Н. П. Хмеленок
2004
Kapitel 1. Anfänge der deutschen Geschichte.
Kapitel 2. Die deutsche Sprache.
Kapitel 3. Die deutschen Vornamen.
Kapitel 4. Die Wiedervereinigung Deutschlands.
Kapitel 5. Geographische Lage und Bodenschätze.
Kapitel 6. Das Klima der BRD.
Kapitel 7. Umweltschutz.
Kapitel 8. Politischer Aufbau in der BRD.
Kapitel 9. Bevölkerung.
Kapitel 10. Emigranten in Deutschland.
Kapitel 11. Leben: Ordnung, Lebensstandard, Arbeit, Freizeit.
Kapitel 12. Familie.
Kapitel 13. Die Jugend in Deutschland.
Kapitel 14. WEHRPFLICHT.
Kapitel 15. RELIGION.
Kapitel 16. Wirtschaft, Industrie, Handel, Verkehr.
Kapitel 17. Feste und Feiertage in Deutschland.
1. Advent und Weihnachten.
2. Fasching.
3. Ostern.
4. Vogelhochzeit.
5. Einschulung.
6. Konfirmation.
7. Jugendweihe
Kapitel 18. Schulen in Deutschland.
Kapitel 19. Schulalltag.
Kapitel 20. Der Schüleraustausch.
Kapitel 21. Landschaften der BRD.
1. Die Ostseeküste.
2. Der Spreewald — vom Wasser geprägte Landschaft.
3. Die Sächsische Schweiz — Gebirge der Steine und der Felsentürme.
4. Der Thüringer Wald.
5. Erzgebirge.
6. Das Vogtland.
7. Der Harz.
8. Südharz.
Kapitel 22. Durch die Bundesländer.
1. Baden-Württemberg.
2. Der Freistaat Bayern.
3. Berlin.
4. Brandenburg.
5. Die freie Hansestadt Bremen.
6. Die freie Hansestadt Hamburg.
7. Hessen.
8. Mecklenburg-Vorpommern.
9. Niedersachsen.
10. Nordrhein-Westfalen.
11. Rheinland-Pfalz.
12. Das Saarland.
13. Der Freistaat Sachsen.
14. Sachsen-Anhalt.
15. Schleswig-Holstein.
16. Der Freistaat Thüringen.
Kapitel 23. Berühmte Deutsche.
1. Martin Luther.
2. Johannes Gutenberg — Erfinder des Buchdrucks.
3. J. W. Goethe.
4. H. Heine — Dichter und Kämpfer.
5. Heinrich Schlimann.
6. J. F. Böttger — Erfinder des europäischen Porzellans.
7. Ludwig van Beethoven — ein Mensch mit einem starken Willen.
8. Ernst Busch, ein deutscher Künstler und Antifaschist.
Kapitel 24. deutsche Volkssagen.
1.
2.
3.
Kapitel 25. Episoden aus der deutschen Geschichte.
1. Deutschland nach 1945.
2. Geschichte in Stein.
3. Es gab auch ein anderes Deutschland. (Antifaschistischer Widerstandskampf in Deutschland.)
Anhang
Landeskundliche termini
Die Entstehung des deutschen Volkes und des deutschen Staates war ein Prozess, der Jahrhunderte dauerte. Die Germanen entstanden aus verschiedenen Stämmen in den Gebieten südwestlich und westlich der Ostsee sowie in Skandinavien zu Beginn der Eisenzeit. Um 100 u. Z. treten uns drei große germanische Stammesgruppen entgegen. In Skandinavien leben die Nordgermanen oder Skandinavier (aus ihnen gingen die Dänen, Schweden, Norweger, Isländer hervor). Auf dem Festland östlich von der Oder an der Ostseeküste und an der unteren Wisla leben die Ostgermanen (Goten, Burgunden, Wandalen). Westlich von der Oder, im Raum von der Elbe bis zum Rhein, von der Nordseeküste bis zum Mitteldeutschen Gebirge leben die Westgermanen (Sueben, Markomannen, Chatten, Kimbern, Teutonen, Angeln, Sachsen, Friesen, Cherusker u. a.). Die Naturkatastrophen brachten ganze Stämme in Richtung Süden, Südwesten und Südosten. Sie eroberten keltische Gebiete in Thüringen, Böhmen, am Rhein und kamen zwischen Donau und Oberrhein bis nach Gallien. Der Name Germanen ist ursprünglich wohl keltisch.
Die Geschichte der Germanen ist durch zahlreiche Kriege und Auseinandersetzungen mit Römern geprägt.
Der Rhein wird bis 12 v. u. Z. die Ostgrenze der römischen Provinz Gallien und zugleich die Westgrenze Germaniens gegen das römische Reich. 16-13 v. u. Z. bereiteten die Römer die Eroberung der germanischen Gebiete bis zur Elbe vor.
Die ersten schriftlichen Nachrichten über die Germanen finden sich Mitte 4. Jh. v. u. Z.
Der römische Oberbefehlhaber Tiberius unterwirft einige deutsche Stämme, mit den anderen schließt er Freundschaftsverträge. Die Eroberung Germaniens bis zur Elbe findet ihren Abschluss. Es wird Provinz Germania gegründet unter Statthalter Sentius Satirnius mit der Hauptstadt Oppidum Ubiorum (Köln).
7 v. u. Z. wird zum Statthalter in Germanien P. Quinotilius Varus genannt. Die unterworfenen deutschen Stämme sammeln die Truppen unter Führung des Cheruskerfürsten Arminius gegen die Einbeziehung Germaniens in den römischen Sklavenhalterstaat. Arminius wird zum Führer der verbündeten Stämme. In der Schlacht im Teutoburger Wald vernichteten die verbündeten Stämme das römische Heer unter Varus. Die Römer wurden vernichtet. Varus verübt Selbstmord. Diese Schlacht festigte das gemeinsame Handeln der Germanen. Arminius gilt als erster deutscher Nationalheld. In den Jahren 1838 - 1875 wurde ihm bei Detmold ein riesiges Denkmal errichtet.
Auf Grund der alten westgermanischen Stämme bildeten sich gegen das 3. Jh. u. Z. einige große Stammesverbände oder Großstämme mit neuen Selbstbenennungen: die Alemanen, die Franken, die Sachsen, die Bayern. Aus den Stammessprachen der Franken, Alemanen, Bayern, Sachsen und anderer Stämme entwickelt sich später die deutsche Sprache.
Die Herausbildung der deutschen Sprache aus dem Germanischen erfolgte im frühen Mittelalter.
Das frühe Deutsch tritt uns nicht als einheitliche Sprache entgegen. Die germanischen Stammesverbände, die den Raum zwischen Nordsee und Alpen bewohnten, sprachen verschiedene Dialekte. Das deutsche Sprachgebiet gliederte sich in drei große Dialektgruppen auf: Oberdeutsch, Mitteldeutsch (beide zusammen werden als Hochdeutsch bezeichnet) und Niederdeutsch. Das Oberdeutsche und das Mitteldeutsche gliederten sich in viele einzelne Mundarten auf.
Die hochdeutschen Dialektgruppen haben eine große Rolle bei der Entwicklung einer deutschen Literatursprache gespielt.
Das Wort “deutsch” tritt zuerst 786 in lateinischer Form “theodiscus” als Bezeichnung der Sprache der Westfranken auf. Belegt ist um 800 auch der Ausdruck “Theodisca lingua”. Es heißt zuerst “volksgemäß” (“volksgemäßige Sprache”). Das Eigenschaftswort “deut-isch” bezeichnet das, “was zum deut (Volk) gehört”. Das Wort “deutsch” bezeichnete eine beliebige germanische Sprache gegenüber dem Latein, das die gelehrten Leute sprachen. Im Frankenreich bekommt es dann die eigentliche Bedeutung “deutsch”, in dem die zwei heimischen Sprachen einander gegenübergestellt werden; es wird also zum Synonym von teutonicus (“Teutonisch”). 1100 trifft man schon im deutschen Text die Bezeichnungen “diutisca liute” und “diutiskiu lant”, woraus im 15.-16. Jh. die Zusammensetzung “Teutschland”, “Deutschland” entsteht.
Die ostgermanischen Sprachen sind ausgestorben, da die Ostgermanen als selbstständige Stämme am Ausgang der Völkerwanderungzeit untergegangen sind.
Die gotische Bibel (Codex argenteus), vom Bischof Wulfila im 4. Jh. u. Z. aus dem griechischen ins Gotische übersetzt, ist eines der ältesten Sprachdenkmäler der altgermanischen Sprachen. Zu diesem Zweck hatte Wulfila aus dem griechischen Alphabet mit Hinzunahme einiger Runenzeichen eine besondere gotische Schrift geschaffen.
Aus den Stammessprachen der westgermanischen Stämme entwickelten sich später das Englische, das Friesische, das Deutsche und das Niederländische.
Die großen Unterschiede zwischen den hochdeutschen und den niederdeutschen Mundarten erschwerten die Verständigung zwischen den Bewohnern der südlichen und der nördlichen Regionen. Mit dem Aufkommen des Kapitalismus — insbesondere mit dem Aufblühen des Handels — wurde die Notwendigkeit immer dringender, eine Sprachform auszubilden, in der man sich im Süden wie im Norden reibungslos verständigen konnte. In dieser Zeit nahm auch der Schriftverkehr zwischen dem Süden und dem Norden zu. Immer mehr Menschen lernten lesen und schreiben. Das Lateinische als Schriftsprache wurde allmählich durch das Deutsche verdrängt.
In die Zeit des Beginns der frühkapitalistischen Entwicklung fallen die Erfindung der beweglichen Lettern für den Buchdruck, aber auch die Reformation mit der Bibelübersetzung durch Martin Luther.
Die Lutherbibel verbreitete sich rasch über das gesamte deutsche Sprachgebiet und förderte in wesentlichem Maße die Herausbildung einer gemeinsamen deutschen Literatursprache.
Deutsch ist reich an Mundarten. An Dialekt und Aussprache kann man bei den meisten Deutschen erkennen, aus welcher Gegend sie stammen. Wenn beispielweise ein Friese oder ein Mecklenburger und ein Bayer sich in ihrer reinen Mundart unterhielten, hätten sie große Schwierigkeiten, einander zu verstehen.
Das Deutsche ist eine germanische Sprache und am nächsten mit dem Niederländischen, Friesischen, Englischen und den skandinavischen Sprachen verwandt. Deutsch ist Muttersprache in Deutschland, Österreich und einem Teil der Schweiz.
Durch die Völkerwanderung entstanden germanische Einzelsprachen. Man unterscheidet einen ostgermanischen, einen nordgermanischen und einen westgermanischen Zweig. Aus den westgermanischen Dialekten ist das Deutsche, genauer: das Hochdeutsche, entstanden.
Es wird zwar ein einheitliches Deutsch geschrieben und verstanden, aber durchaus nicht allgemein gesprochen. Viele Deutsche sprechen eine Mundart (Dialekt), oder ihr Deutsch ist von regionalen Besonderheiten beeinflusst. Diese Besonderheiten können sich etwa in der Aussprache oder auch im Wortschatz zeigen.
Unterschiede in Wortschatz und Aussprache gibt es auch zwischen dem Deutsch, das in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland gesprochen wird. Auch in der ehemaligen DDR benutzt man zum Teil andere Wörter als in der alten Bundesrepublik.
Zu den bekannten Dialekten des Deutschen zählen Bairisch, Schwäbisch und Sächsisch.
Wenn ein Kind geboren ist, geben ihm seine Eltern einen Namen. So ist es jetzt, so war es schon in alten Zeiten.
Heute geben die Eltern ihrem Kind meistens einen Namen, der ihnen besonders gut gefällt. Vielleicht nennen sie auch das Kind nach einem guten Freund oder nach einem berühmten Menschen, einem Helden, einem Kosmonauten, einem beliebten Künstler, Schauspieler oder Dichter.
Historiker berichten uns, dass die alten Germanen den Namen magische Kraft zuschrieben. Deshalb nannten sie z. B. einen Sohn Siegfried, weil sie ihm Sieg und Frieden wünschten und dachten, dass der Name ihm dazu verhilft. Oder sie nannten ihn Bernhard (Bär + hart, “hart” bedeutete “stark”), weil sie wünschten, dass er stark sein solle wie ein Bär. Der Bär war damals, vor vielen hundert Jahren, in Europa das stärkste Tier, der König der Wälder.
Auch jetzt heißen viele Jungen Bernhard oder Siegfried. Auch jetzt tragen viele Menschen in den deutschsprachigen Ländern alte germanische Namen, aber heute denkt niemand mehr an ihre Bedeutung, meistens kennt man sie gar nicht. Solche Namen sind z. B. für Jungen — Albrecht, Dietrich, Gerhard, Günter, Heinrich, Konrad, Lothar, Rainer, Richard, Ulrich, Wolfgang und andere; für Mädchen — Berta, Elfriede, Gerda, Gisela, Gudrun, Herta, Hilde, Ingeborg, Irmgard und andere.
Im Mittelalter waren die alten germanischen Namen sehr verbreitet, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Italien und Spanien. Seit dem 8. Jahrhundert kamen — zusammen mit dem Christentum — viele fremde Namen nach Deutschland: griechische, wie Andreas, Helene, Sophie; lateinische, wie Viktor, August, Veronika; biblische, wie Adam, David, Petrus (Peter). Im 17. und 18. Jahrhundert kamen französische Namen dazu: Annette, Henriette und andere. Auch englische, italienische und spanische Namen verbreiteten sich in Deutschland.
Im Januar 1988 kam es zu einer großen Demonstration der Einwohner Berlins gegen die Politik der Regierung. Es häuften sich die Versuche, die DDR auf illegalem Weg zu verlassen. Die Flüchtlingen reisten in die Nachbarstaaten, wandten sich dort an die Botschaften der Weststaaten und ersuchten diese um das politische Asyl. Die Flucht nahm Massencharakter an, nachdem Ungarn seine Grenze mit Österreich im September 1989 geöffnet hatte und sich den Bürgern der DDR die Möglichkeit bot, die BRD durch Ungarn und Österreich zu erreichen. (Die Grenze zwischen Österreich und der BRD war praktisch schon immer offen.) Die Massenflucht von Spezialisten und qualifizierten Fachkräften hat die Wirtschaft sowie andere wichtige Bereiche des Lebens der DDR — so das Gesundheitswesen, die Volksbildung, den Dienstleistungsbereich u.a. — schwer betroffen. Ein Teil von Betrieben musste stillgelegt werden. Dadurch schrumfte die Produktion zusammen, was seinerseits das Sinken des Lebensniveaus zur Folge hatte und die Zahl der Unzufriedenen wachsen ließ. Die Situation geriet außer Kontrolle.
In Leipzig und vielen anderen Städten der DDR haben seit einiger Zeit die Montags-Demonstrationen begonnen: Im Anschluss an Friedensgebete in den Kirchen demonstrieren immer mehr Menschen für Reformen und freie Wahlen.
Unter dem Druck der Massenaktionen zur Unterstützung der Forderungen nach der Freiheit trat der Vorsitzende des Staatsrates der DDR E. Honecker zurück. Auf diesen Posten wurde am 18. Oktober 1989 E. Krenz berufen. Aber seine Administration vermochte nicht die Situation unter ihre Kontrolle zu nehmen. Die Massenmedien und die oppositionelle Öffentlichkeit traten mit sensationellen Entlarvungen über die Tätigkeit der an der Zerrüttung des Staates schuldigen Beamten und SED-Funktionäre auf und machten sie für die gesamte fehlerhafte Entwicklung während des 40-jährigen Bestehens der DDR verantwortlich. In der öffentlichen Meinung kam es zur Spaltung. Ein Teil forderte die Reformierung des Sozialismus und den Aufbau einer humanen Gesellschaft bei Aufrechterhaltung der von der Republik erzielten sozialen Errungenschaften, der andere Teil verzichtete auf die sozialistischen Ideale und setzte sich für die Vereinigung mit der BRD und für die Übernahme ihrer staatlichen und gesellschaftlichen Institute ein. Die Regierung Krenz, die weder Autorität unter der Bevölkerung genoss, noch die Unterstützung von Seiten der Massenorganisationen hinter sich hatte, musste zurücktreten. Zum Vorsitzenden des Ministerrates wurde H. Modrow, ein populärer Politiker, ehemaliger Bezirksparteisekretär der SED in Dresden.
Die SED verlor ihren Einfluss auf das gesellschaftliche Leben immer mehr. Sie war einer heftigen Kritik ausgesetzt. Ihre Mitglieder verließen die Partei in Massen. Binnen kurzer Zeit verlor sie mehr als die Hälfte ihrer Mitgliedschaft.
Die Regierung Modrow nahm den Kurs auf die Liberalisierung des öffentlichen Lebens. Das Entstehen und die legale Betätigung verschiedener politischer Organisationen wurde zugelassen. Am 9. November 1989 wurde die Grenze zwischen der DDR und Westberlin geöffnet. Ein machtvoller Menschenstrom floss durch das Brandenburger Tor nach dem Westen: einige, um sich das westdeutsche Paradies anzusehen, andere — für immer. Die DDR verlor in dieser Zeit etwa 10 Tausend Einwohner täglich.
Unter diesen Bedingungen hielt es auch die SED für notwendig, sich selbst und ihre Politik zu reformieren. Getreu den Ideen des Sozialismus, erklärte sie ihr Ziel, mit demokratischen Mitteln, in Zusammenarbeit mit anderen politischen Kräften erreichen zu wollen und verzichtete auf ihre Alleinherrschaft im politischen Leben der Gesellschaft, die sie jahrzehntelang beansprucht hatte. Sie gab sich auch den neuen Namen — die Partei des demokratischen Sozialismus (PDS).
Am 19.-20. Dezember 1989 fand ein Treffen zwischen dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR H. Modrow und dem Bundeskanzler der BRD H. Kohl statt. Zum Gegenstand der Gespräche wurden die Probleme der Vereinigung Deutschlands. Es wurde vereinbart, dass auf der ersten Etappe die ökonomischen Systeme der beiden Staaten vereinigt werden müssen.
Am 22. Dezember 1989 wird das Brandenburger Tor in Berlin geöffnet.
In der DDR begann inzwischen die Vorbereitung auf die Wahlen zu der neuen Volkskammer. Es war für die Wahlkampagne auch kennzeichnend, dass sowohl die alten, als auch die neuentstandenen Parteien der DDR die engsten Kontakte zu den gleichnamigen oder verwandten politischen Kräften der Bundesrepublik sofort herstellten. Laut offiziellen Angaben hat die Bonner Regierung 7,5 Millionen DM für die Wahlkampagne des Nachbarstaates ausgegeben. Eine andere Form der aktiven Beteiligung der politischen Kräfte Westdeutschlands an dem Wahlkampf in der DDR war ein beispielloses Eingreifen der führenden BRD-Politiker. Hohe Funktionäre der westdeutschen Parteien und offizielle Persönlichkeiten der BRD kamen in die Städte der DDR, als wären sie im eigenen Land, und traten auf hunderten Kundgebungen auf. Dabei ließen sie Ausfälle gegen die Regierung der DDR in unkorrekter Weise zu. Zweifelsohne musste sich die westdeutsche Einmischung in diese innere Angelegenheit der DDR an dem Ausgang der Wahlen auswirken.
Viele Wähler glaubten dem Versprechen Kohls und denen seiner Minister, dass mit dem Sieg der CDU ein goldener Regen sich auf die westdeutschen Länder ergießen und bald das zweite deutsche Wirtschaftswunder kommen werde. Die Leute waren der Krise und der Unsicherheit müde; sie folgten denen, die ihnen die Rettung sofort versprochen hatten.
Für den westdeutschen Staat schuf die Vereinigung zusätzliche soziale und finanzielle Probleme. Wurden die ersten Tausende ostdeutsche Brüder mit offenen Armen aufgenommen, so war jetzt ihr kein Ende nehmender Strom für die BRD-Bürger belästigend.
Auch in der DDR wichen Siegestrunkenheit und Eupherie der vergangenen Monate der Ernüchterung und dem Nachdenken. Die Hoffnung, dass der direkte Anschluss an die BRD dasgleiche Lebensniveau wie im Westen bringe, nannten schon viele eine Illusion. Es wuchs das Gefühl der Unsicherheit; man erwartete den Abbau der während der 40 Jahre erzielten sozialen Leistungen wie die garantierte Beschäftigung, billige Wohnungen, niedrige, von den Staat subventierte, Lebensmittelpreise, kostenlose Berufsausbildung, Unterstützung für junge Familien, Begünstigung der erwerbstätigen Frauen, gewerkschaftliche Leistungen in Kultur und Erholung.
Eine richtige Panik lösten bei den DDR-Bürgern die zahlreichen Besucher aus Westdeutschland aus, die 1945/46 bei der Emigration nach dem Westen ihre Immobilien (Häuser, Grundstücke, Unternehmen) zurückgelassen hatten und nun deren Rückgabe verlangten. Viele Einwohner der DDR-Städte sahen sich dadurch um ihre Wohnungen und ihre Existenzgrundlage ernstlich bedroht. Ihre Zukunft schien ganz ungewiss. Unter den westlichen Besuchern fand sich sogar einer, der das Grundstück zurückverlangte, auf dem der Berliner Fernsehturm steht.
Bereits vor der Vereinigung wurde in der DDR die alte administrative Gliederung nach dem Beispiel der BRD wiederhergestellt. Anstelle der 15 Bezirke wurden 5 neue ostdeutsche Bundesländer gebildet: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Berlin bekam den Status eines selbsttätigen Bundeslandes.
Am 5. Mai 1990 begannen die Verhandlungen zwischen der DDR, der BRD, der UdSSR, den USA, Großbritannien und Frankreich — also den beiden deutschen Staaten und den Siegermächten des 2. Weltkrieges — über den politisch-militärischen Status des vereinigten Deutschlands und die Gewährleistung der internationalen Sicherheit angesichts der neuen Situation in Europa. Die Verhandlungspartner waren zu dem Kompromiss gelangt, dass Deutschland in der NATO bleibt, ihr Aktionsbereich jedoch sich auf das Gebiet der Ex-DDR bis zum Abzug der sowjetischen Streitkräfte Ende 1994 nicht verbreiten wird.
Außerdem wurde bekanntgegeben, dass die Arbeiter der ostdeutschen Betriebe nicht die gleichen Löhne wie ihre westdeutschen Kollegen bekommen können, weil die Arbeitsproduktivität in der DDR wegen ihres technischen Zurückbleibens und der schlechteren Arbeitsorganisation nur die Hälfte bilde.
Vor noch schlimmerer Perspektive stehen die ehemaligen SED-Funktionäre, denen nachgewiesen wird, im Dienst der Sicherheitsorgane der DDR gestanden zu haben (“Stasi”). Auf die “Stasi” wird eine richtige Jagd gemacht. Die neue Administration wühlt in den von ihr erfassten Archiven der DDR-Behörden auf der Suche nach “Stasi”-Agenten.
Nun sahen die DDR-Städte schon wieder Demonstrationen auf ihren Straßen, nur dass diesmal nicht zur Unterstützung Kohls und seines Vereinigungsplans, sondern gegen den Betrug und die Erniedrigung Ostdeutscher demonstriert wurde, die sich als Deutsche zweiter Sorte fühlten. Auf den Spruchbändern, die die Demonstranten trugen, stand geschrieben: “Kohl! Wir lassen uns nicht verkohlen!”
Die Regierung der BRD musste nachgeben und entschied, jedem arbeitsfähigen DDR-Bürger 1000 M und den Rentnern und älteren Leuten je 2000 M nach dem Verhältnis 1:1 umzutauschen. Auch die Löhne wurden etwas angehoben.
Am 1. Juli 1990 trat der erste Staatsvertrag in Kraft und die DDR ging zu dem westdeutschen Währungssystem über.
Am 31. August 1990 wurde der zweite Staatsvertrag von der DDR und BRD unterzeichnet. Damit wurde der Vereinigung Deutschlands grünes Licht gegeben.
Am 20. September 1990 wurde der Vertrag über die Wiedervereinigung Deutschlands und die Wiederherstellung der vollen Souveränität des deutschen Staates durch den Bundestag und die Volkskammer der DDR ratifiziert, und in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober erschien auf der Karte Europas der einheitliche deutsche Staat.
Am Nachmittag dem 2. Oktober trat in Berlin die Volkskammer der DDR zu ihrer letzten Sitzung zusammen, auf der ihre Auflösung bekanntgegeben wurde.
Um Mitternacht schien ganz Berlin aus Ost und West sich in dem historischen Zentrum der Stadt, am Reichstag und dem Brandenburger Tor, eingefunden zu haben. Überall klang die Musik, an vielen Stellen flatterten die schwarz-rot-goldenen Flaggen im Scheinwerferlicht. Den nächtlichen Himmel zerrissen die Lichter der Feuerwerke. Punkt 12 nachts schlug am Platz der Republik, unweit des Reichstages, die Glocke der Freiheit, die die Geburt des neuen Deutschlands verkündete. Das Glockengeläute tönte wie ein Requiem für die DDR, den deutschen Arbeiter- und Bauernstaat.
Nun trat die DDR von der historischen Bühne ab. In der deutschen Geschichte ist ein neues Kapitel geöffnet worden.
Die ersten gesamtdeutschen Wahlen fanden am 2. Dezember 1990 statt.
Die Bundesrepublik Deutschland liegt mitten in Europa.
Sie hat neun Nachbarn:
(Die Kilometerzahlen geben die jeweilige Grenzlänge an.)
Ihre Grenzen sind 3358 km lang. Im Süden bilden die Alpen eine natürliche Grenze. Im Norden grenzt das Land an zwei größere Meere: die Nordsee und die Ostsee.
Mit einer Oberfläche von etwa 357000 km2 ist Deutschland relativ klein. Die größte West-Ost-Ausdehnung beträgt 632 km, die längste Ausdehnung von Norden nach Süden 876 km.
Bis auf den Rhein und die Elbe entspringen alle größeren deutschen Flüsse den Mittelgebirgen. Sie fließen von Süden nach Norden und münden in die Nordsee oder in die Ostsee.
Ausnahmen sind die großen Nebenflüsse des Rheins und die Donau, die von Westen nach Osten fließt und ins Schwarze Meer mündet.
Drei Flüsse sind auch Grenzflüsse.
Die zehn längsten deutschen Flüsse sind (in Kilometern; die volle Länge in Klammern):
der Rhein 865 (1.320)
die Elbe 793 (1.165)
die Donau 647 (2.858)
der Main 524
die Weser 440
die Saale 427
die Spree 382
die Ems 371
der Neckar 367
die Havel 343
die Mosel 242 (545)
Alle diese Flüsse sind schiffbar und dienen als Transportwege.
Deutschland ist arm an Bodenschätzen. Nur Steinsalz und Kalisalz sowie Braunkohle und Steinkohle kommen in Größeren Mengen vor. Diese Kohlevorkommen reichen aber nicht aus, um den Energiebedarf zu decken.
Erdöl wird zwischen Weser und Ems, nordöstlich von Hannover, südlich von Leipzig und im Alpenvorland gefördert, Erdgas nordwestlich von Hannover, südlich von Magdeburg, im Oberrheinischen Tiefland und im Alpenvorland. Die Förderung deckt nur einen Teil des Bedarfs; Erdöl und Erdgas müssen in großen Mengen importiert werden.
Die alte Bundesrepublik gehört zu den salzreichsten Ländern der Erde. Die Förderung liegt bei ca. 6 Mio. Tonnen und bei 8 Mio. Tonnen Kali pro Jahr. Das sind l0% der Weltproduktion.
Eisenvorkommen gibt es im Rheinischen Schiefergebirge, im Osten der Fränkischen Alb und im nördlichen Harzvorland. Der Eisenabbau ist rückläufig.
Deutschland liegt in einer Klimazone, in der es keine extremen Temperaturen gibt. Im Sommer ist es nicht sehr warm, im Winter nicht sehr kalt. Das Wetter ist sehr wechselhaft, mit Niederschlägen zu allen Jahreszeiten. Der Wind kommt meistens von Westen. Der Frühling in Deutschland ist fast immer sonnenreich.
Deutsche Flüsse vermildern das Klima. In ihren Stromgebieten sind die Winter nicht so kalt, im Sommer regnet es öfter.
Der Süden Deutschlands ist durch seine Berge bekannt. Sie formen eine eigenartige klimatische Zone aus. Das Klima hier ist angenehm und mild. Hier befinden sich mehrere Kurorte.
Deutschland gehört zu den Ländern mit gemäßigtem Klima. Nur im Norden und Nordwesten herrscht Seeklima. Nach Osten und Südosten wird das Klima kontinentaler.
Im Norden und Nordwesten sind meist relativ kühle Sommer und warme Winter, im Süden und Südosten sind die Sommer wärmer und die Winter kälter.
Die durchschnittlichen Januartemperaturen reichen von +1 Grad in der norddeutschen Tiefebene bis zu -7 Grad in den Alpen.
Die durchschnittlichen Julitemperaturen liegen in Norddeutschland bei 19 Grad, im Südwesten bei 21 Grad.
Das Klima formt die Pflanzenwelt aus. Fast 30 Prozent des deutschen Territoriums sind mit den Wäldern bedeckt. Hier wachsen vorwiegend Buchenwälder und Eichenwälder. Die Nadelwälder kommen auch manchmal vor.
Wie in anderen Industrieländern sind auch in Deutschland das Leben und die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen in Gefahr. Deshalb hat der Umweltschutz in Deutschland eine große Bedeutung bekommen. In Deutschland sind fast 1000000 Personen direkt oder indirekt für den Umweltschutz tätig. Greenpeace ist eine von vielen Organisationen, die gegen die Umweltzerstörung kämpfen. Seit September 1990 gibt es Kinder-Greenpeace-Gruppen. Zahlreiche Greenteams kämpfen zusammen mit den Erwachsenen gegen die Verschmutzung der Ozeane und Meere, für einen sofortigen Stopp aller Atomtransporte. Sie fordern von den Pestizidherstellern, ihre grundwassergängigen Agrargifte sofort vom Markt zu nehmen. Sie fordern strenge Gesetze, die verbieten sollen, Schadstoffe in die Luft, das Wasser und den Boden zu leiten. Seit 1986 gibt es in Deutschland ein Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Immer mehr Menschen verstehen: Wir haben nur eine Erde und nur gemeinsam können wir sie erhalten. In deutschen Städten stehen vor jedem Haus besondere Müllcontainer und Mülltonnen: blau für Papier, gelb für Plastik usw., grün für Eierschalen, Rasenabfälle usw. und grau für den Restmüll. Für Medikamente, giftige Stoffe, Farben, Lacken etc. kommt einmal im Monat das Schadstoffmobil. Grüne Abfälle, Küchenreste, werden einmal wöchentlich abgeholt. Viele Menschen kaufen Milch, Saft, Bier und andere Getränke nur in Pfand- und Mehrwegflaschen.
Die BRD ist eine föderative Republik, die aus 16 Bundesländern besteht. Das sind (von Norden nach Süden): Schleswig-Holstein, Hamburg (Stadtstaat), Mecklenburg-Vorpommern, Bremen (Stadtstaat), Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin (Stadtstaat), Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern.
Jedes Bundesland hat seine Hauptstadt, sein Parlament, seine Regierung und Ministerien, seine Verfassung. Aber das ganze Leben in der BRD wird durch die Verfassung des ganzen Landes, durch das “Grundgesetz für die Bundesrepublik” geregelt und gesichert.
Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland ist der Bundespräsident. Er wird von der Bundesversammlung gewählt, einem Verfassungsorgan, das nur zu diesem Zweck zusammentrifft. Der Bundespräsident schließt Verträge mit anderen Staaten, empfängt die Botschafter und die Gesandten. Formell wird von ihm dem Bundestag die Wahl des Bundeskanzlers vorgeschlagen. Er ernennt dann den vom Bundestag Gewählten zum Kanzler. Die Verfassung der BRD beschränkt die Kompetenzen des Bundespräsidenten. Die Richtlinien der Politik bestimmt der Bundeskanzler und trägt dafür die Verantwortung.
Der Bundestag ist das Parlament der Bundesrepublik Deutschland. Er wird vom Volk auf vier Jahre gewählt. Die wichtigsten Aufgaben des Bundestages sind die Gesetzgebung, die Wahl des Bundeskanzlers und die Kontrolle der Regierung. Der Präsident des Bundestages wird nach altem deutschen Verfassungsbrauch aus den Reihen der stärksten Fraktion gewählt. Die Interessen einzelner Länder des Bundesstaates vertritt der Bundesrat, die zweite Kammer des deutschen Parlaments.
Der Chef der Bundesregierung ist der Bundeskanzler, der vom Bundestag gewählt wird.
Die Flagge der Bundesrepublik Deutschland ist schwarz-rot-gold.
Das Wappen der BRD zeigt den einköpfigen schwarzen Adler mit roten Klauen und rotem Schnabel auf goldenem Grund. Dieses Wappen wurde 1928 in der Weimarer Republik eingeführt. Die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist das “Lied der Deutschen” oder “Deutschlandlied”. Der Text dieses dreistrophigen Liedes stammt von August Heinrich Hoffmann (1798 - 1814); die Melodie ist die der “Kaiserhymne” von Joseph Haydn (1732 - 1809). Bei staatlichen Veranstaltungen wird nur die dritte Strophe gesungen.
Im Vergleich zu vielen anderen Ländern ist Deutschland relativ klein und dicht bevölkert.
In Deutschland leben über 81 Millionen Menschen; davon sind 39,5 Millionen männlich und 41,8 Millionen weiblich. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt ca. 228 Einwohner pro km2. Damit ist die Bundesrepublik eines der am dichtesten besiedelten Länder Europas.
Zur Zeit leben in Deutschland ca. 6,8 Millionen Ausländer, etwa 1,5 Millionen sind Bürger von EU-Staaten.
Die Ausländerfeindlichkeit wird in Teilen der Bevölkerung und bei einzelnen Gruppen mehr und mehr zu einem Problem. Dies zeigt sich durch Gewalttaten, die an Ausländern verübt werden. Gleichzeitig nimmt aber auch die Zahl derjenigen zu, die sich eindeutig gegen Ausländerfeindlichkeit wenden.
Mit rund 10 Geburten auf 1000 Einwohner pro Jahr hatte Deutschland 1993 eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt. Die Geburtenzahl lag bei 795000, was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 1,5% bedeutet. Dieser Trend hält weiter an. Die Lebenserwartung beträgt im Durchschnitt 75,6 Jahre.
Die Bevölkerung nahm dennoch leicht zu, da viele Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, Polen und Rumänien nach Deutschland zogen. Ohne diesen Zuwachs wäre die Bevölkerungszahl zurückgegangen.
Nur rund 16% der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre; dagegen sind 20% älter als 60 Jahre. Unter den Ländern der Europäischen Union hat Deutschland mit 39,3 Jahren das höchste Durchschnittsalter.
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Deutschland ist ein ausländerfreundliches Land. Hier leben nicht nur Deutsche. Menschen aus vielen Ländern der Erde wohnen und arbeiten hier, hauptsächlich aus wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Gründen. Von den rund 81,8 Millionen Bewohnern der Bundesrepublik sind 7,2 Millionen Ausländer; sie alle sind gerne nach Deutschland gekommen und im Land geblieben. Jahrzehntelang war das Zusammenleben unproblematisch, wobei sich der Kreis von Italienern, den ersten Gastarbeitern, über die Spanier und Portugiesen zu den Jugoslawen und Türken weitete.
Das Zusammenwachsen der EU und des Westens, die Auflösung des Ostblocks sowie die Zuwanderung aus asiatischen und afrikanischen Ländern bedingte eine deutliche Zunahme von Ausländern verschiedenster Hautfarbe in Deutschland. Schon seit langem bilden die Türken mit 2,014 Millionen die größte Gruppe unter den Ausländern, gefolgt von Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Hinzu kommen noch über 60000 Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion. Der weitaus größte Teil der Ausländer wohnt auf dem Gebiet der alten Bundesländer.
Fast die Hälfte der Ausländer lebt seit mindestens zehn Jahren in Deutschland, 27 Prozent sind schon 20 Jahre oder länger hier. Mehr als zwei Drittel der ausländischen Kinder sind hier geboren. Die Bundesrepublik hat ihre Offenheit gegenüber den Ausländern nicht nur durch die Aufnahme von Asylbewerben und Kriegsflüchtlingen bewiesen, sie gehörte auch stets zu den Vorkämpfern der Freizügigkeit, der Berufs- und Niederlassungsfreiheit in der Europäischen Union. Jedem Asylsuchenden, der aktuell politisch verfolgt sind und des Schutzes bedürfen, gewährleistet das Grundgesetz der Bundesrepublik Schutz vor politischer Verfolgung.
Viele Ausländer halten die Deutschen für überaus ordnungsbewusst. In der Tat ist das Zusammenleben genauestens geregelt. Auf Schritt und Tritt findet man Schilder mit Hinweisen, Vorschriften und Verboten. Die Ladenschlusszeiten sind gesetzlich festgelegt. Es gibt sogar ein Amt für öffentliche Ordnung.
Wenn Ausländer Deutschland besuchen, dann gewinnen sie oft den Eindruck, dass es dort sehr geordnet zugeht. Wenn sie aus ärmeren Ländern kommen, fallen ihnen der hohe Lebensstandard und das reiche Warenangebot auf. Sie stellen aber auch fest, dass die Lebenshaltung relativ teuer ist und dass viele Deutsche besonders für das Wohnen viel Geld ausgeben müssen.
Sie erkennen, dass Essen und Trinken eine wichtige Rolle spielen und dass die Deutschen für Urlaub und Freizeit viel Geld ausgeben.
Die Lebenshaltungskosten sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.
Am stärksten machen sich Preissteigerungen bei Mieten und Dienstleistungen bemerkbar.
Da die Einkommen gesunken sind, ist auch der Verbrauch insbesondere von Verbrauchsgütern wie Autos, Geräten oder Unterhaltungselektronik zurückgegangen.
Fast zwei Drittel der Deutschen wohnen in Mietwohnungen. Die Übrigen wohnen in Eigentumswohnungen oder eigenen Häusern.
Die Größe einer Neubauwohnung beträgt im Durchschnitt etwa 90 m2.
Obwohl Deutschland ein reiches Land ist, herrscht Wohnungsnot. Da die Nachfrage nach Wohnungen das Angebot übersteigt, sind die Mieten und die Preise für Wohnungen sehr hoch.
Personen mit geringem Einkommen können Wohngeld beantragen.
Die höchsten Mieten wurden 1992 in München verlangt: 18,10 DM pro m2 ohne Heizung und Nebenkosten.
Aufgrund der großen Nachfrage und des knappen Angebots steigen die Mieten stark an. Die Folge ist, dass immer mehr Menschen mit geringem Einkommen in Armut geraten oder gar obdachlos werden. Etwa eine Million Menschen waren 1992 obdachlos.
An der Spitze stand Berlin mit 200000 fehlenden Wohnungen und 13.500 Obdachlosen.
Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst stieg 1993
— für Arbeiter in der Industrie auf 4.193 DM,
— für männliche Angestellte auf 6.349 DM.
Die meisten Arbeitnehmer erhalten zu Weihnachten zusätzlich ein 13. Monatsgehalt. Frauen verdienen in der freien Wirtschaft nur ca. 70% dessen, was Männer erhalten. Für Durchschnittsverdiener wird es immer schwieriger, mit dem Einkommen auszukommen.
Zwischen den alten und den neuen Bundesländern gibt es immer noch Unterschiede.
Die Arbeitszeit ist in den letzten 30 Jahren beträchtlich gesunken. Sie lag 1994 in den alten Bundesländern bei durchschnittlich 38, in den neuen Ländern bei rd. 41 Stunden pro Woche. Das ist weniger als in den meisten anderen europäischen Ländern.
In der Diskussion um die Arbeitszeit spielen vor allem die gleitende Arbeitszeit, Teilzeitarbeit und Kurzarbeit eine wichtige Rolle.
In der anhaltenden Diskussion um die Arbeitszeit in Deutschland gibt es zwei entgegengesetzte Positionen: Die Gewerkschaften verlangen weitere Kürzungen bis hin zur 35-Stunden-Woche, die Arbeitgebervertreter befürworten eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche. Auch Bundeskanzler Kohl forderte Anfang 1993 die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche bei gleichem Lohn, um die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhöhen.
Die Sozialversicherung wird durch monatliche Beiträge (die sog. ‘Sozialabgaben’) während der aktiven Arbeitszeit finanziert. Diese Beiträge betragen etwa 40% des monatlichen Bruttoeinkommens.
