exportiert. Über sie gibt es auch manche komische und lustige Geschichte. Die gläserne Kuh Heidi stellte man einmal in Delhi aus. Bekanntlich sind Kühe in Indien heilig. Wie staunten die Mitarbeiter der Ausstellung, als eines Morgens ein mitleidiger Inder Heidi Heu zum Fressen gebracht hatte.

    Das ist das einzige Museum, wo es nicht verboten ist, Exponate anzufassen. Im Gegenteil ruft man hier dazu auf. Im Museum können die Kinder auch Geburtstag mit ihren Freunden feiern. Auch Geburtstagskinder mit einer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung sind herzlich willkommen.

    Von großer Anziehungskraft ist auch das Dresdener Verkehrsmuseum im über 400jährigen Johanneum. Wie nur wenige Museen vereint es Fahrzeuge aller Verkehrszweige unter einem Dach.

    Fast ebenso weltberühmt ist Dresdens reiche Musiktradition. Heinrich Schütz, der Schöpfer der ersten deutschen Opfer “Daphnie”, begründete den Ruhm Dresdens als Musikstadt. Große Musiker wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann wirkten hier. Viele Opern von Richard Strauß wurden in der Elbmetropole uraufgeführt.

    Dresden ist heute nicht nur eine berühmte Kunststadt. Als Stadt der Wissenschaft besitzt es eine der größten polytechnischen Bildungsstätten Europas, die Technische Universität. Sie unterhält Kontakte mit den großen technischen Forschungszentren der Welt. Neben der Technischen Universität und der Medizinischen Akademie bestimmen 6 weitere Hochschulen und 5 Fach- und Ingenieurschulen das wissenschaftliche Leben der Stadt.

    Als ehemalige Residenzstadt ist Dresden von einem Kranz von Jagd- und Luftschlossern umgeben. 12 km südöstlich von Dresden liegen das Schloss und der Park Pillnitz. Das Schloss Pillnitz besteht aus dem Wasserpalast und dem Bergpalast. Diese Paläste errichtete ebenfalls der Erbauer des Dresdener Zwinger M. D. Pöppelmann. Nach 1945 befand sich in den beiden Palästen von Pillnitz ein Teil der Dresdener Gemäldegalerie. Heute befindet sich im Wasserpalast des Museum für Kunsthandwerk und im Bergpalast gibt es drei ständige Kunstausstellungen. Im Schlosspark Pillnitz befinden sich alte, stattliche und seltene Bäume sowie wertvolle Orangeriepflanzen. Eine junge Erwerbung ist hier ein Exemplar des Urwelt-Mammutbaumes, der erst 1941 als Fossil, wenige Jahre später aber in China noch lebend, entdeckt wurde.

    Eine andere Seltenheit findet der aufmerksame Besucher in der Nähe der Orangerie: Die berühmte Kamelie (Camelia japonica) aus Ostasien. Nach Pillnitz kam diese Pflanze schon 1770. Sie ist heute die älteste japanische Kamelie auf dem europäischen Kontinent. Noch heute erfreut die 9 m hohe und 8 m breite Kamelie die Besucher mit zahlreichen roten, 5 cm großen Blüten.

    15 km nordwestlich der damaligen Residenzstadt Dresden ließ der Herzog und spätere Kurfürst Moritz von Sachsen zwischen 1542 und 1546 ein prächtiges Jagdschloss errichten. Nach ihm erhielt es den Namen. Das Schloss liegt auf einem Felsen inmitten schöner Mischwälder und zahlreicher Teiche. Damals war diese Gegend noch unwegsam, es lebten viele Hirsche, Rehe, Bären, Luchse, Hasen, Fasane, Schwäne, Kraniche und Wildenten in den dichten Wäldern und auf den Gewässern. Aber den Mächtigen reichte es zu ihrem Jagdvergnügen immer noch nicht. Sie ließen sogar Aerochsen züchten, die sich so stark vermehrten, dass für die Bauern der Gegend zur Plage wurden. Sie zertrampelten und verwüsteten die Felder. Es war ein beliebtes Jagdrevier sächsischer Kurfürsten und Könige. Schon das erste Jagdhaus wurde mit ca. 30 Geweihen geschmückt. Hier wurden üppige Feste gefeiert.

    Hätten die Herren von Moritzburg keine Lust zum Jagen, feierten sie Feste auf dem Großteich. Sie verkleideten sich als Fischer und Kaufleute, setzten sich in bunt geschmückte Gondeln, Ruderboote und Segelschiffe und veranstalten sogar Seeschlachten.

    Die protestantische Schlosskapelle wurde unter Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen zwischen 1661 und 1672 angebaut. Kurfürst Friedrich August I von Sachsen — bekannt als August der Starke — war zum katholischen Glauben übergetreten, als er 1697 König von Polen wurde. 1699 fand der erste katholische Gottesdienst in der Moritzburger Kapelle statt. Bis zum Jahre 1700 wurde die Geweihsammlung auf ca. 200 Stück erweitert.

    Die Gemäldesammlung umfasste hauptsächlich Jagdbilder, Tierdarstellungen, Stilleben, einige religiöse Bilder. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts schmiedete August der Starke Pläne zum Aufbau des Jagdhauses, da es nicht mehr groß genug war, um seine zahlreichen Gäste zu beherbergen. Der Umbau erfolgte von 1723 bis etwa 1736 unter Leitung von M. D. Pöppelmann. Auch französische Architekten waren beteiligt.

    Heute befindet sich im Jagdschloss das Museum für Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts. Es gibt hier eine reiche Sammlung von monumentalen Wandgemälden, eine kostbare Geweihsammlung. Bemalte und vergoldete Ledertapeten, wertvolles ostasiatisches und Meißner Porzellan schmücken den Bau. Das Schloss Moritzburg zählt zu den Meisterwerken der deutschen Barockkunst.

    Auch die Sächsische Schweiz, die wildromantische Felsenwelt des Elbsteingebirges, zählen die Dresdner zu ihrer Umgebung und nennen sie “die Schweiz vor der Haustür”.

    Leipzig ist nach Dresden die bedeutendste sächsische Stadt.

    “Mein Leipzig lob ich mir!” hat Goethe gesagt, als er 1765 als junger Student von Frankfurt nach Leipzig kam. Er bezeichnete die Stadt, in der er von 1765 bis 1766 studierte, als “Klein Paris”. Und er war nicht der einzige, der ein Loblied auf die Stadt an der Pleiße gesungen hat.

    Diese Stadt kann man mit Recht Tor nach Osteuropa nennen. In Leipzig finden jedes Jahr im Frühling und im Herbst internationale Messen statt. “Klein Paris” war auch einer der Brennpunkte des Widerstandes gegen das SED-Regime; 1989 demonstrierten die Leipziger jeden Montag mit dem Ruf: “Wir sind das Volk!”.

    Als Siedlung ist Leipzig sehr alt. Erstmals wird Leipzig 1015 als slawische Burg Libzi (Lindenort) erwähnt. An bedeutenden Handelswegen gelegen, entwickelte sich die Stadt schnell zu einem wichtigen Handelsplatz. Die günstige Verkehrslage und rege Handelstätigkeit begünstigten die Entwicklung von Messen.

    Leipziger Messen sind seit dem 12. Jahrhundert in der ganzen Welt bekannt. Sie finden immer im März und im September statt. Erstmals fanden sie im Jahre 1165 statt. Die Fürsten unterstützten die Messe, denn sie war für sie eine reiche Geldquelle.