Die Versicherung ist im Allgemeinen Pflicht. Arbeitnehmer mit erhöhtem Einkommen sind nicht pflichtversichert.
Fast alle Bundesbürger sind krankenversichert, damit sie im Falle einer Krankheit nicht selbst die hohen Kosten für Arzt, Medikamente, Operation und Krankenhaus entrichten müssen.
Versicherungspflicht besteht für Arbeiter und Angestellte. Nicht berufstätige Ehefrauen und minderjährige Kinder sind beim Ehemann bzw. beim Vater oder der Mutter mitversichert. Auch Rentner, Arbeitslose, Lehrlinge und Studenten sind krankenversichert. Die größte Pflichtversicherung ist die AOK.
Alle Arbeiter und Angestellten bezahlen eine monatliche Arbeitslosenversicherung, die zur Hälfte vom Arbeitgeber getragen wird. Der Beitrag liegt bei etwa 6,5% des monatlichen Bruttoverdienstes.
Erwerbslose, die in den vorangegangenen drei Jahren mindestens 360 Tage beitragspflichtig gearbeitet haben, erhalten Arbeitslosengeld. Die Höhe des Arbeitslosengeldes liegt für Erwerbslose mit Kind bei 67% des durchschnittlichen Nettoverdienstes, für Erwerbslose ohne Kind bei 60%.
Die Rentenversicherung wird durch monatliche Beiträge während der aktiven Arbeitszeit finanziert.
Beamte zahlen keine monatlichen Rentenbeiträge. Sie erhalten vom Staat am Ende ihrer aktiven Arbeitszeit eine Pension.
Der Rentenbeginn liegt bei 65 Jahren. Seit 1972 gibt es die flexible Altersgrenze, d. h. auf Antrag kann ein Arbeitnehmer schon mit 63 Jahren aufhören zu arbeiten. Die Rente ist dann etwas geringer. Frauen, die 20 Jahre versichert waren, können die Rente mit 60 Jahren erhalten.
Rentner bekommen fast 65% des durchschnittlichen Nettoverdienstes eines Arbeitnehmers.
Zusätzlich zu ihrer Rente erhalten viele Arbeiter und Angestellte nach ihrer Pensionierung ein Altersruhegeld von dem Betrieb, bei dem sie die längste Zeit ihres Lebens gearbeitet haben.
Alle Arbeitnehmer sind durch den Arbeitgeber automatisch unfallversichert.
Die Unfallversicherung wird allein aus Beiträgen der Arbeitgeber finanziert.
Anfang 1996 gab es über 4 Millionen Arbeitslose, und viele Menschen mussten sich mit Kurzarbeit begnügen. Auch die Jugendarbeitslosigkeit ist ein Problem.
Die Arbeitsämter haben die Aufgabe, Arbeit zu vermitteln. Außerdem beraten sie Schulabgänger bei ihrer Berufswahl.
Erwerbslose, die in den vorangegangenen drei Jahren mindestens 360 Tage beitragspflichtig gearbeitet haben, erhalten Arbeitslosengeld. Die Höhe des Arbeitslosengeldes liegt für Erwerbslose mit Kind bei 67% des durchschnittlichen Nettoverdienstes, für Erwerbslose ohne Kind bei 60%.
1960 betrug der tariflich vereinbarte Urlaub im Schnitt 17 Arbeitstage, 1994 waren es 31 Tage. Mit dieser Urlaubsregelung bekleidet Deutschland nach Holland und neben Italien einen Spitzenplatz.
Die Gewerkschaften wollen für alle Arbeitnehmer den Sechs-Wochen-Mindesturlaub durchsetzen.
Innerhalb der EU sind die Deutschen diejenigen, die das meiste Geld für Reisen ausgeben, nämlich ca. 50 Milliarden DM im Jahr. Trotz aller Unannehmlichkeiten des Straßenverkehrs, wie die gefürchteten Staus, ist das Auto immer noch das bevorzugte Verkehrsmittel für Urlaubsreisen.
Aufgrund der ehemals strengen Reisevorschriften zeigte sich nach der Öffnung der Grenzen bei den Bürgern der ehemaligen DDR ein enormer Nachholbedarf an Urlaubsreisen in Länder, die sie bisher nicht besuchen konnten.
Das Reisen innerhalb Europas ist einfach geworden. An den meisten europäischen Grenzen brauchen Deutsche nur den Personalausweis. Der Reisepass wird fast nur noch für Überseereisen benötigt.
In Deutschland leben viele Menschen ohne Trauschein zusammen. Trotzdem ist die Zahl der Eheschließungen fast konstant geblieben; denn viele Paare entscheiden sich auch für die Heirat, nachdem sie längere Zeit zusammengelebt haben. Dabei können auch materielle Aspekte eine Rolle spielen.
Eine deutsche Durchschnittsfamilie hat zwei Kinder. Sind beide Ehepartner berufstätig, so kann sich bei der Geburt eines Kindes der Elternteil, der sich um die Erziehung des Kindes kümmern will, vorübergehend beurlauben lassen. Für diesen Fall besteht ein spezieller Kündigungsschutz. Der Staat zahlt dann 78 Monate lang Erziehungsgeld. Außerdem gibt es für jedes Kind unter 16 Jahren Kindergeld.
Für das erste Kind zahlt der Staat im Allgemeinen 50 DM, für das zweite mindestens 70 DM und für das dritte und jedes weitere Kind mindestens 140 DM.
Natürlich gibt es in Deutschland keine spezifische deutsche Jugend. Wie in allen Ländern kann man die deutsche Jugend nach ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigung einteilen. So unterscheidet man die Bladers, die Bikers, die Skater, die Fans und so weiter. Es gibt Anhänger der verschiedensten Musikgruppen, wie die Rapper, die Rocker und andere. Jede deutsche Stadt hat wahrscheinlich ihre eigene Jugend, die sich von allen anderen unterscheidet. Auch die Schuljugend ist nicht gleich: Die Interessen eines Gymnasiasten sind natürlich andere als die Interessen eines Hauptschülers. Seit den 50-er Jahren versuchen die Jugendlichen immer früher, in ihrem Leben selbstständig und unabhängig von den Eltern zu werden. Das Zusammenleben von Eltern und Kindern ist nicht immer konfliktlos. Deshalb suchen viele deutsche Jugendliche schon früh ihr eigenes Zimmer oder mieten mit Freunden eine Wohnung.
Viele Eltern der heutigen Jugend wissen nicht, was denn eigentlich Rap oder Techno sind. Fast jedes Jahr erscheinen neue Freizeitmöglichkeiten, neue Musikgruppen, neue Sportidole. Das Leben in Deutschland ist immer schneller seit dem Krieg geworden, was bedeutet, dass die Generation der 90-er Jahre anders ist als die Generation der 80-er Jahre. Eine große Rolle spielen im Leben eines deutschen Jugendlichen sicherlich Musik, Sport, Filme, Computer und Idole.
Auch die politischen Interessen der Jugendlichen sind sehr verschieden. In den letzten Jahren ist das Interesse der deutschen Jugend an der Politik zurückgegangen. Die europäische Integration macht die deutsche Jugend immer europäischer.
Eine Diskothek (Disko) ist — wie in anderen Ländern auch — ein Tanzlokal, in dem Pop- und Rockmusik von Schallplatten gespielt wird. Jungen und Mädchen gehen dahin — aber nicht nur, um zu tanzen, sondern auch einfach, um Gleichaltrige kennen zu lernen. Da redet man, da trinkt man etwas — und tanzt eben auch. Oft tanzt man allein.
Man darf ab 16 Jahren in eine Disko und kann dann bis Mitternacht bleiben. Wer jünger ist, muss aufpassen: Die Ausweiskontrolle ist sehr streng. Wenn bei einer Zivilkontrolle entdeckt wird, dass jemand jünger als 16 Jahre alt ist, so wird der nach Hause geschickt und bekommt Lokalverbot, d. h. er darf nicht mehr in diese Disko. Der Diskoinhaber muss dann nämlich eine hohe Geldstrafe zahlen.
Der Diskobesuch kostet Eintritt: Das Eintrittsgeld schwankt zwischen 5 und 30 Mark. Manchmal ist ein Getränk im Eintrittspreis inbegriffen.
Die Disko ist ein sehr beliebter Treffpunkt für Jugendliche.
Für Männer ab 18 besteht eine allgemeine Wehrpflicht bei der Bundeswehr. Der Grundwehrdienst dauert zur Zeit 10 Monate. Am Wochenende können die Jugendlichen nach Hause fahren, am Sonntagabend müssen sie wieder in der Kaserne sein — sie fahren mit dem letzten Zug und verabschieden sich von ihren Freundinnen.
Es gibt auch die Möglichkeit, den Wehrdienst zu verweigern — aus Gewissensgründen. Diese Wehrpflichtigen müssen dann den so genannten Zivildienst absolvieren: Sie arbeiten in Krankenhäusern, bei Initiativgruppen (wie Greenpeace z.B.) und sozialen Einrichtungen. Der Zivildienst dauert 13 Monate.
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es keine Staatskirche. 90 % der Bürger gehören christlichen Kirchen an: der römisch-katholischen oder der evangelischen Kirche zu fast gleichen Teilen.
Im Norden der Bundesrepublik Deutschland überwiegt der evangelische Teil, im Süden ist die Bevölkerung eher katholisch.
Jugendliche stehen der Kirche oft gleichgültig gegenüber. Der Besuch des Gottesdienstes ist für sie nicht so wichtig: von 1470 befragten Jugendlichen gehen 73 Prozent überhaupt nicht in den Gottesdienst.
Das geringe Interesse an der Kirche sagt jedoch nichts über den Glauben der Jugendlichen aus, die sich oft andere eigene religiöse Formen sucht.
Deutschland besteht zwar zu über 75% aus Feld, Wald und Wiesen, und die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle. Aber eigentlich ist Deutschland ein Industrieland. Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Chemie, Stahl- und Maschinenbau sind die industriellen Schwerpunkte. Das deutsche Wirtschaftssystem ist als ‘soziale Marktwirtschaft’ bekannt.
Deutschland exportiert einen hohen Prozentsatz der Güter, die es produziert. Deshalb unterhält es Handelsbeziehungen zu vielen Ländern auf der ganzen Welt.
Einige Industriebereiche, besonders Kohle, Stahl und Schiffsbau, verlieren an Bedeutung gegenüber modernen Industrien (Maschinenbau, Elektronik). Deshalb erleben traditionelle Industrieregionen wie die Werftstädte und das Ruhrgebiet einen Strukturwandel.
Mitte der 90-er Jahre bauten viele deutsche Industrieunternehmen, vor allem im Maschinenbau und in der Elektrotechnik, wegen der schwachen Konjunktur Arbeitsplätze ab, mit der Begründung, die Lohnkosten seien zu hoch, um konkurrenzfähig zu bleiben. Sie verlagerten ihre Produktion zunehmend in Niedriglohnländer in Asien und Osteuropa.
Deutschland produziert mehr Zucker, Wein, Milch und Milchprodukte, Rind- und Kalbfleisch, Schweinefleisch, Weizen, als die Bevölkerung verbraucht.
Deutschland war 1993 nach den USA der zweitgrößte Exporteur der Welt. Es exportierte Waren im Wert von 604 Milliarden DM und führte Waren im Wert von 545 Milliarden DM ein.
Ausgeführt werden vor allem Autos, Maschinen, chemische und elektrotechnische Produkte, Nahrungsmittel, Textilien, Eisen und Stahl, Luft- und Raumfahrzeuge, Metall- und Kunststofferzeugnisse.
Importiert werden vor allem Gemüse, Obst, Südfrüchte, Kaffee, Tee, Kakao, Rohstoffe, mineralische Rohstoffe, Bekleidung, Textilien, EDV, Büromaschinen.
Die wichtigsten Handelspartner Deutschlands sind die westlichen Industrieländer; allen voran Frankreich, aber auch die Niederlande, die Vereinigten Staaten und Großbritannien.
Vor der Vereinigung spielte auch der deutsch-deutsche Handel eine wichtige Rolle.
Viele Unternehmen aus der ehemaligen DDR erwiesen sich als nicht wettbewerbsfähig.
Deutschland verfügt über ein gut ausgebautes Verkehrsnetz.
Die wichtigsten Transportwege sind:
— ein dichtes Straßennetz mit den für den Fernverkehr besonders wichtigen Autobahnen;
— das Eisenbahnnetz, das Reisen in die Nachbarstaaten, zwischen den einzelnen Regionen, Bundesländern und Städten sehr erleichtert;
— ein Netz von Wasserstraßen, das alle größeren Flüsse durch Kanäle verbindet.
— ein dichtes Flugnetz, das alle größeren Städte untereinander und mit dem Ausland verbindet.
Mit rund 11000 km Autobahnen hat Deutschland das zweitgrößte Autobahnnetz der Welt. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern ist die Benutzung gebührenfrei.
Über 15% aller Wirtschaftsgüter werden auf den Wasserwegen transportiert. Der Rhein ist die wichtigste Wasserstraße. Auf ihm werden 20% aller Güter, die in Deutschland per Schiff transportiert werden, befördert.
Wie in allen Industrieländern ist das Auto das wichtigste Verkehrsmittel (obwohl die Deutschen noch weitaus mehr Fahrräder besitzen als Autos).
Wegen der zunehmenden Probleme, die der Autoverkehr verursacht, gewinnen die öffentlichen Verkehrsmittel immer mehr an Bedeutung.
Das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel ist die Eisenbahn.
In Deutschland feiert man gern. Oft lädt man am Wochenende Freunde und Bekannte nach Hause ein. Im Sommer sind Garten- und Grillparties beliebt.
Inzwischen ist es in vielen Städten auch Mode geworden, Straßen- oder Stadtteilfeste zu feiern, bei denen sich die Bewohner einer Straße oder eines Viertels näher kennen lernen können.
Familienfeste, wie z. B. Hochzeiten, Taufen und Jubiläen, werden meist in einem Restaurant gefeiert, und gutes Essen spielt eine wichtige Rolle.
Die wichtigsten kirchlichen Feiertage in Deutschland sind: Weihnachten (der Tag, an dem die Menschen sich an die Geburt Jesu Christi erinnern), Karfreitag (der Tag, an dem Jesus am Kreuz starb) und Ostern (der Tag, an dem Jesus von den Toten auferstand). Dazu gehören auch noch Christi Himmelfahrt (der Tag, an dem Jesus zu seinem Vater zurückkehrte) und Pfingsten (der Tag, an dem der Heilige Geist auf die Erde kam).
Neben die kirchlichen Feiertage treten noch die weltlichen Feiertage. Dazu gehören der “Tag der Arbeit” am 1. Mai und der “Tag der deutschen Einheit” am 3. Oktober.
Es gibt noch Tausende von regionalen Festen. So feiert Plauen z. B. ein Spitzenfest. Eisenach begeht das Frühlingsfest des “Sommergewinns”. Weimar hat im Herbst seinen Zwiebelmarkt. Bad Lauchstädt gestaltet ein Brunnenfest, Stendal ein Rolandfest und Forst an der Neiße ein Rosenfest, denn hier befindet sich ein weithin bekannter Rosengarten. Die Münchener haben das Oktoberfest — das größte Volksfest der Welt. Den Kölnern beschert das Jahr neben Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter eine fünfte Jahreszeit: den Karneval.
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Advent und Weihnachten. Dies ist für viele Menschen die schönste Zeit im Jahr.
Mit Advent wird eine Vorbereitungszeit auf Weihnachten bezeichnet, die am 1. Dezember beginnt und vier Wochen dauert. “Advent” kommt aus der lateinischen Sprache und heißt “Ankunft”.
Schon Anfang November merkt man, dass Weihnachten bald da ist. Die Warenhäuser dekorieren ihre Schaufenster mit künstlichen Tannenbäumen und -zweigen. Alles dient der Werbung, denn es ist die Zeit der Geschenke. Jedermann soll sich aufgefordert fühlen, seine Liebe für andere durch Geschenke zu zeigen. Und was da alles angeboten wird: Für die Kinder viel Spielzeug, Bücher, Kleider und immer mehr Computer. Für die Frauen Schmuck und Kleider, Haushaltswaren und Literatur. Für den Mann Kleidung, teure Spirituosen, Literatur, Computerzubehör, Elektrogeräte und vieles mehr.
Alles wird wunderschön eingepackt und bis Heiligabend versteckt. Überall erklingt festliche Musik, und hört man Kinderchöre singen. Auch Werbegeschenke werden verteilt, von Tankstellen und Geschäften erhält man z. B. Kalender und Kugelschreiber.
In den Wohnungen und Häusern wird alles schön geschmückt. In den Fenstern hängen Sterne und andere Figuren aus Papier. Und aus vielen Küchen kommt ein schöner Duft. Die Menschen fangen an, Weihnachtsplätzchen und besondere Weihnachtskuchen zu backen. Die Wohnung duftet nach Zimt und Vanille. Die Küche wird zum Zentrum der Familie — auch für den Vater nach Dienstschluss. Es macht einfach Spass, zusammen zu backen.
Viele Menschen beklagen sich, dass in dieser Zeit viel Hektik herrscht, aber doch möchte niemand diese Zeit missen. Man ist daran gewöhnt, dass das Jahr so festlich endet.
Zu Advent wird ein Adventskranz aufgehängt oder aufgestellt. An jedem Sonntag zündet man eine der vier Kerzen auf dem Adventskranz an. Wenn alle Kerzen brennen, dann ist es bald Weihnachten.
Überall, besonders aber in den Wohnzimmern der Familien, trifft man die aus dem Erzgebirge kommenden Weihnachtspyramiden, Lichterengel, Bergmänner und Räuchermännlein an. Letztere sind kleine, innen hohle Holzfiguren mit einer Pfeife. Man stellt brennende Räucherkerzchen hinein, so dass der Eindruck entsteht, als würden die Figuren rauchen. Wenn man die Kerzen anzündet, dann drehen sich die Flügel, und die bunten Figuren auf der Pyramide drehen sich mit.
Bis der Weihnachtsmann seine Geschenke bringt, müssen Groß und Klein noch ein paar Wochen warten. Damit den Kindern das Warten nicht zu lange wird, besucht sie Anfang Dezember der Nikolaus — die rechte Hand des Weihnachtsmannes. Das ist eine volkstümliche Gestalt aus dem 6. Jahrhundert mit großer Mütze, langem Gewand und wallendem Bart, die nach einem alten Brauch den Kindern an diesem Tag Geschenke bringt. Der Nikolaus kommt nicht allein. In seiner Begleitung befindet sich zum Schrecken der Kinder eine schwarze, in alte Gewänder, Pelze oder Säcke vermummte Gestalt, die in allen Gegenden Deutschlands mit einem anderen Namen gerufen wird: Knecht Ruprecht, Krampus usw. Am Vorabend des 6. Dezember, vor dem Schlafengehen stellen die Kinder ihre sauber geputzten Stiefel und Schuhe vor die Tür, oder sie schreiben einen Weihnachtsbrief mit all ihren Wünschen und hängen diesen vor das Fenster. Sie möchten, dass der Nikolaus sie mit Süßigkeiten und Obst füllt. Die Wunschzettel der Kinder sind lang. Denn die Zeiten, in denen jeder kleine Junge wahlweise den Zinnsoldaten, die Eisenbahn oder das Steckenpferd bekam, in denen jedes kleine Mädchen allein von einer Puppe oder einem Schaukelpferd träumte, sind längst vorbei. Die meisten Kinderzimmer sind voll mit Spielzeug, die Herzen der Kinder trotzdem nicht leerer — vom Wünschen. Denn die Industrie lässt sich immer wieder neue Dinge einfallen, die die kleinen Kunden besitzen wollen könnten. Der neueste Clou: Puppen mit eingebautem Chip, einer Art Minicomputer, die Urenkel derjenigen Exemplare, die nur ein einfaches ‘Mama’ blöken konnten. Sie kann nicht nur sprechen. Sie kann natürlich auch singen. Die Puppe heißt ‘My girl’ und kostet ungefähr 160 Mark. Ein stolzer Preis für eine Puppe, auch wenn sie auf Knopfdruck weint, lacht und die verschiedensten Funktionen unter Beweis stellt. So schlecht die wirtschaftliche Lage auch sein mag, am Kind wird zuletzt gespart, gerade in rührigen Weihnachtszeiten. Allein 40 Prozent ihres gesamten Jahresumsatzes führt die Spielzeugindustrie in den letzten sechs Wochen ein.
Den braven Kindern legt Nikolaus in der Nacht Süßigkeiten in die Schuhe. Aber manche finden am Morgen nur eine Rute im Schuh. Das ist kein gutes Zeichen. Doch es sind ja noch 18 Tage Zeit, sich zu bessern. Der Weihnachtsmann erfährt es immer und berücksichtigt das bei seinem Besuch am 24. Dezember.
Am Abend des 6. Dezember kommt oft der Nikolaus, angezogen mit einem weiten roten Mantel und einer roten Bischofsmütze, selber ins Haus, oder er geht durch die Stadt. In der einen Hand trägt er einen dicken Sack mit Geschenken und in der anderen eine Rute für böse Kinder. Schlagen aber tut er niemanden damit. Aus einem großen Buch liest er den Kindern vor, was sie für gute und böse Dinge getan haben, und er verteilt kleine Geschenke. Er belohnt die Tüchtigen und Braven mit Äpfeln und Nüssen und mit süßen Lebkuchenherzen. Die Bösen und Faulen straft er. Sie müssen Besserung versprechen. Erst dann erhalten auch sie eine kleine Gabe, dazu aber auch eine Rute mit dem Befehle an die Eltern, diese im Notfall an den Unfolgsamen ja nicht zu sparen. Manchmal wird der Nikolaus auch von einem Helfer begleitet, dem Knecht Ruprecht. Die einen beschert er mit vielen schönen Geschenken, und die anderen, so sagt man, steckt er in den Sack.
In der Vorweihnachtszeit, in der ersten Dezemberwoche, werden in vielen Städten und Orten die traditionellen Weihnachtsmärkte eröffnet. In Städten und Dörfern baut man auf den Plätzen bunte Läden, geschmückt mit Laternen und Luftballons. Zuckerwatte, Spielzeug, auch Weihnachtskarusselle erfreuen die Kinderherzen. Die Läden sind auf den Ansturm der Käufer vorbereitet, die Angebote sind vielfältig. Weihnachtsartikel, wohin man schaut: Nussknacker aus dem Erzgebirge, die eine stilisierte Form eines Weihnachtsmannes haben, und Weihnachtskrippen in jeder Größe. Nach stundenlangem Erwägen und Überlegen sind die meisten Geschenke gekauft und verpackt. Bis zum Heiligabend müssen sie nun vor den Kindern versteckt werden.
Viele Leute ziehen es aber vor, verschiedene Geschenke selbst anzufertigen. Alles wird natürlich heimlich gemacht: Viele Papas bauen eine elektrische Eisenbahn für ihre Kinder, die Muttis nähen neue Puppenkleider, die Omas stricken und nähen für Kinder und Enkel usw.
Am Vorabend des Festes schmückt man den Weihnachtsbaum. Man verziert ihn mit Buntpapierresten, Kugeln, Glasperlen, Spitzen und Sternen. Außer Schmuck behängt man die Zweige des Tannenbaums mit Leckereien und Früchten. Unter dem Baum steht auch die Krippe mit der Geburtsszene Jesu (mit Maria, Joseph, den Hirten und den Engeln).
Weihnachtsbäume gibt es in unendlich vielen Variationen. Sie entwickeln sich aus uraltem Brauchtum: Licht und Grün sollen Eis, Kälte und Schnee — und früher noch Dämonen der langen Winternacht — vertreiben. Lange Zeit war für die meisten Leute ein gewachsener Baum unerschwinglich. Der Baum der armen Leute waren einst Holzpyramiden (sie kommen übrigens jetzt wieder in Mode). Der grüne Tannenbaum wurde erstmals 1600 urkundlich erwähnt.
Bis zum nächsten Abend dürfen die Kinder das Zimmer nicht mehr betreten. Die Kirchen sind mit einem großen Tannenbaum und oft mit einer Krippenszene geschmückt. Der Stall mit der Krippe sowie dem Esel und Ochsen soll an die Geburt von Jesus Christus erinnern, der in einem Stall geboren wurde.
Der Abend vor dem Weihnachtstag ist der Heilige Abend (24. Dezember). In allen Familien, wo es Kinder gibt, kommt an diesem Abend der Weihnachtsmann. Er fragt die Kinder, ob sie immer artig waren, und übergibt ihnen dann Geschenke, nachdem sie ihm ein Gedicht vorgetragen oder ein Lied vorgesungen haben. Viele Menschen gehen an diesem Abend zum Gottesdienst in die Kirche und hören die Botschaft, dass Gott den Menschen seinen Sohn Jesus Christus schenkte, damit sie nicht mehr im Dunkeln leben müssen. Dort singt man Lieder und hört die Weihnachtsgedichte aus der Bibel. Nach dem Gottesdienst dürfen auch die Kinder Kerzen anzünden.
Wieder daheim, dürfen die Kinder immer noch nicht ins Wohnzimmer und müssen geduldig auf das geheimnisvolle Zeichen warten. Das offene Fenster und das Erklingen des Glockens sollen den Kindern anzeigen, dass das Christkind da war und ihnen Geschenke gebracht hat.
An diesem Abend werden noch einmal die vier Kerzen des Adventskranzes angezündet. Nachdem man die Kerzen angezündet hat, beginnt das feierliche Abendessen am reich gedeckten Tisch. Es gibt ein gemeinsames Essen, zum Beispiel etwas mit Würstchen.
Am Weihnachtstag (25. 12) geht das Feiern weiter. Die Hausfrauen machen etwas besonders Gutes zu essen, häufig Karpfen, Gans oder einen leckeren Braten und selbst gebackenen Kuchen. Zu diesem Fest kommt dann auch jeder aus der Familie, der auswärts wohnt und der eben kommen kann. Weihnachten ist ein Familienfest, darum besucht man zu Weihnachten Verwandte und Bekannte oder hat Gäste zu Besuch.
In Westdeutschland hebt man die Kerne der Äpfel auf, die man am Weihnachten gegessen hat, und pflanzt sie ein. In Westfalen schenkt man sich zu Weihnachten gegenseitig Äpfel, die man dann sofort aufessen muss, damit einem das Geld niemals ausgeht.
Der Name “Weihnachten” kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet “heilige Nächte”. Weihnachten ist heute nicht so sehr ein religiöses, sondern vielmehr ein Volksfest. Die Feier findet gewöhnlich im engen Familienkreis unter dem Kerzenschimmer eines Weihnachtsbaumes statt.
Den letzten Tag des Jahres nennt man Silvester (nach dem heiligen Silvester, der noch zurzeit der Christenverfolgung (314) Papst wurde).
Zum Unterschied vom stillen Weihnachtsfest wird Silvester in Deutschland laut und fröhlich gefeiert. Man isst gut (in der Regel wird Karpfen gegessen, da der Fisch als Symbol für große Fruchtbarkeit gilt), trinkt viel, tanzt und erwartet die 12 Schläge um Mitternacht. Dann werden die Gläser mit Sekt angestoßen, man beglückwünscht sich zum Neuen Jahr.
Allerorts erhellen Raketen und andere Feuerwerkskörper den Himmel. In der ersten Stunde des neuen Jahres ist das Feuerwerk pausenlos.
Alles Neue — auch das neue Jahr ist seit jeher verbunden mit Hoffnung und Angst. Glücksbringer — wie der Schornsteinfeger — sollen alles zum Guten wenden. Einem mit Ruß beschmierten Mann zu begegnen, soll Glück bringen. Das kommt nicht von ungefähr: Früher waren die Schornsteine meist aus Holz — leichtes Opfer also für Flammen. Der Schornsteinfeger war durch seine Arbeit derjenige, der ein Haus vor dem Abbrennen bewahren konnte.
Die Weihnachtstanne bleibt in vielen Gegenden bis zum Dreikönigstag (6. Januar) stehen. Eine urchristliche Kirche feierte den 6. Januar als “Tag der Erscheinung des Herrn”, weil durch die Ankunft der Heiligen Drei Könige die Gottesherrlichkeit des Neugeborenen der Welt offenbart wurde.
Ein schöner Brauch — “Sternsingen” — gehört zu diesem Fest. In Süddeutschland ziehen am Vorabend des Dreikönigsfestes drei Kinder durchs Dorf, als Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet, mit dem großen goldenen Stern aus Goldpapier oder mit Sternlaterne. Sie singen vor Häusern ihr Sternsingerlied und bekommen dafür ihr Neujahrsgebäck, Obst, Geld.
Im Frühling, zwischen Ende März und Ende April, sieben Wochen vor Osterfest, feiert man in manchen Gegenden Deutschlands Karneval, Fasching oder Fas(t)nacht. In verschiedenen Gegenden hat dieses Fest einen anderen Namen. Es ist ein uralter Brauch des Winteraustreibens, er ist schon vor dem Christentum entstanden. Man glaubte, dass in den dunklen Wintertagen böse Geister herumspukten. Mit Masken und Kostümen schmückten sich schon die alten Germanen zum Frühlingsfest, um Winter, Krankheiten und böse Geister zu vertreiben.
In verschiedenen Gegenden gibt es unterschiedliche Faschingsbräuche, aber zwei Dinge sind immer dabei: Lärm und phantastische, oft furchterregende Masken. Der Fasching ist das Fest der Narren. Überall gibt es zu dieser Zeit einen Brauch, sich zu verkleiden. Die Kinder verkleiden sich als Cowboy, Indianer, Räuber, Piraten, Hexen, Tiere, Tänzer usw. und schminken sich. Der Fasching beginnt mit der “Weiberfastnacht” oder dem “unsinnigen Donnerstag”, bei dem die Frauen das Regiment übernehmen und oft auf die Männer jagen. Es gibt einen tollen Brauch, an diesem Donnerstag dürfen die Frauen den Männern den Schlips oder die Schnurbände der Schuhe zerschneiden. Viele Männer ziehen da vor, an diesen Tagen keine Krawatten zu tragen.
Dieses Fest ist auch aufs engste mit dem Anzünden von großen Strohfeuern verbunden, wobei in der Regel eine Strohpuppe verbrannt wird. Sie soll wohl eine symbolische Darstellung der dämonischen Mächte des Winters wiedergeben. Um das Feuer pflegen die Mädchen und Jungen zu tanzen und zu jubeln. In einigen Gebieten ziehen Fastnachtsnarren von Haus zu Haus und kritisieren öffentlich die Fehler und Schwächen der Bewohner.
Die Kirche Martin Luthers hat den Fasching abgelehnt, darum wird er vorwiegend in Süddeutschland und nur in einigen Gegenden in Mitteldeutschland gefeiert. In den Gegenden, in denen die Fastnacht gefeiert wird, sind Geschäfte und Schulen geschlossen, alle ziehen auf die Straße, um sich die Umzüge anzuschauen, zu essen und zu trinken. Junge Männer bedecken das Gesicht mit Kienruß, ziehen Maskenkleider an und gehen von Haus zu Haus Schinken, Eier, Butter und andere Geschenke zu sammeln.
Heute wissen viele nichts mehr vom Ursprung des Karnevals. Sie haben Freude am Verkleiden und am närrischen Treiben. Wie kaum ein anderer überlieferter Brauch ist Fasching in den letzten vier Jahrzehnten wieder populär geworden, und es entstanden in vielen Orten neue Traditionen des närrischen Treibens. Besonders beliebt ist das Faschingstreiben bei den Kindern und Jugendlichen.
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Ostern ist ein großes Fest für alle Christen in der ganzen Welt. Dieses Fest hat einen religiösen Ursprung: Christus, der Sohn Gottes, ist an Ostern auferstanden. Man hatte ihn gekreuzigt und seinen Leichnam in ein Grab gelegt, das eine kleine Höhle in einem Felsen war. Vor dem Ausgang lag ein großer Stein. Am dritten Tag erweckte Gott seinen Sohn zum Leben, und Christus wurde lebendig und stieg auf in den Himmel. Seit diesem Tag, so glauben alle Christen, kommen alle guten Menschen nach dem Tod in den Himmel. Ostern ist also das Hauptfest des Kirchenjahres.
Ursprünglich war Ostern ein germanisch-heidnisches Fest, benannt nach der germanischen Frühlingsgöttin Ostara. Es wurde vom Christentum übernommen und umgewandelt zum Fest der Auferstehung Jesu.
Ostern hat kein bestimmtes Datum, es richtet sich nach dem Mond. Das ist ein Beweis dafür, dass es ein uraltes Fest ist, älter als unser derzeitiger Kalender. Vor Einführung des Julianischen Kalenders im Jahre 46 v. u. Z. lebte man nach dem Mondjahr.
Die orthodoxen Kirchen feiern Ostern nach dem Julianischen Kalender, alle anderen nach dem Gregorianischen Kalender.
Symbole des Osterfestes sind die Ostereier und der Osterhase. Das Ei spielte im Jahresbrauch der verschiedenen Völker bereits seit uralten Zeiten eine wichtige Rolle. Es war das Symbol der Hoffnung und Fruchtbarkeit. Die Ostereier müssen gefärbt sein. Die gefärbten Eier gab es in Deutschland seit dem 13. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert erschienen bemalte, beschriftete, dann versilberte und vergoldete Eier. Die rote Farbe war am beliebtesten. Rot ist die Farbe des Lebens und der Sonne. Heute ist ein Osterei nicht immer ein Hühnerei: es gibt heute Ostereier aus Zucker, Schokolade und ganz große mit Süßigkeiten gefüllte Eier aus Pappe.
Eine Legende erzählt, dass die Ostereier vom Osterhasen gebracht werden. Die Kinder glauben gern an den Osterhasen und haben diesen netten Hasen sehr gern.
Vor dem Schlafengehen machen sich die Kinder ein Nestchen und stellen es an ihre Bettchen, damit der Osterhase seine Geschenke da in der Nacht hineinlegen kann. Die Kinder legen sich schlafen, und die Mutter nimmt ein Körbchen, legt ein paar gefärbte Eier hinein, und mitten ins Netz setzt sie einen Osterhasen aus Schokolade. Dieses Nestchen versteckt sie in der Wohnung. Am Ostermorgen stehen die Kinder recht früh auf, um so schnell wie möglich zu erfahren, was der Osterhase in die Nestchen hineingelegt hat. Aber, o weh! — die sind verschwunden. Nach fröhlichen Suchen finden sie sie — auf dem Fensterbrett zwischen Zimmerblumen, im Geschirrschrank und sogar draußen im Garten. Sie freuen sich riesig, wenn sie neben den bunten Eiern und Lebkuchen auch Zuckerhasen, Schokoladen-Medaillen und vieles andere mehr entdecken. Spätaufsteher soll es zu Ostern nicht geben. Denn man muss dann damit rechnen, mit einer Rute aus Birkenzweigen aus dem Bett gestiept zu werden. Nur mit Süßigkeiten kann man sich von den Plagegeistern befreien.
Haben die Kinder die Nestchen gefunden, setzt sich die Familie an den Frühstückstisch, auf dem in der Mitte der Osterstrauch mit den schönen buntbemalten Eiern steht und das Osterlämmchen daneben, von dem jeder ein Stück essen darf.
Immer öfter begegnet man außerhalb des Siedlungsgebietes der Sorben dem sorbischen Brauch, einen kleinen Baum oder Strauch vor dem Haus mit farbig bemalten Ostereiern zu schmücken.
Zu Ostern ist es in Deutschland meist schon warm, und so macht die Familie einen Osterspaziergang oder besucht die Großmutter und andere Verwandte. Der nächste Tag, also Ostermontag, ist auch ein Feiertag. Der Vater muss nicht zur Arbeit gehen. Die Kinder haben sowieso frei, da das Osterfest immer in den Ferien liegt, in den Osterferien.
Weit verbreitet war früher das Osterwasserholen. Heute ist es noch in der Lausitz z. B. verbreitet. Zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang machen sich Mädchen und Frauen zu einer Quelle, einem Fluss oder See auf den Weg. Genau im Moment des Sonnenaufgangs muss das Osterwasser geschöpft werden. Es heißt, wer sich damit wasche, werde schön und gesund. Beim Wasserholen darf jedoch nicht gesprochen werden, sonst wird es “Plapperwasser” und die erhoffte Wirkung bleibt aus. Unterwegs warten die jungen Burschen, um die jungen Mädchen zum Sprechen zu verleiten.
In vielen Gegenden bespritzte man sich am Ostermorgen gegenseitig mit Wasser. Am Sonntag die Männer die Frauen, am Montag umgekehrt.
Im Nordharz werden Osterfeuer entzündet. Wer hindurchspringt, wird von allen Übeln gereinigt. Natürlich glauben die Menschen heute nicht mehr an solche “Wunder”, sondern pflegen die alten Bräuche aus Spass an der Sache.
Wohl überall bekannt ist das Eierpicken: jeweils zwei Kinder stoßen die Spitzen von gekochten Eiern gegeneinander. Wessen Ei beschädigt wird, der hat Pech und muss es dem anderen schenken.
Ein anderer Brauch ist das Eiertrudeln von einem Hügel. Wer beim Trudeln mit seinem gekochten Ei das eines anderen Kindes trifft, hat gewonnen: Er darf sein eigenes und das angeschlagene behalten und kann weiterspielen.
Da ja Christus’ Leiden eine ganze Woche dauerten, heißt die Woche vor Ostern auch die Karwoche. “Kar” stammt aus dem Althochdeutschen “kara” und bedeutet “Trauer”, “Wehklage”. Der Karfreitag ist der ernsteste Tag im Kirchenjahr — es ist der Tag der Kreuzung von Jesus Christus.
Der Sonntag vor Ostern, der Palmsonntag, ist in der Kirchengeschichte der Tag, an dem Jesus Christus auf einem Esel reitend in Jerusalem ankam und das Volk ihn mit Palm- und Ölbaumzweigen in den Händen empfing. Im deutschsprachigen Raum gibt es in manchen Gegenden den Brauch, sich an diesem Tag gegenseitig mit jungen grünen Zweigen zu “schlagen” — spasshaft. Dem liegt der alte Volksglaube zu Grunde, dass sich die Kraft der jungen Zweige auf den menschlichen Körper überträgt. Mangels Palmzweigen nimmt man natürlich einheimische Zweige: Birken, Weidenkätzchen, Buchsbaum u. a.
In der Lausitz, der Heimat der Sorben, ist die Vogelhochzeit am 25. Januar das populärste Volksfest. Am Vorabend stellen die Kinder einen Teller auf das Fensterbrett. Am Morgen finden sie darauf allerlei Gebäck und Süßigkeiten. Das haben ihnen die Vögel gebracht, die an diesem Tag Hochzeit halten und sich bei den Kindern für das Futter bedanken, das sie im Winter von ihnen erhalten haben.
Das Fest ist verbunden mit einem Umzug durch den Ort. Tagelang gibt es vorher kein anderes Thema. Zu Hause und im Kindergarten hat man alle Hände voll zu tun, denn die Kinder werden für den Umzug als Braut oder Bräutigam gekleidet oder erhalten ein schönes Vogelkostüm.
Aber auch die Großen gehen bei der Vogelhochzeit nicht leer aus. Am Abend finden Veranstaltungen aller Art statt. In manchen Orten wird das Volksfest bis in den Februar hinein gefeiert.
Der Ursprung dieses Brauches liegt wohl darin, dass man früher der Verstorbenen dadurch gedachte, dass man ihnen Speisen aufs Grab legte. Später beschenkte man die Kinder, und daraus mag das Fest der Vogelhochzeit entstanden sein.
Nach Vollendung des 6. Lebensjahres werden die Kinder in die Schule aufgenommen. Die Einschulung ist ein festlicher Höhepunkt für den Schulanfänger, aber auch für die Eltern und Verwandten.
Am ersten Schultag bekommen die Schulanfänger von ihren Eltern und Verwandten neben dem Schulranzen das traditionelle Geschenk, eine “Zuckertüte” (Schultüte). Das ist eine große, spitze Tüte aus Pappe, mit bunten Bildern beklebt, die mit Süßigkeiten und anderen Geschenken gefüllt ist. Die Tüten sind sehr groß, manchmal größer als das Kind selbst. Jedes Kind fühlt sich wie ein König.
In vielen Schulen werden die Tüten vor der Feier eingesammelt und an einem geeigneten Baum auf dem Schulhof, dem “Zuckertütenbaum”, aufgehängt.