    Ursprünglich wurden die Waren auf der Messe ausgestellt und verkauft. Die Entwicklung der Maschinen führte im 19. Jahrhundert zu einer gewaltigen Steigerung der Produktion, und der Austausch von Waren wurde durch den Bau der Eisenbahn wesentlich erleichtert. Zur Messe kamen doppelt so viel Güter als früher. Sie war nicht in der Lage alle Waren aufzunehmen. Das führte zu einer Veränderung im Messewesen. Schon Ende des 18. Jahrhunderts war ein englischer Textilkaufmann zur Messe gekommen, ohne seine Waren mitzubringen. Er hatte bloss einige Muster dabei, nach denen die Einkäufer ihre Bestellungen aufgeben konnten. Die Leipziger Messe verwandelte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts aus einer Warenmesse in eine Mustermesse. 1894 erhielt sie als erste Messe der Welt die offizielle Bezeichnung “Mustermesse”.

    Am 12. April 1996 hat die Leipziger Messe ein neues Gelände bekommen. Mittelpunkt des neuen Geländes ist die zentrale Eingangshalle, eine in Europa einzigartige Konstruktion aus Stahl und Glas. Vom Eingang des neuen Messegeländes grüßt weithin sichtbar der 85 Meter hohe Messeturm, das neue Leipziger Wahrzeichen. In seinem oberen Teil strahlt das berühmte, doppelte “M”, das Emblem der Leipziger Messe. Das Zeichen hat jetzt eine neue Bedeutung: “Messe und mehr”. Alle Gebäude sind eingebettet in eine parkähnliche Landschaft. Im Inneren gibt es Wasserspiele, Sträucher, ja sogar Bäume — insgesamt sind auf dem Gelände 5700 Bäume gepflanzt worden — angelegt. Der Park in der Mulde ist zudem abwechslungsreich gestaltet. Der Besucher findet hier Wasserbecken, Teiche, Alleen, Brücken, Stege und Weingärten.

    Das fast 100 Hektar große Gelände liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens Leipzig-Halle und hat eine direkte Zufahrt zur Autobahn A14 Halle-Dresden. Mit Straßenbahn und Zug hat man gute Verbindungen ins acht Kilometer entfernte Stadtzentrum. Im Kongress-Center-Leipzig (CCL), in dem 2600 Personen Platz finden, werden Tagungen und Kongresse durchgeführt. Die Messe selbst ist umgeben von einer parkähnlichen Landschaft, die einlädt zu Spaziergängen und Erholung und Entspannung verspricht.

    Leipzig ist zum Symbol für den Aufbau der neuen Bundesländer geworden. Nirgendwo in den neuen Bundesländern wird so viel gebaut wie in der Messestadt. Leipzigs günstige Lage und die Anbindung an alle Verkehrsnetze ziehen Investoren an.

    Der Markt ist auch heute noch die Mitte der Stadt. Am Markt standen alte Kaufmannshäuser, die zum größten Teil den Bomben zum Opfer gefallen sind. Dennoch: Das Alte Rathaus steht noch und beherrscht die gesamte Ostseite des Marktes.

    Das Alte Rathaus wurde 1556 von Hieronymus Lotter erbaut und ist eines der ältesten deutschen Rennaissance-Rathäuser. Von hier aus regierten die Bürgermeister bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ihre Stadt. Von 1906 bis 1909 grundlegend erneuert, beherbergt es seit 1909 das Stadtgeschichtliche Museum, heute eines der größten und bestandreichsten kulturhistorischen Museen Deutschlands.

    Auf dem Naschmarkt, hinter dem Alten Rathaus, befindet sich ein barockes Kleinod: Die Alte Handelsbörse aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ehemals diente sie den Leipziger Kaufleuten als Versammlungsstätte und Stätte der Börsengeschäfte. Heute finden im rekonstruierten Saal, der 180 Personen Platz bietet, Konzerte oder literarische Veranstaltungen statt.

    An der Nordseite des Marktes erhebt sich die Alte Waage. Wie der Name sagt, diente sie einst dem Wiegen der Waren, die die Kaufleute nach Leipzig brachten. Im zweiten Weltkrieg fiel sie den Bomben zum Opfer. Nach dem Wiederaufbau hatte das Reisebüro der DDR darin eine Filiale eingerichtet. Heute befindet sich in der Alten Waage ein Geschäft für Naturprodukte.

    Aber Leipzigs Bedeutung liegt nicht allein in seinen Messen begründet. Leipzig ist seit dem 17. Jahrhundert ein kulturelles Zentrum Sachsens. Hier lebte und wirkte 28 Jahre lang als Kantor der Thomaskirche der weltbekannte Komponist Johann Sebastian Bach. In Leipzig schrieb er zwei Drittel seiner Werke. Sie werden auch heute vom weltberühmten Thomanerchor gesungen. Rund 90 Jungen im Alter von 9 bis 18 Jahren bilden den Chor.

    Vor der Thomaskirche befindet sich seit 1908 das von Carl Seffner geschaffene Bach-Denkmal. 1950 wurden die Gebeine (die sterblichen Reste) Johann Sebastian Bachs aus der kriegzerstörten Johanniskirche in die Thomaskirche überführt, 200 Jahre nach seinem Tod. Die Aufführung seiner Werke durch den Thomanerchor und Mitglieder des Gewandhausorchesters ist die schönste Ehrung, die der große Musiker in Leipzig erfahren kann.

    Weltbekannt ist Leipzig auch als Stadt der Wissenschaft und Kultur. Die Leipziger Universität, die die Leipziger “Weisheitszahn” nennen, wurde 1409 als eine der ersten in Deutschland (nach Erfurt 1379, Heidelberg 1386 und Köln 1388) gegründet. Hier wurden nach antiken Vorbildern die “sieben freien Künste” gelehrt: Grammatik, Rhetorik, Dialektik als die drei Sprachkünste und Arithmetik, Geometrie, Astronomie als die mathematischen Künste. Jeder Magister musste in der Lage sein, alle sieben Künste zu lehren. Gelehrt und disputiert wurde nur in lateinischer Sprache. Die ersten Vorlesungen in deutscher Sprache fanden an der Universität erst 1687 statt. Im 18. Jahrhundert öffnete Gottsched erstmals in der Universitätsgeschichte auch für Frauen die Hörsäle. Offiziell wurden Frauen 1906 zum Studium zugelassen.

    1973 wurde an Stelle des im 2. Weltkrieg total ausgebombten Universitätsgebäudes ein neuer 34-geschossiger Komplex erbaut. Mit einer Höhe von 142,5 Metern überragt das Universitätshochhaus, das im Grundriss einem aufgeschlagenen Buch gleicht, das Völkerschlachtdenkmal und andere Riesen der Stadt beträchtlich.

    Die berühmtesten Studenten der Leipziger Universität waren Ulrich von Hutten, Thomas Müntzer, die Dichter Goethe, Lessing, Novalis, die Komponisten Richard Wagner, Robert Schumann, der Russe Alexander Radistschew. Berühmte Leipziger Wissenschaftler wurden für ihre Leistungen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet und genießen Weltruf. Heute hat die Universität Leipzig 14 Fakultäten.

    Nahe der Universität steht das Leibniz-Denkmal. 1646 in Leipzig geboren, studierte der große Mathematiker unter anderem auch hier.

    Die Stadt ist auch als Ausbildungszentrum von ausländischen Studenten bekannt. Seit mehr als 30 Jahren bereiten sich die ausländischen Studenten zunächst ein Jahr im Herder-Institut auf ihr Studium in Deutschland vor.

    Außer der Universität gibt es in Leipzig noch 5 Hochschulen.