Die Einschulungsfeier selbst wird von älteren Schülern ausgestaltet, aber auch die Schüler der zweiten Klasse zeigen den Anfängern bereits stolz, was sie in einem Jahr gelernt haben. Danach gelangen dann die (vorher mit den Namen versehenen) Zuckertüten zur Verteilung.
Die Einschulung geht alle an. Schon Tage vor dem Fest tun sich die Familien der Kinder mit den Nachbarn zusammen und backen gemeinsam Kuchen und Plätzchen. Die Kinder stehen im Mittelpunkt des Geschehens.
In der evangelischen Kirche ist die Konfirmation die Aufnahme in die Gemeinde der Christen. Der feierlichen Aufnahme mit ca. 14 Jahren gehen zwei Jahre Konfirmandenunterricht voraus, der jeweils in der Kirchengemeinde, zu der man gehört, stattfindet. Die Konfirmanden ziehen zusammen mit dem Pfarrer in die Kirche ein, wo die Gemeinde sie erwartet. Sie tragen festliche Kleider und setzen sich in die vorderen Bänke. Der Pfarrer predigt an diesem Tag besonders für sie und erinnert sie an ihre Taufe.
Die Konfirmanden beten gemeinsam das Glaubensbekenntnis.
Jeder Konfirmand trägt etwas vor — einen Bibelvers oder eine Stelle aus dem Katechismus. Das ist der Ersatz für die früher übliche Prüfung vor der Gemeinde.
Mit der Konfirmation gehören die Jugendlichen in der kirchlichen Gemeinschaft zu den Erwachsenen. Volljährig im juristischen Sinne werden sie aber erst mit 18 Jahren.
Neben dem kirchlichen Fest ist die Konfirmation auch ein Familienfest, zu dem die Verwandten, die Paten und nahe Freunde eingeladen werden. Manche kommen von weither angereist, um an dem Fest teilzunehmen.
Die jugendlichen Konfirmanden erhalten viele Geschenke: Oft ist es eine Uhr oder ein kostbarer Schmuck, ein schönes Buch, etwas von Bestand, das ein Mensch sein Leben lang behält.
Das Mittagessen findet zu Hause oder in einem Restaurant statt. Es ist feierlich gedeckt, mit Blumen geschmückt, es gibt festlich zu essen und zu trinken. Oft wird eine Rede auf den Konfirmanden gehalten, der jetzt zu den Erwachsenen zählt.
Die Jugendweihe ist ein wichtiges Ereignis im Leben jedes Mädchens und Jungen. Mit ihr werden die Jugendlichen, die ihr 14. Lebensjahr erreicht haben, in die Reihen der Erwachsenen aufgenommen.
Die Jugendweihe ist neben Hochzeit und runden Geburtstagen heute wohl die wichtigste Feier im Leben Erwachsener.
In vielen Tausend Familien herrscht in diesen Tagen ein Thema vor: die Jugendweihe. Kleider, Röcke, Blusen, Hosen für die jungen Damen, Anzüge, Kombinationen, Krawatten für die jungen Männer werden ausgewählt, ein Termin beim Friseur bestellt, Plätze in Gaststätten gebucht, Einladungskarten verschickt.
Wenn die Jugendweihe ins Haus steht, beginnt auch für die Jungen der Schönheitsstress. Hundert Fragen, die auf dem Fußballplatz nie interessiert haben, tauchen beim Blick in den Spiegel auf. Ein klassischer Anzug und Krawatte oder ein sportlicher Blouson und Jeans?
Bereits ab September werden die Teilnehmer in Jugendstunden auf die Jugendweihe vorbereitet. Es ist Tradition, dass in den Jugendstunden Persönlichkeiten des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, Abgeordnete, Wissenschaftler usw. sprechen und mit den Jugendlichen diskutieren. Auch Exkursionen zu historischen Stätten, Museumsbesuche, Theateraufführungen, Betriebsbesichtigungen und vieles mehr gehört zu den Jugendstunden.
Am Tag der Jugendweihe findet im schönsten Saal der Gemeinde, im Kulturhaus, in der Aula der Schule, im Theater, Kino oder in einem anderen geeigneten Raum eine feierliche Veranstaltung statt, an der alle Jugendweiheklassen einer Schule teilnehmen. In einem ziemlich geräumigen Saal kommen viele festlich gekleidete Menschen zusammen. Unter ihnen der Bürgermeister, der Direktor der Schule, einige Lehrer, Klassenleiter und Schüler der unteren Klassen sowie natürlich glückliche und sehr erregte Eltern. Manche kommen mit den ganzen Familien, mit Großeltern und Kleinkindern. Unter den Klängen feierlicher Musik betreten Mädchen und Jungen paarweise, langsam und feierlich den Saal. Schön gekleidet halten sie sich sehr ernst und feierlich. Alle Anwesenden erheben sich von ihren Plätzen — das Orchester spielt die Nationalhymne. Der Bürgermeister, der Direktor der Schule, die Eltern sowie die Schüler der unteren Klassen gratulieren den Jugendweiheteilnehmern. Am Ende legen die Jugendlichen ein Gelöbnis ab. Bei dem Gelöbnis erheben sich alle Anwesenden von den Plätzen.
Am Nachmittag und am Abend finden dann fröhliche Feiern statt, entweder im Familienkreis, mit Freunden und Bekannten, oder häufiger in einer Gaststätte mit Eltern und dem gesamten Klassenkollektiv.
Die Jugendweihe ist eine alte Tradition, sie entstand schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. Die ersten Jugendweihen fanden erstmals 1889 statt. Schon zurzeit des Bismarck-Reiches und auch später in der Weimarer Republik veranstalteten die Mitglieder freireligiöser Vereinigungen für ihre Kinder, die ja nicht an der kirchlichen Kommunitions- bzw. Konfirmationsfeier teilnahmen, Jugendweihefeiern.
Der Reaktion waren die Jugendweihen immer verhasst, schon 1933, im ersten Jahr der faschistischen Diktatur, wurden sie verboten. Aber auch das Verbot durch die faschistische Diktatur vermochte nicht, Idee und Geist der Jugendweihe auszurotten. Selbst illegal fanden Jugendweihen statt, so im März 1933 im Wurzener Wald und 1934 auf der Altenburg in Geschwenda.
Nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus nahmen religiös nicht gebundene Eltern, die diese Feiern noch aus eigenem Erleben kannten, die Tradition auf und entwickelten sie unter neuen gesellschaftlichen Bedingungen weiter.
Die Jugendweihe ist freiwillig und schließt die Teilnahme an der Konfirmation nicht aus. Deshalb nehmen die meisten Kinder gläubiger Eltern auch an der Jugendweihe teil.
“Das Schulsystem in der Bundesrepublik ist so kompliziert, dass nur Genies sich daran zurechtfinden können”. Diese ironische Bemerkung einer ausländischen Studentin ist insofern richtig, als es auch in Deutschland nur wenige Genies gibt, sich also kaum jemand in allen Details auskennt. Ein Kind, das von Hamburg nach Bayern umzieht, wird beim Schulwechsel andere Lehrpläne, sogar andere Schultypen vorfinden.
In Deutschland gibt es kein einheitliches Bildungswesen. Das Schulsystem in Deutschland ist die Sache der Bundesländer. Die Bundesländer bestimmen die Zeit für die Ferien und auch die Studienpläne der Schulen. Die Anzahl der Wochenstunden eines Faches kann von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein.
In Deutschland besteht allgemeine Schulpflicht; d. h. jedes Kind zwischen 6 und 15 Jahren muss eine Schule besuchen. Der Besuch aller öffentlichen Schulen ist kostenlos. Die Lernmittel, vor allem Schulbücher, werden den Schülern zum Teil ebenfalls kostenlos überlassen, teils ausgeliehen.
Der Religionsunterricht ist mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen nach dem Grundgesetz ordentliches Fach. Über die Teilnahme des Kindes bestimmen nach dem Grundgesetz die Eltern.
Mit 3 oder 4 Jahren können die Kleinkinder einen Kindergarten oder einen Kinderhort besuchen.
Der Besuch des Kindergartens ist freiwillig.
Kindergärten oder auch Kinderhorte sind meistens kommunale Einrichtungen von freien Trägern. Solche freien Träger sind z. B. das Deutsche Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, die Evangelische oder Katholische Kirche (Gemeinde), manchmal auch Betriebe und Vereine. An diese Träger müssen die Eltern normalerweise für die Betreuung ihrer Kinder Gebühren bezahlen. Diese werden dort von besonders ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern betreut. Die Kinder lernen hier miteinander zu leben, zu spielen, zu basteln, zu singen, aufeinander zu hören, sich gegenseitig zu helfen usw. Das letzte Kindergartenjahr vor der Einschulung in die Grundschule dient dazu, die Aufnahme und das Lernen in der Schule gezielt vorzubereiten. Hier wird dann schon ein wenig “gerechnet”, “geschrieben”, und es werden lebenspraktische Themen “bearbeitet”.
Das Schulsystem in Deutschland hat 3 Stufen: die Primarstufe, die Sekundarstufe I (5.-10. Klasse) und die Sekundarstufe II (11.-13. Klasse).
Mit 6 Jahren kommen die Kinder in die Grundschule. Sie dauert vier Jahre, in Berlin und Brandenburg sechs Jahre. Dort gibt es keine Unterschiede in der Qualität (ob für hochintelligente Kinder oder etwas langsamlernende Kinder). In den Klassen der Grundschule werden alle Kinder gemeinsam unterrichtet, gleich welchen Geschlechts, welcher Nationalität oder welchen sozialen Standes. Dort lernen sie Lesen und Schreiben sowie den Umgang mit Zahlen in den Grundrechenarten. Nebenbei hat man noch Sport und Musik. Außerdem wird noch gebastelt, und man lernt etwas über seine Heimat und die Natur (Sachunterricht oder Sachkunde). Das Erstschreiben steht in enger Verbindung mit dem Erstlesen. Deshalb wird das Erstschreiben in der Druckschrift gelernt, da diese Schrift für die Kinder die einfachste Schriftart ist und sie sie auch schon vom Erstlesen her kennen. Das Schreiben mit Kugelschreiber wird nicht gestattet. In den ersten Klassen nehmen die Mädchen und Jungen gemeinsam am Sportunterricht teil. Ab dem dritten Schuljahr werden zwei getrennte Gruppen gebildet. In vielen Schulen wird ab der dritten Klasse Englischunterricht erteilt. In den ersten beiden Schuljahren erhalten die Kinder noch keine Zensuren und keine Zeugnisse. An deren Stelle erhalten sie ausführliche verbale Beurteilungen ihres Lernverhaltens, ihres Lernfortschritts und ihres Verhaltens in der Gruppe. Erst ab der Klasse 3 werden die verbalen Beurteilungen mehr und mehr von Zensuren abgelöst. Am Ende der Grundschulzeit erhalten die Kinder noch einmal zusätzlich zu ihrem Ziffernzeugnis eine schriftliche Beurteilung, die deutlich machen soll, welche Schule sie in der Sekundarstufe I besuchen sollen. Kinder, die die Lernziele einer Klasse nicht erreichen oder sich dabei sehr schwer tun, erhalten besonderen Förderunterricht. Dennoch kommt es vor, dass lernschwache Kinder eine Klasse wiederholen müssen.
Nach der Grundschule können die Schüler entweder die Hauptschule, die Realschule oder das Gymnasium besuchen. Diese drei Schulformen sollen den unterschiedlichen Begabungen der Schüler Rechnung tragen. Die Dreigliedrigkeit der weiterführenden Schulen ist das Hauptmerkmal des deutschen Schulsystems. Sie gilt im Prinzip auch für die Integrierte Gesamtschule. Der Übergang von einer Schulart in eine andere ist grundsätzlich möglich.
In jedem Fach schreiben die Schüler — gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt — Tests oder Klassenarbeiten. Die Klassenarbeiten und die mündliche Mitarbeit entscheiden über die Fachnote, die jeweils zum Halbjahr und am Jahresende im Zeugnis gegeben wird.
Etwa die Hälfte der Schüler besucht die Hauptschule. Zu dieser Schule gehen die Schüler, die nicht so gut auf der Grundschule waren (Noten zwischen 3 und 5). Sie dauert fünf Schuljahre, in einigen Bundesländern sechs. Sie dient vorwiegend der Vorbereitung auf das Erlernen eines praktischen Berufs. In den meisten Bundesländern ist der Erwerb einer Fremdsprache (in der Regel Englisch) ab der fünften Klasse Pflicht. Die Mehrzahl der Schüler lernt nach dem Hauptschulabschluss einen Beruf und besucht gleichzeitig die Berufsschule.
Wer die Noten zwischen 2 und 4 auf der Grundschule hat, kann sich für die Realschule entscheiden.
Die Realschule steht zwischen Hauptschule und Gymnasium und vermittelt den “Mittleren Schulabschluss”. Sie umfasst auch die Klassen 5 bis 10 und beginnt mit einem Probehalbjahr. Wenn die Schüler in diesem Halbjahr gute Leistungen haben, können sie in der Realschule weiterlernen. Wenn das Lernen einem hier schwer fällt, muss er in die Hauptschule lernen. Die Realschule bereitet die Schüler auf höherqualifizierte Berufe vor. Bei einem Notendurchschnitt von 1-2 kann man nach der 10. Klasse auf das Gymnasium wechseln.
Der dritte Bildungsweg führt ins Gymnasium, wo man 8 (in den meisten Bundesländern 9) Jahre (Klassen 5-13) lernen muss. Zur Zeit wird eine Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Schuljahre heftig diskutiert. Hier werden höhere Ansprüche gestellt (man muss die Noten zwischen 1-3 auf der Grundschule haben). Das Gymnasium hat auch eine Orientierungsstufe (von 6 bis 24 Monate). Jeder Gymnasiast muss mindestens zwei Fremdsprachen lernen. Die wichtigsten Fremdsprachen sind Englisch und Französisch und dann auch manchmal Latein oder Griechisch, wenn man auf den sprachlichen Zweig geht.
Die drei obersten Klassen (11 bis 13) des Gymnasiums werden auch Oberstufe oder Sekundarstufe II genannt. Der Unterricht in Klassen wird durch ein Kurssystem abgelöst. Es gibt keine Klassenverbände mehr, sondern Grund- und Leistungskurse, d. h. die Schüler haben neben einer Reihe an Pflichtfächern die Möglichkeit selbst zu bestimmen, welche Fächer sie als so genannte Grundkurse belegen wollen und welche als Leistungskurse. Die Schulfächer sind jeweils einem Aufgabenfeld zugeordnet; es gibt das sprachlich-literarisch-künstliche, das gesellschaftswissenschaftliche und das mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Aufgabenfeld. Jedes der Aufgabenfelder muss durchgängig bis zum Abschluss der Oberstufe einschließlich der Abiturprüfung in der Schullaufbahn des Schülers vertreten sein. Der Pflichtbereich umfasst außer den drei Aufgabenfeldern Religionslehre und Sport.
Jedes Jahr schreiben die Schüler in jedem Schulfach mehrere große und kleine Arbeiten. Manchmal kommt man auch mündlich dran (z. B. Vortrag in Geschichte, Vokabeln in Englisch etc.). Prüfungen man nur, wenn man den Schulabschluss macht.
Den Abschluss der gymnasialen Oberstufe bildet die Abiturprüfung, die in vielen Fächern stattfindet. Nach dem Abitur kann man dann an einer Universität oder Hochschule studieren. Eine Aufnahmeprüfung für die Universität gibt es in Deutschland nicht. Da es viel mehr Abiturienten als Studienplätze gibt, haben die Universitäten für viele Fächer eine Aufnahmebeschränkung — den sog. ‘Numerus Clausus’ — eingeführt. Die Studenten müssen einen bestimmten Notendurchschnitt im Abiturzeugnis erreichen, um zum Studium für das betreffende Fach zugelassen zu werden. Wer die besten Testergebnisse, die besten Noten im Abschlusszeugnis vorweist, und eventuell ein Jahr im sozialen Bereich (als Hilfskraft im Krankenhaus, im Altersheim, im Behindertenheim usw.) gearbeitet hat, hat die besten Chancen auf diese heiß begehrten Studienplätze. Um der heillosen Überfüllung der deutschen Universitäten Herr zu werden, führt man besonders scharfe Prüfungen nach den ersten Semestern (Halbjahren) durch. Und somit findet die Auswahl, die in vielen Ländern vor dem Eintritt in die Universitäten getroffen wird, in Deutschland am Anfang der Studienzeit statt. In den medizinischen Studiengängen kommen zusätzliche Kriterien (Test, Auswahlgespräch) hinzu.
Eine weitere Schulart ist die Gesamtschule, wo die vorgenannten Schultypen unter einem Dach oder einer Leitung sind, d. h. die Kinder werden dort gemeinsam von der fünften bis zur zehnten Klasse unterrichtet. Die Schüler verlassen je nach der Begabung die Schule früher oder später (Hauptschulabschluss nach 9 Jahren, Realschulabschluss nach 10 Jahren). Einige Gesamtschulen haben eine gymnasiale Oberstufe. In der 5. und 6. Klasse erfolgt der Unterricht an der Gesamtschule noch in gemeinsamen Klassenverbänden. Ab der 7. Klasse wird ein Teil der Fächer in Kursen unterrichtet, die die Schüler entsprechend ihren Neigungen und Leistungen besuchen.
Das Schuljahr beginnt im August oder September nach den langen Sommerferien (6 Wochen ab Juni oder Juli).
Die Schule beginnt in den Klassen 1-10 im Allgemeinen morgens um 7.30 oder 8.00 Uhr und endet um 12.30 oder 13.00 Uhr. Im Gymnasium findet zum Teil auch nachmittags Unterricht statt.
Schüler, die einen weiten Schulweg haben, werden mit Schulbussen kostenlos transportiert.
In jedem Fach werden über das Schuljahr verteilt Klassenarbeiten und Tests geschrieben. Das Ergebnis dieser Arbeiten und die mündlichen Leistungen ergeben die Noten im Zeugnis.
Die Schüler erhalten zweimal im Jahr Zeugnisse (das deutsche Schuljahr hat zwei Halbjahre). Das Zeugnis am Ende eines Schuljahres entscheidet über die Versetzung.
Die Leistungen der deutschen Schüler werden durch solche Noten geschätzt:
1 = sehr gut
2 = gut
3 = befriedigend
4 = ausreichend
5 = mangelhaft
6 = ungenügend.
Im Oberstufengymnasium gibt es anstelle der traditioneschwer en Noten ein 15-Punkte-System:
[Klasse 2 - 10] [Klasse 11 - 13]
Note Punkte
1 sehr gut 13 - 15
2 gut 10 - 12
3 befriedigend 7 - 9
4 ausreichend 4 - 6
5 mangelhaft 1 - 3
6 ungenügend 0
Eine Klasse wiederholen müssen die Schüler, deren Leistungen in zwei Fächern nicht ausreichend sind.
Die Parallelklassen heißen in Deutschland so: 8/1, 8/2, 8/3, 8/4 oder auch so: 8a, 8b, 8c, 8d.
Die meisten Schüler gehen nur vormittags in die Schule. Schüler in den Gesamtschulen und in der Sekundarstufe II des Gymnasiums haben teilweise auch nachmittags Unterricht.
Ferien gibt es fünfmal im Jahr:
— Herbstferien (1-2 Wochen meist im Oktober);
— Weihnachtsferien (2-3 Wochen im Dezember/Januar);
— Osterferien (2- 3 Wochen im März/April);
— Pfingstferien im Mai;
— Sommerferien (“die großen Ferien” genannt) im Juni/Juli oder Juli/August.
Die Ferientermine sind in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich.
Um eine Überlastung der Straßen und Bundesautobahnen zu vermeiden, wechseln die Bundesländer sich bei einem frühen oder späten Ferienbeginn ab. Trotzdem kommt es immer wieder zu langen Staus auf den Autobahnen und zur Überlastung der Flughäfen, wenn in mehreren Bundesländern gleichzeitig die Sommerferien beginnen.
Es gibt dazu noch andere Ferien (z. B. Schneeferien im Februar) und weitere freie Tage aus besonderem Anlass.
Die deutschen Schüler haben keine Schülertagebücher. Jede Klasse hat ein Klassenbuch, in dem die Namen, Adressen und Geburtsdaten der Schüler drinstehen. Außerdem stehen dort der Stundenplan, die Wochentage drin. Die Lehrer tragen dort auch ein, was in ihren Stunden gemacht wurde — das Thema — und geben ihre Unterschrift dazu. Es werden dort auch die Schüler eingetragen, die etwas angestellt haben oder die krank sind.
Die Schüler können sich ihre Hausaufgaben in ihren Terminplaner oder ihr Hausaufgabenheft oder einen Kalender schreiben. Das kann jeder machen wie er will, es wird nicht kontrolliert. Die Eltern sehen die Leistungen und das Benehmen nur auf dem Zeugnis. Wenn man eine Arbeit geschrieben hat, muss ein Elternteil da auf der Arbeit unterschreiben, damit der Lehrer weiß, dass die Eltern die Schulnote gesehen haben. Es gibt auch den “Elternabend”. Da kommen die Eltern (oder eben ein Elternteil) der Schüler in die Schule und reden mit den Lehrern. Da wird z. B. auch über die nächste Jugendherbergsfahrt gesprochen.
Die deutschen Kinder verbringen ihre Ferien gern im Ausland. In Europa sind jetzt die Schüleraustauschprogramme populär. Zwei Schulen aus verschiedenen Ländern organisieren für ihre Schüler einen Austausch; jeder Schüler, der an einem Schüleraustausch teilnimmt, besucht einmal das andere Land. Jeder Schüler wohnt während seines Aufenthaltes in dem Gastland bei den Eltern seines Austauschschülers. Meistens dauern die Aufenthalte in dem Gastland zwei Wochen. Inzwischen gibt es auch Programme, die einen längeren Aufenthalt vorsehen. Während dieser Zeit nehmen die Austauschschüler am Unterricht der Gastschule teil. Neben der Verbesserung der Sprachkenntnisse lernen die Schüler bei ihren Freunden auch die Kultur und den Alltag des anderen Landes kennen.
Die deutschen Landschaften sind außerordentlich vielfältig und reizvoll. Niedrige und hohe Gebirgszüge wechseln mit Hochflächen, Stufenländern, Hügel-, Berg- und Seenlandschaften sowie weiten, offenen Ebenen. Von Norden nach Süden unterteilt sich Deutschland in drei große Landschaftsräume:
a)ganz flache Gebiete überwiegen im Norden und auf den vorlagerten Inseln im Westen,
b)Hügelland und Mittelgebirge in der Mitte,
c)Hochgebirge im Süden.
An der Nordseeküste ist das Land sehr flach. Man hat deswegen Deiche gebaut, die das Land und die Menschen vor dem Wasser schützen sollen. Das norddeutsche Tiefland erstreckt sich von der dänischen Grenze bis zu den Städten Köln im Westen und Cottbus im Osten.
Es folgt eine große Mittelgebirgslandschaft, mit Bergen bis zu 1200 m Höhe (Harz, Erzgebirge, Schwarzwald, Schwäbische Alb, Thüringer Wald, Elbsteingebirge, Zittauer Gebirge, Vogtland). Die Mittelgebirgsschwelle trennt den Norden vom Süden Deutschlands. Sie geht in das süddeutsche Alpenvorland über.
Südlich der Stadt München beginnen die Alpen. Hier liegt auch der höchste Berg Deutschlands: die Zugspitze. Sie ist 2962 m hoch.
Insgesamt umfassen die Alpen ein Gebiet von 220000 Quadratkilometern. Der größte Teil liegt jedoch nicht in Deutschland, sondern in Frankreich, der Schweiz, Österreich und Italien.
Die Ostsseküste ist ein traditionelles Erholungsgebiet. Die wichtigsten Inseln der Ostseeküste sind Hiddensee, Rügen und Usedom.
Die Insel Rügen (926 km2) ist die größte und landschaftlich schönste Insel der BRD. Eigentlich ist sie keine richtige Insel mehr: Seit 1936 verbindet der Rügendamm die Insel mit dem Festland.
Die höchste Erhebung der Insel ist der 161 m hohe Piekberg bei Hagen auf Jasmund, der Trenzer Berg nördlich der Hafenstadt Saßnitz erreicht 148 m, der Königsstuhl — die wohl bekannteste Erhebung Rügens — kommt auf 119 m.
Sehenswert sind die Kreidefelsen im Norden, die weiß aus der Steilküste emporragen. Die rügensche weiße Schreibkreide entstand vor etwa 80 Millionen Jahren, als das Gebiet im Norden Mitteleuropas von ausgedehnten Wassermassen überflutet war. Die Rügener Kreidelager gehören zu den größten Europas.
Für Naturfreunde ist Rügen ein Paradies, denn es bietet botanische Kostbarkeiten, die anderorts nur selten zu finden sind. Reich ist auch die Tierwelt Rügens, besonders die Vögel. Auf einigen kleinen Inseln haben Vögel, die vom Aussterben bedroht sind, eine Heimat gefunden. Zahlreiche kleine, abseits gelegene Inseln bieten den Vögeln die Möglichkeit, ungestört zu brüten. Im Spätherbst sammeln sich hier Zehntausende Enten, Gänse und Schwäne für ihren Zug nach Süden.
Zu den wichtigen Erwerbszweigen der Inselbewohner gehört traditionell der Fischfang. Ein weiterer Industriezweig von überregionaler Bedeutung ist in dem Gebiet um Saßnitz angesiedelt: die Schlämmkreidegewinnung. Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben mehrere kleine Betriebe den Kreideabbau.
Auf der Insel Usedom soll der Sage nach die im Meer versunkene reiche Handelsstadt Vineta liegen.
Der Spreewald, die ehemals sumpfige Ebene 100 km südöstlich von Berlin, ist eine überaus reizvolle Niederungslandschaft, wie es sie in Mitteleuropa kein zweites Mal gibt. Im Spreewald fühlt man sich zurückversetzt in eine Zeit, als die Natur noch unangetastet war. Mit seinen vielen Kanälen und seiner urtümlichen Wasser- und Auenlandschaft ist der Spreewald ein einzigartiger Biotop.
Der Name Spreewald verrät recht wenig vom heutigen Bild der Landschaft. Wald ist nur noch wenig erhalten, lediglich etwa 15 Prozent dieser Region sind, wörtlich genommen, Spree”wald”.
Im Sommer strömen Tausende und Abertausende aus der ganzen BRD und aus dem ganzen Ausland in diese romantische Gegend. An den malerischen Stellen werden die Touristen vom Ufer aus fotografiert. Nach der Rückkehr zur Kahnstation bekommt jeder ein Bild als Andenken an die herrliche Kreuzfahrt.
Der Verkehr im Spreewald wurde in der Vergangenheit ausnahmslos mit Kähnen auf den Fließen abgewickelt, und jedes Gehöft besaß seinen eigenen Hafen.
Auch heute noch können viele der Häuser und Bauernhöfe nur per Boot erreicht werden. Noch heute liegen zahlreiche Gehöfte auf einer kleinen Insel, die ringsum von Wasserarmen umgeben ist. So war und ist teilweise noch heute der Kahn das einzige Verkehrsmittel. Mit ihm fuhr man zur Schule, zur Hochzeit, mit ihm brachte man die Verstorbenen auf den Friedhof. Mit dem Kahn kam der Postbote, der Arzt, man fuhr damit zur Arbeit auf die Wiesen und kleinen Gemüsefelder, mit dem Kahn wurden Traktoren, Arbeitsgerät auf die Felder, das Heu für das Vieh sowie das Erntegut transportiert. Sogar die Kühe wurden einzeln per Kahn zur Weide gebracht. Waren die Wasserwege im Winter mit dickem Eis bedeckt, benutzte man Schlittschuhe und Eisschlitten. Heutzutage transportieren die Boote vor allem Touristen.
Typisch sind die reetgedeckten Häuser. Die ältesten wurden allein aus dem Holz und Schilf der Umgebung errichtet. Sie halten ohne jeden Nagel.
Die hochwasserfreien Gebiete des Spreewaldes sind altbesiedeltes Land. Hier wohnen seit jeher Sorben. Im östlichen Teil des Spreewaldes, besonders um den Ort Burg, ist ihre Sprache noch lebendig geblieben. Die sorbische Nationalkultur blieb lediglich in Volkslied und Märchen, in Tracht und Brauch erhalten. Den schönen sorbischen Trachten der Spreewälderinnen mit den großen reichbestickten Flügelhauben kann man noch heute begegnen. Um 1914 zahlte man für eine Brauttracht so viel wie für eine Kuh, nämlich 300 bis 400 Goldmark.
Der Spreewald ist die Heimat der berühmten Gurken. Gurken und Meerrettich, Kürbis, Zwiebeln und andere Gemüsearten sind bekannte Spreewalderzeugnisse.
Die bekannteste Stadt des Spreewaldes ist Lübbenau, die Stadt der Gurken und der Kahnfährleute.
Auch wenn ein Ausländer nur wenig von den wichtigen Reiselandschaften in Deutschland weiß — die Sächsische Schweiz wird ihm gewiss ein Begriff sein. Es ist ein kleines Gebirge südöstlich von Dresden unmittelbar an der Staatsgrenze zur Tschechei. Dort findet es seine Fortsetzung unter dem Namen Böhmische Schweiz, Tetschener Wände oder Elbsandsteingebirge.
Die Sächsische Schweiz hat zu allen Zeiten die Naturfreunde begeistert. Seit der Zeit der Romantik wird dieses eigenartige Gebirge “Sächsische Schweiz” genannt. Schweizer Maler waren es, die vor über 200 Jahren dem Felsengebirge den poetischen Namen gaben. Sie waren von der Gebirgsnatur, von den dunklen Schluchten und bizarren Felsen begeistert. In vielem erinnerte die Felsenlandschaft an ihre Schweizer Heimat. So ist der von den Schweizer Malern geprägte Name populär geworden, nicht aber die wissenschaftliche Bezeichnung “Elbsandsteingebirge”. Sie besagt, dass das Gebirge zumeist aus Sandstein besteht. Die Formen der Felsen sind sehr verschieden. Früher war hier ein Meer. Wasser, Hitze und Kälte haben diese sonderbaren Formen geschaffen. Mit viel Phantasie kann man z. B. einen Menschen erkennen.
Die Sächsische Schweiz ist ein beliebtes Erholungsgebiet. Die 600 freistehenden Felsen machen sie zu einem wahren Kletterparadies. Die romantischbizarre Felsenwelt der Sächsischen Schweiz verlockt zu kühnen Touren.
Das beliebteste Touristenziel in der Sächsischen Schweiz ist das Basteigebiet. Auf dem Basteifelsen befindet sich heute die Jugendherberge Hohnstein. Aber nicht immer war es hier so ruhig und friedlich. In der Zeit des Faschismus war hier ein Konzentrationslager. Mutige Bergsteiger haben auf gefährlichen Wegen Flugblätter aus der Tschechoslowakei nach Deutschland gebracht und Antifaschisten bei ihrer Flucht über die Grenze geholfen.
Ein beliebtes Urlaubsziel in der Sächsischen Schweiz ist auch die Festung Königstein, die 361 Meter hoch über der Elbe thront. Erstmals wurde sie im Jahre 1241 in einer Urkunde erwähnt. Damals stand nur eine bescheidene Ritterberg auf dem Felsen über dem Städtchen Königstein. Im Laufe der folgenden Jahre entstanden auf dem 9,5 Hektar großen Plateau gleich mehrere Burgen und andere Bauwerke. Der gesamte Berg wurde mit einer Mauer umgeben, die von Zinnen und Türmen geziert wird. Noch heute sind wir von den mächtigen Mauern beeindruckt, die aussehen, als wüchsen sie aus den Felsen heraus.
Sieben Jahrhunderte diente die Festung als Staatsgefängnis. Sie galt als das sicherste Gefängnis Sachsens. Hierher wurde 1705/06 auch der Berliner Apotheker J. F. Böttger, der Erfinder des europäischen Porzellans, gebracht. Als Gefangener des Königs August sollte er Gold machen. Im Zweiten Weltkrieg bewahrte man hier die Kostbarkeiten des Grünen Gewölbes und andere Kunstsammlungen sowie die Staatsarchive auf.
Niemals konnte diese Festung erobert werden. Erst am 9. Mai 1945 kapitulierte die Besatzung vor der Sowjetarmee, aber da war der Königstein schon langst keine Festung mehr.
Die bekannteste Stadt der Sächsischen Schweiz ist Eisenach mit der Wartburg. Schwer zu sagen, was anziehender ist, die Stadt oder die über die 900 Jahre alte Burg.
Die Wartburg ist eng mit Höhepunkten der deutschen Geschichte verbunden. Um 1200 lebten hier vorübergehend zwei der bedeutendsten Vertreter der mittelhochdeutschen Dichtung, Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Die damals mächtigen Landgrafen von Thüringen machten die Berg zur glanzvollen Residenz und Pflegestätte mittelalterlicher höfisch-ritterlicher Kultur.
Im Fachwerkbau der so genannten Burgvogtei der Wartburg lebte vom Mai 1521 an Martin Luther vor seinen Feinden verborgen. Luther wollte die damalige römisch-katholische Kirche reformieren. Das gefiel den Kirchenherren natürlich nicht, und so wurde er vor den Reichstag in Worms bestellt. Doch Luther blieb bei seiner Meinung. Auf der Rückreise wurde er hier bei Eisenach zum Schein überfallen und auf die Wartburg gebracht, damit er in Sicherheit war. Und er trug hier auch einen anderen Namen: Junker Jörg. Luther schrieb hier mehrere Texte gegen die katholische Kirche und gegen den Papst. Aber seine größte Leistung war die Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche.
Seit langer Zeit werden in Eisenach Automobile hergestellt. Zur Zeit der DDR der “Wartburg”, nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde dort die Firma Opel tätig.
Unter der Bezeichnung “Thüringer Wald” wird in der Umgangssprache das auch heute noch weithin bewaldete Mittelgebirge mitten in der BRD verstanden, das sich von Eisenach bis zur oberen Saale erstreckt. Das Gebirge bedeckt mehr als zur Hälfte Wald. In den niederen Regionen finden wir Buchenwälder, weiter oben herrscht der Fichtenwald vor.
Wegen seiner waldreichen Höhen und seines gesunden Klimas zählt der Thüringer Wald zu den beliebtesten Wander- und Erholungsgebieten Deutschlands. Einer der bekanntesten Kurorte hier ist Oberhof, das zugleich ein Wintersportzentrum ist. Über die höchsten Höhen des Thüringer Waldes sowie des Thüringischen Schiefergebirges verläuft der allgemein bekannte Rennsteig, der populärste Wanderweg Deutschlands.
Seinen Namen verdankt dieses Gebirge seinem einstigen Erzreichtum, der z. B. Annaberg im 16. Jahrhundert zu einer der größten und reichsten Städte in Deutschland machte. Ein Viertel der gesamten Silberproduktion des Deutschen Reiches wurde in der Umgebung von Annaberg geschürft.
Ursprünglich war das Erzgebirge dünn besiedelt. Viele Menschen lebten dort vom Bergbau, von dem die Gegend ihren Namen hat. Orte wie Freiberg stehen für diese Tradition. Die höchste Erhebung ist mit 1214 m der Fichtelberg. Auf dem Gipfel des Fichtelberges arbeitet seit 1916 eine der wichtigsten Wetterstationen. Von hier aus kann man bei schönem Wetter mehr als 100 km weit über das Land sehen. Am Fuße des Fichtelberges liegt der Wintersportort Oberwiesenthal. Von hier kamen zu Zeiten der ehemaligen DDR viele bekannte Olympiasieger. In dieser Gegend fährt auch noch die Dampfeisenbahn, die es im Westen Deutschlands nur noch selten gibt. Im Erzgebirge liegen viele kleine Dörfer, zu denen oft nur schmale Straßen durch Täler und über Höhen führen.
Besonders schön ist das Erzgebirge aber im Winter. Wenn man im Dezember durch die Straßen der Dörfer geht, so sieht man sehr viel Beleuchtung in den Fenstern. Wunderschön strahlt das Licht aus den Fenstern heraus. Lampen, Figuren, Puppen und Räuchermännchen sowie geschnitzte Bergmänner werden in die Fenster gestellt und zieren auch die Wohnstuben. Aber auch auf den Straßen und Plätzen der Städte und Dörfer findet man oft beleuchtete Figuren und so genannte Pyramiden. Hier sieht man zur Weihnachtszeit auch einmal Bergmannskapellen mit Blasmusik durch die Straßen ziehen, und bunte Weihnachtsmärkte ziehen immer wieder Besucher an. Da kann man dann allerlei erzgebirgische Handarbeit kaufen, und der Geruch von gebrannten Mandeln und Räucherkerzen erinnert an das nahe Weihnachtsfest.
Die Herstellung von Holzwaren hat im Erzgebirge eine lange Tradition. Schon seit mehreren Jahrhunderten schnitzen die Menschen im Erzgebirge. Am Anfang war es eher eine Feierabendbeschäftigung der Bergleute, aber mit dem Rückgang des Bergbaus wurde dies bald die wichtigste Erwerbsquelle. Holz gab es ja genug.
Das Holz wird geschnitzt oder gedrechselt. Besonders bekannt durch seine schönen Holz- und Spielwaren ist das Dorf Seiffen. Hier findet man in fast jedem Haus jemanden, der sich mit der Herstellung von Holzwaren beschäftigt. Pyramiden und Weihnachtsschmuck, Räuchermänner, Nussknacker und kleine Miniaturen werden hier von Hand gefertigt und dann in alle Welt verkauft. Das Gebiet um Seiffen wird nicht zu Unrecht “Werkstatt des Weihnachtsmannes” genannt.
Zwischen dem Thüringer Wald und dem Erzgebirge liegt das Vogtland. Hier gibt es Berge und Täler, Wiesen und Wälder, Flüsse und Seen, Bäder und Kurorte. Dieses Hügel- und Bergland im Süden der BRD ist ein ideales Gebiet für Touristen und Urlauber.
Der Name Vogtland (“Land der Vögte”) geht darauf zurück, dass hier einst kaiserliche Reichsvögte als Landesherren die Macht ausübten.
In diesem wald- und wasserreichen Gebiet entwickelte sich schon zeitig die Holzindustrie. Zahlreiche Mühlen nutzten die Energie des Wassers. Große Schafherden lieferten Wolle für die Herstellung von Stoffen. Bereits im Mittelalter wurden im Vogtland Tuche und Leinwand hergestellt. Auch in der Gegenwart ist die Textilindustrie in vielen Orten der wichtigste Industriezweig. Plauen, die größte Stadt des Vogtlandes, ist die berühmteste Stadt der Maschinenstickerei und der Spitzen. Spitzen und Gardinen aus Plauen sind weltbekannt. Man exportiert sie in über 50 Länder. Mehr als die Hälfte der jungen Bräute, so schätzt man, trägt hierzulande am Hochzeitstag ein meist weißes Spitzenkleid.
Im Vogtland gibt es einen hochentwickelten Maschinenbau, u. a. für polygrafische Maschinen. In Plauen werden die Plamag-Druckmaschinen hergestellt. Auf Rotationsdruckmaschinen aus Plauen werden viele bedeutende Tageszeitungen in der BRD und im Ausland gedruckt. Für den Transport einer solchen Maschine, die gleichzeitig 96 Zeitungsseiten druckt, braucht man 50 bis 80 Eisenbahnwaggons. Sie wiegt ungefähr 950 Tonnen.
Schließlich muss man noch die Musikinstrumente nennen. Geigen, Akkordeons und andere Instrumente werden in der Gegend um Klingenthal hergestellt. Dieses Gebiet nennt man deshalb auch den “Musikwinkel”. In vielen Ländern der Welt spielt man auf den dort gebauten Instrumenten. Im Musikinstrumenten-Museum in Markneukirchen werden rund 2000 Musikinstrumente aus aller Welt gezeigt.
Berühmt sind auch die Kurorte Bad Elster und Bad Brambach. Zehntausende von Kurgästen können sich hier jedes Jahr erholen.
Der Harz, besungen von Dichtern, gehört zu den schönsten Mittelgebirgen Deutschlands. Die hohen Teile des Harzes sind auch heute noch dicht bewaldet, daher der Name des Berges, denn Harz bedeutet Bergwald.
Der höchste Berg des Harzes ist der Brocken. Mit seinen 1142 Metern ist der Granitgipfel zwar nicht die höchste Erhebung Deutschlands, aber mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 2,6° C sein “Kältepol”.
Zu den berühmtesten Brockenbesuchern gehören die deutschen Dichter Heine und Goethe, die ihre Erlebnisse in ihren Werken literarisch gestalteten. Wer kennt nicht Heinrich Heines “Harzreise”? Bei der Wanderung die Ilse abwärts erzählt Heine die Sage von der anmutigen Prinzessin Ilse, nach der dieser Bergbach benannt worden sei. 50 Jahre früher war hier auch Goethe, der auch vom Harz begeistert war. Goethe interessierte der mit dem Brocken verbundene Volksglaube über die Versammlung der Hexen in der Valpurgisnacht, der Nacht vor dem 1. Mai. Mit Goethes “Harzreise im Winter” erscheint der Harz zum ersten Mal in der großen Literatur.
In Thale erwartet uns das Harzer Bergtheater, die älteste deutsche Freilichtbühne.
Über den Harz verlief früher von Norden nach Süden die Grenze zwischen der DDR und der BRD.
Bei Nordhausen erhebt sich der Kohnstein als Bergrücken aus dem Harzvorland. Am Fuße des Berges liegt die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Dora. In ausgedehnten unterirdischen Stollen wurden hier die V2-Raketen produziert, mit denen vor allem London beschossen wurde. Über 20000 Häftlinge fielen den unmenschlichen Verhältnissen und dem Wüten der SS zum Opfer. Dennoch wurde die Produktion sabotiert, so dass zahlreiche V2 ihr Ziel nicht erreichten.
Einen Besuch lohnt auch das Kyffhäusergebirge, ein kleines Gebirge, das vom Harz nur die wegen ihrer Fruchtbarkeit bekannte “Goldene Aue” getrennt ist. Mit dem Kyffhäuser ist eine alte Sage verbunden: Im Berg soll der alte Kaiser Friedrich Rotbart, genannt Barbarossa, schlafen und auf den Tag warten, da die Raben nicht mehr um den Berg fliegen. Dann käme er heraus, und es würde eine bessere Zeit anbrechen. Zweifellos drückte sich darin der Wunsch nach einer starken Zentralgewalt aus, weil jahrhundertelang politische Zersplitterung für das Volk Unsicherheit, Not und Elend brachte.
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Baden-Württemberg ist das drittgrößte Bundesland. Es liegt im Südwesten und grenzt an Frankreich und die Schweiz. Es ist nicht nur wegen des Bodensees und des Schwarzwaldes bekannt und beliebt. Hier liegen auch wichtige Industriezentren, z.B. hat Daimler-Benz hier seinen Hauptsitz. Daneben gibt es große Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden; hier wächst z.B. der bekannte badische Wein.
Viele Bäder und Kurorte und eine reizvolle Landschaft machen Baden-Württemberg zu einem beliebten Erholungsgebiet. Der Bodensee, auch “Schwäbisches Meer” genannt, ist die größte deutsche See. Sie ist 540 km2 groß. Jedes Jahr kommen mehr Touristen nach Baden-Württemberg, als das Land Einwohner hat.
Unter den Bundesländern nimmt Baden-Württemberg die wirtschaftliche Spitzenstellung ein. Die bekanntesten Erzeugnisse sind wohl die Mercedes-Autos aus Stuttgart. Der Maschinenbau, die feinmechanische, optische und Textilindustrie sind hier von großer Bedeutung. Weltbekannt sind Schwarzwälder Uhren, besonders Kuckucksuhren aus Pforzheim, Schramberg, Furtwangen und Triberg. Es gibt auch Weinbau, Tabak, Obst und Feingemüse, z. B. Spargel. Als Wirtschaftsfaktor fällt auch der Tourismus für das Land ins Gewicht. Bevorzugte Fremdenverkehrsgebiete sind der Schwarzwald, der Bodensee, die Schwäbische Alb, das Allgäu, der Odenwald mit der Bergstraße.
Baden-Württemberg ist das Geburtsland des Automobils. In Stuttgart - Bad Canstatt erfand 1883 Gottlieb Daimler den Benzin-Motor. In Mannheim konstruierte 1885 der Ingenieur Karl-Friedrich Benz das Automobil. Graf Ferdinand von Zeppelin baute 1898 in Friedrichshafen am Bodensee seine berühmten Luftschiffe. Sindelfingen, das größte der elf inländischen Werke der Mercedes-Benz AG, wurde 1915 von der Daimler-Motorengesellschaft als Fertigungsstätte für Fahrzeuge und Flugmotoren gegründet. Heute werden in Sindelfingen und Bremen sämtliche Personenwagen des Mercedes-Benz-Programms hergestellt.
Zu den bekanntesten Städten des Landes gehören Konstanz, Mannheim, Heidelberg, Baden-Baden und die Landeshauptstadt Stuttgart.
An der Grenze zur Schweiz liegt direkt am Bodensee die Stadt Konstanz, das geistliche und kulturelle Zentrum Deutschlands, die Stadt, die reiche Traditionen hat, lebendiges Zeugnis der Geschichte. Altersdunkle Hausdächer und Giebel, von Möwen umkreist, stolze Schwäne über dem Hafen, Palmenterrassen am Seeufer, Türme, Kathedralen und Kirchen aus dem Mittelalter, perlende Brunnen, weite Parks und Gärten mit vielen Blumen machen die Stadt anziehend für viele Touristen. Sehr bekannt ist das Bodensee-Naturkundemuseum. Im Jan-Gus-Museum werden Bilder und Dokumente aus dem Leben und Wirken des böhmischen Reformators und Gelehrten gezeigt. Jan Gus war vor das Konzil in Konstanz geladen, wo er dann als Ketzer hingerichtet wurde. Ein Denkmal erinnert an sein Ende auf dem Scheiterhaufen am 6. Juli 1415. Das Stadttheater Konstanz ist das älteste Theater Deutschlands. Die Stadt hat auch eine Universität, die 1966 gegründet wurde. Konstanz ist außerdem auch eine einladende Bäderstadt.
Berühmt ist auch die Blumeninsel Mainau. Millionen Tulpen, Orchideen, Narzissen und Hyazinthen verwandeln die Insel im Frühling in ein leuchtendes Blumenmeer. Im Mai und im Juni erfüllen Lilien und Iris mit ihrem verschwenderischen Duft die Mainau. Im Sommer blüht die Königin der Blumen, die Rose. Bananen, Orangen und Zitronen versetzen Sie in subtropische Länder. Während des Blumenjahres erwartet Sie zudem ein vielseitiges kulturelles Programm mit Ausstellungen und Schlosskonzerten. In einem 1400 qm großen Schmetterlingshaus erwartet Sie ein Paradies mit vielen seltenen Pflanzen und Schmetterlingen aller Art. Diese tropische Oase auf der Insel Mainau ist wie der Park ganzjährig geöffnet. Im Mainau-Kinderland, direkt bei den riesigen Blumentieren, befindet sich ein großer Kinderspielplatz mit allem, was die Herzen der kleinen Gäste der Insel erfreut.
In Mannheim wurden 1782 Schillers “Räuber” zum ersten Mal mit großem Erfolg aufgeführt. Zu jener Zeit war Mannheim noch eine kleine Stadt. Heute ist es ein großes Industriezentrum mit einem bedeutendem Flughafen.
Ulm an der Donau hat als Wahrzeichen das gotische Münster (eine alte Kathedrale) mit dem höchsten Kirchturm Deutschlands. Im gotischen Rathaus zeigt eine berühmte astronomische Uhr die Zeit an.
Am Neckar liegt die alte Universitätsstadt Heidelberg. Die 1386 gegründete Heidelberger Universität ist die älteste in Deutschland. Im 15. und 16. Jahrhundert war die Universität ein Zentrum des deutschen Humanismus. Zu den bedeutendsten Gelehrten, die an der Heidelberger Universität tätig waren, gehören der Philosoph L. Feuerbach, die Physiker Hermann von Helmholtz und G. R. Kirchhoff, der Chemiker K. Bunsen. J. W. Goethe war sechsmal in Heidelberg. An der Heidelberger Universität studierten mehrere prominente Persönlichkeiten, unter ihnen Sofja Kowalewskaja, eine hervorragende russische Mathematikerin, die erste Professorin der Mathematik in Europa.
Baden-Baden und Badenweiler sind berühmte Kurorte. Baden-Baden, wo sich auch L. Tolstoi und I. Turgenew erholten, nannte man im 19. Jahrhundert die “Sommerhauptstadt” Europas.
Karlsruhe war bis 1997 Sitz des Bundesgerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts, der höchsten deutschen Gerichte. Carl Benz (ja, der Auto-Benz) war ein Sohn der Stadt. Heinrich Hertz entdeckte hier die elektromagnetischen Wellen und lehrte — wie viele andere berühmte Leute vor und nach ihm — an der Fridericiana, der ältesten Technischen Universität Deutschlands (sie wurde 1825 gegründet).
Die Bevölkerung des Bundeslandes gehört zum größten Teil dem Volksstamm der Alemannen an, heute meistens “Schwaben” genannt.
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Im Dezember 1946 nahm die bayerische Bevölkerung eine Verfassung an, wo es in Artikel 1 heißt: “Bayern ist ein Freistaat”. Die Bezeichnung “Freistaat” wählte man, um das Fremdwort “Republik” zu vermeiden.
Der Freistaat Bayern ist durch die Alpen und ihre reizvolle Umgebung in aller Welt bekannt.
Bayern ist das flächengrößte Bundesland. Seine landschaftlichen Reize sowie sein Reichtum an Kulturdenkmälern locken jährlich mehr als 12 Millionen Besucher. Vielen Ausländern fällt zu Bayern vor allem das bayrische Bier und das Oktoberfest ein. Als wenn das alles wäre!
Die bayerische Landschaft zeichnet sich durch ihre große Vielfalt aus. Von den Großlandschaften sind die Bayerischen Alpen am bekanntesten. In Bayern liegt Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze. Sie ist 2962 m hoch. Von den Alpen bis zur Donau erstreckt sich das Alpenvorland. Viele Flüsse durchziehen Bayern. Die längsten sind die Donau und der Main. Ein Drittel der Waldfläche und über ein Viertel der Wasserfläche der BRD befinden sich in Bayern.
Wander- und Spaziermöglichkeiten, Klöster und Kirchen, Schlösser und Gärten haben Bayern zum wichtigsten Fremdverkehrsland in der BRD gemacht.
Unvergleichlich reich ist die Museumslandschaft Bayerns. In fast 700 Museen werden Kunstschätze aus aller Welt bewahrt und gepflegt. Bayern ist neben Baden-Württemberg das an Baudenkmälern reichste Land der Bundesrepublik.
Fast die Hälfte des Bodens wird landwirtschaftlich genutzt. Die Milch- und Käseproduktion zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes. Der Norden ist stärker industrialisiert als der Süden. Im Vordergrund steht die Verarbeitungs- und Veredelungsindustrie. Andere wichtige Industriezweige sind Elektro- und Textilindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau und chemische Industrie.
Bayern ist eines der ältesten und beständigsten deutschen Länder. Fast ein Dreivierteljahrtausend wurde es von der Dynastie der Wittelsbacher regiert. Voll Stolz auf ihre lange Geschichte verteidigen die Bayern zäh ihre Selbständigkeit gegenüber der Zentralgewalt. So stellt Bayern z. B. als einziges Bundesland an seinen Grenzen eigene Grenzpfähle auf.
Die Hauptstadt des Landes ist München. Die Stadt an der Isar ist eine der größten Städte Deutschlands. Den Namen “München” bekam die Stadt von der Siedlung Mönichen (“bei den Mönchen”), die im 12. Jahrhundert von Mönchen gegründet wurde.
In den 20-er Jahren war München die Geburtsstadt der nazistischen Ideologie, später wurde es zur Hauptstadt des Hitlertums. 1942/43 wirkte an der Universität München die Widerstandsgruppe “Weiße Rose”, die von den Studenten Hans und Sophie Scholl gebildet und geleitet wurde. München ist eine bedeutende Hochschulstadt. Es besitzt 2 Universitäten und eine Reihe wissenschaftlicher Forschungsinstitute.
Wer München nicht kennt, der hat Deutschland nicht gesehen — meinte schon König Ludwig I.
Wer mit dem Zug oder mit dem Auto in den Süden reist, fährt über München. Die südliche Autobahn führt über die Alpen nach Italien. München ist mit 1,2 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt in der Bundesrepublik. Viele halten München für die schönste Stadt Deutschlands. Manche bezeichnen sie darum als die ‘heimliche Hauptstadt’.
In München findet man im Zentrum keine Wolkenkratzer. Die Münchner bewahren das historische Erbe — und bauen Modernes dazu, z. B. großzügige Fußgängerbereiche inmitten der Altstadt. Es gibt viele bedeutende Bauwerke: von der Frauenkirche, dem Wahrzeichen der Stadt, bis zum berühmten Hofbräuhaus.
Die wichtigsten Baudenkmäler Münchens sind die spätgotische Frauenkirche, das Alte Rathaus, das Schloss Nymphenburg u. a. Das Wahrzeichen Münchens ist die Frauenkirche. Die Alte Pinakothek ist eine der bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt.
In der Alten Pinakothek hängen über 9000 Bilder. Die bekanntesten Bilder sind von den Malern Albrecht Dürer und Peter Paul Rubens.
Im Schloss Nymphenburg im Westen der Stadt wohnten früher die bayrischen Fürsten und Könige. Das Schloss hat einen schönen und großen Schlosspark.
Das Deutsche Museum auf der Museumsinsel Isaraufwärts ist das größte technische Museum der Welt. Die Entdeckungen der Naturwissenschaften und die Erfindungen der Technik werden hier nicht nur an einzigartigen Schaustücken, sondern auch an beweglichen Demonstrationsmodellen gezeigt. Besonders interessant sind die Abteilungen “Bergwerk”, “Schiffahrt”, “Flugwesen” sowie das Planetarium.
Am Rande des Englischen Gartens steht das Haus der Kunst, in dem sich die Staatsgalerie moderner Kunst befindet. Nicht weit von hier liegt das Bayerische Nationalmuseum, das über sehr umfangreiche und ausgezeichnete kunstgeschichtliche und volkskundliche Sammlungen verfügt. Sehenswert sind auch die Glyptothek mit hervorragender Sammlung antiker Skulpturen, das Deutsche Jagdmuseum, das Theatermuseum und viele andere Museen.
Das Germanische Nationalmuseum ist allein eine Reise in die Stadt wert.
Im Herzen der Stadt ist im Alten Rathausturm eines der charmantesten Museen Münchens untergebracht — das Spielzeugmuseum. In vier Stockwerken sind Hunderte von Spielsachen aus Europa und Amerika zusammengetragen. Im ersten Stock des Museums finden Sammler und Liebhaber ein verführerisches Angebot von Büchern, Postkarten und Nachbildungen.
Im südlichen Stadtteil Thalkirchen liegt der Tierpark Hellabrunn, ein Nationalpark, in dem die Tiere in großen Freigehegen nach Erdteilen geordnet sind.
Seit 1810 wird in München alljährlich das Oktoberfest als großer Feiertag der Stadt gefeiert. Das Oktoberfest, das allerdings Ende September stattfindet, ist das größte Bierfest der Welt, das neben dem Münchener Fasching (Karneval) Millionen von Besuchern aus der ganzen Welt anzieht.
In aller Welt kennt man die bayerische Tracht und das Oktoberfest in München. Das Oktoberfest ist auch mit der Eröffnung der Messe verbunden. Die “bauma”, die internationale Messe in München, hat Weltruf.
München ist nicht nur ein Kulturzentrum mit verschiedenen Baudenkmälern, Theatern und Kunstsammlungen, sondern auch eine bedeutende Industriestadt. Als Wirtschaftszentrum steht München nur hinter Hamburg und Berlin. Besonders stark sind hier die Elektrotechnik, Druckindustrie, Bekleidungs-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie entwickelt. Zu den wichtigsten Industriezweigen Münchens gehören auch der Fahrzeug- und Maschinenbau. Optik, Feinmechanik und Pharmazeutik bestimmen auch die Industrie Münchens.
Viele große Firmen haben in München ihren Sitz. Firmennamen wie Siemens (Hersteller von Elektrogeräten, Telefonen und Computern), BMW (Autokonzern), MAN (Hersteller von Lastkraftwagen) und Rodenstock (Brillenindustrie) sprechen für sich. Überall bekannt sind die schnellen BMW-Wagen der Bayerischen Motorenwerke (Regensburg). In München werden auch viele Filme für das Kino und das Fernsehen hergestellt.
Wer in München wohnen will, muss viel dafür bezahlen. Die Mieten gehören zu den teuersten in ganz Deutschland. Für eine 2-3-Zimmerwohnung muss man weit über 1000 DM bezahlen.
München ist auch ein wichtiges Sportzentrum. 1972 fanden hier die XX. Olympischen Sommerspiele statt. Dafür wurde ein neues Stadion gebaut.
Nürnberg wurde im 11. Jahrhundert gegründet. In der Altstadt befinden sich einige gotische Kirchen (die Frauenkirche, die Lorenzkirche), die mittelalterliche Burg und das Dürerhaus. Hier gibt es viele Museen, z. B. das Verkehrsmuseum, das Spielzeugmuseum, den Handwerkerhof. Der Handwerkerhof ist ein Museum unter freiem Himmel. Er zeigt einen Teil einer mittelalterlichen deutschen Stadt.
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg hat die größte Sammlung zur Geschichte deutscher Kunst und Kultur.
In Nürnberg wirkten der Kosmograph Martin Behaim (1459-1506), der Schöpfer des ersten Globus, der Dichter Hans Sachs (1494-1576). Hier erfand Peter Henlein 1500 die erste Taschenuhr, das ‘Nürnberger Ei’.
1835 verkehrte von Nürnberg nach Fürth die erste deutsche Eisenbahn.
Alljährlich findet in Nürnberg die Internationale Spielwarenmesse statt.
Nürnberger Lebkuchen ist weltweit bekannt.
Zu den Sehenswürdigkeiten Nürnbergs gehört auch das Gebäude des Nürnberger Tribunals. Hier fand 1945/46 das internationale Gericht gegen die führenden Kriegsverbrecher des faschistischen Deutschlands statt.
In der Stadt sind wichtige Industriezweige entwickelt: Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektroindustrie, Herstellung von Spielzeug, Bleistiften, Lebensmitteln.
Der Führter Versandshandel “Quelle” ist eine europaweit bekannte Adresse.
Ingolstadt ist Standort des Fahrzeugbaus (Audi).
Am bayerischen Bodenseeufer liegt die malerische dichtbesiedelte Inselstadt Lindau, die südlichste Stadt der Bundesrepublik Deutschland. Im Sommer ist Lindau ein viel besuchtes Touristenziel.
Nirgendwo sonst in Deutschland werden überkommene Bräuche so selbstverständlich gepflegt wie hier; die Landestracht trägt man nicht nur während der großen Volksfeste.
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Berlin ist die größte deutsche Stadt und ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Es hat einen Umfang von 229 km; Frankfurt am Main, München und Stuttgart hätten bequem darin Platz. Die Stadt liegt an den Flüssen Spree und Havel und wird von 62 Seen und 127 Gewässern umgeben. Berlin hat mehr Brücken als Venedig. 40% des Stadtgebiets sind Grünflächen.
Die Geschichte Berlins beginnt im Mittelalter. Die Stadt entstand aus zwei selbstständigen, aneinander grenzenden Siedlungen, Berlin und Cölln, die sich später zu ihrem Schutz verbanden.
Die erste schriftliche Nachricht zur Geschichte Berlins stammt aus dem Jahre 1237. In einem Vertrag zwischen dem Bischof Gernard von Brandenburg und den Markgrafen Johann I und Otto III wird der Pfarrer Symeon von Cölln als Zeuge genannt. Obgleich der Name Berlin hier noch nicht auftaucht, sondern nur der der Schwestergemeinde Cölln, war diese Urkunde vom 28. Oktober 1237 der Anlass für die 750-Jahr-Feier Berlins.
Erst mehr als sechs Jahre später erscheint auch der Name “Berlin” zum ersten Mal. Wiederum in einer Urkunde der Markgrafen vom 26. Januar 1244 wird derselbe Geistliche jetzt als “Probst von Berlin” bezeichnet.
Niemand weiß genau, woher der Name der Stadt kommt. Viele Leute glauben, dass Berlin früher Berolina hieß und dass dieser Name vom Wort “Bär” kommt. Deswegen habe Berlin im Stadtwappen einen Bären. Neuere Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass “Berlin” wohl eher von einem Personennamen gebildet wurde, vielleicht von “Berlichingen” oder verkürzt “Berlingen”.
Bereits im Mittelalter wurde Berlin zu einem wichtigen Handelspunkt zwischen Osten und Westen.
Vom 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Berlin zur Residenzstadt der brandenburgischen Kurfürsten und späteren Könige.
Wer vor etwa 200 Jahren in Berlin kam, konnte sich hier nur mit Mühe zurechtfinden. Im alten Berlin hatten die Häuser keine Hausnummern. Zur Orientierung dienten die bekannten Gebäude, Kirchen, die Verzierungen und Symbole an der Fassade und dem Portal der Häuser. So gab es Häuser mit den Namen “Roter Adler”, “Drei blaue Lilien”, “Weiße Taube”, “Goldener Löwe”. Noch verbreiteter war die Sitte, an die Häuser Stiefel, Schlüssel, Handschuhe zu hängen, damit der Beruf des Handwerkers sofort zu erkennen war.
Im Jahre 1797 wohnten in Berlin fast 180000 Menschen. Aber einem Fremden fiel es sehr schwer, seinen Bekannten in Berlin zu finden. Man erklärte ihm ungefähr so: “Der wohnt in der Breiten Straße, das zweite Haus von der Ecke, der Kölnischer Hauptwache gegenüber, wo zwei Löwen über der Tür stehen”!
Eine Änderung wurde notwendig. Die Stadt wuchs, es entstanden neue Wohnviertel. Ende des 18. Jahrhunderts beschloss man endlich, den Häusern die Nummern zu geben. Im Januar 1798 befahl der König, die Häuser durchzunummerieren. Das Königsschloss erhielt die Nummer 1. Dann wurden die Nummern immer rechter Hand im Zickzackkurs durch die Stadt bis zur Charite geführt, die als letztes Gebäude die höchste Hausnummer etwa um die Zahl 8000 bekam.
Aber für einen Boten war es schwer, das nötige Haus zu finden. Wollte er, zum Beispiel, einen Brief in Berlin Haus 704 abgeben, so musste er sich immer rechts halten und durch die ganze Stadt marschieren, bis er das Haus fand. Deshalb erhielt nach dem neuen Plan jede Straße und jeder Platz eine eigene Nummerierung, und zwar auf der einen Seite gerade Zahlen und auf der anderen ungerade Zahlen.
Mit der Reichsgründung 1871 wurde Berlin Hauptstadt des deutschen Kaiserreiches.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Berlin die größte Industriestadt Europas mit Weltfirmen wie Siemens und AEG.
Heute ist Berlin überhaupt nicht wiederzuerkennen.
Die Stadt liegt an beiden Ufern der Spree. Zahlreiche malerische Seen umgeben die Hauptstadt, von denen der Müggelsee der größte ist.
Berlin ist ein Zentrum des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens Deutschlands. Der Stolz der Berliner ist der Alexanderplatz, der zentrale Platz Berlins, von den Berlinern kurz “Alex” genannt. Seinen Namen erhielt der Platz anlässlich eines Besuches des russischen Zaren Alexander I in Berlin im Jahre 1805.
Die berühmteste Sehenswürdigkeit dieses Platzes ist der 365 m hohe Fernsehturm. Der Berliner Fernsehturm ist der zweithöchste in Europa. Zwei Schnellaufzüge für je 15 Personen bringen die Besucher in 35 Sekunden in die Kugel des Turmes. Die Kugel ist 4800 t schwer und hat 7 Etagen. In 203 m Höhe befindet sich das Aussichtsgeschoß.
Hier erwartet Sie aus 60 Fenstern ein weiter Panoramablick auf Berlin und seine reizvolle Umgebung. Bei gutem Wetter beträgt die maximale Sichtweite 40 Kilometer. Die Fenster bestehen aus reflexionsfreiem Spiegelglas, so dass der Besucher bei jeder Beleuchtung ungehindert hinaussehen kann. Eine Treppe verbindet das Aussichtsgeschoß mit dem 4 m höher gelegenen Telecafé, in dem an 40 Tischen 200 Personen Platz finden. Die Tische und Sessel stehen auf einem Drehring, der sich in einer Stunde einmal um die Achse des Turmes dreht. So können die Besucher von ihrem Platz aus eine angenehme “Stadtrundfahrt” erleben. Im Fuße des Turmes befinden sich eine Souvenirverkaufsstelle und ein Sonderpostamt. Auch das Stadtmodell kann hier besichtigt werden. Im Informationszentrum laufen stündlich Filme über die Hauptstadt. Um den Fernsehturm ist eine große Grünanlage mit Wasserspielen, Bäumen und Blumenrabatten angelegt worden. Hier befindet sich der berühmte Neptunbrunnen, in den die Menschen gern ihre Münzen werfen. Den Mittelpunkt der Anlage bildet die Gestalt des Meeresgottes Neptun mit dem Dreizack. Um ihn herum gruppieren sich sein Hofstaat, Putten und allerlei Meeresgetier. Auf dem Brunnenrand aus rotem Granit sitzen vier Frauengestalten, Personifikationen von Flüssen.
Neben dem Neptunbrunnen befindet sich das “Rote Rathaus”. Es verdankt seinen Namen den roten Steinen seiner Fassade. Der 97 m hohe Rathausturm war früher eines der höchsten Bauwerke Berlins. Viele Jahre galt das “Rote Rathaus” als Wahrzeichen Berlins. Seit dem l. Oktober 1991 ist das “Berliner Rathaus”, so nun die offizielle Bezeichnung, Sitz des Regierenden Bürgermeisters. Das Haus hat insgesamt 243 Räume. In den Festsälen finden die offiziellen Empfänge für Staatsgäste statt. In der dritten Etage hängen Bilder aller Berliner Ehrenbürger. Junge Künstler der Berliner Kunsthochschulen stellen regelmäßig in den Fluren der ersten Etage aus. Die Zifferblätter der Turmuhr haben einen Durchmesser von 4,75 m.
In der Mitte des Alexanderplatzes steht das “Forum Hotel”. Mit 123,30 m ist es das zweithöchste Bauwerk der Hauptstadt und kann in 39 Etagen mit 1000 Zimmern 2000 Gäste beherbergen. Der schöne Springbrunnen der Völkerfreundschaft vor dem Hotel und die 10 m hohe Urania-Weltzeituhr sind die beliebtesten Treffpunkte für Liebespaare, Familien und Schulklassen. Die Urania-Weltzeituhr, über der symbolisch die Sonne mit ihren neun großen Planeten angebracht ist, zeigt die Uhrzeit in wichtigen Hauptstädten der Welt. Der obere Abschluss ist selbstverständlich beweglich. Wem die Wartezeit zu lange dauert, der kann sich auf der 125 m langen Bank am Brunnen der Völkerfreundschaft ausruhen.
Fast jede Großstadt hat bestimmte Straßen, die weit über die Grenzen des Landes hinaus zu Symbolen dieser Stadt wurden. Für Berlin ist dies ohne Zweifel die berühmte Straße “Unter den Linden”. “Die Linden,” wie diese Straße von den Berlinern genannt wird, ist eine der schönsten und grünsten Straßen Berlins. Die ersten Linden wurden hier 1647 gepflanzt. Anfangs wuchsen hier nicht nur Linden, sondern auch Nussbäume, Pflaumenbäume, Platanen und Kastanien. Während die Nussbäume und andere Bepflanzungen in strengen Wintern erfroren, stehen die Linden noch heute. Genauer gesagt, die Linden, die hier stehen, wurden vor mehr als 45 Jahren wieder angepflanzt, denn Hitler ließ 1935 fast alle Bäume abholzen. Er brauchte die ganze Straßen breite für die Aufmärsche seiner braunen Bataillone.
Die Prachtstraße “Unter den Linden” hat viel miterlebt. Am Abend des 1O. Mai 1933 loderten abermals Flammen unter den Linden. Auf dem Opernplatz verbrannten faschistische Horden die Bücher progressiver Schriftsteller. Heinrich Heines apokalyptische Prophezeiung “Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende Menschen” wurde nur zu bald wahr. Anlässlich der Olympiade 1936 waren die Linden für lange Jahre zum letzten Mal internationaler Treffpunkt von Menschen verschiedener Hautfarbe und Gesinnung.
Bedeutende Bauten dieses berühmten Boulevards gaben der Stadt den Namen “Spree-Athen”. 321 Bäume zieren heute diese berühmteste Straße Berlins.
Das älteste Gebäude an der Straße “Unter den Linden” ist das Zeughaus. Es war der erste barocke Großbau Berlins. Es zählte zu den schönsten Barockbauten Deutschlands. Von 1731 bis 1876 nutzte das preußische Militär das Zeughaus als Waffenarsenal. Das Haus diente der Unterbringung von Kriegswerkzeugen, Kriegsbeute und Trophäen. Schon im 18. Jahrhundert war es das größte Waffendepot Brandenburg-Preußens. 1848 wurde das Zeughaus zu einem Mittelpunkt revolutionärer Ereignisse. Am 14. Juni 1848 erstürmten Berliner Arbeiter und Handwerksgesellen das Zeughaus, um sich mit Gewehren und Munition zu bewaffnen und die von der Bourgeoisie verratene Revolution zu verteidigen und zu Ende zu führen.
Nach der Reichsgründung 1871 ließ Wilhelm I das Zeughaus zu einem Waffenmuseum und zu einer Ruhmesstätte für die brandburgisch-preußischen Monarchen und Feldherren umgestalten.
Am 21. März 1943 misslang im Zeughaus ein Attentatsversuch auf Hitler. Oberst von Gersdorff wollte sich selber mit Hitler und der gesamten Spitze des Reimes während einer Besichtigung erbeuteter russischer Kriegswaffen in die Luft sprengen. Weil Hitler den Rundgang plötzlich auf wenige Minuten verkürzte, konnte der Zeitzünder nicht ausgelöst werden.
1952 wurde von der DDR-Regierung im ehemaligen Zeughaus das Museum für Deutsche Geschichte eröffnet. Im Januar 1992 einigten sich der Berliner Senat und der Bundeskanzler Helmut Kohl darauf, das Deutsche Historische Museum im Zeughaus unterzubringen.
Der bedeutendste Schmuck des ehemaligen Zeughauses und jetzigen Deutschen Historischen Museums sind die “Masken sterbender Krieger” im Innenhof (Schlüterhof), die den preußisch-deutschen Militarismus und das Grauen des Krieges anklagen. Diese 22 überlebensgroßen Köpfe in den Schlusssteinen über den Fenstern des Erdgeschosses sind eine unübertreffliche Meisterleistung des großen deutschen Baumeisters Andreas Schlüter (1664-1714). Mit großem Realismus gestaltete Schlüter den Todeskampf junger und alter Krieger. Seine Darstellung ist keine poetische Verklärung des Heldentodes, wie er in Preußen später gepriesen wurde. In den Zügen der Männer spiegeln sich unverstellt Schmerz und Leiden wider. Es ist nicht das Sterben schlechthin, das hier gestaltet wird, es ist das Ringen mit dem sinnlosen Tod, mit dem Tod in einem blutigen und ungerechten Krieg. Es ist die in Stein gemeißelte Anklage des Künstlers gegen die Grausamkeit und Unmenschlichkeit des Krieges. Man vermutet, dass Schlüters Entwürfe beim Adel wenig Anklang fanden und seine Auftraggeber deshalb bestimmten, die Skulpturen nicht an den Außenfronten, sondern im Innenhof ausführen zu lassen, um sie dem Auge des Volkes, das die Leiden des Krieges am unmittelbarsten zu ertragen hatte, zu entziehen.
Trotz seiner großen Leistungen und Verdienste als Bildhauer und Architekt am Zeughaus sowie am Schlossbau wurde Schlüter 1706 entlassen. Der missglückte Bau des Münzturmes bot dafür einen äußeren Anlass. Der tiefere Grund ist darin zu suchen, dass der Meister sich nicht dem höfischen Kunstgeschmack unterordnete. Nach seiner Entlassung lebte er jahrelang in großer Armut. 1713 erhielt er eine Berufung nach Petersburg und fand wieder Arbeit. Aber eine Krankheit hatte ihn erfasst, von der er sich nicht wieder erholte. Bereits ein Jahr nach seiner Berufung starb dieser bedeutende deutsche Künstler, dessen Antlitz durch kein Bildnis überliefert ist.
Auf der Straße “Unter den Linden” sehen wir auch die berühmte Humboldt-Universität, die Deutsche Staatsbibliothek, die Deutsche Staatsoper und die ehemalige Alte Königliche Bibliothek. Die Königliche Bibliothek hatte einen guten Ruf und zog viele in- und ausländische Besucher an. 1895 arbeitete hier auch Lenin. Er konnte die Werke von K. Marx, Friedrich Engels und Alexander Herzen im zaristischen Russland nicht bekommen. Wegen seiner geschwungenen Fassade gab der Volksmund dem Gebäude von Anfang an den Namen “Kommode”. Heute befinden sich hier Seminarräume der Humboldt-Universität.
Im Gebäude der heutigen Staatsbibliothek befanden sich bis 1902 die Akademie der Wissenschaften und die Akademie der Künste. Im Roten Saal dieses Hauses hielt 1807/08 Johann Gottlieb Fichte trotz der Anwesenheit der Besatzungstruppen Napoleons vor Studenten, Professoren und Bürgern seine berühmten “Reden an die Deutsche Nation”, in denen er zum Kampf gegen die Fremdherrschaft aufrief.
Berlin ist heute die größte Universitätsstadt Deutschlands. An den drei Berliner Universitäten, vier künstlerischen Hochschulen, neun Fachhochschulen sowie der Europäischen Wirtschaftshochschule studieren rund 145000 Studenten — das sind mehr Menschen als in einer so alten Universitätsstadt wie z.B. Heidelberg oder Göttingen überhaupt wohnen. Die größten Einrichtungen sind natürlich die drei Universitäten: Freie Universität, Technische Universität und die Humboldt-Universität.
Das Gebäude der Humboldt-Universität, eines der ältesten Bauwerke Berlins, als Palais für den Prinzen Heinrich erbaut, wird seit 1810 auf die Initiative von Wilhelm von Humboldt (1767-1835) als Universität genutzt. Vor dem Hauptgebäude der Universität stehen die Denkmäler Wilhelm von Humboldts, des großen Philologen und Staatsmannes, und seines Bruders Alexander von Humboldt (1769-1859), des großen Naturforschers und Forschungsreisenden. Die Lehrstätte ist mit bedeutenden Namen der deutschen Geschichte verbunden. Ihr erster Rektor war J. G. Fichte. Unter den bekanntesten Studenten der Berliner Universität waren Heinrich Heine, Ludwig Feuerbach und Karl Marx. Hier wirkten Hegel, die Gebrüder Grimm, Hermann v. Helmholtz, Max Planck, Albert Einstein, Robert Koch und viele andere. Die Universität trägt seit 1949 den Namen ihres Gründers: Humboldt-Universität. Weit bekannt ist auch die Neue Wache unter den Linden von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841). Sie wurde gleich nach den Befreiungskriegen gegen die Napoleonherrschaft errichtet. In der Weimarer Republik wurde 1931 die Neue Wache in “Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges” umbenannt und nach 1933 vom Faschismus zur Kriegsverherrlichung missbraucht. 1960 wurde sie auf Beschluss der Regierung der DDR zum “Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus”.
Heute ist die Neue Wache “Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft”. Herzstück des im Inneren umgestalteten Mahnmals ist die vergrößerte Skulptur von Käthe Kollwitz (1867-1945), die eine trauernde Mutter mit ihrem toten Sohn zeigt. An den Grabmälern des “Unbekannten Widerstandskämpfers und des Unbekannten Soldaten” brennt die Ewige Flamme. Unter bronzenen Platten befinden sich 20 Urnen mit der blutgetränkten Erde aus den größten Konzentrationslagern und von den Schlachtfeldern aus ganz Europa.
Vom l. Mai 1962 bis zum Oktober 1990 standen vor dem Mahnmal Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR auf Ehrenwacht.
Den prachtvollen Abschluss der Straße “Unter den Linden” bildet das Brandenburger Tor, das jahrzehntelang Berlin in Ost und West teilte und mit dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 wieder das Symbol der Deutschen Einheit geworden ist.
Das Brandenburger Tor bildete bis 1920 die Stadtgrenze. Dahinter befand sich der Tiergarten, und nach einer Strecke von ca. 2 km konnte man durch das Charlottenburger Tor den nächsten Ort, nämlich Charlottenburg, betreten. Erst bei der Verwaltungsreform von 1920 wurde Charlottenburg mit dem Tiergarten ein Berliner Bezirk. Bei der Teilung der Stadt in der Nachkriegszeit in vier Sektoren wurde die Grenze wieder sichtbar: am Brandenburger Tor hörte für die Bewohner von Ost- und Westberlin die Stadt auf.
Auf dem Dach des Torhauses befindet sich die 6 m hohe Quadriga — ein Kampfwagen mit vier Pferden. Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor ist ein Werk des Bildhauers Gottfried Schadow (1764-1850). Die Friedensgöttin bringt auf einem Viergespann den Frieden in die Stadt. Als Napoleon 1806 in die Stadt einzog, montierte er die Quadriga ab und entführte sie als Siegestrophäe nach Paris. 1814 kehrte sie wieder nach Berlin zurück. Der zweite Weltkrieg ließ von der Quadriga und der Friedensgöttin nur einen Pferdekopf übrig. Auf dem Tor befindet sich nur eine Kopie der Plastik.
Das Brandenburger Tor ist das einzige erhalten gebliebene Stadttor Berlins. Im 18. Jahrhundert sah es anders aus. Hier stand eine sechs Meter hohe Stadtmauer. Ab 1865 wurde die Mauer abgebaut, da sie durch das schnelle Anwachsen der Stadt überflüssig wurde. Das Brandenburger Tor war das achtzehnte Stadttor Berlins.
In der Nähe des Brandenburger Tores wurde am Ende des 19. Jahrhunderts, 1894, der Reichstag fertiggestellt, Versammlungsstätte der deutschen Parlamentarier im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Von einem Balkon des Reichstages aus wurde im November 1918 die Republik verkündet. Bis zum Reichstagsbrand im Februar 1933 versammelten sich hier die Abgeordneten des Deutschen Volkes. Der Brand des Reichstages zerstörte nicht nur den Ort, an dem sich das Parlament versammelte, er signalisierte auch das Ende der demokratischen Verfassung: Hitler duldete keine Opposition, weder im Parlament, noch im Reich. Er verfolgte seine politischen Gegner, brachte sie in Konzentrationslager, ließ sie ermorden.
Der Reichstag wurde im Zweiten Weltkrieg, als er schon längst seine Funktion verloren hatte, zerbombt und zerstört. 1971, 100 Jahre nachdem der 1. Reichstag zusammengetreten war, wurde das Gebäude wieder aufgebaut: als ein Symbol für die wechselvolle Geschichte. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages durften hier bis zur Deutschen Einheit keine Plenarsitzungen abhalten. Am 20. 12. 1990 versammelte sich das gesamtdeutsche Parlament zu seiner ersten Sitzung im Berliner Reichstag. Seitdem wird das Reichstagsgebäude für die Plenartagungen des Deutschen Bundestages umgebaut. Der Einzug fand im Frühjahr 1999 statt.
Auf dem historischen Lindenforum steht auch das bronzene Reiterdenkmal Friedrich II. Es zeigt den Monarchen, auf seinem Lieblingspferd Condé reitend.
Zu den Anziehungspunkten der Hauptstadt gehört auch der Kurfürstendamm, von den Einwohnern liebevoll “Kudamm” genannt, der in den 20-er Jahren die erste Adresse Berlins war. Es war bekannt und berühmt als “Mister Kurfürstendamm”. Es war ja früher sogar üblich, sich gut anzuziehen, wenn man zum Kudamm ging. Es war Vitalität da. Man wollte immer etwas Besonderes, man wollte immer das Außergewöhnliche auf dem Kurfürstendamm haben. Immer gut für die Sensationen und Schlagzeilen war der berühmte Luna-Park, in den zwanziger Jahren der größte und attraktivste Vergnügungspark Europas, mit der Riesenwasserrutsche, der Sommereisbahn, den waghalsigen Artistiknummern und nicht zuletzt mit seinem Wellenbad, im Volksmund schlicht “Nuttenaquarium” genannt. Dieses buntschillernde Leben sank 1945 in Schutt und Asche, ein Einschnitt, von dem sich der Kurfürstendamm nie mehr erholte. Sicher, auch heute flanieren Menschen aus aller Welt wieder unter den alten Platanen am Prachtboulevard, der noch immer eine Menge zu bieten hat. Geschäfte, Kaufhäuser, Cafés, Restaurants, Kinos und Theater. Doch das Flair des Einmaligen, die Aura des Außergewöhnlichen ist unwiederbringlich dahin.