    Leipzig hat seit Jahrhunderten einen Ruf als bedeutende Musikstadt. Das Gewandhausorchester ist, wie der Thomanerchor, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Seit 1981 spielt das weltberühmte Orchester im Neuen Gewandhaus neben der Universität. Ein schönes großes Mendelssohn-Denkmal steht vor dem alten Gewandhaus. Mendelssohn gründete 1843 das erste deutsche Konservatorium in Leipzig, die heutige Hochschule für Musik und Theater. 1936 zerstörten die Faschisten dieses Denkmal, weil der große Komponist Jude war. Seine Musik durfte von 1934 bis 1945 im Gewandhaus nicht gespielt werden.

    Auch als Stadt des Buchdrucks, des Buchhandels und hervorragender Buchsammlungen genießt Leipzig Ansehen, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Zahlreiche weltbekannte Verlage mit großer Tradition befinden sich hier: Brockhaus F. A. GmbH, Bibliographisches Institut GmbH und viele andere. Durch sie ist Leipzig die Stadt der Nachschlagewerke, der Reiseliteratur, der Weltliteratur, der Kunstbücher und der preiswerten Fachbücher geworden. Die Leipziger Druckereien waren bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt und druckten Bücher und Periodika in vielen Sprachen. 1660 wurde in Leipzig die erste Tageszeitung der Welt gedruckt. 1900 erschien in Leipzig bei Hermann Rauh in der Russenstraße die erste Nummer der Leninschen “Iskra”.

    In Leipzig befindet sich die Deutsche Bücherei, die seit 1913 alle auf der gesamten Welt erscheinenden Publikationen in deutscher Sprache sammelt. Die Deutsche Bücherei ist eine wissenschaftliche Bücherei. Hier arbeiten vor allem Wissenschaftler und Studenten. Die mit Leihschein zu bestellenden Bände werden mit Rücksicht auf den Archivcharakter nur zur Benutzung in den Lesesälen ausgegeben.

    Am 3. Oktober 1990, zur deutschen Wiedervereinigung, schlossen sich die Deutsche Bücherei Leipzig und die Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main zusammen. Seit 1953 sammelt die Deutsche Bücherei auch die deutschen Sprechplatten. In der Deutschen Bücherei befindet sich auch das Deutsche Buch- und Schriftmuseum, das älteste Buchmuseum der Welt.

    Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt ist das gigantische Völkerschlachtdenkmal. Das Völkerschlachtdenkmal ist ein Riese unter den europäischen Denkmalsbauten. Der 91 Meter hohe und 300000 Tonnen schwere Steinkoloss erinnert an den Sieg der preußischen, österreichischen und russischen Soldaten über Napoleon I. in der Völkerschlacht bei Leipzig am 19. Oktober 1813. Mit der Völkerschlacht bei Leipzig endete 1813 das Zeitalter Napoleons.

    Der Sieg in der Völkerschlacht war in erster Linie das Verdienst der Volksmassen. Während die Volksmassen zum Kampf gegen die verhasste napoleonische Fremdherrschaft bereit waren und nur auf den Ruf zu den Waffen zu greifen warteten, unterstützten der preußische König und der Feudaladel Napoleon. Nach der schweren Niederlage Napoleons in Russland im Jahre 1812 wuchs die antifranzösische Stimmung der deutschen Soldaten und Offiziere von Tag zu Tag. Führende Generäle wie Yorck handelten auf eigene Faust. Ohne auf einen Befehl des Königs zu warten, schloss der General von Yorck einen Vertrag mit dem russischen General Diebitsch ab und trat mit seinen Truppen als Verbündeter der Russen gegen die Armee Napoleons auf.

    Yorcks Tat gab den Patrioten in anderen deutschen Territorien das Signal zum Aufstand gegen die Fremdherrschaft. Begeistert begrüßten die Menschen in Stadt und Land die russischen Truppen als Befreier. Deutsche Freiwillige schlossen sich den russischen Truppen an. Die Furcht vor einer Volksbewaffnung zwang den lange zögernden Preußenkönig Wilhelm III. am 28. Februar 1813 einen Bündnisvertrag mit Russland zu unterzeichnen. Weitere deutsche Staaten stoßen zu den Verbündeten. Nur der sächsische König, der von Napoleon auf den sächsischen Königsthron gehoben worden war, stellte diese Rangerhöhung über die nationalen Interessen. Er hielt seine Soldaten bis zum 18. Oktober von der Teilnahme am Kampf gegen den Eroberer ab.

    Soldaten aus allen europäischen Staaten beteiligten sich an jener historischen Schlacht bei Leipzig, die vier Tage tobte. Am 19. Oktober war die Stadt in den Händen der Verbündeten. Damit war die Völkerschlacht bei Leipzig beendet.

    Als Symbol des Sieges über die napoleonische Fremdherrschaft und zur Erinnerung an die Toten der Völkerschlacht wurde 1913 in Leipzig das imposante Völkerschlachtdenkmal, das aus Volksspenden finanziert wurde, eingeweiht. Ein volles Jahrhundert verging, bis für die gefallenen Helden endlich ein Ehrenmal errichtet wurde. Dieses ist einer Volksinitiative zu verdanken. 15 Jahre dauerte der Bau des Denkmals. Der imperialistische deutsche Staat gab keinen Pfennig — er gab die Mittel lieber zur Vorbereitung des ersten Weltkriegs aus.

    Schon am Fuße des Baues erhält der Besucher Aufschluss über Ereignisse, deren hier gedacht werden soll. Zwischen den beiden seitlichen Stützmauern erhebt sich ein 19 Meter hohes Reliefbild mit einer Schlachtszene. Der Erzengel Michael mit dem Flammenschwert steht auf einem Streitwagen, inmitten des Schlachtfeldes als Sinnbild der Volkserhebung, ihm zur Seite die Furien mit der Fackel des Krieges. Majestätischen Flügelschlags erheben sich zwei riesige, 7 Meter spannende Adler vom Schlachtfeld, Freiheit und neues Leben verheißend.

    Die beiden Barbarossaköpfe, die die Treppen am Relief flankieren, erinnern an die alte Sage und bringen die Hoffnung des Volkes zum Ausdruck, dass mit dem Sieg in der großen Schlacht auch ein besseres Zeitalter für das deutsche Volk beginnen möge.

    Ein Grabmal für die gefallenen Freiheitskämpfer von 1813 wird durch die Krypta im unteren Teil des Bauwerkes symbolisiert. 16 Krieger halten gesenkten Kopfes Wache für die toten Kameraden. Acht 5,5 Meter hohe Totenmasken mit brechenden Augen stellen das Sterben der Gefallenen dar.

    In der Ruhmeshalle, dem Hauptraum des Denkmals, der sich rund 7 Meter über der Krypta wölbt und sich etwa 30 Meter über der Straßenhöhe befindet, versinnbildlichen vier phantastische Kolossalfiguren wichtige Charaktereigenschaften des für seine Freiheit kämpfenden Volkes: Tapferkeit, Volkskraft, Opferbereitschaft und Glaubensstärke. Jede Figur misst 9,5 Meter und wiegt etwa 400 Tonnen. Die zahlreichen kleineren Figurengruppen an den 13 Meter breiten Rundbogenfenstern stellen die trauernden Hinterbliebenen der Gefallenen dar und sind in ihrem beredten Schmerz Hinweis auf das Leid jeden Krieges. Den oberen Teil des Denkmalinnenraumes bildet die Kuppelhalle. 324 plastische Reiterfiguren stellen die Heimkehr der Sieger dar.

    Von der Krypta aus führen 364 Wendeltreppenstufen zur Aussichtsplattform im Kuppelbau, die rund 200 Personen Platz bietet. (Zusammen mit den Freitreppen muss der Besucher von der Straße aus 500 Stufen bis zur Plattform des Denkmals ersteigen.). Von hier aus hat man einen Ausblick auf die ganze Stadt und ihre Umgebung. Beim sonnigen heiteren Wetter sind am Horizont sogar der Harz und das Erzgebirge zu erkennen.