Berlin ist die Stadt der Parks. Die bekannteste Parkanlage Berlins ist der Treptower Park mit dem Sowjetischen Ehrenmal, das hier nach der Befreiung Berlins auf Vorschlag von W. Piecks, des späteren ersten Präsidenten der DDR, in Erinnerung an die 150-jährigen proletarischen Traditionen des Parks errichtet wurde. Die so genannte Treptower Wiese war seit langem die Lieblingsstätte von Berlinern Arbeitern. Das Ehrenmal stellt einen Sowjetsoldaten dar, der mit seinem Schwert das faschistische Hakenkreuz zerschlagen hat und als Symbol des neuen Lebens und des Friedens ein deutsches Kind auf seinem linken Arm hält. Es ist die zentrale Gedenkstätte in Berlin-Treptow für die im Kampf um die Befreiung Berlins vom Hitlerfaschismus gefallenen Soldaten, Offiziere und Generale der Sowjetarmee. 5000 Söhne und Töchter der Sowjetunion fanden hier unter den Steinplatten, in Sarkophagen und im Mausoleum ihre letzte Ruhe. Ihre Namen kann man im Ehrenbuch in einer goldenen Statuette im Inneren des Mausoleums lesen.
Vom Ehrenhügel aus eröffnet sich das Panorama des gesamten Ehrenmals mit dem Blick auf die sechzehn Sarkophage, die gesenkten Fahnen und die sich im Hintergrund befindende Skulptur “Mutter Heimat”. Die Skulptur zeigt eine russische Frau, die um ihre gefallenen Söhne trauert. An der Innenseite des Ausgangsportals kann man in russisch und in deutsch folgende Worte lesen : “Eure großen Heldentaten sind unsterblich. Euer Ruhm wird Jahrhunderte überleben. Die Heimat wird Euch stets in Erinnerung behalten”. Die Gedenkstätte wurde am 8. Mai 1949, dem vierten Jahrestag der Kapitulation, eingeweiht. Plänen, das Ehrenmal abzutragen und in Moskau aufzubauen, ist widersprochen worden. Auch der Einigungsvertrag sieht vor, dass das Monument erhalten bleibt.
Eine der schönsten Parkanlagen in Europa ist auch die Parkanlage Tiergarten. Am Ende des Tiergartens liegt das Schloss Bellevue, Amtssitz des Bundespräsidenten.
Die älteste Parkanlage der Innenstadt ist der Volkspark Friedrichshain. Der hier befindliche Märchenbrunnen mit seinen großflächigen Wasserspielen, den beeindruckenden Arkaden und den schmückenden Figuren nach Motiven der Gebrüder Grimm begeistert nicht nur die Kleinsten. Die Hauptstadt zählt insgesamt mehr als 60 Wasserspiele.
Im Köllnischen Park befindet sich das größte deutsche Regionalmuseum, das so genannte Märkische Museum. In diesem Museum können Sie im Zille-Kabinett die bedeutende Zille-Sammlung sehen. Das Museum besitzt rund 1000 Arbeiten des großen Zeichners. Draußen im Köllnischen Park steht ein bronzener Heinrich Zille (1858 - 1929), dem ein Berliner Junge neugierig über die Schulter schaut.
Eine der größten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt ist der Berliner Tierpark, in dem mehr als 15000 Tiere leben, einer der artenreichsten der Welt. 1994 feierte der Berliner Zoo sein 150-jähriges Jubiläum. Die Initiative, einen Zoo zu gründen, ging in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts von dem Berliner Zoologieprofessor Martin Lichtenstein aus. Er fand Mitstreiter in dem Universitätsgelehrten Alexander von Humboldt und dem Gartenarchitekt Peter Lenne. Die drei brachten den preußischen König dazu, einen Teil seines Jagdreviers, weit von den Toren der Stadt als Areal für den neuen Zoo zu stiften sowie auch seine private Tiersammlung. Trotzdem wurde der Eröffnungstag ein Flop. Erstaunlicherweise hatten die Berliner wenig Interesse an ihrem Zoo. Die Anfänge waren bescheiden. Nur wenige exotische Tiere hatte der Zoo, denn Löwen, Elefanten und Affen waren teuer, und viele Tiere überlebten die Strapazen der langen Reise nicht. Andere verendeten während der kalten Wintermonate. Mit den Reparätionsbezahlungen aus Frankreich nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 kam die Stadt Berlin zu Wohlstand, und auch der Zoo profitierte davon. Der Zoo wuchs weiter. Mehr als 1500 verschiedene Säugetiere und Vögel lebten hier um die Jahrhundertwende. Der Zoo wurde zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens mit vielen Restaurants, Bars und eleganten Geschäften.
Der zweite Weltkrieg beendete die rosige Zeiten, der Garten wurde zum Schlachtfeld. Nur 90 Tiere überlebten.
Aus den Trümmern wuchs in den Jahrzehnten nach dem Krieg ganz allmählich wieder der größte Zoo Deutschlands. Bis heute sind zahlreiche Gebäude für die Tiere entstanden: das Affen- und das Vogelhaus, das Elefanten- und das Raubtierhaus und das neue Aquarium, um nur einige zu nennen. 280 Mitarbeiter hat der Zoo jetzt. Neben dem Zoodirektor und den Tierpflegern auch Finanzexperten, Sekretärinnen, Gärtner, Köchinnen und Handwerker. Viele Tierpfleger haben ein ganz inniges Verhältnis zu ihren Schützlingen entwickelt. 40 von ihnen wohnen sogar auf dem Gelände, und sie können so auch nach der Arbeitszeit sich um die Tiere kümmern.
Im Tierpark erwartet Sie die Zauberwelt der Tiere aus 5 Kontinenten. Sie sehen exotische Tierhäuser und natürlich gestaltete, moderne Freianlagen, erleben einen herrlichen Baumbestand, gepflegte Grünanlagen und romantische Teiche. Und das alles inmitten der Stadt!
Der Tierparkbesucher kann in den meisten Gehegen die Tiere frei, d. h. ohne störende Gitter, betrachten.
Der Berliner Tierpark gehört zu den größten zoologischen Einrichtungen des Erdballs. Hier kann man Eisbären, Löwen, Tiger, Leoparden, Affen, Riesenflughunde, Baumkänguruhs, Krokodile, Flamingos, große farbenfrohe Papageien und andere seltene Tiere und Vögel sehen, von denen viele im Nordpolargebiet, in Sibirien oder im Dschungel wohnen. Im Terrarium wird regelmäßig vor den Augen der Besucher den Giftschlangen Gift abgenommen, das die pharmazeutische Industrie dringend benötigt. Die Blumenfreunde können in der Gartenabteilung des Tiergartens etwa 530 verschiedene Formen von Orchideen sehen.
Gleich neben dem Elefantentor des Zoologischen Gartens liegt das weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannte Zoo-Aquarium Berlin.
Mit seinen 10000 Tieren in über 650 Arten an Fischen, Reptilien, Lurchen, Insekten und Spinnen ist das Zoo-Aquarium Berlin eines der größten und traditionsreichsten Schauaquarien der Welt. Bereits 1913 eröffnete es seine Türen. Seitdem besuchen jährlich über eine Million Menschen das Zoo-Aquarium.
Haben Sie noch mehr Zeit und wollen Sie noch einen Zoo ganz anderer Art entdecken, dann besuchen Sie den im Osten der Stadt liegenden Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, ein 160 ha großer Landschaftspark mit großen Tierhäusern und einem ausgesuchten Tierbestand mit vielen Seltenheiten. Besondere Seltenheiten unter den vielen Huftieren sind die aus China stammenden Weißlippenhirsche und die Takine aus Burma.
Eine Insel für die Jugend und ein Sportforum ist der Kulturpalast Plänterwald. Hier erwarten Sie das 43 m hohe Riesenrad, Kinderkarussells und andere interessante Attraktionen. Im Riesenrad kann man nebenbei auch noch die schöne Aussicht auf Berlin und die Umgebung genießen. Auf der Freilichtbühne am Riesenrad treten in den Sommermonaten namhafte Ensembles aus dem In- und Ausland auf.
Mit dem Pionierpark “Ernst Thälmann” (heute Ernst-Thälmann-Park) entstand im Jahre 1950 auf einer Fläche von 117 Hektar eine großzügig gestaltete Stätte für die Erholung und Freizeitgestaltung der Berliner Kinder. Der Park wurde anlässlich der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten errichtet. Im Park gibt es ein Stadion, einen künstlichen Badesee mit Badestrand, eine Freilichtbühne und ein Puppentheater. Einen besonderen Anziehungspunkt erhielt der Park 1955 mit der Pioniereisenbahn, mit der die Kinder eine lustige Reise durch das ganze Territorium des Parks unternehmen können.
Im Westen der Stadt ist das größte Erholungsgebiet im Grunewald, östlich der Havel, anzutreffen (3200 ha). Es ist dies der alte Spandauer Forst aus dem 16. Jh., als dies noch kurfürstliches Jagdgebiet war (“Jagdschloss Grunewald”). Im heutigen Grunewald gibt es unzählige Seen, ausgedehnte Wälder sowie ein darin ausgewiesenes Naturschutzgebiet mit der Größe von 111 ha mit Hochmooren und Rückzugsgebiete für Tier- und Pflanzenwelt. Auch der Fluss Havel selber bietet ein enormes Erholungsgebiet mitten in der Großstadt mit Buchten, Bademöglichkeiten, Uferpromenaden, und Wäldern (Wannsee, Nikolassee).
In Lichterfelde sind zwei Parkanlagen bemerkenswert: der Botanische Garten, der als Forschungs- und Lehrstätte gilt, aber auch der Öffentlichkeit zugänglich ist, und der Lilienthalpark, der für immer mit dem Flugpionier Otto von Lilienthal verbunden ist. Hier im Park wurde ein künstlicher Hügel aufgeworfen, von dem die Gebrüder Lilienthal ihre Flugversuche machten, bei dem der weiteste damals 300 m betrug, bis Otto v. Lilienthal 1896 bei seinen Unternehmungen tödlich abstürzte.
Eigentlich hat in Berlin fast jeder Bezirk seinen eigenen Park, seine eigene Grünanlage, sein eigenes kleines Erholungsgebiet. Außerdem sind die Parks der früheren königlichen Schlösser jetzt alle öffentlich, so dass auch diese Parkanlagen, wie z. B. von Schloss Charlottenburg, von Schloss Niederschönhausen, und von Friedrichsfelde noch als “grüne Lunge” dazukommen.
Berlin ist auch als Stadt der Museen bekannt. Nicht von ungefähr heißt der einzigartige Museumskomplex in Berlin, wo sich die bedeutendsten Kunstsammlungen befinden, die “Museumsinsel”.
Im Bode-Museum, das den Namen des Kunsthistorikers Wilhelm von Bode (1845 - 1929) trägt, sind untergebracht: das Ägyptische Museum, die Pergamonsammlung, die Skulpturensammlung, die Gemäldegalerie, das Museum für Ur- und Frühgeschichte und das Münzkabinett.
Einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt die Besichtigung des Pergamon-Museums. Es ist das erste Architekturmuseum der Welt. Es beherbergt mehrere bedeutende Sammlungen, so die Antikensammlung, die Ostasiatische Sammlung, das Vorderasiatische Museum, das Islamische Museum und das Museum für Volkskunde. Zur bekanntesten Kostbarkeit des Pergamon-Museums gehört der Altar von Pergamon, der schon im Altertum zu den Weltwundern gezählt wurde. Er wurde von den deutschen Archäologen Schliemann, Dorpfeld und Humann aus den Trümmern der altgriechischen Stadt Pergamon in Kleinasien ausgegraben. Die über zwei Meter hohen Friesplatten des Altars stellen den Kampf der griechischen Götter gegen die Giganten dar, die in diesem Ringen unterlagen. Die Giganten waren Söhne der Erde, der Ge, die sich frevelnd gegen die Herrschaft der olympischen Götter erhoben haben. Es bereitete große Schwierigkeiten, das Monument mit seiner hohen, von einer Säulenhalle umgebenen Plattform im Hauptsaal des Museums aufzustellen.
Neben dem Pergamon-Altar zählt das Ischtar-Tor, das wichtigste Tor Babylons, und die unter Nebukadnezar (604 bis 562 v.u.Z.) erbaute 300 Meter lange Prozessionsstraße Marduks, des Stadtgottes von Babylon, im Vorderasiatischen Museum zu den weltberühmten Sehenswürdigkeiten in Berlin.
Im Alten Museum am Lustgarten sind das Kupferstichkabinett und die Kunst des 20. Jahrhunderts untergebracht. Dieses Museum ist das älteste der Berliner Museen. Zu den berühmtesten Exponaten des Ägyptischen Museums in Charlottenburg gehört die bunte Kalksteinbüste einer langhälsigen, einäugigen Schönen, der Königin Nofretete (um 1350 v.u.Z.). Im Märkischen Museum im Köllnischen Park kann sich der Besucher mit der Geschichte Berlins vertraut machen. Das Kunstgewerbemuseum im Köpenicker Schloss zeigt kostbare Möbel, Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie Porzellan- und Textilsammlungen.
Auch in anderen Teilen der Stadt gibt es Museen, wo die Museumsliebhaber viel Interessantes sehen können.
Das Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße zählt zu den größten Naturkundemuseen der Welt. Hier sind der Archäopterix, der Urvogel, und das mächtige Skelett des 12 m hohen Brachiosaurus aufgestellt. Trotz seiner Größe — er war so groß wie ein dreistöckiges Haus und lang wie ein LKW mit drei Anhängern — sah der urzeitliche Riese recht friedlich aus. Außer dem Dinosaurier stehen dort afrikanische Steppentiere, Nashörner, Flusspferde und auch Känguruhs. Hier gibt es auch Schmetterlinge, die so groß sind wie ein Zeichenblock. Und wer genügend Zeit hat, kann auch das Postmuseum in der Leipziger Straße besuchen.
Auch die Theater Berlins haben einen internationalen Ruf. In Berlin gibt es 3 Opernhäuser und über 150 Theater und Bühnen. Das älteste deutsche Opernhaus ist die deutsche Staatsoper, volkstümlich auch Lindenoper genannt, die zu den führenden Opernhäusern der Welt gehört. Das 1883 gegründete Deutsche Theater in der Schumannstraße entwickelte sich unter Otto Brahms Direktion von 1894 — 1904 zur führenden deutschen Spielbühne. Desweiteren gibt es die Deutsche Oper Berlin in Charlottenburg, 191l erbaut, das wichtigste Opernhaus Westberlins vor der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Komische Oper, ehemals Metropoltheater, wurde 1891 erbaut.
1952 wurde in der ehemaligen Sing-Akademie am Kastanienwäldchen das Maxim-Gorki-Theater gegründet. Der Konzertsaal der Sing-Akademie war wegen seiner ausgezeichneten Akustik in Europa berühmt und diente oft auch anderen Veranstaltungen. Franz Liszt gab hier 1842 Konzerte. Alexander von Humboldt hielt in dem Haus seine berühmten “Kosmosvorlesungen” über physikalische Erdbeschreibungen.
Für das Schauspiel gibt es viele Stätten der Präsentation in Berlin. Am berühmtesten ist das Berliner Ensemble — das Theater Berthold Brechts am Schiffbauerdamm, das 1949 von Berthold Brecht und Helene Weigel gegründet wurde. Den Zuschauerraum schmückt die Friedenstaube nach Pablo Picasso — das Symbol des Berliner Ensembles. Es gibt jedoch noch weitere Schauspielhäuser: das Renaissance-Theater, der Friedrichstadtpalast in der Friedrichsstraße, das Hebbel-Theater, das Schiller-Theater, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, und natürlich das altehrwürdige Schauspielhaus, von K. F. Schinkel 1818 errichtet. Hier weilte Mozart 1789 bei seiner Aufführung “Entführung aus dem Serail”. Für die leichte Muse, wie Operette oder Musicals, ist das Theater des Westens, ein Bau aus dem Jahre 1895, der geeignete Aufführungsort.
1945 lag Berlin in Schutt und Asche. Die Faschisten wollten bei ihrem Untergang das ganze deutsche Volk mit in den Abrund reißen. Angesichts der vorrückenden sowjetischen Truppen erließ Hitler und seine faschistische Führung einen verbrecherischen Befehl: die rücksichtslose Vernichtung all dessen, was für die Menschen zum Weiterleben nach dem Krieg notwendig war, wie Sprengung aller Brücken, Straßen und Eisenbahnlinien, Zerstörung der Wohnbauten und Fabriken, Vernichtung aller Lebensmittel-, Munitions- und sonstigen Vorräte. Das alles sollte die Befreiung des deutschen Volkes aufhalten, ja unmöglich machen. Die Berliner U-Bahn mit den Zehntausenden deutschen Zivilisten, die dort Zuflucht gefunden hatten, war unter Wasser gesetzt. Hitlers Auffassung gipfelte in den Worten: “Wenn der Krieg verlorengeht, wird auch das deutsche Volk verloren sein. Dieses Schicksal ist unabwendbar”.
Trümmer, nichts als Trümmer hatten die Nazis von ihrem “Tausendjährigen Reich” hinterlassen. Die meisten Berliner glaubten damals nicht, dass die Stadt je wieder aufblühen könne. Doch Berlin hat sich aus Ruinen wieder erhoben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 teilten die Siegermächte die Stadt in vier Sektoren; ab 1948 existierten ein Westberlin und ein Ostberlin. Symbolisch für die Teilung war ab 1961 die ‘Berliner Mauer’. Sie fiel am 9. 11. 1989. Am 3. 10. 1990 wurde die Stadt wieder vereinigt. Seitdem ist Berlin wieder die Hauptstadt Deutschlands.
Für seine besonderen Verdienste um die Erhaltung des Friedens erhielt Berlin 1979 als zweite Stadt der Welt den Ehrennamen “Stadt des Friedens”.
Berlin ist die größte Industriestadt Deutschlands. Wichtigster Industriezweig ist die Elektroindustrie (35%). Es folgen Nahrungsmittelindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau, chemische Industrie und Konfektion. An sechster Stelle steht der Fremdenverkehr. Die Touristen kommen vor allem der zahlreichen Kultur- und Kunststätten und ihrer Schätze wegen.
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Brandenburg ist das größte der fünf neuen Bundesländer. Das Land umschließt die deutsche Hauptstadt Berlin. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist Brandenburg dünn besiedelt. Zur Besiedlung und zur Urbarmachung des Gebietes hatten die Landesherren seit dem Mittelalter immer wieder Siedler aus verschiedenen deutschen Gegenden ins Land geholt. Dazu kamen aus Frankreich die Hugenotten und aus Salzburg die Evangelischen, die in ihrer Heimat ihren Glauben nicht leben durften. Hier in Brandenburg wurde ihnen Religionsfreiheit garantiert.
Havel und Spree durchziehen das hügelige Land. Der größte Fluss Brandenburgs ist die Havel, die insgesamt 343 km lang ist.
Unter den Naturschönheiten des Landes Brandenburg ist der Spreewald eine echte Perle.
Brandenburg war das Herz des früheren Preußen.
Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes zählen Land- und Forstwirtschaft. 35 Prozent des Landes sind von Wald (vorwiegend Kiefern) bedeckt. Angebaut werden Roggen und Weizen, Ölfrüchte, Kartoffeln und Zuckerrüben und rings um Berlin sowie im Oderbruch bei Frankfurt (Oder) auch Obst und Gemüse.
Vor den Toren Berlins liegt die Landeshauptstadt Potsdam. Es liegt in einer reizvollen Wald- und Seenlandschaft an der schiffbaren Havel, südlich von Berlin. Erstmals wird Potsdam als slawische Fischersiedlung “Poztumi” 933 erwähnt.
Unter König Friedrich Wilhelm I. entwickelte sich Potsdam zu einer Soldatenstadt. Sogar die Bühnenkünstler mussten sich der strengen militärischen Zucht unterwerfen. Sein Nachfolger, der preußische König Friedrich II. wählte Potsdam zu seiner ständigen Residenzstadt. In seiner Regierungszeit entstanden das Schloss und andere Bauwerke von Sanssouci.
Potsdam ist eine Stadt der Parks und Schlösser. Hauptanziehungspunkt der Stadt ist der etwa 290 ha große Park Sanssouci mit seinen berühmten Schlössern und Anlagen, das Werk von vier Generationen. In diesem Rokokoschloss wollte sich Friedrich II., fernab vom Getriebe der Großstadt Berlin, seinen Lieblingsbeschäftigungen widmen und im engen Kreis bei Musik und geistreicher Unterhaltung Stunden ohne Sorgen verbringen. Sans souci bedeutet auf französisch “sorglos”, “unbeschosst”. Viele Bauten der berühmten Parkanlage, darunter das Stadtschloss, die Bildergalerie, die Fontanenanlagen, die Orangerie, das Chinesische Teehaus, wurden in der Nacht vom 14. zum. 15 April 1945 durch britische Bomben zerstört. Berühmt ist auch das Schloss Charlottenhof im südlichen Teil des Parks von Sassouci.
Die zweite Parkanlage der Stadt ist der 74 ha große Neue Garten, die Sommerresidenz König Friedrich Wilhelms II. Der berühmte Bau in diesem Park ist das Schloss Cecilienhof. Nach der bedingungslosen Kapitulation des deutschen Faschismus im Jahre 1945 fand hier vom 17. 07. bis 02. 08. 1945 die Konferenz der drei führenden Mächte der Antihitlerkoalition statt, die mit dem Abschluss des Potsdamer Abkommens endete. Das Abkommen bot dem deutschen Volk die Chance einer antifaschistisch-demokratischen Entwicklung. Das entscheidende Ziel der Beschlüsse in Potsdam, denen sich wenige Tage später auch Frankreich anschloss, bestand nun darin, zu sichern, dass nie mehr von deutschem Boden ein Krieg ausgehen könne.
Die dritte große Parkanlage der Stadt ist der Park Babelsberg. In Babelsberg befindet sich die berühmte Filmgesellschaft “ufa”, das frühere DEFA-Spielfilm-Studio. Der Anfang einer Filmproduktion in Babelsberg geht auf das Jahr 1911 zurück. Die Filmgesellschaft wurde 1917 gegründet.
Potsdam ist übrigens auch Universitätsstadt. In dieser Stadt hat die heutige Europa-Universität “Viadrina” eine insgesamt 500-jährige Geschichte.
Industrielle Regionen von Brandenburg sind Eisenhüttenstadt (Stahlproduktion) und Cottbus (Braunkohleforderung). Frankfurt an der Oder weist Elektrotechnik und Gerätebau auf. Südlich von Berlin, in Ludwigsfelde betreibt die Firma Mercedes-Benz ein, LKW-Montagewerk; die geplanten Investitionen belaufen sich auf eine Milliarde DM.
Für die Zukunft ist der Zusammenschluss von Brandenburg und Berlin zu einem Bundesland mit Potsdam als Hauptstadt geplant.
Im Land Brandenburg lebten und wirkten viele Leute, deren Namen weit über die Grenzen Deutschlands bekannt sind, unter ihnen der Schriftsteller Theodor Fontane, der Dichter Heinrich von Kleist, die Künstler Max Liebermann und Käthe Kollwitz, die Schriftstellerin Christa Wolf, die Brüder Humboldt, der Physiker Albert Einstein, der Dramatiker Bertolt Brecht.
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Bremen ist das kleinste Bundesland Deutschlands. Es besteht aus 2 Städten: Bremen und Bremerhaven.
Bremen ist der südlichste deutsche Seehafen. Die modernen Hafenanlagen machen Bremen zur zweitgrößten (nach Hamburg) Hafenstadt der BRD. Mehr als 10000 Schiffe verbinden bremische Häfen jährlich mit rund 1000 Häfen in aller Welt. Bremerhaven ist der wichtigste Containerhafen Deutschlands.
Hamburg nennt man bekanntlich das “Tor zur Welt”, die Bremer nennen ihre Stadt den “Schlüssel zur Welt”.
787 als Bischofssitz gegründet, blühte Bremen dank Marktprivilegien rasch auf; im 11. Jahrhundert galt es als “Rom des Nordens”. Im späten Mittelalter wurde es neben Hamburg und Lübeck eines der wichtigsten Mitglieder der Hanse, eines Städtebundes, der vom 14. bis 16. Jahrhundert den Handelsverkehr im Nord- und Ostseeraum beherrschte; seit 1646 Freie Stadt. An diese Zeit erinnert noch heute der offizielle Name: die Freie Hansestadt Bremen.
Bremens Industrie beschränkt sich nicht auf Schiffahrt und Schiffsbau; in der Stadt entwickelte sich zusätzlich eine leistungsfähige Flugzeug- und Raumfahrtindustrie. Bremerhaven ist auch das Zentrum der deutschen Polarforschung.
Die Touristen haben in Bremen viel zu sehen. Die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten sind die Universität, das Rathaus, der berühmte 5,4 m hohe Roland mit Schwert und Schild auf dem malerischen Marktplatz vor dem Rathaus. Der Sage nach wird Bremen so lange bestehen, wie der Roland vor dem Rathaus Wache hält. Er wurde 1404 als Sinnbild der Unabhängigkeit der freien Hansestadt errichtet.
Die große Halle im Alten Rathaus ist eine der schönsten Festräume Deutschlands.
Das bekannteste Wahrzeichen Bremens sind wohl die Bronzefiguren der berühmten Bremer Stadtmusikanten von Gerhard Marcks (1953) vor dem Rathaus. Diese Märchengestalten der Brüder Grimm — den Esel, den Hund, die Katze und den Hahn — kann man in Bremen überall sehen: in den Schaufenstern der Geschäfte und auf den Schildern der Cafés und Restaurants.
Zu den bedeutendsten Museen des Stadtstaates zählen das Nordseemuseum, das Morgenstern-Museum und das Schiffahrtsmuseum.
Auch der Zoo am Meer zieht jährlich mehrere hunderttausend Besucher an.
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Hamburg ist ein Stadtstaat, d. h. es ist nicht nur eine Stadt, sondern auch ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Der Hamburger Bürgermeister ist gleichzeitig einer von den sechzehn Ministerpräsidenten der BRD.
Als Bundesland gehört Hamburg zu den kleinsten (nur Bremen ist noch kleiner), aber als Stadt ist Hamburg die zweitgrößte Stadt Deutschlands (nach Berlin) und der wichtigste Seehafen Deutschlands.
Obwohl Hamburg die größte Industriestadt der Bundesrepublik ist, bestimmen nicht die Fabriken, sondern die Schiffswerften das gesamte Bild dieser Stadt. Der Schiffsbau spielt in Hamburg die vorrangige Rolle unter den Industriezweigen. Unter den Zulieferindustrien, die für die Werften arbeiten, steht der Maschinenbau an erster Stelle.
Dank der günstigen Lage wurde die Stadt zum “Tor der Welt”. Hamburg ist eine Hafenstadt von Weltbedeutung. Die Stadt ist mit 1100 Häfen der Erde verbunden.
Hamburg genießt in der Welt den Ruf eines “schnellen Hafens”, in dem die Waren ohne Verzögerung umschlagen werden. Jährlich laufen hier rund 29000 Schiffe ein und aus. Sie bringen Getreide, Baumwolle, Öl, Erz usw. und nehmen fertige Industrieprodukte wieder mit, z. B. Maschinen und Autos. Ein großer Teil des deutschen Exports geht über Hamburg.
Die Stadt liegt an der Elbe, 110 Kilometer von der Nordsee entfernt. “HH” auf dem Autokennzeichen bedeutet “Hansestadt Hamburg”. Die Hanse war ein Städtebund, der die Interessen seiner Kaufleute schützte. Diese Handelsgemeinschaft hatte Niederlassungen in vielen europäischen Städten. Schon im Mittelalter war Hamburg ein bedeutendes Wirtschafts- und Handelszentrum. Auch Bremen (HB) und Lübeck (HL) heißen heute noch Hansestädte.
Die Stadt hat eine sehr alte Geschichte. Die erste Erwähnung von Hamburg gehört zum 9. Jahrhundert. Um das Jahr 825 wurde auf dem Elbufer die Festung errichtet, die nach der umliegenden Waldung (Hamme) “Hamma-Burg” hieß. Die Befestigung lag auf einer Anhöhe zwischen Elbe und Alter, und die ersten Hamburger waren Fischer. Einige Jahre später gründete man das Bistum Hamburg. Etwas später wurde neben der Altstadt eine Neustadt gegründet, wo Kaufleute, Fischer und Schiffsbauer lebten. 1215 schlossen sich die Alt- und Neustadt zusammen. Hamburg begann sich schnell als Handelsstadt zu entwickeln.
Einen wichtigen Abschnitt der Geschichte Hamburgs bildete seine Mitgliedschaft im Hansebund, dessen Blütezeit in das 14. und einen Teil des 15. Jahrhunderts fällt. Der Handel der Hamburger Hanseaten brachte der Stadt große Reichtümer, aber wiederholt musste die Stadt zur Sicherung ihrer Schiffahrt Seeräuber bekämpfen. Verwegene Piraten der Ost- und Nordsee, die Vitalienbrüder, mit ihrem Anführer Klaus Störtebeker, kaperten viele Hamburger Schiffe, die reich mit Roggen, Bier, Wein, flandrischen Tuchen, irischem Leinen, Wachs, Öl und Honig beladen waren.
Die Hamburger Patrizier führten gegen Störtebekers Piraten einen regelrechten Krieg. Im Frühjahr 1401 wurde Störtebeker von der Flotte der Hamburger Patrizier aufgespürt und in der Seeschlacht bei Helgoland nach blutigem Handgemenge überwältigt. In Hamburg wurden Störtebeker und andere Vitalienbrüder zur Hinrichtung durch das Schwert verurteilt. Das Flaggschiff der Hamburger Patrizierflotte hieß “Die bunte Kuh”. Als Erinnerung an den “großen” Sieg der Patrizier über Störtebeker wird der Name des Schiffes heute für verschiedene Zwecke gebraucht: so heißen in Hamburg einige Restaurants, das winzige Modell des Schiffes verkauft man als Souvenirs usw.
Im 14. Jahrhundert wurde Hamburg zum wichtigen Umschlagplatz der Hanse zwischen dem Nordsee- und Ostseeraum.
1556 gründete die Handelsgesellschaft in Hamburg die erste Börse in Deutschland. Die Gründung der Börse bedeutete für die Stadt einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung. Gleichzeitig beginnt der kulturelle Aufschwung der Stadt.
Hamburg war im 18. Jahrhundert ein großes Kulturzentrum. 1678 wurde in der Stadt die erste deutsche Oper gegründet. Das Hamburger Nationaltheater, das 1767 gegründet wurde, lud Lessing als Dramatiker nach Hamburg ein. Auch die Dichter des “Sturm und Drang” suchten in Hamburg Schutz vor der preußischen Zensur. In der Zeit der Reaktion im 19. Jahrhundert verlegte der Hamburger Julius Campe die Schriften Heinrich Heines und anderer “aufrührerischer” Schriftsteller des “Jungen Deutschland”.
1762 wurde die Hauptkirche der Stadt, Sankt Michaelis, errichtet. Mit ihrem 132 m hohen Turm ist sie das beliebte Wahrzeichen von Hamburg. Sie wird von den Hamburgern “Großer Michel” genannt.
Mit ihren zahlreichen Parks, Grünanlagen und Wiesen zählt man diese Hafenstadt zu den grünsten Großstädten der BRD. Zu den 120 Parkanlagen kommen mehr als 200000 Straßenbäume hinzu.
In Hamburg gibt es auch eine U-Bahn mit einem 450 m langen Tunnel unter der Erde.
Auch im Guiness-Buch der Rekorde ist Hamburg vertreten als die Stadt mit den meisten Brücken in Europa — gibt es hier doch mehr Brücken als in Venedig, Amsterdam und London zusammen.
Zahlreiche Museen und Theater, die Staatsoper, die Universität, die Musik- und Kunsthochschulen machen Hamburg zu einem bedeutenden Kulturzentrum. Zu den bedeutendsten Hamburger Museen gehören das Museum für Kunst und Gewerbe, die Hamburger Kunsthalle und das Museum für Hamburgische Geschichte. Wenn man wissen will, wie ein Eskimo-Zelt aussieht oder ein Boot aus Indonesien, dann muss man in das Völkerkundemuseum gehen.
Hamburg ist auch eine wichtige Pressestadt, wo sich die größten Zeitschriftenverlage befinden. Hamburger Zeitungen und Zeitschriften liest man überall in der Bundesrepublik. Am bekanntesten sind die “Bild-Zeitung”, die “Zeit”, der “Stern”, der “Spiegel” und “Hör zu”. An der deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenauflage haben Hamburger Publikationen einen Anteil von über 50 Prozent. Hier ist auch der Sitz der Deutschen Presse-Agentur (dpa), bedeutender Fernseh- und Hörfunkanstalten und Studios (NDR, Studio Hamburg). Hamburg ist auch das deutsche Produktionszentrum für CD’s, Musikcassetten und Schallplatten.
Im 19. und 20. Jahrhundert war Hamburg auch ein Zentrum der deutschen Arbeiterbewegung. Hamburg ist die Heimatstadt Ernst Thälmanns, des großen Führers der deutschen Arbeiterklasse. Hier verbrachte er seine Jugend und kam auch später hierher zurück. Er organisierte und leitete in der Stadt den revolutionären Kampf der Arbeiter für ihre Rechte. In dem Haus, wo Thälmann wohnte, befindet sich heute das Thälmann-Museum.
Ein berühmter Sohn Hamburgs ist der Komponist Johannes Brahms (1833-1897); auch Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 in Hamburg geboren) ist eng mit der Elbestadt verbunden.
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Das Bundesland Hessen liegt in der Mitte Deutschlands und ist das waldreichste Land Deutschlands. Zirka 40 Prozent der gesamten Fläche Hessens sind von Wald bedeckt.
In keinem anderen Bundesland, nicht einmal in einer anderen Region Europas, ist die Häufung von Kur- und Badeorten mit Mineralquellen so groß wie in Hessen. Der berühmteste Kurort ist die Landeshauptstadt Wiesbaden. Sie hat viele Quellen, darunter Thermalquellen mit 65 Grad warmem Wasser. Schon die Römer hatten vor 2000 Jahren hier ihre Bäder angelegt und nutzten die Kräfte dieser Heilquellen. Die Bäder der Stadt und der Umgebung zogen immer bedeutende Persönlichkeiten an. Goethe weilte wiederholt zur Kur in dem “heilsamen Wiesbade”.
In den Jahren 1862, 1863 und 1865 wohnte in Wiesbaden der russische Schriftsteller F. M. Dostojewski und arbeitete an seinem Roman “Der Spieler”. Der russische Lyriker F. I. Tjuttschew besuchte Wiesbaden im Jahre 1862. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts weilte auch der russische Dichter N. A. Nekrassow in Wiesbaden und arbeitete hier an seinem Hauptwerk, dem Versepos “Wer lebt glücklich in Russland?”. Um die Tochter von A. S. Puschkin (die Gräfin N. A. Merinberg) zu besuchen, kam I. S. Turgenjew im Jahre 1876 nach Wiesbaden.
Frankfurt am Main gilt als Finanzmetropole und allgemein anerkanntes Bankzentrum der Welt. Hier befindet sich die wichtigste deutsche Börse, und hier gibt es über 300 in- und ausländische Banken.
In Hessen treffen sich Autobahnen, Eisenbahnen und Schiffahrtswege, und der Frankfurter Flughafen ist eine Drehscheibe des europäischen Luftverkehrs. AlIe 3 Minuten starten oder landen dort Flugzeuge aus aller Welt. Die Stadt besitzt einen der größten Flughäfen Europas. In der Umgebung der Stadt befinden sich die riesigen Opelwerke (die Autowerke), sowie der große Chemiekonzern Hoechst, dessen Fabriken Medikamente und Farben erzeugen.
Außerdem ist Frankfurt das Zentrum des deutschen Buchhandels. Sehr viele Buchverlage gibt es hier, und jedes Jahr findet die große Internationale Buchmesse statt. Hier erscheint die führende Tageszeitung der BRD — Die Frankfurter Allgemeine, kurz die FAZ. In der Stadt finden jährlich internationale Messen statt. Bereits um 1500 fand hier die erste deutsche Buchmesse statt. Die Frankfurter Buchmesse ist heute eine der größten Messen der Welt.
Alle zwei Jahre finden in Frankfurt Internationale Automobilausstellungen (IAA) statt.
Frankfurt wurde zuerst 794 als königliche Pfalz erwähnt und 896 als Hauptstadt des ostfränkischen Reichs bezeichnet. Seit der Hohenstaufenzeit erfolgte hier die Wahl der deutschen Könige, seit 1562 die Krönung der Kaiser.
1816-1866 war Frankfurt Sitz des Bundestages. 1848/49 tagte in der Frankfurter Paulskirche die erste deutsche Nationalversammlung, das erste demokratisch legitimierte deutsche Parlament, das jedoch an der Macht der in Deutschland herrschenden Fürsten scheiterte. Heute werden hier der Goethe-Preis der Stadt Frankfurt und alljährlich der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen.
Während des zweiten Weltkrieges wurde Frankfurt auf das schwerste getroffen. Doch die Stadt wurde wieder aufgebaut. Beinahe wäre sie sogar deutsche Hauptstadt geworden!
Heute bestimmen zahlreiche moderne Häuser das Stadtbild. Die Stadt ist sehr modern, sie hat viele Wolkenkratzer, und deshalb nennt man Frankfurt auch “Main-Manhatten”. Manche sprechen auch vom ‘deutschen Chicago’ — und nicht nur wegen der vielen Wolkenkratzer!
Frankfurt ist aber nicht nur Handels- und Verkehrszentrum. Bei einem Spaziergang durch die Stadt gibt es auch viel zu sehen. Über 30 Museen, darunter ein großes naturkundliches Museum, der berühmte Dom, das Rathaus mit seiner historischen Häuserfront, die Paulskirche, der Zoo mit rund 6000 Tieren warten auf interessierte Besucher.
Frankfurt/M ist die Geburtsstadt Johann Wolfgang Goethes. Das nach den alten Plänen 1946-51 völlig neuerbaute Goethehaus am großen Hirschgraben, in dem der große Dichter geboren wurde und seine Jugendjahre verlebte, ist heute ein Museum. Der Goethe-Preis, der seit 1927 von der Stadt verliehen wird und mit 50000 Mark dotiert wird, soll an den bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller erinnern.
Bekannt ist der Frankfurter Zoo durch seine seltenen Tiere und sein einzigartiges Exotarium, in dem die Tiere (Pinguine, Reptilien, Vögel usw.) in ihrer natürlichen Umgebung leben können.
In Hanau wurden die Brüder Grimm geboren. Wir können hier das Nationaldenkmal der Brüder Grimm sehen. Die großen Sprachwissenschaftler und Märchenerzähler lebten längere Zeit in Kassel, und die meisten Märchen sind in der Umgebung dieser Stadt gesammelt worden. Wenn man nach Kassel kommt, sollte man unbedingt das Brüder-Grimm-Museum besuchen.
Der Stolz der mittelalterlichen Stadt Marburg ist die Philipp-Universität, die erste protestantische Universität, die 1527 vom Landgrafen Philipp gegründet wurde. Studenten dieser Universität waren die Sprachforscher Jakob und Wilhelm Grimm und Konrad Duden, die Dichter Clemens und Bethina von Brentano. Der große russische Gelehrte, Denker und Dichter Michail Lomonossow studierte hier von 1736 bis 1739 und heiratete die Marburger Bürgerstochter Elisabeth Zilch. Die Gedenktafel für M. Lomonossow erinnert an die Marburger Studienjahre des großen Gelehrten. Auch Boris Pasternak, russischer Dichter, Nobelpreisträger für Literatur 1958, studierte an der Philipp-Universität von 1912 bis 1914 und heiratete eine Marburgerin. 1922 besuchte er die Stadt noch einmal. Mehrere seiner Gedichte und Erzählungen sind Marburg gewidmet.
Die Stadt Wetzlar ist durch optische Industrie bekannt.
Das alte Volkstum hat sich in Hessen in manchen Bräuchen und Trachten erhalten. In der Schwalm gehört die Tracht noch immer zur alltäglichen Bekleidung der ländlichen Bevölkerung. Auch in der Gegend um Schlitz, im Vogelsberg und in Waldeck trifft man zuweilen schöne Trachten.
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Mecklenburg-Vorpommern, im Nordosten Deutschlands gelegen, ist bekannt für seine landschaftliche Schönheit und seine unzerstörte Natur. Das “Land der tausend Seen” nennt man Mecklenburg-Vorpommern. Mecklenburgs größter See und gleichzeitig der zweitgrößte deutsche See ist die Müritz. Sie ist 117 km2 groß und bis 33 m tief. Sie liegt inmitten des bekanntesten Naherholungsgebietes des Landes, der Mecklenburgischen Seenplatte, die aus über 650 Seen besteht.
Mecklenburg-Vorpommern ist kein reiches Land: Es hat keine Bodenschätze und kaum Industrie. Doch seine märchenhaft schöne Landschaft macht es zu einem einmaligen Erholungsparadies. Zahlreiche Badeorte ziehen jährlich viele Touristen an. Die Seebäder an der Küste und die Inseln Rügen, Hiddensee und Usedom sind beliebte Urlaubsziele.
Kein Land ist so dünn besiedelt, wie Mecklenburg-Vorpommern. Selten begegnen wir Menschen... In der unberührten Natur leben noch wilde Schwäne. Wasser und Weiden so weit das Auge reicht. Wohin man auch geht, immer gelangt man an einen der zahllosen Seen. Wer genug Zeit hat, kann mit dem Boot von einem Ende der Seenplatte zum anderen fahren. Überall führen Wasserwege durchs Land. Deshalb haben viele Mecklenburger ihr Boot in der Garage, im Bootshaus liegen. Leuchttürme an der Küste warnen die Seefahrer vor Gefahren und markieren die Hafeneinfahrten. Auf der Insel Hiddensee gibt es schon seit 1306 einen Leuchtturm.
Die Schönheit des deutschen Nordens wurde von der Romantik entdeckt. Der in Greifwald geborene Maler Caspar David Friedrich hat diese Landschaft gemalt. Wie keinem anderen ist es ihm gelungen, den atmosphärischen Zauber der norddeutschen Natur einzufangen.
Mecklenburg und Vorpommern werden oft als “Freilicht-Museum” bezeichnet: Die Klosterruine von Eldena wurde durch die Gemälde von Caspar David Friedrich berühmt.
Die Natur ist eine der größten Kostbarkeiten des Landes. Jahr für Jahr fahren unzählige Urlauber hierher. Die lange Küste und die vielen Seen machen das Land zu einem wichtigen Feriengebiet der Zukunft. Zu den attraktivsten Naturschönheiten gehört die größte deutsche Insel Rügen.
Schon immer hat Rügen viele Menschen angezogen. Der Maler Philipp Otto Runge, Adalbert von Chamisso und Wilhelm von Humboldt schwärmten von Rügen. Der romantische Maler Caspar David Friedrich malte sein berühmtes Bild “Kreidefelsen” hier, und Johannes Brahms vollendete in Saßnitz seine Erste Sinfonie in c-moll.
Viele der Künstler kamen als Gäste und Urlauber nach Mecklenburg und Vorpommern. Der Schriftsteller und Dramatiker Gerhard Hauptmann verbrachte seine letzten Jahre auf Rügens Nachbarinsel Hiddensee. Seinem Wunsch entsprechend liegt er auch hier begraben. Die Einsamkeit dieser Insel zog besonders Dichter, Musiker und Schauspieler magisch an. Auch heute liegt Hiddensee noch fast unberührt da. Keine privaten Autos und Motorräder dürfen auf der Insel fahren. So muss man zu Fuß die vielen Schönheiten der Insel erkunden.
Mecklenburg-Vorpommern hat wenig Industrie. Schiffbau, Seehandel, Fischerei und Tourismus prägen die Küstenregion. Es war immer ein Agrarland und wurde früher das ‘Land der Schlösser und Katen’ genannt. Auf den vorwiegend leichten, sandigen Böden gedeihen vor allem Raps, Getreide und Kartoffeln.
Die Pferdeliebe hat in Mecklenburg eine alte Tradition. In mehreren Gestüten werden Pferde gezüchtet. Man kann hier reiten lernen oder mit Kutschen ausfahren. Sogar Ortsnamen weisen auf die Pferdehaltung hin, wie z. B. das Dorf Stuthof.
In Güstrow steht eine der größten und modernsten Zuckerfabriken Europas. Von 1910 bis 1938 lebte hier der von den Faschisten geachtete Bildhauer, Grafiker und Dichter Ernst Barlach und schuf hier bis zu seinem Tode (1938) Bildwerke von ergreifender Humanität.
Zum kulturellen Erbe des Landes gehören die zwei alten Universitäten: in Rostock und Greifswald.
Die größte Stadt des Landes ist die Hansestadt Rostock. Als Mitglied der Hanse (einem norddeutschen Städtebund) erlebte Rostock im 14. und 15. Jahrhundert die Blütezeit eines florierenden Handels, der der Stadt gut 300 Jahre lang Reichtum und Wohlstand brachte. Rostock war sogar in der Lage, einige umliegende Dörfer und Ländereien zu kaufen und öffnete im Jahre 1418 eine der ältesten deutschen Universitäten.
Angesichts dieser Traditionen ist es nun verständlich, dass viele Rostocker 1990 wünschten, dass ihre Stadt Hauptstadt des neu gebildeten Landes Mecklenburg-Vorpommern werden wurde. Im wochenlangen zähen Ringen unterlag Rostock schließlich doch der alten und neuen Landeshauptstadt Schwerin.
Rostock ist heute eine moderne Industrie- und Hafenstadt, die durch ihren leistungsfähigen Überseehafen weltweit bekannt geworden ist. Sie ist des weiteren Standort zahlreicher Betriebe des Schiffbaus, der Fischwirtschaft, wissenschaftlicher und kultureller Institutionen. Im Stadtteil Warnemünde, direkt an der Ostseeküste gelegen, erholen sich im Sommer Tausende von Touristen.
Außer den überfüllten Stränden hat Rostock seinen Besuchern jedoch noch einige andere Sehenswürdigkeiten zu bieten. So zum Beispiel die Marienkirche mit einer astronomischen Uhr aus dem 15. Jahrhundert im Zentrum der Stadt, ein Schiffahrtsmuseum, einen zoologischen Garten und anderes mehr.
Die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern ist Schwerin. Das Schweriner Schloss auf einer Insel im Schweriner See gilt als eines der schönsten Bauwerke des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Heute ist es Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern. Unweit des Schlosses, am ehemaligen Paradeplatz “Alter Garten”, erheben sich zwei besonders repräsentative Gebäude: das mecklenburgische Staatstheater, an dem einst die erste Schauspielschule Deutschlands gegründet wurde, und das staatliche Museum mit seiner großartigen Sammlung holländischer und flämischer Malerei des 17. Jahrhunderts. Besonderer Anziehungspunkt für viele Besucher ist der gotische Dom mit seiner mehr als 100-jährigen Ladegastorgel.
Eine der Eigentümlichkeiten des Landes Mecklenburg—Vorpommern ist die hiesige Sprache — das Niederdeutsch (Plattdeutsch). Dieses Dialekt ist eigenartig und die Berliner oder Münchener verstehen die Mecklenburger nicht. Fritz Reuter beschrieb seinerzeit Land und Leute sehr realistisch und erhob dabei Plattdeutsch zur Literatursprache.
Ein mecklenburgisches Märchen kann man das Leben Heinrich Schliemanns (1822-1890) nennen. Der Pfarrerssohn aus Mecklenburg war als Kaufmann so erfolgreich, dass er seinen Jugendtraum verwirklichen konnte und grub auf eigene Rechnung die Stadt Troja in Kleinasien, die durch Homer bekannt geworden war.
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Niedersachsen ist das zweitgrößte Bundesland der BRD.
Fast zwei Drittel der Landesfläche werden landschaftlich genutzt. Niedersachsen weist eine breitgefächerte Ernährungsindustrie auf: Schinken aus dem Oldenburger Land und Honig aus der Lüneburger Heide sind berühmt.
Hauptstadt von Niedersachsen ist Hannover, eine international bekannte Messestadt. Die alljährlich stattfindende “Hannover-Messe” ist eine der jüngsten in Deutschland, sie wurde 1947 gegründet. Sie hat die größte Messehalle (80000 Quadratmeter) und die größte Parkfläche der Welt (50000 Plätze). Die Messe ist die größte ihrer Art in der Welt. Die zweitgrößte Messe, die CeBit, war ursprünglich nur eine Textilausstellung der Industriemesse. Auf ihr werden Computer verschiedenster Art gezeigt.
Das beliebteste Verkehrsmittel der Hannoveraner ist das Fahrrad. Die bekanntesten Erfindungen aus Hannover sind die Rechenmaschine (Gottfried Wilhelm Leibniz), das Grammophon (Emil Berliner) und das PAL-Fernsehen (Walter Bruch). Aus Hannover kommt auch der “Hannoveraner”, eine der erfolgreichsten Reitpferderassen.
Die wichtigsten Industriezweige der Stadt sind der Straßenfahrzeug- und Maschinenbau, die Elektrotechnik und die Lebensmittelindustrie.
Eine zentrale Rolle im Leben der Stadt spielt der Hauptbahnhof. Mit mehr als 100 Intercity-Zügen am Tag fahren hier mehr Schnellzüge als in jeder anderen Stadt Deutschlands. Auch vor der “Wende” fuhren hier Züge von Paris nach St. Petersburg. Hannover war zu dieser Zeit das Tor zum Osten. Heute liegt es mitten in Deutschland, zwischen West und Ost und zwischen Nord und Süd.
Im 19. Jh. lebte bei Hannover der Maler und Humorist Wilhelm Busch.
In der Stadt Wolfsburg befindet sich das berühmte Volkswagenwerk, der zweitgrößte Automobilkonzern der BRD.
Die Stadt Göttingen ist vor allem durch ihre Universität bekannt. Hier wirkten J. Und W. Grimm, W. Weber, C. F. Gauß und andere bekannte Gelehrte. In Göttingen befinden sich auch die Akademie der Wissenschaften und die Max-Planck-Gesellschaft.
In Braunschweig werden die bekannten Rollei-Kameras und die Schimmel-Klaviere hergestellt.
Emden hat den drittgrößten deutschen Nordssehafen. Bedeutende Firmen produzieren hier Schiffe und Personenkraftwagen.
Celle ist eine der schönsten Fachwerkstädte Deutschlands.
Die Umgangssprache auf dem Land ist mit Ausnahme der friesischen Inseln das “Platt”, also Niederdeutsch.
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Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Land der BRD. Die Landeshauptstadt ist Düsseldorf.
Das Ruhrgebiet ist ein Städteband mit rund 7,5 Millionen Einwohnern und das größte europäische Industriegebiet. 31 Großkraftwerke machen es zum Energiezentrum Deutschlands.
Nordrhein-Westfalen war einmal reich an Bodenschätzen. Die Erschließung und Förderung der Steinkohlvorkommen im Ruhrgebiet, der Braunkohlvorkommen in der Region Aachen, der Eisenerzvorkommen im Siegerland haben vor vielen Jahrhunderten eine blühende Industrie der Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung, der Stahlerzeugung und der Stahlverarbeitung begründet. “Region der tausend Feuer” hieß das Ruhrgebiet damals. Die Hochöfen und die rauchenden Fabrikschlotte waren die Symbole einer blühenden Wirtschaft. Auch die Chemieindustrie (Leverkusen) spielte in NRW eine wichtige Rolle. Als Reiseziel oder gar Erholungsgebiet hat man das Ruhrgebiet damals weniger gesehen. Wer hierher fuhr, bekam allenfalls Husten vor der schmutzigen Luft. Doch der Wirtschaftswandel hat vieles verändert. Sicher: Diese Region ist immer noch der verstädterte Kernraum des nordrheinisch-westfälischen Industriegebietes. Aber die alten Industrien sieht man hier kaum mehr. Vom “Kohlenpott” spricht heute niemand mehr. Eine Forderung aus den sechziger Jahren: “Blauer Himmel über der Ruhr” ist seit langem erfüllt. Heute wird die Industriebrache zwischen Dortmund und Duisburg zum Landschaftspark umgestaltet. Im “Ruhrpott”, wie die Region von ihren Bewohnern liebevoll genannt wird, werden stillgelegte Zechen für Freizeit und Sport genutzt.
Es ist unmöglich, alle bedeutenden Städte aufzuzählen.
Die größte deutsche Stadt am Mittelrhein ist Köln. Es ist eine uralte Universitäts-, Messe- und Hafenstadt. Köln ist von allen Großstädten Deutschlands die älteste. Man nennt es Rom des Nordens, weil es die Römer waren, die das erste Kapitel der Kölner Geschichte schrieben. Die Stadt wurde im l. Jahrhundert von Römern gegründet. In Köln gibt es viele romantische Kirchen, Glockentürme, Brücken, Museen.
Im historischen Stadtkern sind der Römerturm und die Mauerreste aus der Römerzeit erhalten. Außer den Ruinen (“Kaiserpalast”, “Römerturm”) sind aus der römischen Zeit Mosaiken, Grabdenkmäler und Handwerkerzeugnisse erhalten. Den Spuren der Römer begegnet der Besucher wie in kaum einer anderen Stadt auf Schritt und Tritt. Zahlreiche Reste der Bauten aus der Römerzeit sind nicht nur in den Straßen Kölns, sondern auch im Römisch-Germanischen Museum zu bewundern.
Dreimal in seiner Geschichte war Köln die Weltstadt: in der Antike, im Mittelalter und heute. Im Mittelalter war das “heilige Köln”, wie es damals hieß, neben Mainz der kirchliche Mittelpunkt ganz Deutschlands.
Die bekannteste Sehenswürdigkeit und das Wahrzeichen der Stadt ist der Kölner Dom, ein Wunderwerk gotischer Architektur. Die Hohe Domkirche St. Peter und St. Maria — so lautet der offizielle Name der größten und wohl auch berühmtesten Kathedrale Deutschlands. Aber tatsächlich kennt sie jedermann schlicht unter “Kölner Dom”. Schon im Mittelalter war Köln ein Anziehungspunkt für christliche Wallfahrer. Denn seit 1164 hütet das Erzbistum eine der kostbarsten Reliquien der Christenheit: die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Um der Reliquie einen würdigen Rahmen zu geben, wurde der alte Dom abgerissen und seit 1248 eine Kathedrale nach französischem Vorbild gebaut. Doch das kühne architektonische Werk stockte halb fertig im Jahre 1560. Erst 1880 wurde der Dom nach Jahrhunderten der Pause fertiggestellt. Damals war es das höchste Bauwerk der Erde. Auch heute überragen die 157 m hohen Türme noch immer die Stadt. Der Dom enthält so viele Glasflächen, dass man seinen Fußboden zweimal damit bedecken könne. 1997 setzte die UNESCO den Kölner Dom auf die Liste der Weltkulturgüter. Die durchschnittliche Zahl der Besucher überschreitet 18000 Menschen pro Tag.
Keine hundert Meter vom Dom entfernt befindet sich das Dombauarchiv. Zwischen all dem Nippes und den hochwertigen Souvenirs, von deren Verkauf natürlich auch die Dombauverwaltung profitiert, gibt es eine kleine Kostbarkeit, ein Souvenir für die Ohren — nämlich eine CD-Aufnahme sämtlicher Domglocken, auf der auch die 24 Tonnen schwere Petersglocke ertönt, oder — wie die Kölner sagen — der “Dicke Pitter”. Das tiefe C dieser Glocke ertönt nur selten im Jahr, jeweils am Vorabend großer kirchlicher Feste.
Eine der Sehenswürdigkeiten von Köln ist die Severinsbrücke, eine moderne 691 m lange Hängebrücke, die nur von einem einzigen, 70 m hohen, A-förmigen Pylon gehalten wird.
Auch der Botanische Garten mit empfindlichen tropischen Pflanzen und der riesengroße Zoo mit interessanter Vogelabteilung ziehen viele Touristen an.
Zu den bekannten Museen der Stadt zählen das Römisch-Germanische Museum, dessen Sammlungen in die römische Vergangenheit Kölns führen, und das Afga-Foto-Historama (etwa 12000 Fotografien, 20000 Kameras und Fotogeräte), eine der bedeutendsten Sammlungen zu Geschichte der Fotografie. Was die moderne Kunst anbetrifft, so ist sie im Museum Ludwig gesammelt, das seinen Namen zu Ehren der Mäzene Peter und Irene Ludwig bekommen hat, deren Mäzentatentum Köln die Gründung des Museums verdankt und die der Stadt das erste Bild schenkten.
Weltberühmt sind die kölnischen Duftwasser (“Kölnische Wasser”, französisch Eau de Cologne). Ihre Herstellung hat die Stadt dem italienischen Chemiker Johann-Maria Ferina zu verdanken, der sich 1709 in Köln ansiedelte.
Man sagt, Köln haben die drei “K” berühmt gemacht: Kirchen, Kneipen, Karneval. Am Rosenmontag findet hier der größte Karneval Europas statt. 7000 Menschen ziehen in bunten Kleidungen durch die Stadt (davon sind 3000 Musiker), und an den Straßen stehen 700000 Zuschauer.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich hier die Arbeiterbewegung. Hier trafen sich 1848 Karl Marx und Friedrich Engels. Sie gründeten die “Rheinische Zeitung” und später die “Neue Rheinische Zeitung” (Marx wurde zum Chefredakteur) und leiteten von hier aus den Kampf des deutschen Proletariats während der Revolution von 1848.
Die Charakteristik der Stadt wird nicht vollständig sein, wenn man auch große Industriekomplexe nicht erwähnt: Metallverarbeitung (Autos und Metallkabel), chemische Fabriken (Kautschuk), Erdölchemie und Arzneimittelindustrie. Ganz besonders verstehen sich die Kölner auf die Herstellung von Kosmetikartikeln und Schokoladenwaren.
Nicht zufällig ist eines der populärsten Museen der Stadt das Schokoladenmuseum, wo man nicht nur alle Etappen der Entstehung der schmackhaften Produktion und die Geschichte ihrer Entwicklung verfolgen kann, sondern auch im Geschäft die verschiedensten Süßwaren für jeden möglichen Geschmack kaufen.
Aachen besitzt Heilquellen, die seit dem Altertum bekannt sind und von Karl dem Großen besucht wurden.
Bonn, die ehemalige Hauptstadt der BRD, wurde im 12. Jahrhundert als römische Festung gegründet. Von 1749 bis 1814 gehörte Bonn zu Frankreich. Längere Zeit blieb Bonn ein stilles Provinzstädtchen mit nur wenigen industriellen Kleinbetrieben. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde Bonn zu einer Großstadt und zum politischen Zentrum Deutschlands. Wegen seines provinziellen Charakters wurde es ironisch als “Bundeshauptdorf” bezeichnet.
In der Stadt gibt es viele Museen, Bibliotheken, eine Universität. Die bekanntesten Studenten der Bonner Universität waren Karl Marx und Heinrich Heine. Das Rheinische Museum in Bonn ist eines der bedeutendsten Museen des Rheinlandes.
Der berühmteste Sohn der Stadt ist Ludwig van Beethoven. In seinem Geburtshaus in der Bonngasse 20 kann man sein Archiv sehen. An den großen Komponisten erinnert auch das Beethoven-Denkmal auf dem Münster Platz.
Düsseldorf, die Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen, ist die Heimatstadt von Heinrich Heine. Auf dem Napoleonsberg im Stadtpark steht das Denkmal für den berühmten Dichter, den größten Sohn der Stadt. Das Geburtshaus von Heine befindet sich in der Altstadt, Bolkerstraße 53.
Das Goethe-Museum der Stadt Düsseldorf enthält Manuskripte, Stiche und Autographen von Goethe, Erstausgaben seiner Werke sowie Gemälde und Büsten des Dichters.
NRW ist auch ein Land der Hochschulen: Acht Universitäten, z. B. in Bonn, Köln, Düsseldorf, Bochum, Münster, die Fernuniversität in Hagen, sechs Gesamthochschulen, z. B. in Siegen, Wuppertal, Paderborn, die Deutsche Sporthochschule in Köln, die Volkwang-Hochschule für Musik, Theater und Tanz in Essen legten und legen Tausenden von Studenten und Studentinnen aus aller Welt die Grundlagen für ihre beruflichen Laufbahnen.
Die alte und junge Stadt Wuppertal ist die Heimatstadt von Friedrich Engels. Die dankbaren Nachkömmlinge und mutigen Nachfolger von Friedrich Engels in der BRD errichteten ihm im Jahre 1976 in seiner Heimatstadt ein Denkmal.
Der Zoologische Garten im bergischen Wuppertal ist einer der landschaftlich reizvollsten Tiergarten Deutschlands und entsprechend beliebt. Tausende strömen an schönen Wochenenden in den Wuppertaler Zoo, um sich dort die Tier- und Pflanzenwelt anzusehen. Bekannte Tiere, wie den Wolf, die Menschenaffen, aber auch seltene Arten, wie die Vierhornschafe, deren Männchen vier kräftige Hörner haben.
Jeder weiß, dass Tiere im Zoo anders leben, als Tiere in freier Wildbahn. Die Tiere im Zoo haben nicht so viel zu tun wie ihre wilden Artgenossen. Der Zoo sucht deshalb nach anderen Möglichkeiten, um die Tiere bei Laune zu halten, zum Beispiel mit Spielen bei der Fütterung. Bei den Menschenaffen wird mal eine Rosine in einen Bambusstock gesteckt und dann mit Engelsgeduld suchen die sich die Rosine da raus. Bei den Elefanten wird hier und da eine Erdnuss versteckt. Das kann Stunden dauern, aber sie finden sie irgendwann. Das ist eben eine Art, wie man den Tieren im Zoo auch das Leben so unterhaltsam wie möglich zu gestalten versucht.
In der Ruhrstadt Essen war im Mai 1968, am 150. Geburtstag von Karl Marx, die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) gegründet worden. Am 12. /13. April 1969 fand in Essen der 1. Parteitag der neukonstituierten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) statt.
Im Juni 1974 wurde in der BRD die mit der DKP befreundete sozialistische Kinderorganisation “Junge Pioniere” gegründet. Seit jener Zeit entstanden überall in dem Lande Hunderte Gruppen der Jungen Pioniere, die rote Halstücher tragen. Seit Juni 1975 hat die Organisation die eigene Zeitung “Willibald”.
Westfalen ist bekannt für sein dunkles Bauernbrot aus Roggenmehl mit dem merkwürdigen Namen “Pumpernickel” und für seinen guten Schinken.
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Zählte das Land nach seiner Gründung zu den ärmeren Gebieten, so ist es heute das Land mit der höchsten Exportrate und Sitz des größten Chemiewerks in Europa, der BASF in Ludwigshafen, sowie der größten europäischen Rundfunkanstalt, des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) in Mainz.
Städte wie Worms, Trier und die Landeshauptstadt Mainz zeugen von der über 2000-jährigen Kulturgeschichte dieser Region.
Rheinland-Pfalz, das Land im Südwesten der Bundesrepublik, liegt im Zentrum des Rheinischen Schiefergebirges. Zu den schönsten Landschaften Deutschlands, ja der Welt, zählt das sagenumwobene, burgengeschmückte, von zahllosen Dichtern, Malern und Musikern verklärte Rheintal zwischen Bingen und Bonn. Heinrich Heine, Clemens Brentano, Achim von Arnim, Victor Hugo, Richard Wagner sind die wohl bekanntesten Künstler des vergangenen Jahrhunderts, die den Rhein in dieser Landschaft priesen.
Ganz nahe treten hier an die Ufer des Flusses die bewaldeten Berge und Felsen heran, von denen Schlösser und Bergruinen herabschauen. Jeder Fels hat hier seine Sage, jedes Schloss seine Geschichte oder Legende.
Bei dem Städtchen Bingen ist auf einer Insel ein alter Turm zu sehen, der so genannte Mäuseturm, der auch mit einer Sage verbunden ist.
Am Rheinende unterhalb des alten Städtchens Kaub verengt sich der Fluss auf 200 m. Die “Sieben Jungfrauen”, Felsenklippen im Strom (nur bei Niedrigwasser zu sehen), erinnern an sagenhafte spröde Bewohnerinnen der Schönburg. Der Sage nach wurden 7 Jungfrauen wegen ihrer harten Herzen in Felsen verwandelt.
Etwas weiter, an der engen Stelle zwischen Kaub und St. Goarshausen, kann man den sagenhaften Lorelei-Felsen sehen, den Heinrich Heine in klangvollen Strophen besungen hat. Früher war diese Stelle für die Schiffer sehr gefährlich, weil man den Felsen wegen der Biegung des Flusses von weitem nicht gleich sehen konnte. So entstand die Sage von einer schönen Rheinnixe, die mit ihrem Gesang die Schiffer so verzaubert, dass sie nicht mehr auf den Fluss achtgeben, auf die Klippen fahren und ertrinken.
Sobald sich die Rheinschiffe heute dem Lorelei-Felsen nähern, erklingt über ihre Lautsprecher das vertonte Gedicht Heines (“Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...”), und meist singen die Fahrgäste im Chor mit.
Zwischen Rhein und Moselmündung liegt die Stadt Koblenz mit ihrem Wahrzeichen, dem malerischen Deutschen Eck, das neben der ehemaligen Festung Ehrenbreitstein und dem Koblenzer Mittelrhein-Museum Anziehungspunkt für die Touristen ist.
Am rechten Rheinufer ist das Siebengebirge zu sehen. Um dieses Gebirge gibt es auch viele schöne Sagen.
Rheinland-Pfalz ist die wichtigste Weinbauregion Deutschlands. In keinem anderen deutschen Land wird so viel Wein angebaut wie in Rheinland-Pfalz (zwei Drittel der deutschen Weinernte stammen von hier).
Die Landeshauptstadt Mainz ist mehr als 1000 Jahre alt. Mainz ist die Geburtsstadt des Erfinders des Buchdrucks Johann Gutenberg. In dieser Stadt eröffnete er um 1450 seine erste Druckerei. Im Gutenberg-Museum, dem Weltmuseum der Druckkunst, befindet sich die Werkstatt des Erfinders, in der noch heute wie vor 500 Jahren gegossen, gesetzt und gedruckt wird. Sogar der Drucker arbeitet dort im Kostüm der Gutenbergzeit. Frisch gedruckte Bögen sind willkommene Souvenirs. Im Tresorraum, einer Stahlkammer im 2. Stock, wird ein Exemplar der Gutenberg-Bibel verwahrt.
Im Jahre 1477 wurde in Mainz die Universität gegründet.
In Mainz wurde die bekannte deutsche Schriftstellerin Anna Seghers geboren. Seit 1977 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt.
In Mainz hat ihren Sitz Europas größte Fernsehanstalt, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), ebenso wie der Sender SAT1.
Mit Worms, der uralten Stadt am Oberrhein, ist das Nibelungenlied, der berühmteste deutsche Heldenepos des 12. Jahrhunderts, verbunden. In dieser Sage widerspiegelt ein unbekannter Autor in phantastischer Form die Vernichtung des Burgundenreichs (des Nibelungenreichs) durch die Hunnen im 5. Jahrhundert.
Trier, die älteste deutsche Stadt an der Mosel, gab der Welt den Philosophen und Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, den genialen Schöpfer des “Kapitals” Karl Marx.
In Ludwigshafen befindet sich die Firma BASF, das größte Chemiewerk Europas.
Von den Stadtstaaten abgesehen, ist das Saarland das kleinste Land. Es liegt in Südwestdeutschland an der Grenze zu Frankreich und Luxemburg. Seinen Namen hat das Land von dem Fluss Saar, der sich in großen und kleinen Schleifen durch hügeliges Land windet.
Der Name der Stadt Saarlouis erinnert daran, dass hier vor gut 300 Jahren der französische König Ludwig XIV. eine Festung zum Schutz seiner Eroberungen im Westen Deutschlands anlegen ließ.
Das Saarland wurde als politische Einheit 1920 durch den Friedensvertrag von Versailles geschaffen, von Deutschland abgetrennt und der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt. Frankreich erhielt wirtschaftliche Vorrechte und großen politischen Einfluss. 1935 stimmte die saarländische Bevölkerung in einer Volksabstimmung für die Rückkehr zum Deutschen Reich.
Nach dem 2. Weltkrieg macht Frankreich einen neuen Versuch, das Saarland schrittweise zu annektieren. Saarland wurde wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen, obwohl im Potsdamer Abkommen das Saarland als untrennbarer Bestandteil Deutschlands erklärt worden war. Fast ein Jahrzehnt lang war das Saarland Teil der Republik Frankreich. Erst am 1. Januar 1957 wurde das Saarland aufgrund der eindeutigen Willenskundgebung seiner Bürger ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
Die geographische Lage macht das Land zu einem Drehpunkt für den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch mit Frankreich und Luxemburg.
Hauptstadt des Saarlandes ist Saarbrücken, die Stadt der Schwerindustrie.
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Unter den neuen Bundesländern nimmt Sachsen eine Sonderstellung ein: Es ist am dichtesten besiedelt und am stärksten industrialisiert. Der Braunkohlenabbau spielt eine wichtige Rolle, was große Umweltprobleme verursacht.
Leipzig, die alte Messestadt, und die Landeshauptstadt Dresden mit ihren vielen Kunstwerken gelten seit dem Herbst 1989 als die Wiege der Demokratiebewegung in der ehemaligen DDR.
Das Land verfügt mit der Sächsischen Schweiz, dem Erzgebirge, dem Vogtland und dem Elbteil über Landschaften von romantischer Schönheit.
Der größte Berg in Sachsen ist der Fichtelberg mit einer Höhe von 1214 m.
Die bedeutendsten Städte von Sachsen sind Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Görlitz, Plauen und Bautzen (sorbisch Budysin).
Die Hauptstadt von Sachsen ist Dresden. Im Volksmund wird es “Elbflorenz” genannt. Im Jahre 2006 feiert die Elbmetropole ihr 800-jähriges Bestehen.
Dresden ist eine Kulturmetropole Deutschlands. 1945 war “die Perle des Barock” im Inferno der Luftangriffe fast vollständig zerstört, aber nach dem Kriege wieder restauriert.
Bekannt geworden ist die 1206 erstmals urkundlich erwähnte sächsische Landeshauptstadt vor allem als Barockmetropole. Unter August dem Starken erlebte die Stadt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihr goldenes Zeitalter. In seiner Jugend war der sächsische Kurfürst August der Starke in Venedig gewesen. Diese Eindrücke wollte er in seiner Residenz umgesetzt sehen.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts war Dresden, das die Kurfürsten zu ihrer Residenzstadt wählten, eine mächtige Festung. Über der Stadt erhob sich auf einem Wall der Zwinger, ein Schloss mit zahlreichen Bauten für Höflinge. Das ist das berühmteste Bauwerk Dresdens. Sein Name leitet sich von der Lage auf der ehemaligen Stadtbefestigung ab.
Im Garten befand sich eine Orangerie mit Apfelsinenbäumen und anderen exotischen Pflanzen. Da die Zitronen und Apfelsinen im Norden nicht reifen, dienten sie nur für die Dekoration. Sie behielten ihre leuchtende Farbe fast das ganze Jahr lang. Der Zwingergarten war einzigartig in Europa.
Um sich vor Aufständischen und vor Überfällen anderer Feudalherren zu schützen, wohnten die Feudalen in Burgen auf hohen Felsen. Das Schloss war von einem breiten Wassergraben umgeben. Über dem Graben gab es eine Zugbrücke. Für die Nacht wurde sie mit Hilfe der Ketten hochgezogen.
Der Dresdener Zwinger gilt als ein Gipfelwerk des Barock in Europa. Jeder Reisende, der zum ersten Mal in Dresden weilt, besucht das in der Welt einzigartige Bauwerk.
Der Zwinger wurde 1710/32 vom genialen Baumeister Daniel Pöppelmann als Festplatz für den sächsischen Hof erbaut. Häufig musste der Bau des Schlosses wegen immer neuer Kriege unterbrochen werden. Erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts schloss der andere Baumeister, Gottfried Semper, das Zwingergebäude mit dem Galeriegebäude ab. Dieses Galeriegebäude wird oft der Semperbau genannt.
Die Gemäldegalerie Alter Meister ist eine der glänzendsten Bildersammlungen der Welt. Kein Besuch Dresdens ist ohne einen Gang durch die Gemäldegalerie vollständig. Ihr berühmtestes Bild ist Raffaels Sixtinische Madonna.
Im Februar 1945 wurde das ganze Territorium des Zwingers zum traurigen Trümmerfeld. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 bombardierten 1300 amerikanische und englische Flugzeuge ohne jede militärische Notwendigkeit die Stadt an der Elbe. Dresden war keine Festung, in ihm gab es keine besonders wichtigen industriellen oder militärischen Objekte oder irgendwie bedeutende faschistische Truppen.
Die Rote Armee stand nur noch 70 km vor Berlin. Das entsprach nicht Churchills und Trumans Wünschen. Sie wollten den Vormarsch der “Russen” stoppen und der ganzen Welt die Stärke Englands und Amerikas demonstrieren. Sie wollten die schöne Kunststadt nicht unzerstört der Roten Armee überlassen. Die “Russen” sollten eine tote Stadt vorfinden. In der Schreckensnacht wurde das ganze Stadtzentrum vernichtet. Die Stadt brannte 5 Tage lang. Dresden war ein gigantischer Trümmerhaufen und ein Flammenmeer. In einer einzigen Nacht verbrannten in diesem Flammenmeer 35000 Menschen, von 220000 Wohnungen blieben nur 45000 verschont.
Das entsetzliche Sterben der 35000 Kinder und Greise, Männer und Frauen ist mit Worten kaum zu schildern. Erstickt, erschlagen, zerquetscht, zerstückelt und verbrannt — so sind sie umgekommen. Viele Stunden erfüllten hilfloses Stöhnen und grauenerregende Todesschreie die Straßen der qualmenden, brennenden Stadt. Haushohe Flammenbarrikaden versperrten den Rettung suchenden Menschen den Weg. Der greise Dichter Gerhard Hauptmann, der die Zerstörung Dresdens erlebte, schrieb danach die ergreifenden Worte: “Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens”. Wenige Dresdener glaubten, dass aus diesen Trümmern eine neue Stadt entstehen könne.
Fast fünfzig Jahre stand die Ruine der Frauenkirche in einem 15 Meter hohen Trümmerberg als Mahnmal gegen den Krieg. Mit ihrer weit gerühmten, 95 m hohen Steinkuppel war die Frauenkirche einst Deutschlands bedeutendster protestantischer Kirchenbau und das Wahrzeichen Dresdens. Der Wiederaufbau der Frauenkirche, — heiß umstritten-, ist endgültig beschlossen. Seit Mai 1994 wird der größte protestantische Kuppelbau der Kunstgeschichte mit Spendenmitteln wiedererrichtet. Bereits jetzt finden in der Unterkirche Gottesdienste und Konzerte statt. Der originalgetreue Wiederaufbau der Frauenkirche wird 250 Millionen DM kosten und mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen.
An Tausende Trümmerfrauen, die in den ersten Jahren nach Kriegsende unter unsäglichen Mühen Trümmerberge wegräumten, Ziegel putzten, neue Häuser und neue Straßen bauten, erinnert das Denkmal “Trümmerfrau”, eine bronzene Frau vor dem Dresdener Rathaus.
Zahlreiche Touristen aus aller Welt kommen heute wieder nach Dresden, um die weltberühmte Gemäldegalerie zu besuchen. Sie bewundern die schöne Architektur, die herrlichen Parks und Schlösser und moderne Bauwerke.
Neben dem Eingang zur Gemäldegalerie kann man heute in Russisch und Deutsch lesen: “Museum geprüft, keine Minen. Geprüft von Chanutin”. Vor ihrer Flucht wollten die Faschisten alle Gemälde sprengen. Die Sowjetarmee fand sie im feuchten Raum eines Eisenbahntunnels. Die meisten Gemälde waren schwer beschädigt. Man brachte sie zur Restaurierung nach Moskau und nach Kiew. Kunstwissenschaftler, Museumsfachleute, Maler und Restauratoren retteten die Kunstwerke zum zweiten Mal. 1956 kehrten die berühmte “Sixtinische Madonna” und die anderen Meisterwerke in die Dresdener Gemäldegalerie zurück.
Die sächsischen Fürsten waren ausgesprochene Kunstliebhaber und Sammler. Schon August der Starke nutzte die Orangerie des Zwingers zur Ausstellung seiner Gemälde.
Zu den berühmten Sammlungen für künstlerische Zeichnungen, Druckgraphik, Photographie und Plakate gehört auch das Dresdener Kupferstich-Kabinett.
Im Ostflügel des Galeriegebäudes ist das Historische Museum Rüstkammer Dresden untergebracht. Es enthält Ritterrüstungen und kostbare Prunk- und Turnierwaffen vom Mittelalter bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Im Zwinger befindet sich auch die Porzellansammlung, eine der größten Sammlungen chinesischen, japanischen und Meißener Porzellans. Die Leidenschaft August des Starken für das “weiße” Gold war so groß, dass er dem Preußenkönig für vierzehn ostasiatische Vasen mit blauer Unterglasurmalerei 600 sächsische Dragoner überließ.
Auch der Mathematisch-Physikalische Salon, wo die verschiedenartigsten Messgeräte, Fernröhre, Erd- und Himmelsgloben sowie zahlreiche kunstvolle alte Uhren ausgestellt sind, ist im Zwinger zu besichtigen. Sie bekunden das Interesse der sächsischen Kurfürsten an der Erforschung von Himmel und Erde.
Der Staatliche Mathematisch-Physikalische Salon im Dresdener Zwinger ist wie viele andere Dresdener Museen aus der im Jahre 1560 von Kurfürst August von Sachsen gegründeten Kunstkammer hervorgegangen. Die Dresdener Kunstkammer zeichnete sich dadurch aus, dass ihre Bestände deutlich auf Technik und praktische Wissenschaften ausgerichtet waren. Durch zahlreiche Ankäufe und Geschenke befreundeter Fürsten wurden unter Kurfürst August die Sammlung mit Werkzeugen, kunsthandwerklichen, astronomischen und geodätischen Instrumenten, aber auch mit kostbaren Goldschmiede- und Elfenbeinarbeiten Nürnberger, Augsburger und Dresdener Meister erweitert. Obwohl die Sammlungen bereits vorher verschiedentlich als “Salon des Sciences” usw. genannt werden, erhielten sie 1746 die endgültige Bezeichnung Mathematisch-Physikalischer Salon.
Der gegenwärtige Sammlungsbestand umfasst historisch wertvolle wissenschaftliche Instrumente und Uhren vom 16. bis zum 19. Jahrhundert in oft hervorragender kunsthandwerklicher Ausführung, die in drei Ausstellungssälen den Besuchern präsentiert werden.
International sehr bedeutend ist die Uhrensammlung, die im oberen Teil des beim Eintritt durch das Kronentor links sichtbar aufragenden Pavillons untergebracht ist. Sie umfasst Sonnen-, Stern- und Monduhren, Öluhren, Kunst- und Automatenuhren, Seechronometer, Tisch-, Wand-, und Taschenuhren. Die phantasiereichen Formenuhren, vor allem aber die Emailuhren des 17. und 18. Jahrhunderts, aus edlen Materialien gearbeitet, farbenfroh in den unterschiedlichsten Techniken emailliert und mit Perlen sowie Diamanten verziert, sind handwerklich-künstlerische Meisterleistungen der Uhrmacher, Goldschmiede und Emailleure vor allem aus Frankreich und der Schweiz.
Die vergoldeten Tischuhren mit durchsichtigem Bergkristallzylinder für die übereinander angeordneten Geh-, Schlag- und Weckerzwecke besitzen zum Teil silberne Zifferblätter sowie reich verzierte, mit allegorischen Figuren besetzte oder mit Jagdszenen gravierte, durchbrochen gearbeitete Gehäusesockel.
Bei der bekannten Wecker-Automatenuhr “Trommelnder Bär”, um 1620, befindet sich das Zifferblatt der Uhr und die Einstellmöglichkeit für die Weckzeit auf der Brust des Bären. Zur eingestellten Weckzeit schlägt der Bär die Trommel und bewegt die Augen und den Unterkiefer. Der “Trommelnde Bär” ist aufgrund seiner natürlichen Größe und Materialechtheit ein Unikat, der einzig erhaltene derartige Tierautomat aus damaliger Zeit.