    Vor dem Denkmal ist das sich weit erstreckende Wasserbecken angelegt. Mit einer Seitenlänge von etwas 162 Metern und einer Breite von 79 Metern ist es so konstruiert, dass man bei ruhigem Wetter das ganze Völkerschlachtdenkmal noch einmal darin erblickt.

    Jedes Jahr im Oktober wird die Geschichte wieder lebendig, wenn hier beim internationalen Biwak Traditionsgruppen in historischen Uniformen aus ganz Europa zusammenkommen.

    Berühmt ist auch der Chor des Völkerschlachtdenkmals. Chorkonzerte in der riesigen Kuppelhalle sind auf Grund der einzigartigen Akustik (der Ton hallt bis zu 20 Sekunden nach) ein besonderes Erlebnis.

    Im Grassimuseum, am Johannisplatz befinden sich das Musikintrumenten-Museum, das Museum für Kunsthandwerk sowie das Museum für Völkerkunde, das ca. 190000 Objekte und ca. 100000 Fotos, Negative, Dias, Tondokumente und andere Archivalien zählt. Die Sammlungen dokumentieren mehr oder weniger umfassend die materielle Kultur der Völker aller Kontinente. Zu den wertvollsten Exponaten gehören z. B. turkmenische Teppiche und Silberschmuck, zahlreiche Gesichtsmasken der Makonde, Federschmuck der Indianer u. a. Besonderer Anziehungspunkt ist eine originale mongolische Jurte. Die Jurte lässt sich einschließlich ihrer Möbel in handliche Teile zerlegen und problemlos mit dem gesamten Inventar einer mehrköpfigen Familie auf 3-4 Kamele laden.

    Besondere Erwähnung verdient das Restaurant “Auerbachs Keller”, die historische Gaststätte im Zentrum der Messestadt Leipzig, wo sich Goethe gern aufhielt. Es ist wohl die bekannteste Gaststätte im deutschsprachigen Raum und eine der bekanntesten Gaststätten der Welt. Bereits im Jahre 1525 eröffnete hier der Medizinprofessor Heinrich Stromer aus Auerbach in der Pfalz einen viel besuchten Weinausschank. Zwei Figurengruppen begrüßen den Besucher am Eingang zum Restaurant: auf der linken Seite Faust und Mephisto, rechts die betrunkenen Studenten. Diese Figuren berichten von dem in die Weltliteratur eingegangenen Zechgelage. Die Szene “Auerbachs Keller in Leipzig” in Goethes Faustdichtung machte das Lokal in aller Welt bekannt.

    “Auerbachs Keller” ist einer der beliebtesten Orte in Leipzig, um Hochzeit zu feiern.

    Im ehemaligen Reichsgericht fand 1933 der Reichstagsbrandprozess der nazistischen Justiz gegen Georgi Dimitroff statt. Die Faschisten wollten dem bulgarischen Arbeiterführer die Brandstiftung am deutschen Reichstagsgebäude zuschreiben. Der mutige Kommunist deckte die Provokation der Nazis auf und entlarvte die wirklichen Brandstifter. Dimitroff und andere Angeklagte mussten freigesprochen werden.

    Von 1952 bis 1998 war im Erdgeschoss des ehemaligen Reichsgerichts das Museum der bildenden Künste untergebracht. Heute dient das Gebäude wieder seinem ursprünglichen Zwecke: Es ist Sitz des Bundesverwaltungsgerichtes, das zurück nach Leipzig kam.

    Noch ein Wunder der Messestadt kennt man in der ganzen Welt — den Leipziger Hauptbahnhof, der mit seinen 26 Gleisen einer der größten und modernsten Bahnhöfe Europas ist. Die Lautsprecher kommen nicht zur Ruhe. Es vergehen kaum ein paar Minuten, in denen nicht die Ankunft oder Abfahrt eines Zuges bekanntgegeben wird.

    Oft wird man in Leipzig nach dem Weg zum Zoo gefragt. Der Leipziger Zoo wurde im Jahre 1878 eröffnet und gehört damit zu den ältesten der Welt. Er liegt unmittelbar am Zentrum der Stadt und umfasst ein Gelände von 22,5 ha. Mit seinen knapp 1000 unterschiedlichen Tierarten gehört der Leipziger Zoo zu den artenreichsten Zoos der Welt. Der Zoologische Garten Leipzig ist international bekannt, vor allem wegen seiner Löwen- und Tigerzucht.

    Dem Löwen begegnen wir in Leipzig auch als Wappentier.

    Unmittelbar vor den Toren der Stadt, nur wenige Kilometer vom Großstadttrubel entfernt, präsentiert sich zu jeder Jahreszeit der Wildpark Leipzig seinen Besuchern auf einem 42 Hektar großen Areal mit weiträumigen, naturnahen Gehegen. Im Wildpark leben 36 Tierarten mit etwa 250 Tieren. Darunter Rot-, Dam- und Muffelwild gemeinsam in einem Großgehege. Auch Reche, Wildschweine und Fischotter vermitteln ein eindrucksvolles Bild der einheimischen Tierwelt. Volieren und Vogelhütten beherbergen Tag- und Nachtgreifvögel wie Milan, Bussard, Habicht, Falke, Schleier-, Schnee- und Waldohreule, Waldkauz und Uhu.

    Eine Sehenswürdigkeit ist das Zentralstadion. Mit 100000 Plätzen ist das Fomm, das 1956 eingeweiht wurde, das größte Stadion Deutschlands. In unmittelbarer Nähe des Leipziger Stadions befindet sich das Sportmuseum Leipzig. Es wurde 1977 gegründet. Es beherbergt eine der größten sporthistorischen Sammlungen in Deutschland und genießt damit auch internationale Weltschätzung. In seinem Fundus befinden sich Turn- und Sportgeräte, Sportkleidung, historische Fahnen, Plakate, Medaillen, Urkunden, Fotos, Dokumente, Postkarten, Plaketten, Abzeichen u. v. a. m. Zum Museumsbestand gehört ebenfalls die rund 3500 Bande umfassende Fachbibliothek, die bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückreicht.

    Leipzig ist heute mehr als ein “Klein-Paris”.

    Im Herbst 1989 begannen in Leipzig die sog. Montagsdemonstrationen, die maßgeblich zum politischen Umsturz in der DDR beitrugen. 100000 Menschen demonstrierten mit dem Ruf ‘Wir sind das Volk!’ für demokratische Reformen.

    Die Porzelanmanufaktur aus Meißen existiert seit 1710 und ist in der ganzen Welt bekannt. Weltweit bekannt sind auch handgefertigte Schnitzereien aus dem Erzgebirge.

    In Chemnitz mit Technischer Hochschule und Forschungsinstituten sind Maschinenbau und Mikroelektronik gut entwickelt.

    Zwickau ist Automobilstadt, doch statt des unvergessenen Kleinwagens “Trabant” (“Trabi”) wird hier der Volkswagen “Polo” hergestellt.

    Im Osten Sachsens (im Gebiet der Lausitz, mit dem Zentrum Bautzen) leben Sorben, ein Volk slawischer Herkunft, die die größte ethnische Minderheit des Landes bilden. Ein Teil der Sorben lebt auch im Land Brandenburg. Ihre nationale und kulturelle Identität bewahren sie über Jahrhunderte. Sie leben überwiegend in den Dörfern und arbeiten in der Landwirtschaft.

 


 Sachsen-Anhalt

 

    Sachsen-Anhalt ist das größte der ehemals auf DDR-Gebiet liegenden deutschen Länder. Mit einer Fläche von 24 670 km ist es größer als Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen.

    Sachsen-Anhalt ist das einzige der fünf neuen Bundesländer, das keine längere Geschichte hat. Es entstand in der Folge des Zweiten Weltkrieges.

    Es war das Zentrum der chemischen Industrie der ehemaligen DDR und hat heute mit großen Umweltproblemen besonders im Raum Halle, Merseburg und Bitterfeld zu kämpfen.

    Sachsen-Anhalt liegt im Herzen Deutschlands und ist geprägt von verschiedenen reizvollen Landschaften, die Tausende Touristen anziehen.

    Das beliebteste Reise- und Wanderziel ist der Harz, sein höchster Berg ist der Brocken mit 1142 Metern Höhe, ein geheimnisvoller, mystischer Ort, ein Schauplatz für Märchen und Sagen. Es heißt, im Harz treiben sich Hexen herum. Einmal im Jahr sollen sie sich hier oben in den Bergen treffen und die Valpurgisnacht feiern. Das ist die Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni. Bei Thale befindet sich sogar ein Hexentanzplatz. Dort hinauf kann man als Mensch bequem mit der Drahtseilbahn schweben. Hexen aber bevorzugen Besen, Heugabeln, Ziegenböcke als Transportmittel.

    Millionen von Besuchern zieht der Harz jährlich an. Die Hexe ist ein Symbol des Brockens und das beliebteste Brockensouvenir.

    Johann Wolfgang Goethe, der sich für fast alles interessierte, beschäftigte sich auch mit den Sagen des Harzes. Besonders die Geschichte von der Valpurgisnacht hatte es ihm angetan. Und so wurde eine Walpurgisnacht zu einem wichtigen Teil in seinem berühmtesten Werk, dem “Faust”.

    Vom Wanderweg, der sich durch das reizvolle Tal schlängelt, führen Treppenstufen hinab zum Ufer der Bode, man kann auf die Gesteinsplatte steigen, auf der Goethe mit seinem Zögling, dem zehnjährigen Fritz von Stein, gesessen und gegessen hat. Und wie immer, wenn Goethe irgendwo war, ist auch hier eine Tafel angebracht mit dem Hinweis, dass der Dichter am 11. September 1783 an dieser Stelle saß.

    Wer noch mehr über die Valpurgisnacht erfahren möchte, wage sich auf den Hexentanzplatz. Ganz in der Nähe der Schwebebahnstation steht die 1901 erbaute Valpurgishalle. Ein literaturliebender Maler schuf Gemälde, die die geheimnisumwitterte Walpurgisnacht darstellen, ganz so, wie Goethes Faust sie hier oben erlebt haben soll.

    Inmitten einer wunderbaren Berglandschaft werden in den Sommermonaten Schauspiele, Opern und Operetten vor Tausenden von Zuschauern gespielt.

    Heute sind Hexentanzplatz und Roßtruppe für jung und alt ein beliebter Tummelplatz.

    An den Hängen der Flüsse Saale und Unstrut gedeihen Weintrauben. Verschiedene Weinsorten werden hier bereits seit über 1000 Jahren angebaut.

    Sachsen-Anhalt zählt zu den an Denkmälern reichsten Gebieten Deutschlands. Vielerorts ist die Vergangenheit lebendig geblieben.

    Die heutige Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, Magdeburg, wurde 805 erstmals urkundlich erwähnt. Magdeburg war im Mittelalter eine der bedeutendsten deutschen Städte. Das Magdeburger Recht war weit über Mittel- und Osteuropa verbreitet. Im Dreißigjährigen Krieg brannte die Stadt fast restlos nieder.

    Zu den bedeutendsten Söhnen Magdeburgs gehören der Komponist Georg Philipp Telemann und der Dichter Erich Weinert.

    In Magdeburg steht die erste auf deutschem Boden erbaute gotische Kathedrale: Sie wurde 1363 eingeweiht und beherbergt das Grab von Kaiser Otto I.

    Das Kloster “Unser Lieben Frauen”, 1160 fertiggestellt und nahezu unverändert erhalten, ist das älteste Gebäude der Stadt.

    Dom, Marktkirche und Roter Turm auf dem historischen Marktplatz sind die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Halle, das im Mittelalter durch Salzgewinnung zu Reichtum kam. Schon der Name der Stadt lässt erkennen, was jahrhundertelang ihre Entwicklung gefördert und das Leben der Bürger beeinflusst hat: Es war das Salz, das älteste aller Gewürze. Halle bedeutet “Salzquelle”, aber auch “Siedehaus der Salzwerke”. Schon vor 2000 Jahren wurde in dieser Gegend Salz gewonnen. 1836 wurde in Halle die erste Zuckerfabrik errichtet, 1855 begann der Maschinenbau und 1833 folgte die Chemieindustrie. Diese Industriebereiche bestimmen auch heute das Profil der Stadt.

    Die bekannteste Halle’sehe Bildungsstätte ist die Martin-Luther-Universität. Gegründet 1699, entwickelte sie sich zu einem Wissenschaftszentrum von europäischem Ruf. Ihr erster Rektor, der Jurist Thomasius, lehrte als erster Professor in deutscher Sprache und gab die erste deutschsprachige wissenschaftliche Zeitschrift heraus. Die Universität ist stolz darauf, dass hier am 16. April 1734 Anton Wilhelm Amo als erster Afrikaner in Europa mit einer Dissertation über die Sklaverei die Magisterwürde erwarb und 1754 Dorothea Erxleben aus Quedlinburg als erste deutsche Frau promovierte.

    In Wolfen wurde 1936 der erste Farbfilm der Welt vorgestellt.

   Sehenswert sind die Harzstädte Halberstadt, Wernigerode und Quedlinburg, die berühmte Fachwerkstadt mit Fachwerkhäusern aus dem 16. -18. Jahrhundert.

   Die Altsadt von Quedlinburg wurde mit ihren mehr als l200 Fachwerkhäusern, die heute Zug um Zug renoviert werden, in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Bekannt ist Quedlinburg durch seine Saatzuchtbetriebe.

    Im Feudalmuseum in Wernigerode, das wegen seiner malerischen Fachwerkbauten “bunte Stadt am Harz” genannt wird, werden interessante Zeugnisse vergangener Jahre aufbewahrt. Sehenswert sind auch das Harzmuseum und das Planetarium.

    Der viertürmige Dom St. Peter und Paul in Naumburg gehört zu den wertvollsten europäischen Baudenkmälern. Der 112 Hektar große Wörlitzer Park bei Dessau mit dem 1773 eingeweihten Schloss Leopolds III. zählt zu den schönsten “Englischen Gärten” Europas.

    An der Wittenberger Universität wirkte als Professor der Philosophie und Theologie der Kirchenreformator Martin Luther. Durch ihn wurde Wittenberg zum Ausgangspunkt der Reformation, der ersten Phase der frühbürgerlichen Revolution in Deutschland. In den Räumen des Lutherhauses in der Lutherstadt Wittenberg ist das Reformationsgeschichtliche Museum untergebracht, die Lutherhalle.

    Auf dem Territorium des heutigen Sachsen-Anhalts haben viele berühmte Männer gewirkt oder sind hier geboren. Unter ihnen: Schütz, Klopstock, Novalis. Halle ist z. B. die Geburtsstadt des weltberühmten Komponisten Georg Friedrich Händel. In Eisleben lebte und wirkte der große Reformator Martin Luther.

 

 Schleswig-Holstein

 

    Das Schicksal des Landes Schleswig-Holstein ist das Meer. Dieses nördlichste Bundesland liegt zwischen zwei Meeren: Nord- und Ostsee. Es besteht aus dem ehemaligen Herzogtum Schleswig und der früheren Grafschaft Holstein, die schon seit rund 600 Jahren — “auf ewig ungeteilt” — gemeinsam regiert werden.