Einen ähnlichen hohen Rang besitzt die Sammlung der Erd- und Himmelsgloben, die sich im Untergeschoss befindet. Die Globensammlung in Dresden gehört zu den erstrangigen dieser Art in Europa. Es werden ca. 70 Globen aus sechs Jahrhunderten im so genannten Grottensaal des Museums gezeigt. Eine besondere Rarität stellt ein islamischer Himmelsglobus aus dem 13. Jahrhundert dar. Er wurde 1562 von Kurfürst August I. für die Kunstkammer erworben. Zu den interessanten Exponaten der Sammlung gehören auch ein Reliefglobus, um 1835, und ein Marsglobus, Ende des 19. Jahrhunderts.
Im unteren Teil der Schausammlungen befinden sich geodätische Instrumente, optische und astronomische Instrumente, Instrumente aus dem Bereich “Maß und Gewicht”, meteorologische Instrumente, Rechen- und Zeicheninstrumente. Bekanntlich benutzten die Menschen nicht immer das metrische Messsystem. Grundlage der Längenmessung waren die natürlichen Körpermäße hochgestellter Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Fußlänge, Hand- und Fingerbreite, Elle oder auch die Strecke zwischen den ausgestreckten Armen (Klafter). Der Ausspruch “Jedes deutsche Ländchen hat sein eigenes Quäntchen, eigene Maße hat fast jede deutsche Stadt” charakterisiert die Situation in Deutschland zu Ende des 18. Jahrhunderts. Der zunehmende nationale und internationale Handel zwang die feudalabsolutistischen Fürsten zu einheitlichen Maßen und Gewichten und deren gesetzliche Fixierung. Analog zu anderen Gebieten gab es auch in der Meteorologie eine Vielzahl von Temperatureinheiten, z. B. nach Newton, Hoffmann, Reamur, Fahrenheit, Celsius, deren Skalen auf historischen Thermometern zu finden sind.
Museale Sammlung von Weltruf birgt auch das Albertinum an der Brühlschen Terrasse. Den “Balkon Europas” nannte Goethe diese Terrasse. Im Albertinum befindet sich außer der Skulpturensammlung und der Galerie der Neuen Meister auch die ehemalige Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten und Könige — das Grüne Gewölbe. Es ist die reichste Kleinodiensammlung Europas und eine der größten Pretiosensammlungen der Welt. Über 3000 Kunstwerke aus Gold, Silber und Bronze, Bergkristall und Edelstein, Elfenbein, Bernstein, Straußeneiern, Nautilusschalen und Kokosnüssen, die in der Welt einmalig sind, sind in ihr enthalten. Es war das sicherste Residenzschloss, das Feuer nicht erreichen konnte. Seine Außenwände waren über zwei Meter stark, die Fenster durch schwere Gitter und eiserne Läden gesichert, die Decken waren gewölbt. Der grün gestrichene und gewölbte Raum gab den Namen dem ganzen Schatzkammermuseum. Alle Kunstwerke verdoppeln sich optisch in den Spiegeln und erscheinen vervielfacht in den gegenüberliegenden Wand- und Pfeilerspiegeln. Der Ruhm dieser Spiegelkabinette verbreitete sich rasch über ganz Europa. Ein damals bekannter Reiseschriftsteller schrieb darüber, dies sei der schönste Punkt der Erde. Den Grundstein für das Schatzkammermuseum im Grünen Gewölbe legte Kurfürst August, der in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Dresdener Kunstkammer begründete. Unter dem Dach seines Schlosses begann er, verschiedene seltene, kostbare oder wunderliche Gegenstände aus der Welt der Natur, Technik und Wissenschaften zu sammeln. Viele wertvolle Kunstwerke kamen als Geschenke fremder Fürsten an den sächsischen Hof. Der “Dresdener grüne Diamant” mit 41 Karat ist der größte grüne Diamant in der Welt. Friedrich August II. kaufte ihn auf der Leipziger Ostermesse 1742 für den damals ungeheuren Preis von 200000 Talern. Noch größer ist aber der 48-karätige “Sächsische Weiße”. Beide Diamanten gehören zum “Sächsischen Kronschatz” im Grünen Gewölbe.
Die historischen Räume des Grünen Gewölbes sind heute leider noch nicht zu besichtigen. Sie werden restauriert. Gegenwärtig wird im Albertinum gut die Hälfte des Museumsbestandes gezeigt. Um das Jahr 2000 können die gesamten Schätze am ursprünglichen Ort im Schloss in aller Pracht bewundert werden.
Einmalig sind auch die Sammlungen der Deutschen Fotothek in der Marienallee.
Unumstritten größter Magnet für die vielen tausend in- und ausländischen Gäste Dresdens ist das Deutsche Hygiene-Museum im Zentrum der Stadt. Es ist weit über die Grenzen Deutschlands bekannt.
Die Idee, in Dresden ein Hygiene-Museum zu gründen, geht auf den Dresdener Unternehmer und ODOL-Fabrikanten Karl August Lingner zurück, der 1892 mit dem antiseptisch wirkenden Mundwasser ODOL die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse eines Roberts Koch oder Louis Pasteur erfolgreich in ein praktisches Produktangebot umgesetzt hat. 1897 entstand auf Initiative Lingners eine Zentralstelle für Zahnhygiene, die 1907 durch eine Schulzahnklinik erweitert wurde. Lingners Hauptaugenmerk aber galt der massenwirksamen Propagierung der allgemeinen und persönlichen Hygiene. Nach seinen Plänen fand 1911 in Dresden die l. Internationale Hygiene-Ausstellung statt. Sie zählte mehr als 5 Millionen Besucher und hatte sensationellen Erfolg. 1930 öffnete mit der 2. Internationalen Hygiene-Ausstellung das Deutsche Hygiene-Museum. Das Symbol des Deutschen Hygiene-Museums ist das “Hygiene-Auge”.
Exponate dieses Museum sind die gläserne Frau, die gläserne Kuh und das gläserne Pferd. Sie haben eine durchsichtige Haut aus Plastik. Die inneren Organe haben verschiedene Farben und werden durch kleine Glühlämpchen beleuchtet. So kann man genau sehen, wo sie sich befinden, wie sie aussehen und wie sie funktionieren. In rund 30 Sprachen erzählen die gläsernen Menschen und Tiere ausführlich von ihrem Innenleben.
Die gläsernen Modelle werden in viele Länder exportiert. Über sie gibt es auch manche komische und lustige Geschichte. Die gläserne Kuh Heidi stellte man einmal in Delhi aus. Bekanntlich sind Kühe in Indien heilig. Wie staunten die Mitarbeiter der Ausstellung, als eines Morgens ein mitleidiger Inder Heidi Heu zum Fressen gebracht hatte.
Das ist das einzige Museum, wo es nicht verboten ist, Exponate anzufassen. Im Gegenteil ruft man hier dazu auf. Im Museum können die Kinder auch Geburtstag mit ihren Freunden feiern. Auch Geburtstagskinder mit einer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung sind herzlich willkommen.
Von großer Anziehungskraft ist auch das Dresdener Verkehrsmuseum im über 400jährigen Johanneum. Wie nur wenige Museen vereint es Fahrzeuge aller Verkehrszweige unter einem Dach.
Fast ebenso weltberühmt ist Dresdens reiche Musiktradition. Heinrich Schütz, der Schöpfer der ersten deutschen Opfer “Daphnie”, begründete den Ruhm Dresdens als Musikstadt. Große Musiker wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann wirkten hier. Viele Opern von Richard Strauß wurden in der Elbmetropole uraufgeführt.
Dresden ist heute nicht nur eine berühmte Kunststadt. Als Stadt der Wissenschaft besitzt es eine der größten polytechnischen Bildungsstätten Europas, die Technische Universität. Sie unterhält Kontakte mit den großen technischen Forschungszentren der Welt. Neben der Technischen Universität und der Medizinischen Akademie bestimmen 6 weitere Hochschulen und 5 Fach- und Ingenieurschulen das wissenschaftliche Leben der Stadt.
Als ehemalige Residenzstadt ist Dresden von einem Kranz von Jagd- und Luftschlossern umgeben. 12 km südöstlich von Dresden liegen das Schloss und der Park Pillnitz. Das Schloss Pillnitz besteht aus dem Wasserpalast und dem Bergpalast. Diese Paläste errichtete ebenfalls der Erbauer des Dresdener Zwinger M. D. Pöppelmann. Nach 1945 befand sich in den beiden Palästen von Pillnitz ein Teil der Dresdener Gemäldegalerie. Heute befindet sich im Wasserpalast des Museum für Kunsthandwerk und im Bergpalast gibt es drei ständige Kunstausstellungen. Im Schlosspark Pillnitz befinden sich alte, stattliche und seltene Bäume sowie wertvolle Orangeriepflanzen. Eine junge Erwerbung ist hier ein Exemplar des Urwelt-Mammutbaumes, der erst 1941 als Fossil, wenige Jahre später aber in China noch lebend, entdeckt wurde.
Eine andere Seltenheit findet der aufmerksame Besucher in der Nähe der Orangerie: Die berühmte Kamelie (Camelia japonica) aus Ostasien. Nach Pillnitz kam diese Pflanze schon 1770. Sie ist heute die älteste japanische Kamelie auf dem europäischen Kontinent. Noch heute erfreut die 9 m hohe und 8 m breite Kamelie die Besucher mit zahlreichen roten, 5 cm großen Blüten.
15 km nordwestlich der damaligen Residenzstadt Dresden ließ der Herzog und spätere Kurfürst Moritz von Sachsen zwischen 1542 und 1546 ein prächtiges Jagdschloss errichten. Nach ihm erhielt es den Namen. Das Schloss liegt auf einem Felsen inmitten schöner Mischwälder und zahlreicher Teiche. Damals war diese Gegend noch unwegsam, es lebten viele Hirsche, Rehe, Bären, Luchse, Hasen, Fasane, Schwäne, Kraniche und Wildenten in den dichten Wäldern und auf den Gewässern. Aber den Mächtigen reichte es zu ihrem Jagdvergnügen immer noch nicht. Sie ließen sogar Aerochsen züchten, die sich so stark vermehrten, dass für die Bauern der Gegend zur Plage wurden. Sie zertrampelten und verwüsteten die Felder. Es war ein beliebtes Jagdrevier sächsischer Kurfürsten und Könige. Schon das erste Jagdhaus wurde mit ca. 30 Geweihen geschmückt. Hier wurden üppige Feste gefeiert.
Hätten die Herren von Moritzburg keine Lust zum Jagen, feierten sie Feste auf dem Großteich. Sie verkleideten sich als Fischer und Kaufleute, setzten sich in bunt geschmückte Gondeln, Ruderboote und Segelschiffe und veranstalten sogar Seeschlachten.
Die protestantische Schlosskapelle wurde unter Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen zwischen 1661 und 1672 angebaut. Kurfürst Friedrich August I von Sachsen — bekannt als August der Starke — war zum katholischen Glauben übergetreten, als er 1697 König von Polen wurde. 1699 fand der erste katholische Gottesdienst in der Moritzburger Kapelle statt. Bis zum Jahre 1700 wurde die Geweihsammlung auf ca. 200 Stück erweitert.
Die Gemäldesammlung umfasste hauptsächlich Jagdbilder, Tierdarstellungen, Stilleben, einige religiöse Bilder. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts schmiedete August der Starke Pläne zum Aufbau des Jagdhauses, da es nicht mehr groß genug war, um seine zahlreichen Gäste zu beherbergen. Der Umbau erfolgte von 1723 bis etwa 1736 unter Leitung von M. D. Pöppelmann. Auch französische Architekten waren beteiligt.
Heute befindet sich im Jagdschloss das Museum für Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts. Es gibt hier eine reiche Sammlung von monumentalen Wandgemälden, eine kostbare Geweihsammlung. Bemalte und vergoldete Ledertapeten, wertvolles ostasiatisches und Meißner Porzellan schmücken den Bau. Das Schloss Moritzburg zählt zu den Meisterwerken der deutschen Barockkunst.
Auch die Sächsische Schweiz, die wildromantische Felsenwelt des Elbsteingebirges, zählen die Dresdner zu ihrer Umgebung und nennen sie “die Schweiz vor der Haustür”.
Leipzig ist nach Dresden die bedeutendste sächsische Stadt.
“Mein Leipzig lob ich mir!” hat Goethe gesagt, als er 1765 als junger Student von Frankfurt nach Leipzig kam. Er bezeichnete die Stadt, in der er von 1765 bis 1766 studierte, als “Klein Paris”. Und er war nicht der einzige, der ein Loblied auf die Stadt an der Pleiße gesungen hat.
Diese Stadt kann man mit Recht Tor nach Osteuropa nennen. In Leipzig finden jedes Jahr im Frühling und im Herbst internationale Messen statt. “Klein Paris” war auch einer der Brennpunkte des Widerstandes gegen das SED-Regime; 1989 demonstrierten die Leipziger jeden Montag mit dem Ruf: “Wir sind das Volk!”.
Als Siedlung ist Leipzig sehr alt. Erstmals wird Leipzig 1015 als slawische Burg Libzi (Lindenort) erwähnt. An bedeutenden Handelswegen gelegen, entwickelte sich die Stadt schnell zu einem wichtigen Handelsplatz. Die günstige Verkehrslage und rege Handelstätigkeit begünstigten die Entwicklung von Messen.
Leipziger Messen sind seit dem 12. Jahrhundert in der ganzen Welt bekannt. Sie finden immer im März und im September statt. Erstmals fanden sie im Jahre 1165 statt. Die Fürsten unterstützten die Messe, denn sie war für sie eine reiche Geldquelle.
Ursprünglich wurden die Waren auf der Messe ausgestellt und verkauft. Die Entwicklung der Maschinen führte im 19. Jahrhundert zu einer gewaltigen Steigerung der Produktion, und der Austausch von Waren wurde durch den Bau der Eisenbahn wesentlich erleichtert. Zur Messe kamen doppelt so viel Güter als früher. Sie war nicht in der Lage alle Waren aufzunehmen. Das führte zu einer Veränderung im Messewesen. Schon Ende des 18. Jahrhunderts war ein englischer Textilkaufmann zur Messe gekommen, ohne seine Waren mitzubringen. Er hatte bloss einige Muster dabei, nach denen die Einkäufer ihre Bestellungen aufgeben konnten. Die Leipziger Messe verwandelte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts aus einer Warenmesse in eine Mustermesse. 1894 erhielt sie als erste Messe der Welt die offizielle Bezeichnung “Mustermesse”.
Am 12. April 1996 hat die Leipziger Messe ein neues Gelände bekommen. Mittelpunkt des neuen Geländes ist die zentrale Eingangshalle, eine in Europa einzigartige Konstruktion aus Stahl und Glas. Vom Eingang des neuen Messegeländes grüßt weithin sichtbar der 85 Meter hohe Messeturm, das neue Leipziger Wahrzeichen. In seinem oberen Teil strahlt das berühmte, doppelte “M”, das Emblem der Leipziger Messe. Das Zeichen hat jetzt eine neue Bedeutung: “Messe und mehr”. Alle Gebäude sind eingebettet in eine parkähnliche Landschaft. Im Inneren gibt es Wasserspiele, Sträucher, ja sogar Bäume — insgesamt sind auf dem Gelände 5700 Bäume gepflanzt worden — angelegt. Der Park in der Mulde ist zudem abwechslungsreich gestaltet. Der Besucher findet hier Wasserbecken, Teiche, Alleen, Brücken, Stege und Weingärten.
Das fast 100 Hektar große Gelände liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens Leipzig-Halle und hat eine direkte Zufahrt zur Autobahn A14 Halle-Dresden. Mit Straßenbahn und Zug hat man gute Verbindungen ins acht Kilometer entfernte Stadtzentrum. Im Kongress-Center-Leipzig (CCL), in dem 2600 Personen Platz finden, werden Tagungen und Kongresse durchgeführt. Die Messe selbst ist umgeben von einer parkähnlichen Landschaft, die einlädt zu Spaziergängen und Erholung und Entspannung verspricht.
Leipzig ist zum Symbol für den Aufbau der neuen Bundesländer geworden. Nirgendwo in den neuen Bundesländern wird so viel gebaut wie in der Messestadt. Leipzigs günstige Lage und die Anbindung an alle Verkehrsnetze ziehen Investoren an.
Der Markt ist auch heute noch die Mitte der Stadt. Am Markt standen alte Kaufmannshäuser, die zum größten Teil den Bomben zum Opfer gefallen sind. Dennoch: Das Alte Rathaus steht noch und beherrscht die gesamte Ostseite des Marktes.
Das Alte Rathaus wurde 1556 von Hieronymus Lotter erbaut und ist eines der ältesten deutschen Rennaissance-Rathäuser. Von hier aus regierten die Bürgermeister bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ihre Stadt. Von 1906 bis 1909 grundlegend erneuert, beherbergt es seit 1909 das Stadtgeschichtliche Museum, heute eines der größten und bestandreichsten kulturhistorischen Museen Deutschlands.
Auf dem Naschmarkt, hinter dem Alten Rathaus, befindet sich ein barockes Kleinod: Die Alte Handelsbörse aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ehemals diente sie den Leipziger Kaufleuten als Versammlungsstätte und Stätte der Börsengeschäfte. Heute finden im rekonstruierten Saal, der 180 Personen Platz bietet, Konzerte oder literarische Veranstaltungen statt.
An der Nordseite des Marktes erhebt sich die Alte Waage. Wie der Name sagt, diente sie einst dem Wiegen der Waren, die die Kaufleute nach Leipzig brachten. Im zweiten Weltkrieg fiel sie den Bomben zum Opfer. Nach dem Wiederaufbau hatte das Reisebüro der DDR darin eine Filiale eingerichtet. Heute befindet sich in der Alten Waage ein Geschäft für Naturprodukte.
Aber Leipzigs Bedeutung liegt nicht allein in seinen Messen begründet. Leipzig ist seit dem 17. Jahrhundert ein kulturelles Zentrum Sachsens. Hier lebte und wirkte 28 Jahre lang als Kantor der Thomaskirche der weltbekannte Komponist Johann Sebastian Bach. In Leipzig schrieb er zwei Drittel seiner Werke. Sie werden auch heute vom weltberühmten Thomanerchor gesungen. Rund 90 Jungen im Alter von 9 bis 18 Jahren bilden den Chor.
Vor der Thomaskirche befindet sich seit 1908 das von Carl Seffner geschaffene Bach-Denkmal. 1950 wurden die Gebeine (die sterblichen Reste) Johann Sebastian Bachs aus der kriegzerstörten Johanniskirche in die Thomaskirche überführt, 200 Jahre nach seinem Tod. Die Aufführung seiner Werke durch den Thomanerchor und Mitglieder des Gewandhausorchesters ist die schönste Ehrung, die der große Musiker in Leipzig erfahren kann.
Weltbekannt ist Leipzig auch als Stadt der Wissenschaft und Kultur. Die Leipziger Universität, die die Leipziger “Weisheitszahn” nennen, wurde 1409 als eine der ersten in Deutschland (nach Erfurt 1379, Heidelberg 1386 und Köln 1388) gegründet. Hier wurden nach antiken Vorbildern die “sieben freien Künste” gelehrt: Grammatik, Rhetorik, Dialektik als die drei Sprachkünste und Arithmetik, Geometrie, Astronomie als die mathematischen Künste. Jeder Magister musste in der Lage sein, alle sieben Künste zu lehren. Gelehrt und disputiert wurde nur in lateinischer Sprache. Die ersten Vorlesungen in deutscher Sprache fanden an der Universität erst 1687 statt. Im 18. Jahrhundert öffnete Gottsched erstmals in der Universitätsgeschichte auch für Frauen die Hörsäle. Offiziell wurden Frauen 1906 zum Studium zugelassen.
1973 wurde an Stelle des im 2. Weltkrieg total ausgebombten Universitätsgebäudes ein neuer 34-geschossiger Komplex erbaut. Mit einer Höhe von 142,5 Metern überragt das Universitätshochhaus, das im Grundriss einem aufgeschlagenen Buch gleicht, das Völkerschlachtdenkmal und andere Riesen der Stadt beträchtlich.
Die berühmtesten Studenten der Leipziger Universität waren Ulrich von Hutten, Thomas Müntzer, die Dichter Goethe, Lessing, Novalis, die Komponisten Richard Wagner, Robert Schumann, der Russe Alexander Radistschew. Berühmte Leipziger Wissenschaftler wurden für ihre Leistungen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet und genießen Weltruf. Heute hat die Universität Leipzig 14 Fakultäten.
Nahe der Universität steht das Leibniz-Denkmal. 1646 in Leipzig geboren, studierte der große Mathematiker unter anderem auch hier.
Die Stadt ist auch als Ausbildungszentrum von ausländischen Studenten bekannt. Seit mehr als 30 Jahren bereiten sich die ausländischen Studenten zunächst ein Jahr im Herder-Institut auf ihr Studium in Deutschland vor.
Außer der Universität gibt es in Leipzig noch 5 Hochschulen.
Leipzig hat seit Jahrhunderten einen Ruf als bedeutende Musikstadt. Das Gewandhausorchester ist, wie der Thomanerchor, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Seit 1981 spielt das weltberühmte Orchester im Neuen Gewandhaus neben der Universität. Ein schönes großes Mendelssohn-Denkmal steht vor dem alten Gewandhaus. Mendelssohn gründete 1843 das erste deutsche Konservatorium in Leipzig, die heutige Hochschule für Musik und Theater. 1936 zerstörten die Faschisten dieses Denkmal, weil der große Komponist Jude war. Seine Musik durfte von 1934 bis 1945 im Gewandhaus nicht gespielt werden.
Auch als Stadt des Buchdrucks, des Buchhandels und hervorragender Buchsammlungen genießt Leipzig Ansehen, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Zahlreiche weltbekannte Verlage mit großer Tradition befinden sich hier: Brockhaus F. A. GmbH, Bibliographisches Institut GmbH und viele andere. Durch sie ist Leipzig die Stadt der Nachschlagewerke, der Reiseliteratur, der Weltliteratur, der Kunstbücher und der preiswerten Fachbücher geworden. Die Leipziger Druckereien waren bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt und druckten Bücher und Periodika in vielen Sprachen. 1660 wurde in Leipzig die erste Tageszeitung der Welt gedruckt. 1900 erschien in Leipzig bei Hermann Rauh in der Russenstraße die erste Nummer der Leninschen “Iskra”.
In Leipzig befindet sich die Deutsche Bücherei, die seit 1913 alle auf der gesamten Welt erscheinenden Publikationen in deutscher Sprache sammelt. Die Deutsche Bücherei ist eine wissenschaftliche Bücherei. Hier arbeiten vor allem Wissenschaftler und Studenten. Die mit Leihschein zu bestellenden Bände werden mit Rücksicht auf den Archivcharakter nur zur Benutzung in den Lesesälen ausgegeben.
Am 3. Oktober 1990, zur deutschen Wiedervereinigung, schlossen sich die Deutsche Bücherei Leipzig und die Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main zusammen. Seit 1953 sammelt die Deutsche Bücherei auch die deutschen Sprechplatten. In der Deutschen Bücherei befindet sich auch das Deutsche Buch- und Schriftmuseum, das älteste Buchmuseum der Welt.
Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt ist das gigantische Völkerschlachtdenkmal. Das Völkerschlachtdenkmal ist ein Riese unter den europäischen Denkmalsbauten. Der 91 Meter hohe und 300000 Tonnen schwere Steinkoloss erinnert an den Sieg der preußischen, österreichischen und russischen Soldaten über Napoleon I. in der Völkerschlacht bei Leipzig am 19. Oktober 1813. Mit der Völkerschlacht bei Leipzig endete 1813 das Zeitalter Napoleons.
Der Sieg in der Völkerschlacht war in erster Linie das Verdienst der Volksmassen. Während die Volksmassen zum Kampf gegen die verhasste napoleonische Fremdherrschaft bereit waren und nur auf den Ruf zu den Waffen zu greifen warteten, unterstützten der preußische König und der Feudaladel Napoleon. Nach der schweren Niederlage Napoleons in Russland im Jahre 1812 wuchs die antifranzösische Stimmung der deutschen Soldaten und Offiziere von Tag zu Tag. Führende Generäle wie Yorck handelten auf eigene Faust. Ohne auf einen Befehl des Königs zu warten, schloss der General von Yorck einen Vertrag mit dem russischen General Diebitsch ab und trat mit seinen Truppen als Verbündeter der Russen gegen die Armee Napoleons auf.
Yorcks Tat gab den Patrioten in anderen deutschen Territorien das Signal zum Aufstand gegen die Fremdherrschaft. Begeistert begrüßten die Menschen in Stadt und Land die russischen Truppen als Befreier. Deutsche Freiwillige schlossen sich den russischen Truppen an. Die Furcht vor einer Volksbewaffnung zwang den lange zögernden Preußenkönig Wilhelm III. am 28. Februar 1813 einen Bündnisvertrag mit Russland zu unterzeichnen. Weitere deutsche Staaten stoßen zu den Verbündeten. Nur der sächsische König, der von Napoleon auf den sächsischen Königsthron gehoben worden war, stellte diese Rangerhöhung über die nationalen Interessen. Er hielt seine Soldaten bis zum 18. Oktober von der Teilnahme am Kampf gegen den Eroberer ab.
Soldaten aus allen europäischen Staaten beteiligten sich an jener historischen Schlacht bei Leipzig, die vier Tage tobte. Am 19. Oktober war die Stadt in den Händen der Verbündeten. Damit war die Völkerschlacht bei Leipzig beendet.
Als Symbol des Sieges über die napoleonische Fremdherrschaft und zur Erinnerung an die Toten der Völkerschlacht wurde 1913 in Leipzig das imposante Völkerschlachtdenkmal, das aus Volksspenden finanziert wurde, eingeweiht. Ein volles Jahrhundert verging, bis für die gefallenen Helden endlich ein Ehrenmal errichtet wurde. Dieses ist einer Volksinitiative zu verdanken. 15 Jahre dauerte der Bau des Denkmals. Der imperialistische deutsche Staat gab keinen Pfennig — er gab die Mittel lieber zur Vorbereitung des ersten Weltkriegs aus.
Schon am Fuße des Baues erhält der Besucher Aufschluss über Ereignisse, deren hier gedacht werden soll. Zwischen den beiden seitlichen Stützmauern erhebt sich ein 19 Meter hohes Reliefbild mit einer Schlachtszene. Der Erzengel Michael mit dem Flammenschwert steht auf einem Streitwagen, inmitten des Schlachtfeldes als Sinnbild der Volkserhebung, ihm zur Seite die Furien mit der Fackel des Krieges. Majestätischen Flügelschlags erheben sich zwei riesige, 7 Meter spannende Adler vom Schlachtfeld, Freiheit und neues Leben verheißend.
Die beiden Barbarossaköpfe, die die Treppen am Relief flankieren, erinnern an die alte Sage und bringen die Hoffnung des Volkes zum Ausdruck, dass mit dem Sieg in der großen Schlacht auch ein besseres Zeitalter für das deutsche Volk beginnen möge.
Ein Grabmal für die gefallenen Freiheitskämpfer von 1813 wird durch die Krypta im unteren Teil des Bauwerkes symbolisiert. 16 Krieger halten gesenkten Kopfes Wache für die toten Kameraden. Acht 5,5 Meter hohe Totenmasken mit brechenden Augen stellen das Sterben der Gefallenen dar.
In der Ruhmeshalle, dem Hauptraum des Denkmals, der sich rund 7 Meter über der Krypta wölbt und sich etwa 30 Meter über der Straßenhöhe befindet, versinnbildlichen vier phantastische Kolossalfiguren wichtige Charaktereigenschaften des für seine Freiheit kämpfenden Volkes: Tapferkeit, Volkskraft, Opferbereitschaft und Glaubensstärke. Jede Figur misst 9,5 Meter und wiegt etwa 400 Tonnen. Die zahlreichen kleineren Figurengruppen an den 13 Meter breiten Rundbogenfenstern stellen die trauernden Hinterbliebenen der Gefallenen dar und sind in ihrem beredten Schmerz Hinweis auf das Leid jeden Krieges. Den oberen Teil des Denkmalinnenraumes bildet die Kuppelhalle. 324 plastische Reiterfiguren stellen die Heimkehr der Sieger dar.
Von der Krypta aus führen 364 Wendeltreppenstufen zur Aussichtsplattform im Kuppelbau, die rund 200 Personen Platz bietet. (Zusammen mit den Freitreppen muss der Besucher von der Straße aus 500 Stufen bis zur Plattform des Denkmals ersteigen.). Von hier aus hat man einen Ausblick auf die ganze Stadt und ihre Umgebung. Beim sonnigen heiteren Wetter sind am Horizont sogar der Harz und das Erzgebirge zu erkennen.
Vor dem Denkmal ist das sich weit erstreckende Wasserbecken angelegt. Mit einer Seitenlänge von etwas 162 Metern und einer Breite von 79 Metern ist es so konstruiert, dass man bei ruhigem Wetter das ganze Völkerschlachtdenkmal noch einmal darin erblickt.
Jedes Jahr im Oktober wird die Geschichte wieder lebendig, wenn hier beim internationalen Biwak Traditionsgruppen in historischen Uniformen aus ganz Europa zusammenkommen.
Berühmt ist auch der Chor des Völkerschlachtdenkmals. Chorkonzerte in der riesigen Kuppelhalle sind auf Grund der einzigartigen Akustik (der Ton hallt bis zu 20 Sekunden nach) ein besonderes Erlebnis.
Im Grassimuseum, am Johannisplatz befinden sich das Musikintrumenten-Museum, das Museum für Kunsthandwerk sowie das Museum für Völkerkunde, das ca. 190000 Objekte und ca. 100000 Fotos, Negative, Dias, Tondokumente und andere Archivalien zählt. Die Sammlungen dokumentieren mehr oder weniger umfassend die materielle Kultur der Völker aller Kontinente. Zu den wertvollsten Exponaten gehören z. B. turkmenische Teppiche und Silberschmuck, zahlreiche Gesichtsmasken der Makonde, Federschmuck der Indianer u. a. Besonderer Anziehungspunkt ist eine originale mongolische Jurte. Die Jurte lässt sich einschließlich ihrer Möbel in handliche Teile zerlegen und problemlos mit dem gesamten Inventar einer mehrköpfigen Familie auf 3-4 Kamele laden.
Besondere Erwähnung verdient das Restaurant “Auerbachs Keller”, die historische Gaststätte im Zentrum der Messestadt Leipzig, wo sich Goethe gern aufhielt. Es ist wohl die bekannteste Gaststätte im deutschsprachigen Raum und eine der bekanntesten Gaststätten der Welt. Bereits im Jahre 1525 eröffnete hier der Medizinprofessor Heinrich Stromer aus Auerbach in der Pfalz einen viel besuchten Weinausschank. Zwei Figurengruppen begrüßen den Besucher am Eingang zum Restaurant: auf der linken Seite Faust und Mephisto, rechts die betrunkenen Studenten. Diese Figuren berichten von dem in die Weltliteratur eingegangenen Zechgelage. Die Szene “Auerbachs Keller in Leipzig” in Goethes Faustdichtung machte das Lokal in aller Welt bekannt.
“Auerbachs Keller” ist einer der beliebtesten Orte in Leipzig, um Hochzeit zu feiern.
Im ehemaligen Reichsgericht fand 1933 der Reichstagsbrandprozess der nazistischen Justiz gegen Georgi Dimitroff statt. Die Faschisten wollten dem bulgarischen Arbeiterführer die Brandstiftung am deutschen Reichstagsgebäude zuschreiben. Der mutige Kommunist deckte die Provokation der Nazis auf und entlarvte die wirklichen Brandstifter. Dimitroff und andere Angeklagte mussten freigesprochen werden.
Von 1952 bis 1998 war im Erdgeschoß des ehemaligen Reichsgerichts das Museum der bildenden Künste untergebracht. Heute dient das Gebäude wieder seinem ursprünglichen Zwecke: Es ist Sitz des Bundesverwaltungsgerichtes, das zurück nach Leipzig kam.
Noch ein Wunder der Messestadt kennt man in der ganzen Welt — den Leipziger Hauptbahnhof, der mit seinen 26 Gleisen einer der größten und modernsten Bahnhöfe Europas ist. Die Lautsprecher kommen nicht zur Ruhe. Es vergehen kaum ein paar Minuten, in denen nicht die Ankunft oder Abfahrt eines Zuges bekanntgegeben wird.
Oft wird man in Leipzig nach dem Weg zum Zoo gefragt. Der Leipziger Zoo wurde im Jahre 1878 eröffnet und gehört damit zu den ältesten der Welt. Er liegt unmittelbar am Zentrum der Stadt und umfasst ein Gelände von 22,5 ha. Mit seinen knapp 1000 unterschiedlichen Tierarten gehört der Leipziger Zoo zu den artenreichsten Zoos der Welt. Der Zoologische Garten Leipzig ist international bekannt, vor allem wegen seiner Löwen- und Tigerzucht.
Dem Löwen begegnen wir in Leipzig auch als Wappentier.
Unmittelbar vor den Toren der Stadt, nur wenige Kilometer vom Großstadttrubel entfernt, präsentiert sich zu jeder Jahreszeit der Wildpark Leipzig seinen Besuchern auf einem 42 Hektar großen Areal mit weiträumigen, naturnahen Gehegen. Im Wildpark leben 36 Tierarten mit etwa 250 Tieren. Darunter Rot-, Dam- und Muffelwild gemeinsam in einem Großgehege. Auch Reche, Wildschweine und Fischotter vermitteln ein eindrucksvolles Bild der einheimischen Tierwelt. Volieren und Vogelhütten beherbergen Tag- und Nachtgreifvögel wie Milan, Bussard, Habicht, Falke, Schleier-, Schnee- und Waldohreule, Waldkauz und Uhu.
Eine Sehenswürdigkeit ist das Zentralstadion. Mit 100000 Plätzen ist das Fomm, das 1956 eingeweiht wurde, das größte Stadion Deutschlands. In unmittelbarer Nähe des Leipziger Stadions befindet sich das Sportmuseum Leipzig. Es wurde 1977 gegründet. Es beherbergt eine der größten sporthistorischen Sammlungen in Deutschland und genießt damit auch internationale Weltschätzung. In seinem Fundus befinden sich Turn- und Sportgeräte, Sportkleidung, historische Fahnen, Plakate, Medaillen, Urkunden, Fotos, Dokumente, Postkarten, Plaketten, Abzeichen u. v. a. m. Zum Museumsbestand gehört ebenfalls die rund 3500 Bande umfassende Fachbibliothek, die bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückreicht.
Leipzig ist heute mehr als ein “Klein-Paris”.
Im Herbst 1989 begannen in Leipzig die sog. Montagsdemonstrationen, die maßgeblich zum politischen Umsturz in der DDR beitrugen. 100000 Menschen demonstrierten mit dem Ruf ‘Wir sind das Volk!’ für demokratische Reformen.
Die Porzelanmanufaktur aus Meißen existiert seit 1710 und ist in der ganzen Welt bekannt. Weltweit bekannt sind auch handgefertigte Schnitzereien aus dem Erzgebirge.
In Chemnitz mit Technischer Hochschule und Forschungsinstituten sind Maschinenbau und Mikroelektronik gut entwickelt.
Zwickau ist Automobilstadt, doch statt des unvergessenen Kleinwagens “Trabant” (“Trabi”) wird hier der Volkswagen “Polo” hergestellt.
Im Osten Sachsens (im Gebiet der Lausitz, mit dem Zentrum Bautzen) leben Sorben, ein Volk slawischer Herkunft, die die größte ethnische Minderheit des Landes bilden. Ein Teil der Sorben lebt auch im Land Brandenburg. Ihre nationale und kulturelle Identität bewahren sie über Jahrhunderte. Sie leben überwiegend in den Dörfern und arbeiten in der Landwirtschaft.
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Sachsen-Anhalt ist das größte der ehemals auf DDR-Gebiet liegenden deutschen Länder. Mit einer Fläche von 24 670 km ist es größer als Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen.
Sachsen-Anhalt ist das einzige der fünf neuen Bundesländer, das keine längere Geschichte hat. Es entstand in der Folge des Zweiten Weltkrieges.
Es war das Zentrum der chemischen Industrie der ehemaligen DDR und hat heute mit großen Umweltproblemen besonders im Raum Halle, Merseburg und Bitterfeld zu kämpfen.
Sachsen-Anhalt liegt im Herzen Deutschlands und ist geprägt von verschiedenen reizvollen Landschaften, die Tausende Touristen anziehen.
Das beliebteste Reise- und Wanderziel ist der Harz, sein höchster Berg ist der Brocken mit 1142 Metern Höhe, ein geheimnisvoller, mystischer Ort, ein Schauplatz für Märchen und Sagen. Es heißt, im Harz treiben sich Hexen herum. Einmal im Jahr sollen sie sich hier oben in den Bergen treffen und die Valpurgisnacht feiern. Das ist die Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni. Bei Thale befindet sich sogar ein Hexentanzplatz. Dort hinauf kann man als Mensch bequem mit der Drahtseilbahn schweben. Hexen aber bevorzugen Besen, Heugabeln, Ziegenböcke als Transportmittel.
Millionen von Besuchern zieht der Harz jährlich an. Die Hexe ist ein Symbol des Brockens und das beliebteste Brockensouvenir.
Johann Wolfgang Goethe, der sich für fast alles interessierte, beschäftigte sich auch mit den Sagen des Harzes. Besonders die Geschichte von der Valpurgisnacht hatte es ihm angetan. Und so wurde eine Walpurgisnacht zu einem wichtigen Teil in seinem berühmtesten Werk, dem “Faust”.
Vom Wanderweg, der sich durch das reizvolle Tal schlängelt, führen Treppenstufen hinab zum Ufer der Bode, man kann auf die Gesteinsplatte steigen, auf der Goethe mit seinem Zögling, dem zehnjährigen Fritz von Stein, gesessen und gegessen hat. Und wie immer, wenn Goethe irgendwo war, ist auch hier eine Tafel angebracht mit dem Hinweis, dass der Dichter am 11. September 1783 an dieser Stelle saß.
Wer noch mehr über die Valpurgisnacht erfahren möchte, wage sich auf den Hexentanzplatz. Ganz in der Nähe der Schwebebahnstation steht die 1901 erbaute Valpurgishalle. Ein literaturliebender Maler schuf Gemälde, die die geheimnisumwitterte Walpurgisnacht darstellen, ganz so, wie Goethes Faust sie hier oben erlebt haben soll.
Inmitten einer wunderbaren Berglandschaft werden in den Sommermonaten Schauspiele, Opern und Operetten vor Tausenden von Zuschauern gespielt.
Heute sind Hexentanzplatz und Roßtruppe für jung und alt ein beliebter Tummelplatz.
An den Hängen der Flüsse Saale und Unstrut gedeihen Weintrauben. Verschiedene Weinsorten werden hier bereits seit über 1000 Jahren angebaut.
Sachsen-Anhalt zählt zu den an Denkmälern reichsten Gebieten Deutschlands. Vielerorts ist die Vergangenheit lebendig geblieben.
Die heutige Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt, Magdeburg, wurde 805 erstmals urkundlich erwähnt. Magdeburg war im Mittelalter eine der bedeutendsten deutschen Städte. Das Magdeburger Recht war weit über Mittel- und Osteuropa verbreitet. Im Dreißigjährigen Krieg brannte die Stadt fast restlos nieder.
Zu den bedeutendsten Söhnen Magdeburgs gehören der Komponist Georg Philipp Telemann und der Dichter Erich Weinert.
In Magdeburg steht die erste auf deutschem Boden erbaute gotische Kathedrale: Sie wurde 1363 eingeweiht und beherbergt das Grab von Kaiser Otto I.
Das Kloster “Unser Lieben Frauen”, 1160 fertiggestellt und nahezu unverändert erhalten, ist das älteste Gebäude der Stadt.
Dom, Marktkirche und Roter Turm auf dem historischen Marktplatz sind die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Halle, das im Mittelalter durch Salzgewinnung zu Reichtum kam. Schon der Name der Stadt lässt erkennen, was jahrhundertelang ihre Entwicklung gefördert und das Leben der Bürger beeinflusst hat: Es war das Salz, das älteste aller Gewürze. Halle bedeutet “Salzquelle”, aber auch “Siedehaus der Salzwerke”. Schon vor 2000 Jahren wurde in dieser Gegend Salz gewonnen. 1836 wurde in Halle die erste Zuckerfabrik errichtet, 1855 begann der Maschinenbau und 1833 folgte die Chemieindustrie. Diese Industriebereiche bestimmen auch heute das Profil der Stadt.