    Schleswig-Holstein war ein Jahrtausend lang Streitobjekt zwischen Deutschland und Dänemark. Nach zwei deutsch-dänischen Kriegen kam es 1864 endgültig zu Deutschland und wurde 1866 preußische Provinz.

    Man verdient hier seinen Lebensunterhalt durch Fischerei, Schiffahrt und Schiffsbau. Der Fremdenverkehr soll nicht vergessen werden. Er hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

    Schleswig-Holstein ist ein wichtiges Durchgangsland. Der 100 km lange Nord-Ostsee-Kanal verbindet Nord- und Ostsee. Er wurde 1895 eröffnet und ist die meistbefahrene Wasserstraße der Welt.

    Hunderte Kilometer Nord- und Ostseeküste machen Schleswig-Holstein zum Ferienparadies. Besonders Sylt hat sich zu einer viel besuchten Ferieninsel entwickelt. Viele Touristen besuchen auch das Grab des schlauen Till Eulenspiegel in der hübschen kleinen Stadt Mällen.

    An der Ostseeküste gibt es viele Sandstrände. Wer jedoch Spaziergänge durch schattige Buchenwälder und an Seeufern entlang mehr liebt als das Treiben am Strand, für den empfiehlt sich die Holsteinische Schweiz, wie das Seengebiet um die Städte Plön, Eutin und Malente genannt wird. Naturfreunde lockt der Nationalpark Wattenmeer an der Nordsee. Mit 285 000 Hektar ist er der größte Mitteleuropas. Das Watt ist eine ampfibische Landschaft, von Flut und Ebbe geprägt. Zweimal täglich wird es vom Meer überspült, zweimal taucht es aus den Fluten wieder auf. Diesen extremen Lebensbedingungen sind nur vergleichsweise wenige Tierarten gewachsen. Dafür aber treten diese besonders reichhaltig auf. In einem einzigen Quadratmeter Schlickwatt leben Hunderttausende von Schnecken, Muscheln und Kleinkrebsen. Zu jeder Jahreszeit bewölkern das Watt riesige Vogelschwärme.

    Die wichtigsten Städte im “Land zwischen den Meeren” liegen an den Förden im Osten. Flensburg, Kiel und Lübeck sind die größten Ostseehäfen der Region. Lübeck ist davon die Stadt mit der ältesten Handelstradition und war einmal die mächtigste Handelsstadt an der Ostsee. Schon vor 500 Jahren war sie über einen Kanal mit der Elbe und damit mit der Nordsee verbunden. Die alte Hansestadt mit einer Vielzahl historisch wertvoller Bauten besitzt einen der bedeutendsten Häfen an der Ostsee. Als Hauptstadt der Hanse erlebte Lübeck im 14. und 15. Jahrhundert seine Blütezeit. Vom ehemals ungeheueren Reichtum der Hansestadt zeugen die prächtigen Bürgerhäuser, das Rathaus, die herrlichen Kirchen, von denen die Marienkirche die bekannteste ist, und das 500 Jahre alte Stadttor — das Holstentor, das Wahrzeichen von Lübeck.

    Lübeck wird “Tor zum Norden” genannt.

    Wegen der sehenswerten mittelalterlichen Baukunst ist Lübeck von der UNESCO in die Liste des “Weltkulturerbes der Menschheit” eingetragen.

    Lübeck wird auch Thomas-Mann-Stadt genannt, denn in Lübeck wurde der große deutsche Schriftsteller Thomas Mann geboren. Man kann hier das alte Buddenbrockhaus sehen, das Thomas Mann in seinem Roman “Buddenbrocks” beschrieben hat.

    Kiel ist die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Die phantastische Lage am Meer, die gepflegten Strände und Erholungseirichtungen machen Kiel zu einem Anziehungspunkt für jung und alt. Einmal im Jahr, Ende Juni, versammelt Kiel Segelsportler aus aller Welt zur traditionellen “Kieler Woche”.

    Schleswig-Holstein ist mit über 1000 Windmühlen Wind-Energie-Land Nummer 1 in Deutschland.

    Auf den Nordfriesischen Inseln halten sich neben dem offiziellen Hochdeutsch friesische Dialekte. Friesisch ist eine eigene Sprache, sie steht etwa zwischen dem Englischen und dem Niederdeutschen.

 


 Der Freistaat Thüringen

 

    Wegen seiner Lage und seines Waldreichtums wird Thüringen auch “Deutschlands grünes Herz” genannt. Thüringen liegt in der geographischen Mitte Deutschlands und umfasst als Kernlandschaft das schlüsselförmige Thüringer Becken und den Thüringer Wald.

    Vor allem die ausgedehnten Wälder sowie Orte mit großer Tradition wie Weimar, Eisenach und die Wartburg begründen den Ruf Thüringens. Ein bekanntes Touristenzentrum ist der Große Inselsberg mit einer Höhe von 916 m. Der höchste Gipfel des Thüringer Waldes ist jedoch der Große Beerberg mit 982 m Höhe.

    Der 168 km lange Rennsteig (Rennweg) auf dem Kamm des thüringischen Mittelgebirges ist Deutschlands bekanntester Gebirgswanderweg. Acht Tage brauchen die Wanderer, wenn sie auf ihm den Thüringer Wald in voller Länge genießen wollen. Der Name “Rennsteig” bedeutet “Grenzweg”. Er geht auf das Wort “Rain” für Grenze zurück und bezieht sich auf die alte Grenze zwischen Thüringen und Franken. Rennsteig ist ein alter Grenzweg und Kurierpfad auf dem Kamm des Thüringer Waldes. Im Mittelalter war der Rennsteig ein militärischer Geheimpfad, denn Boten und Truppen konnten in der damaligen Einöde die Städte Gotha, Erfurt und Jena unbemerkt umgehen.

    So einsam ist er heute nicht mehr.

    Seit der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 ist der Rennsteig wieder grenzenlos.

    Die am Rennsteig gelegenen Wintersportanlagen ziehen selbst außerhalb der Saison viele Neugierige in den Luftkurort Oberhof.

    Wegen seiner Lage und seines Waldreichtums wird Thüringen auch “Deutschlands grünes Herz” genannt. Die Landeshauptstadt ist Erfurt.

    742 lautet der Name Erphesfurt. Erpha oder Erphesa ist der frühere Name des Flusses Gera. Das Wort stammt von erph (althochdeutsch) für dunkelfarbig. Furt ist eine flache Stelle in einem Fluss, wo man ihn leicht durchqueren kann.

    Viele große Namen sind mit Erfurt verbunden. Sie reichen von Bonifatius, der 742 Erfurt gegründet hat, bis zu Napoleon, der die Fürsten Europas mit Alexander von Russland an der Spitze zu einem Kongress nach Erfurt gerufen hat. Am Schluss dieses Kongresses fand die denkwürdige Begegnung Goethes mit Napoleon statt. Beim Anblick des Dichters rief Napoleon aus: “Voil…, un homme!” (“Welch ein Mensch!”). Die mehr als 1255 Jahre alte thüringische Metropole ist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus als Industrie-, Blumen-, Dom- und Lutherstadt bekannt. Im Südteil des fruchtbaren Thüringer Beckens verkehrsgünstig gelegen, war Erfurt schon im Mittelalter eine der wichtigsten deutschen Handelsstädte. Der Reichtum der Patrizier, der vor allem auf dem Handel mit der Blaufärbepflanze Waid beruhte, ermöglichte der Stadt 1392 die Gründung einer Universität, die am Ende des 15. Jahrhunderts zu einer Hochburg des deutsches Humanismus wurde. Martin Luther studierte hier von 1501 bis 1506.

    Die politische Zersplitterung auf deutschem Boden, die Verlagerung der Welthandelsstraßen im Gefolge der großen geographischen Entdeckungen nach Westeuropa, die Bevorzugung Leipzigs als Handelsplatz, die Konkurrenz des billigen blauen Farbstoffs Indigo, der den Waid vom Markt verdrängte, unterminierten Erfurts Rolle als Handelsplatz. 1802 wurde Erfurt preußisch, 1806 vorübergehend französisch. 1808 war es Schauplatz des napoleonischen Fürstenkongresses, auf dem Napoleon dem russischen Zaren Alexander I. seine Macht demonstrierte. 1815 kam Erfurt endgültig an Preußen.

    Erst seit 1871 begann neben dem traditionellen Gartenbau auch eine stürmische Entwicklung der Industrie.

    Erfurt, dessen historisches Zentrum auf der Denkmalliste der UNESCO geführt wird, zählt unbestritten zu den anziehendsten deutschen Städten. Die historische Altstadt bildet das mittelalterliche Ensemble von Dom mit der Gloriosa-Glocke, einer der größten Glocken der Welt, und der St.-Severi-Kirche. Im Hohen Chor des Domes fallen jedem Besucher zunächst die originalen mittelalterlichen Glasfenster ins Auge. Sie sind heute noch zu gut 75 Prozent erhalten. Die Fenster zeigen Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament sowie aus dem Leben der Heiligen.

    Weltbekannt sind auch das Augustinerkloster und die Augustinerkirche, wo der junge Martin Luther entscheidende Jahre seines Lebens verbrachte. Daran erinnert noch die Lutherzelle im Augustinerkloster mit seinem berühmten Kreuzgang.

    Im Zentrum der Stadt liegt die berühmte Krämerbrücke, ein in Europa in seiner Art einmaliges Bauwerk (1325). Über diese Brückenstraße nahmen jahrhundertelang die Kaufmannszüge zwischen Westeuropa und den slawischen Ländern im Osten ihren Weg.

    Krämerbrücke wird im 12. Jahrhundert der Übergang über die Gera genannt; sie war eine Brücke der Kaufleute. 1156 wurde sie schon erwähnt, im 14. Jahrhundert errichtete man sie aus Stein. Man kann sich heute kaum vorstellen, dass im Mittelalter der viel befahrene Handelsweg von Westeuropa nach Osteuropa auch über diese Brücke führte. Die Krämer (Händler) und ihr Handel gaben der Brücke den Namen. Heute stehen auf der Brücke 26 Häuser. Ein Café gibt es, Boutiquen und das kleine reizende Brückenhaus-Museum. Die Besucher haben genug zu schauen und zu fotografieren.

    In der Stadt sind viele Museen, wie das Angermuseum (das kunsthistorische Museum mit einer Gemäldegalerie alter und neuer Meister), das Museum für Thüringens Volkskunde, das Museum für Stadtgeschichte und das Gartenbaumuseum auf dem Gelände der Erfurter Gartenbauausstellung (“ega”). Die Erfurter Gartenbauausstellung “ega” ist ein Magnet für Millionen Fachleute, Blumen- und Gartenliebhaber aus aller Welt und eines der schönsten Erholungs- und Kulturzentren Thüringens. Die “ega” ist das ganze Jahr über geöffnet. Vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst gleicht das 100 ha große Gelände einem Blutenmeer. Seit mehr als 200 Jahren ist Erfurt als Blumenstadt bekannt. Erfurter Sämereien gehen heute in über 40 Länder der Welt.

    Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Aquarium am Nettelbeckufer und der Thüringer Zoopark auf dem Roten Berg, einer der jüngsten Zoos mit reichhaltigem Tierbestand (etwa 1100 Tiere), darunter zoologische Kostbarkeiten wie die Affenarten der Guerezas, Nilgirilanguren, Hulmans und Kleideraffen.

    Andere größere Städte sind: Gera, Suhl, Weimar, Eisenach, Meiningen, Rudolstadt, Jena, Mühlhausen, Nordhausen usw.

    Weimar, die berühmte Stadt der deutschen Klassik, liegt mitten im Thüringer Wald am Fuß des Etterberges in dem schönen Tal der Ilm. Die erste urkundliche Nachricht von “Wimares” stammt aus dem Jahre 975.

    Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dauerte der Ruhm Weimars als eines großen deutschen Kulturzentrums. Im 16. Jahrhundert lebte und wirkte hier der hervorragende deutsche Maler Lucas Cranach, dessen weltberühmte Meisterwerke sowohl die Dresdener Gemäldegalerie als auch viele andere Kunstsammlungen schmücken.

    Im 18. Jahrhundert wirkte hier 9 Jahre lang als Hoforganist der bewundernswerteste deutsche Musiker Johann Sebastian Bach.

    Weimars klassische Periode begann mit dem Regierungsantritt der Herzogin Anna Amalia, die 1772 den Dichter Wieland als Prinzenerzieher an den Hof holte. Ihr Sohn, Karl August lud 1775 den jungen Goethe in seine Residenz ein. Goethe hat lange geschwankt, ob er bleiben sollte. Als er sich entschloss, die Stadt an der Ilm zu seiner Wahlheimat zu machen, ahnte er nicht, dass sie ihn bis zu seinem Lebensende, d. h. über 56 Jahre beherbergen würde.

    Zunächst wohnte Goethe beim alten Kammerpräsidenten von Kalb. Dann bezog er eine Mietswohnung am heutigen Bergplatz Nr. l. Oft hat er auch im Fürstenhaus übernachtet. Da wurde er auf ein Gartenhaus aufmerksam. Die Witwe eines fürstlichen Kammerdieners namens Köhler war verstorben und hinterließ das Grundstück, das zur Versteigerung angeboten wurde. Goethe teilte sein Interesse für den Garten dem Herzog mit. Dieser erwarb den Garten und schenkte ihn dem neugewonnenen Freund, wohl auch, um ihn an Weimar zu binden. Auf Goethes Wunsch berief der Herzog 1776 Herder nach Weimar. Ihm folgte 1787 vorübergehend und 1779 endgültig Schiller, dessen Dramen im Komödienhaus uraufgeführt wurden. Goethe leitete das Weimarer Hoftheater mehr als 25 Jahre lang. Vor dem Gebäude des heutigen Nationaltheaters erhebt sich das bekannte Goethe-und-Schiller-Denkmal, das Wahrzeichen Weimars.

    Das Gartenhaus im Park an der Ilm, seine erste eigene Wohnung in Weimar, bewohnte Goethe 6 Jahre. Zarte Zeichnungen der ihn umgebenden Landschaft, des jahreszeitlichen Wechsels der Natur sowie einige seiner Naturgedichte sind mit dem Leben im Gartenhaus verbunden. Goethe pflanzte hier selbst Bäume und Blumen, machte Wege. Hier erholte er sich, hier arbeitete er an seinen neuen Werken. Hier empfing er Charlotte von Stein. An sie wanderten vom Gartenhaus fast täglich Briefe oder auch nur Zettel mit wenigen Worten. Nach der Italienischen Reise begann in diesem Hause die Liebe zu Christiane Vulpius, seiner späteren Frau. Eines der schönsten Liebesgedichte, “Gefunden”, ist diesem Erlebnis gewidmet. Eine zarte Bleistiftzeichnung von 1788 zeigt uns Christiane auf einem Sofa schlafend.

    1782 übersiedelte Goethe nach dem Frauenplan. Das Gartenhaus war zu eng für seine Sammlung geworden und lag auch zu weit vom herzöglichen Hof. Das Haus am Frauenplan verwandelte sich in eines der geistigen Zentren Europas. Hier versammelten sich berühmte Dichter, Komponisten und Wissenschaftler jener Zeit. Heute befindet sich hier das Goethe-Nationalmuseum. In einigen Räumen können wir interessante naturwissenschaftliche Sammlungen sehen: Goethe war ja nicht nur ein großer Dichter, sondern auch ein Naturwissenschaftler. Seine Bibliothek zählte mehr als 7000 Bücher.

    Nicht weit vom berühmten Goethehaus am Frauenplan befindet sich das Schillerhaus, wo Schiller die letzten 3 Jahre seines Lebens verbrachte. Gegenüber dem Schillerhaus liegt der Gänsemännchenbrunnen.

    Unweit des Deutschen Nationaltheaters steht das Wittumspalais der Herzogin Anna Amalia. Wieland, Goethe, Herder, Schiller versammelten sich hier oft zu Gesprächen über Literatur, Kunst und Wissenschaft. Neben dem Wittumspalais war auch das Schloss in Tiefurt, der Sommersitz der Herzogin Anna Amalia, eine Stätte der Geselligkeit und des Gedankenaustausches der Geistesgrößen Weimars.

    Im südlichen Teil der Stadt liegt der historische Friedhof. Bis zum Ausgang des Mittelalters wurden die Toten der weimarischen Fürstenhäuser in den Krypten der Stadtkirche zu St. Peter und Paul (Herderkirche) und der Schlosskapelle beigesetzt. Wenige Jahre vor seinem Tod beauftragte Karl August seinen Baumeister Coudray mit dem Bau der Fürstengruft auf dem Neuen Friedhof, der 1818 für den zu klein gewordenen Jakobskirchhof eröffnet worden war. 1824 ließ er die Gebeine seiner Vorfahren in die Begräbnisstätte überführen. Auf Wunsch des Herzogs Karl August wurde die Familiengruft des Fürstenhauses auch die letzte Ruhestätte Goethes und Schillers. Rings um die Gruft ruhen die letzten Angehörigen und zahlreiche Zeitgenossen Goethes.

    In Weimar entstand 1919 die Verfassung der ersten deutschen Republik; man nennt sie deshalb auch ‘Weimarer Republik’.

    Im Norden Weimars, weithin sichtbar, erhebt sich der Ettersberg. Seinerzeit war Ettersberg ein Lieblingsausflugsort Goethes. Auch die Weimarer verbrachten ihre Freizeit im schönen Buchenwald. Heute ist es anders. Hier ist die Erde mit dem Blute vieler Zehntausender getränkt. Hier haben die Hitlerfaschisten 1937, als die Gefängnisse und Zuchthäuser nicht ausreichten, das berüchtigte Konzentrationslager Ettersberg errichtet. Nach dem Protest der Goethefreunde wurde der Name in KZ Buchenwald abgeändert. Sieben Jahre und neun Monate hindurch wurden hier fast eine Viertelmillion Menschen, die gegen Unterdrückung, Terror und Krieg kämpften, gefangen gehalten und grausam gequält. Fast ein Viertel der Häftlinge (56000) verhungerten, erfroren, starben an Misshandlungen oder wurden ermordet und verbrannt. Unter diesen Opfern war auch Ernst Thälmann, der Führer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Nach elfjähriger Gefangenschaft, am 18. August 1944, wurde er aus dem Gefängnis in Bautzen ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht und noch in derselben Nacht im Krematorium ermordet.

    Zum Gedenken all der Toten und Überlebenden wurde 1954/58 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte errichtet.

    Die Betonstraße, der ehemalige Zufahrtsweg zum KZ, auch “Blutstraße” genannt, ist mit dem Blut und Schweiß der Häftlinge getränkt, die sie in mörderischem Tempo gebaut haben. Die Stufen aus rotem Stein erinnern an das Blut Tausender Antifaschisten.

    “Jedem das Seine” — liest man in geschmiedeten Buchstaben am Tor des ehemaligen KZ’s. Die Gefangenen, unter ihnen auch Kinder, mussten unter barbarischen Arbeits- und Lebensbedingungen oft bis 18 Stunden in der Kriegsproduktion arbeiten. Die bewussten Antifaschisten trotzten den unmenschlichen Bedingungen und schufen sich Mitte 1943 eine Widerstandsorganisation, die von dem Illegalen Internationalen Lagerkomitee (ILK) geleitet wurde. Viele Häftlinge verdanken ihr Leben den hier tätigen Antifaschisten. Unter Leitung des ILK gelang es den Häftlingen, sich am 11. 04. 45 selbst zu befreien, noch bevor die amerikanischen Soldaten das Lager betraten.

    Zahlreiche Bilder und Dokumente des Lagermuseums berichten über den heldenhaften Kampf der Antifaschisten und die Verbrechen der Nazihenker. Häftlingskleidung mit der obligatorischen Nummer darauf. Eigens präparierte, eingetrocknete Köpfe hingerichteter Menschen. Ein Lampenschirm aus Menschenhaut. Medizinische Instrumente und Giftstoffe, mit deren Hilfe Versuche an wehrlosen Menschen durchgeführt wurden... Beim Anblick dieser Exponate erstarrt einem das Blut in den Adern.

    Jährlich treffen sich am Buchenwaldtag auf dem großen Feierplatz Abgesandte aller Völker, um sich in tiefer Trauer vor den Opfern der faschistischen Barbarei zu verneigen. Wir sehen die große Plastikgruppe von Fritz Cremer, einem ehemaligen Häftling Buchenwalds, die sich vor dem 50 Meter hohen Glockenturm erhebt und 11 kämpfende Häftlinge darstellt. Die Glocke ist sehr schwer (7 Tonnen). Die Buchenwaldglocke läutet am Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus sowie zu Kundgebungen der Widerstandskämpfer.

    Das dumpfe Geläut der Glocke von Buchenwald, die Worte aus dem Buchenwaldschwur von 1945 am Tor und an der Innenwand des Glockenturms rufen und mahnen die Lebenden: “Vergeßt nie, was hier geschah!”

    Die alte Stadt Jena ist schon seit 1558 Universitätsstadt. Im Zentrum der Stadt steht ein imposanter Bau, das Zeiß-Hochhaus, das Wahrzeichen Jenas. In Jena hat die moderne Optikindustrie angefangen. Die Jenaer Zeißwerke sehen heute wie eine kleine Stadt aus. Die Geräte, die man hier baut, sind in der ganzen Welt berühmt. Sie finden Verwendung in Medizin und Biologie, Astronomie und Atomphysik. An der Jenaer Universität hat einst der junge Karl Marx die Rechte studiert. Hier hat Friedrich Schiller seine erste Vorlesung als Professor der Geschichte gehalten.

    In Eisenach gründete 1898 ein gewisser Ehrhardt eine Autofabrik, die schon vor dem 1. Weltkrieg den berühmten Kleinwagen “Dixi” herausbrachte. Nach 1945 wurde hier der “Wartburg”-Pkw gebaut, und seit der Wende gehört das Werk der Adam Opel AG (General Motors).

    Hoch über Eisenach ragt auf dem Wartberg die mächtige über 900 Jahre alte Burg Wartburg, eine der historisch interessantesten deutschen Burganlagen. Die stattliche Burg wurde nie erobert, nur einziges Mal belagert. Der Bedeutung des Adelgeschlechtes entsprechend war die Wartburg bald nicht mehr nur ein Wehrbau, sondern ein Wohn-, Regierungs- und Repräsantionsbau. 1211/27 lebte hier die Landgräfin von Thüringen. In der Burgvogtei lebte vom Mai 1521 an Martin Luther unter dem Namen Junker Jörg vor seinen Feinden verborgen. Auf der Wartburg übersetzte Martin Luther 1522 das Neue Testament ins Deutsche und formte damit die deutsche Schriftsprache.


 

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N. P. Chmelenok 2004

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26.01.2020