Die bekannteste Halle’sehe Bildungsstätte ist die Martin-Luther-Universität. Gegründet 1699, entwickelte sie sich zu einem Wissenschaftszentrum von europäischem Ruf. Ihr erster Rektor, der Jurist Thomasius, lehrte als erster Professor in deutscher Sprache und gab die erste deutschsprachige wissenschaftliche Zeitschrift heraus. Die Universität ist stolz darauf, dass hier am 16. April 1734 Anton Wilhelm Amo als erster Afrikaner in Europa mit einer Dissertation über die Sklaverei die Magisterwürde erwarb und 1754 Dorothea Erxleben aus Quedlinburg als erste deutsche Frau promovierte.
In Wolfen wurde 1936 der erste Farbfilm der Welt vorgestellt.
Sehenswert sind die Harzstädte Halberstadt, Wernigerode und Quedlinburg, die berühmte Fachwerkstadt mit Fachwerkhäusern aus dem 16. -18. Jahrhundert.
Die Altsadt von Quedlinburg wurde mit ihren mehr als l200 Fachwerkhäusern, die heute Zug um Zug renoviert werden, in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Bekannt ist Quedlinburg durch seine Saatzuchtbetriebe.
Im Feudalmuseum in Wernigerode, das wegen seiner malerischen Fachwerkbauten “bunte Stadt am Harz” genannt wird, werden interessante Zeugnisse vergangener Jahre aufbewahrt. Sehenswert sind auch das Harzmuseum und das Planetarium.
Der viertürmige Dom St. Peter und Paul in Naumburg gehört zu den wertvollsten europäischen Baudenkmälern. Der 112 Hektar große Wörlitzer Park bei Dessau mit dem 1773 eingeweihten Schloss Leopolds III. zählt zu den schönsten “Englischen Gärten” Europas.
An der Wittenberger Universität wirkte als Professor der Philosophie und Theologie der Kirchenreformator Martin Luther. Durch ihn wurde Wittenberg zum Ausgangspunkt der Reformation, der ersten Phase der frühbürgerlichen Revolution in Deutschland. In den Räumen des Lutherhauses in der Lutherstadt Wittenberg ist das Reformationsgeschichtliche Museum untergebracht, die Lutherhalle.
Auf dem Territorium des heutigen Sachsen-Anhalts haben viele berühmte Männer gewirkt oder sind hier geboren. Unter ihnen: Schütz, Klopstock, Novalis. Halle ist z. B. die Geburtsstadt des weltberühmten Komponisten Georg Friedrich Händel. In Eisleben lebte und wirkte der große Reformator Martin Luther.
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Das Schicksal des Landes Schleswig-Holstein ist das Meer. Dieses nördlichste Bundesland liegt zwischen zwei Meeren: Nord- und Ostsee. Es besteht aus dem ehemaligen Herzogtum Schleswig und der früheren Grafschaft Holstein, die schon seit rund 600 Jahren — “auf ewig ungeteilt” — gemeinsam regiert werden.
Schleswig-Holstein war ein Jahrtausend lang Streitobjekt zwischen Deutschland und Dänemark. Nach zwei deutsch-dänischen Kriegen kam es 1864 endgültig zu Deutschland und wurde 1866 preußische Provinz.
Man verdient hier seinen Lebensunterhalt durch Fischerei, Schiffahrt und Schiffsbau. Der Fremdenverkehr soll nicht vergessen werden. Er hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Schleswig-Holstein ist ein wichtiges Durchgangsland. Der 100 km lange Nord-Ostsee-Kanal verbindet Nord- und Ostsee. Er wurde 1895 eröffnet und ist die meistbefahrene Wasserstraße der Welt.
Hunderte Kilometer Nord- und Ostseeküste machen Schleswig-Holstein zum Ferienparadies. Besonders Sylt hat sich zu einer viel besuchten Ferieninsel entwickelt. Viele Touristen besuchen auch das Grab des schlauen Till Eulenspiegel in der hübschen kleinen Stadt Mällen.
An der Ostseeküste gibt es viele Sandstrände. Wer jedoch Spaziergänge durch schattige Buchenwälder und an Seeufern entlang mehr liebt als das Treiben am Strand, für den empfiehlt sich die Holsteinische Schweiz, wie das Seengebiet um die Städte Plön, Eutin und Malente genannt wird. Naturfreunde lockt der Nationalpark Wattenmeer an der Nordsee. Mit 285 000 Hektar ist er der größte Mitteleuropas. Das Watt ist eine ampfibische Landschaft, von Flut und Ebbe geprägt. Zweimal täglich wird es vom Meer überspült, zweimal taucht es aus den Fluten wieder auf. Diesen extremen Lebensbedingungen sind nur vergleichsweise wenige Tierarten gewachsen. Dafür aber treten diese besonders reichhaltig auf. In einem einzigen Quadratmeter Schlickwatt leben Hunderttausende von Schnecken, Muscheln und Kleinkrebsen. Zu jeder Jahreszeit bewölkern das Watt riesige Vogelschwärme.
Die wichtigsten Städte im “Land zwischen den Meeren” liegen an den Förden im Osten. Flensburg, Kiel und Lübeck sind die größten Ostseehäfen der Region. Lübeck ist davon die Stadt mit der ältesten Handelstradition und war einmal die mächtigste Handelsstadt an der Ostsee. Schon vor 500 Jahren war sie über einen Kanal mit der Elbe und damit mit der Nordsee verbunden. Die alte Hansestadt mit einer Vielzahl historisch wertvoller Bauten besitzt einen der bedeutendsten Häfen an der Ostsee. Als Hauptstadt der Hanse erlebte Lübeck im 14. und 15. Jahrhundert seine Blütezeit. Vom ehemals ungeheueren Reichtum der Hansestadt zeugen die prächtigen Bürgerhäuser, das Rathaus, die herrlichen Kirchen, von denen die Marienkirche die bekannteste ist, und das 500 Jahre alte Stadttor — das Holstentor, das Wahrzeichen von Lübeck.
Lübeck wird “Tor zum Norden” genannt.
Wegen der sehenswerten mittelalterlichen Baukunst ist Lübeck von der UNESCO in die Liste des “Weltkulturerbes der Menschheit” eingetragen.
Lübeck wird auch Thomas-Mann-Stadt genannt, denn in Lübeck wurde der große deutsche Schriftsteller Thomas Mann geboren. Man kann hier das alte Buddenbrockhaus sehen, das Thomas Mann in seinem Roman “Buddenbrocks” beschrieben hat.
Kiel ist die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Die phantastische Lage am Meer, die gepflegten Strände und Erholungseirichtungen machen Kiel zu einem Anziehungspunkt für jung und alt. Einmal im Jahr, Ende Juni, versammelt Kiel Segelsportler aus aller Welt zur traditionellen “Kieler Woche”.
Schleswig-Holstein ist mit über 1000 Windmühlen Wind-Energie-Land Nummer 1 in Deutschland.
Auf den Nordfriesischen Inseln halten sich neben dem offiziellen Hochdeutsch friesische Dialekte. Friesisch ist eine eigene Sprache, sie steht etwa zwischen dem Englischen und dem Niederdeutschen.
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Wegen seiner Lage und seines Waldreichtums wird Thüringen auch “Deutschlands grünes Herz” genannt. Thüringen liegt in der geographischen Mitte Deutschlands und umfasst als Kernlandschaft das schlüsselförmige Thüringer Becken und den Thüringer Wald.
Vor allem die ausgedehnten Wälder sowie Orte mit großer Tradition wie Weimar, Eisenach und die Wartburg begründen den Ruf Thüringens. Ein bekanntes Touristenzentrum ist der Große Inselsberg mit einer Höhe von 916 m. Der höchste Gipfel des Thüringer Waldes ist jedoch der Große Beerberg mit 982 m Höhe.
Der 168 km lange Rennsteig (Rennweg) auf dem Kamm des thüringischen Mittelgebirges ist Deutschlands bekanntester Gebirgswanderweg. Acht Tage brauchen die Wanderer, wenn sie auf ihm den Thüringer Wald in voller Länge genießen wollen. Der Name “Rennsteig” bedeutet “Grenzweg”. Er geht auf das Wort “Rain” für Grenze zurück und bezieht sich auf die alte Grenze zwischen Thüringen und Franken. Rennsteig ist ein alter Grenzweg und Kurierpfad auf dem Kamm des Thüringer Waldes. Im Mittelalter war der Rennsteig ein militärischer Geheimpfad, denn Boten und Truppen konnten in der damaligen Einöde die Städte Gotha, Erfurt und Jena unbemerkt umgehen.
So einsam ist er heute nicht mehr.
Seit der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 ist der Rennsteig wieder grenzenlos.
Die am Rennsteig gelegenen Wintersportanlagen ziehen selbst außerhalb der Saison viele Neugierige in den Luftkurort Oberhof.
Wegen seiner Lage und seines Waldreichtums wird Thüringen auch “Deutschlands grünes Herz” genannt. Die Landeshauptstadt ist Erfurt.
742 lautet der Name Erphesfurt. Erpha oder Erphesa ist der frühere Name des Flusses Gera. Das Wort stammt von erph (althochdeutsch) für dunkelfarbig. Furt ist eine flache Stelle in einem Fluss, wo man ihn leicht durchqueren kann.
Viele große Namen sind mit Erfurt verbunden. Sie reichen von Bonifatius, der 742 Erfurt gegründet hat, bis zu Napoleon, der die Fürsten Europas mit Alexander von Russland an der Spitze zu einem Kongress nach Erfurt gerufen hat. Am Schluss dieses Kongresses fand die denkwürdige Begegnung Goethes mit Napoleon statt. Beim Anblick des Dichters rief Napoleon aus: “Voil…, un homme!” (“Welch ein Mensch!”). Die mehr als 1255 Jahre alte thüringische Metropole ist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus als Industrie-, Blumen-, Dom- und Lutherstadt bekannt. Im Südteil des fruchtbaren Thüringer Beckens verkehrsgünstig gelegen, war Erfurt schon im Mittelalter eine der wichtigsten deutschen Handelsstädte. Der Reichtum der Patrizier, der vor allem auf dem Handel mit der Blaufärbepflanze Waid beruhte, ermöglichte der Stadt 1392 die Gründung einer Universität, die am Ende des 15. Jahrhunderts zu einer Hochburg des deutsches Humanismus wurde. Martin Luther studierte hier von 1501 bis 1506.
Die politische Zersplitterung auf deutschem Boden, die Verlagerung der Welthandelsstraßen im Gefolge der großen geographischen Entdeckungen nach Westeuropa, die Bevorzugung Leipzigs als Handelsplatz, die Konkurrenz des billigen blauen Farbstoffs Indigo, der den Waid vom Markt verdrängte, unterminierten Erfurts Rolle als Handelsplatz. 1802 wurde Erfurt preußisch, 1806 vorübergehend französisch. 1808 war es Schauplatz des napoleonischen Fürstenkongresses, auf dem Napoleon dem russischen Zaren Alexander I. seine Macht demonstrierte. 1815 kam Erfurt endgültig an Preußen.
Erst seit 1871 begann neben dem traditionellen Gartenbau auch eine stürmische Entwicklung der Industrie.
Erfurt, dessen historisches Zentrum auf der Denkmalliste der UNESCO geführt wird, zählt unbestritten zu den anziehendsten deutschen Städten. Die historische Altstadt bildet das mittelalterliche Ensemble von Dom mit der Gloriosa-Glocke, einer der größten Glocken der Welt, und der St.-Severi-Kirche. Im Hohen Chor des Domes fallen jedem Besucher zunächst die originalen mittelalterlichen Glasfenster ins Auge. Sie sind heute noch zu gut 75 Prozent erhalten. Die Fenster zeigen Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament sowie aus dem Leben der Heiligen.
Weltbekannt sind auch das Augustinerkloster und die Augustinerkirche, wo der junge Martin Luther entscheidende Jahre seines Lebens verbrachte. Daran erinnert noch die Lutherzelle im Augustinerkloster mit seinem berühmten Kreuzgang.
Im Zentrum der Stadt liegt die berühmte Krämerbrücke, ein in Europa in seiner Art einmaliges Bauwerk (1325). Über diese Brückenstraße nahmen jahrhundertelang die Kaufmannszüge zwischen Westeuropa und den slawischen Ländern im Osten ihren Weg.
Krämerbrücke wird im 12. Jahrhundert der Übergang über die Gera genannt; sie war eine Brücke der Kaufleute. 1156 wurde sie schon erwähnt, im 14. Jahrhundert errichtete man sie aus Stein. Man kann sich heute kaum vorstellen, dass im Mittelalter der viel befahrene Handelsweg von Westeuropa nach Osteuropa auch über diese Brücke führte. Die Krämer (Händler) und ihr Handel gaben der Brücke den Namen. Heute stehen auf der Brücke 26 Häuser. Ein Café gibt es, Boutiquen und das kleine reizende Brückenhaus-Museum. Die Besucher haben genug zu schauen und zu fotografieren.
In der Stadt sind viele Museen, wie das Angermuseum (das kunsthistorische Museum mit einer Gemäldegalerie alter und neuer Meister), das Museum für Thüringens Volkskunde, das Museum für Stadtgeschichte und das Gartenbaumuseum auf dem Gelände der Erfurter Gartenbauausstellung (“ega”). Die Erfurter Gartenbauausstellung “ega” ist ein Magnet für Millionen Fachleute, Blumen- und Gartenliebhaber aus aller Welt und eines der schönsten Erholungs- und Kulturzentren Thüringens. Die “ega” ist das ganze Jahr über geöffnet. Vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst gleicht das 100 ha große Gelände einem Blutenmeer. Seit mehr als 200 Jahren ist Erfurt als Blumenstadt bekannt. Erfurter Sämereien gehen heute in über 40 Länder der Welt.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Aquarium am Nettelbeckufer und der Thüringer Zoopark auf dem Roten Berg, einer der jüngsten Zoos mit reichhaltigem Tierbestand (etwa 1100 Tiere), darunter zoologische Kostbarkeiten wie die Affenarten der Guerezas, Nilgirilanguren, Hulmans und Kleideraffen.
Andere größere Städte sind: Gera, Suhl, Weimar, Eisenach, Meiningen, Rudolstadt, Jena, Mühlhausen, Nordhausen usw.
Weimar, die berühmte Stadt der deutschen Klassik, liegt mitten im Thüringer Wald am Fuß des Etterberges in dem schönen Tal der Ilm. Die erste urkundliche Nachricht von “Wimares” stammt aus dem Jahre 975.
Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dauerte der Ruhm Weimars als eines großen deutschen Kulturzentrums. Im 16. Jahrhundert lebte und wirkte hier der hervorragende deutsche Maler Lucas Cranach, dessen weltberühmte Meisterwerke sowohl die Dresdener Gemäldegalerie als auch viele andere Kunstsammlungen schmücken.
Im 18. Jahrhundert wirkte hier 9 Jahre lang als Hoforganist der bewundernswerteste deutsche Musiker Johann Sebastian Bach.
Weimars klassische Periode begann mit dem Regierungsantritt der Herzogin Anna Amalia, die 1772 den Dichter Wieland als Prinzenerzieher an den Hof holte. Ihr Sohn, Karl August lud 1775 den jungen Goethe in seine Residenz ein. Goethe hat lange geschwankt, ob er bleiben sollte. Als er sich entschloss, die Stadt an der Ilm zu seiner Wahlheimat zu machen, ahnte er nicht, dass sie ihn bis zu seinem Lebensende, d. h. über 56 Jahre beherbergen würde.
Zunächst wohnte Goethe beim alten Kammerpräsidenten von Kalb. Dann bezog er eine Mietswohnung am heutigen Bergplatz Nr. l. Oft hat er auch im Fürstenhaus übernachtet. Da wurde er auf ein Gartenhaus aufmerksam. Die Witwe eines fürstlichen Kammerdieners namens Köhler war verstorben und hinterließ das Grundstück, das zur Versteigerung angeboten wurde. Goethe teilte sein Interesse für den Garten dem Herzog mit. Dieser erwarb den Garten und schenkte ihn dem neugewonnenen Freund, wohl auch, um ihn an Weimar zu binden. Auf Goethes Wunsch berief der Herzog 1776 Herder nach Weimar. Ihm folgte 1787 vorübergehend und 1779 endgültig Schiller, dessen Dramen im Komödienhaus uraufgeführt wurden. Goethe leitete das Weimarer Hoftheater mehr als 25 Jahre lang. Vor dem Gebäude des heutigen Nationaltheaters erhebt sich das bekannte Goethe-und-Schiller-Denkmal, das Wahrzeichen Weimars.
Das Gartenhaus im Park an der Ilm, seine erste eigene Wohnung in Weimar, bewohnte Goethe 6 Jahre. Zarte Zeichnungen der ihn umgebenden Landschaft, des jahreszeitlichen Wechsels der Natur sowie einige seiner Naturgedichte sind mit dem Leben im Gartenhaus verbunden. Goethe pflanzte hier selbst Bäume und Blumen, machte Wege. Hier erholte er sich, hier arbeitete er an seinen neuen Werken. Hier empfing er Charlotte von Stein. An sie wanderten vom Gartenhaus fast täglich Briefe oder auch nur Zettel mit wenigen Worten. Nach der Italienischen Reise begann in diesem Hause die Liebe zu Christiane Vulpius, seiner späteren Frau. Eines der schönsten Liebesgedichte, “Gefunden”, ist diesem Erlebnis gewidmet. Eine zarte Bleistiftzeichnung von 1788 zeigt uns Christiane auf einem Sofa schlafend.
1782 übersiedelte Goethe nach dem Frauenplan. Das Gartenhaus war zu eng für seine Sammlung geworden und lag auch zu weit vom herzöglichen Hof. Das Haus am Frauenplan verwandelte sich in eines der geistigen Zentren Europas. Hier versammelten sich berühmte Dichter, Komponisten und Wissenschaftler jener Zeit. Heute befindet sich hier das Goethe-Nationalmuseum. In einigen Räumen können wir interessante naturwissenschaftliche Sammlungen sehen: Goethe war ja nicht nur ein großer Dichter, sondern auch ein Naturwissenschaftler. Seine Bibliothek zählte mehr als 7000 Bücher.
Nicht weit vom berühmten Goethehaus am Frauenplan befindet sich das Schillerhaus, wo Schiller die letzten 3 Jahre seines Lebens verbrachte. Gegenüber dem Schillerhaus liegt der Gänsemännchenbrunnen.
Unweit des Deutschen Nationaltheaters steht das Wittumspalais der Herzogin Anna Amalia. Wieland, Goethe, Herder, Schiller versammelten sich hier oft zu Gesprächen über Literatur, Kunst und Wissenschaft. Neben dem Wittumspalais war auch das Schloss in Tiefurt, der Sommersitz der Herzogin Anna Amalia, eine Stätte der Geselligkeit und des Gedankenaustausches der Geistesgrößen Weimars.
Im südlichen Teil der Stadt liegt der historische Friedhof. Bis zum Ausgang des Mittelalters wurden die Toten der weimarischen Fürstenhäuser in den Krypten der Stadtkirche zu St. Peter und Paul (Herderkirche) und der Schlosskapelle beigesetzt. Wenige Jahre vor seinem Tod beauftragte Karl August seinen Baumeister Coudray mit dem Bau der Fürstengruft auf dem Neuen Friedhof, der 1818 für den zu klein gewordenen Jakobskirchhof eröffnet worden war. 1824 ließ er die Gebeine seiner Vorfahren in die Begräbnisstätte überführen. Auf Wunsch des Herzogs Karl August wurde die Familiengruft des Fürstenhauses auch die letzte Ruhestätte Goethes und Schillers. Rings um die Gruft ruhen die letzten Angehörigen und zahlreiche Zeitgenossen Goethes.
In Weimar entstand 1919 die Verfassung der ersten deutschen Republik; man nennt sie deshalb auch ‘Weimarer Republik’.
Im Norden Weimars, weithin sichtbar, erhebt sich der Ettersberg. Seinerzeit war Ettersberg ein Lieblingsausflugsort Goethes. Auch die Weimarer verbrachten ihre Freizeit im schönen Buchenwald. Heute ist es anders. Hier ist die Erde mit dem Blute vieler Zehntausender getränkt. Hier haben die Hitlerfaschisten 1937, als die Gefängnisse und Zuchthäuser nicht ausreichten, das berüchtigte Konzentrationslager Ettersberg errichtet. Nach dem Protest der Goethefreunde wurde der Name in KZ Buchenwald abgeändert. Sieben Jahre und neun Monate hindurch wurden hier fast eine Viertelmillion Menschen, die gegen Unterdrückung, Terror und Krieg kämpften, gefangen gehalten und grausam gequält. Fast ein Viertel der Häftlinge (56000) verhungerten, erfroren, starben an Misshandlungen oder wurden ermordet und verbrannt. Unter diesen Opfern war auch Ernst Thälmann, der Führer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Nach elfjähriger Gefangenschaft, am 18. August 1944, wurde er aus dem Gefängnis in Bautzen ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht und noch in derselben Nacht im Krematorium ermordet.
Zum Gedenken all der Toten und Überlebenden wurde 1954/58 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte errichtet.
Die Betonstraße, der ehemalige Zufahrtsweg zum KZ, auch “Blutstraße” genannt, ist mit dem Blut und Schweiß der Häftlinge getränkt, die sie in mörderischem Tempo gebaut haben. Die Stufen aus rotem Stein erinnern an das Blut Tausender Antifaschisten.
“Jedem das Seine” — liest man in geschmiedeten Buchstaben am Tor des ehemaligen KZ’s. Die Gefangenen, unter ihnen auch Kinder, mussten unter barbarischen Arbeits- und Lebensbedingungen oft bis 18 Stunden in der Kriegsproduktion arbeiten. Die bewussten Antifaschisten trotzten den unmenschlichen Bedingungen und schufen sich Mitte 1943 eine Widerstandsorganisation, die von dem Illegalen Internationalen Lagerkomitee (ILK) geleitet wurde. Viele Häftlinge verdanken ihr Leben den hier tätigen Antifaschisten. Unter Leitung des ILK gelang es den Häftlingen, sich am 11. 04. 45 selbst zu befreien, noch bevor die amerikanischen Soldaten das Lager betraten.
Zahlreiche Bilder und Dokumente des Lagermuseums berichten über den heldenhaften Kampf der Antifaschisten und die Verbrechen der Nazihenker. Häftlingskleidung mit der obligatorischen Nummer darauf. Eigens präparierte, eingetrocknete Köpfe hingerichteter Menschen. Ein Lampenschirm aus Menschenhaut. Medizinische Instrumente und Giftstoffe, mit deren Hilfe Versuche an wehrlosen Menschen durchgeführt wurden... Beim Anblick dieser Exponate erstarrt einem das Blut in den Adern.
Jährlich treffen sich am Buchenwaldtag auf dem großen Feierplatz Abgesandte aller Völker, um sich in tiefer Trauer vor den Opfern der faschistischen Barbarei zu verneigen. Wir sehen die große Plastikgruppe von Fritz Cremer, einem ehemaligen Häftling Buchenwalds, die sich vor dem 50 Meter hohen Glockenturm erhebt und 11 kämpfende Häftlinge darstellt. Die Glocke ist sehr schwer (7 Tonnen). Die Buchenwaldglocke läutet am Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus sowie zu Kundgebungen der Widerstandskämpfer.
Das dumpfe Geläut der Glocke von Buchenwald, die Worte aus dem Buchenwaldschwur von 1945 am Tor und an der Innenwand des Glockenturms rufen und mahnen die Lebenden: “Vergeßt nie, was hier geschah!”
Die alte Stadt Jena ist schon seit 1558 Universitätsstadt. Im Zentrum der Stadt steht ein imposanter Bau, das Zeiß-Hochhaus, das Wahrzeichen Jenas. In Jena hat die moderne Optikindustrie angefangen. Die Jenaer Zeißwerke sehen heute wie eine kleine Stadt aus. Die Geräte, die man hier baut, sind in der ganzen Welt berühmt. Sie finden Verwendung in Medizin und Biologie, Astronomie und Atomphysik. An der Jenaer Universität hat einst der junge Karl Marx die Rechte studiert. Hier hat Friedrich Schiller seine erste Vorlesung als Professor der Geschichte gehalten.
In Eisenach gründete 1898 ein gewisser Ehrhardt eine Autofabrik, die schon vor dem 1. Weltkrieg den berühmten Kleinwagen “Dixi” herausbrachte. Nach 1945 wurde hier der “Wartburg”-Pkw gebaut, und seit der Wende gehört das Werk der Adam Opel AG (General Motors).
Hoch über Eisenach ragt auf dem Wartberg die mächtige über 900 Jahre alte Burg Wartburg, eine der historisch interessantesten deutschen Burganlagen. Die stattliche Burg wurde nie erobert, nur einziges Mal belagert. Der Bedeutung des Adelgeschlechtes entsprechend war die Wartburg bald nicht mehr nur ein Wehrbau, sondern ein Wohn-, Regierungs- und Repräsantionsbau. 1211/27 lebte hier die Landgräfin von Thüringen. In der Burgvogtei lebte vom Mai 1521 an Martin Luther unter dem Namen Junker Jörg vor seinen Feinden verborgen. Auf der Wartburg übersetzte Martin Luther 1522 das Neue Testament ins Deutsche und formte damit die deutsche Schriftsprache.
Ludwig van Beethoven ist wohl der bekannteste deutsche Komponist und einer der bekanntesten überhaupt. Seinen Namen kennen viele Menschen auf unserer Erde, auch wenn sie von Musik nicht viel verstehen. Schon zu seinen Lebzeiten war er sehr berühmt, was man nur von wenigen Musikern sagen kann.
Ludwig van Beethoven wurde am 16. Dezember 1770 in dem Städtchen Bonn am Rhein geboren. Sein Vater war ein armer Musiker, der im Alter immer mehr dem Alkohol verfiel. Aber er erkannte die musikalische Begabung seines Sohnes und forderte sie durch strenges Üben. Ludwig war ein hochmusikalisches Kind, und der Vater wollte aus ihm ein Wunderkind machen. Der kleine Ludwig musste täglich stundenlang am Klavier sitzen.
Mit 8 Jahren gab Ludwig bereits sein erstes öffentliches Konzert in Köln. Mit 13 Jahren wurde er Mitglied der Hofkapelle des Kurfürsten von Köln. Er lernte fleißig weiter.
Wien war damals die “Hauptstadt der Musik”. Mozart war hier kürzlich gestorben, Haydn lebte noch. So ging Beethoven mit 17 Jahren erstmals für 14 Tage nach Wien, wohin er 1792 gänzlich übersiedelte, um seine Studien abzuschließen. Er hatte inzwischen seine Mutter verloren — den einzigen Menschen, der ihm Liebe und Zärtlichkeit geschenkt hatte.
In Wien wurde Beethoven bald bekannt und berühmt. Einige musikliebende Adlige hatten seine Genialität erkannt, und sie unterstützten Beethoven sein Leben lang in großer Treue und echter Freundschaft. Zu ihnen gehörten der Fürst Lichnowski, Graf Waldstein und Erzherzog Rudolf, ein Bruder des Kaisers. Ihnen hat Beethoven manches seiner Werke gewidmet.
Dabei war Beethoven äußerlich nicht sehr anziehend. Er war klein, hatte Pockennarben im Gesicht und erschien oft etwas ungepflegt. Außerdem war er stolz. Er wusste, dass er ein musikalisches Genie war. Als einmal von dem König von Preußen gesprochen wurde, sagte er: “Auch ich bin ein König”.
Ludwig hatte ein schweres Schicksal. Im Alter von 26 Jahren wurde er sehr krank. Das führte zu einer schweren Taubheit.
Für den großen Komponisten begann eine Zeit großer seelischer Prüfungen. Er schämte sich seiner Schwerhörigkeit, die er für seine Zerstreutheit auszugeben versuchte. Er fürchtete, dass bald alle Leute erfahren können, dass er sehr schlecht hört.
Die Liebe zu Guilietta Guicciardi (Джульетта Гуиккарди) machte ihn zum glücklichsten und zugleich zum unglücklichsten Menschen auf der Welt.
Aber nicht nur Beethovens Krankheit hinderte ihre Liebe. Sie hatten verschiedene Herkunft und verschiedene Ansichten auf das Leben.
Aber sie soll nicht erfahren, wie es ihm ums Herz ist. Er wird eine fröhliche Melodie schreiben, damit sie sieht, wie er ... lustig ist!
Er liebt einsame Wanderungen. Kein Regen, kein Schnee hinderte ihn an diesen Wanderungen. In der Natur schöpfte er neue Kraft. Er sagte: “Ein Baum bedeutet mir mehr als ein Mensch.”
Seine Krankheit schritt inzwischen fort, er verlor immer mehr sein Gehör und bald hörte er nichts mehr. Für einen Musiker war das eine Katastrophe. Er konnte seine Musik nicht mehr hören. Sogar ein Hörgerät kann ihm nicht helfen. Er konnte mit den anderen Menschen nur mit Hilfe eines speziellen Heftes sprechen, das er immer mit sich tragen musste.
Und dieser erstaunliche Mensch komponierte weiterhin bei voller Taubheit!
Auch mit den Frauen hatte Beethoven kein Glück. Er verliebte sich zwar oft heftig in junge adlige Damen. Häufig waren sie seine Klavierschülerinnen. Mehrmals machte er einer Frau einen Heiratsantrag. Aber keine wollte sich an Beethoven binden.
Als Beethoven älter wurde, nahm er seinen Neffen Karl zu sich. Er wollte dadurch wenigstens ein Stück Familienleben haben. Aber dieser junge Mann machte ihm wenig Freude. Das lag allerdings auch an Beethovens unvernünftigen Erziehungsmethoden.
Nur die Liebe zur Kunst half ihm, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Der taube Komponist schrieb die Musik, die seinen Namen weltberühmt machte.
Wenn wir seine “Mondscheinsonate” hören, sehen wir einen einsamen Menschen am erhellten Fenster, eine große Wiese und einen Garten im Mondschein...
Beethoven starb am 23. Marz 1827 in Wien, der Hauptstadt der Musik, wohin er noch in seiner Jugend kam, um seinen Lieblingskomponisten Mozart kennen zu lernen. Etwa zwanzigtausend Menschen kamen, um von ihm Abschied zu nehmen. Verwundert über solchen Menschenstrom, fragte ein Fremder, was denn in der Stadt los sei. Eine Frau erklärte ihm: “Sie begraben den General der Musikanten.”
Goethe ist der größte deutsche Dichter und einer der größten Gelehrten, Dichter, Denker der Menschheit.
Er wurde am 28. August 1749 in einer wohlhabenden Familie in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater, Jurist von Beruf, war ein gebildeter Mann. Er war ein strenger Vater.
Die Mutter des Dichters war das ganze Gegenteil von ihrem Manne. Jung, blühend und lebensfroh, war sie die liebevolle Gespielin ihrer Kinder; als begabte Märchenerzählerin verstand sie es, deren Phantasie anzuregen.
Bis 16 Jahre leitete selbst der Vater die Erziehung und die Bildung des Sohnes. Er lud die besten Lehrer für seine Kinder in Dienst ein, weil ihn die öffentliche Schulbildung nicht befriedigte. In Geschichte, Literatur und fremden Sprachen unterrichtete der Vater seine Kinder selbst.
Frühzeitig begann der junge Goethe zu lesen. Die große Bibliothek des Vaters war eine Fundgrube für seinen unersättlichen Lesehunger.
Mit 16 Jahren schickte ihn der Vater auf die Leipziger Universität, die Rechte zu studieren. Er sollte wie sein Vater Advokat werden. Aber der junge Goethe interessierte sich wenig für juristische Vorlesungen. Er beschäftigte sich mehr mit Literatur und Naturwissenschaften. Aber bald erkrankte er schwer und musste nach Frankfurt zurückkehren.
Nach der Krankheit setzte er sein Studium an der Straßburger Universität fort. Hier lernte er Herder kennen, der Goethes Interesse für das Leben des einfachen Volkes weckte. Goethe wird zum Führer der Sturm-und-Drang-Bewegung. Die Dichter der Sturm-und-Drang-Bewegung versuchten die Wirklichkeit durch die Erziehung der Menschen allmählich zu verbessern.
Der Dichter erlebt in dieser Zeit seine erste Leid enschaftliche Liebe zur Pfarrerstochter Friederike Brion und widmet ihr viele schöne Gedichte. Liebeslieder, wie sie zuvor von keinem deutschen Dichter geschaffen wurden!
Nach Abschluss seines Studiums im Jahre 1771 war Goethe Rechtsanwalt in Frankfurt, aber ohne dass ihm seine Arbeit Spass gemacht hätte. Im folgenden Jahr arbeitete er als Praktikant am Reichskammergericht zu Wetzlar. Diese Zeit wurde eine seiner fruchtbarsten Schaffensperioden. Der junge Goethe stand im Mittelpunkt der Sturm-und-Drang-Bewegung.
Als Goethe Praktikant am Reichskammergericht zu Wetzlar war, verliebte er sich in die 19-jährige Charlotte Buff, ohne zu wissen, dass sie einem anderen versprochen war. Als er erfuhr, dass sie bereits mit seinem Freund Kästner verlobt war, waren seine Leiden so stark, dass er die Stadt verließ und heimkehrte. Aus seiner unglücklichen Liebe zu Charlotte entstand der Roman in Briefen “Die Leiden des jungen Werthers”, der Goethe weltberühmt machte. Der Erfolg des Romans war erstaunlich. Man weinte, wenn man diesen Roman las. Unglücklich Liebende fühlten sich als Werther und kleideten sich wie dieser, ja es gab sogar Selbstmorde, die so ausgeführt wurden, wie es der Roman beschreibt.
Unerwartet lud ihn der Herzog Karl August nach Weimar ein. Der junge Herzog war von dem Dichter Wieland erzogen und bekundete Interesse für Literatur und Kunst. Er machte Goethe zum Minister, um ihn an den Hof zu binden. Goethe entfaltete eine eifrige Tätigkeit. Er war tätig für die Verringerung der Armee, die Milderung der steuerlichen Lasten für die Bauern und als Förderer der Universität Jena. Er versuchte, durch praktische Tätigkeit die Lage des arbeitetenden Volkes zu verbessern. Sehr bald jedoch musste er auf die Grenzen stoßen, die solcher Pioniertätigkeit gesetzt waren. Er überzeugt sich, dass an dem feudalen Hof, wo man nur an Vergnügungen denkt, seine Bestrebungen keine Unterstützung finden. “Es weiß kein Mensch, was ich tue und mit wie viel Feinden ich kämpfe, um das wenige hervorzubringen”, schreibt er im Tagebuch.
Goethe wandte sich der Wissenschaft zu, beschäftigte sich mit Physik, Anatomie, Botanik, Mineralogie und machte sogar einige bedeutende Entdeckungen.
Die naturwissenschaftlichen Arbeiten wurden nach 1790 fast zu Goethes Hauptgeschäft. Im März 1784 hatte er den Zwischenkieferknochen beim Menschen entdeckt; dadurch wurde seine Überzeugung bestätigt, dass die Welt nach allgemeinen Gesetzen als ein Ganzes verbunden ist und dass folglich allgemeine Gesetzmäßigkeiten auch das Menschengeschlecht mit dem Tierreich verbinden.
Er interessierte sich für die Probleme der Farbgebung in der Malerei und die Wirkung der Farben auf den Menschen.
1786 verließ der Dichter heimlich Weimar und fuhr nach Italien, wo er 2 Jahre verbrachte. Diese Reise war für ihn nach seinen eigenen Worten eine “Wiedergeburt”. Er zeichnet viel, besonders die Landschaften. Man kennt über 2000 Zeichnungen von Goethe. Ihre Echtheit ist durch Goethes eigenhändige Unterschrift bewiesen.
Nach seiner Rückkehr aus Italien beschränkte Goethe seine staatliche Tätigkeit auf die Aufsicht und Entwicklung der Bildungsanstalten. 1791 bis 1817 übernahm er auch die Leitung der neugegründeten Hoftheaters, dessen Ausbau und Ausbildung er mit liebevoller Anteilnahme betrieb.
Goethe hat nie selbst musiziert. Die Musik war eine der weniger Künste, die ihm ferner legen. Aber er hat Musik geliebt, besonders einfache, die ihm zu Herzen ging und ihn entspannte. In seinem Haus stand der Flügel, auf dem sehr oft bedeutende Pianisten vor Goethe und seinen Gästen musiziert haben.
Der große Dichter war ein großer Kunstsammler. Die Bilder, Statuen und Büsten, alles, was ihn einmal begeistert hatte, hatte er später in guten Nachbildungen um sich. In vielen Sammlungsschränken, die Goethe selbst entworfen hat, hat er seine zahlreichen Funde an Gesteinen und Mineralien genau geordnet, aufbewahrt. Er besaß eine schöne Majolikasammlung; sehr interessant war auch seine große Münzensammlung.
Kurz nach seiner Rückkehr aus Italien begegnete ihm im Park ein hübsches Mädchen: Christiane Vulpius, damals 23 Jahre alt, eine Frau aus dem Volk. Er heiratet sie. Christiane verstand Goethe wie keine andere Frau. “Ohne die Liebe ist die Welt nicht die Welt” (Goethe). Und wenn die Bekannten ihn auch meist missverstehen und sogar ihn verhöhnen — er liebt das einfache Mädchen aus dem Volk! Christiane sorgt für ihren Geliebten wie er für sie. Sie gibt ihm Kraft und Mut, ihretwegen erträgt er manches, was er sonst schwer bestehen konnte. Fünf Kinder hat sie ihm geboren, nur der erste Sohn, August, blieb am Leben.
1794 begann die Freundschaft Goethes mit Friedrich Schiller. Schiller war der größte Geistesgefährte und Kampfgenosse Goethes. Das Jahr 1797 ist in die Geschichte der deutschen Literatur als “Balladenjahr” eingegangen. Im freundschaftlichen Wettbewerb miteinander schufen die genialen Dichter viele Balladen, die zum unverlierbaren Schatz der deutschen Literatur gehören. Als sein Freund und Kollege am 9. Mai 1805 immer die Augen schloss, wurde Goethe sehr einsam.
Nach 11 Jahren stirbt seine Frau Christiane. Der Tod seiner Frau beeindruckt ihn sehr schwer. Nur selten verlässt er noch Weimar, um in einem Kurort Erholung zu suchen. In Karlsbad und Marienbad trifft sich der bejahrte Dichter mit der 19-jährigen Ulrike von Lewezow, geht mit ihr täglich spazieren und will sie sogar heiraten. Nach dem Abschied von Ulrike ist er tief erschüttert, krank.
In den letzten Jahren seines Lebens widmete der Dichter seine ganze Kraft seinem Hauptwerk, dem “Faust”, an dem er fast sechs Jahrhunderte — mit zeitweise jahrelangen Unterbrechungen — gearbeitet hat. Puschkin nannte “Faust” die beste Schöpfung des menschlichen Geistes.
In diesem Drama, das zur Weltliteratur gehört, schildert er in der Person des Faust einen Menschen, der nach dem Sinn des Lebens sucht. Doktor Faust ist ein Gelehrter und Philosoph. Er verkauft seine Seele dem Teufel, der ihm dafür alle Freuden verspricht. Der Teufel macht Faust jung, reich, schenkt ihm Liebe. Das ist ihm zu wenig. Den Sinn des Lebens findet er in der Arbeit für das Wohl der Menschheit, im Dienst an seinem Volk.
Goethe starb am 22. März 1832 im Alter von 83 Jahren nach kurzer Krankheit im Lehnstuhl seines Schlafzimmers. Seine letzten Worte waren: “Mehr Licht ...”. Er wurde in Weimar neben Schiller beigesetzt. Auf Wunsch des Herzogs Karl August wurde die Familiengruft des Fürstenhauses auch die letzte Ruhestätte Goethes und Schillers.
Vor dem Nationaltheater in Weimar, dem früheren Weimarer Hoftheater, das Goethe mehr als 25 Jahre lang leitete, steht heute das bekannte Goethe-und-Schiller-Denkmal.
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Düsseldorf am Rhein. Hier wurde am 13. Dezember 1797 der größte deutsche Lyriker des 19. Jahrhunderts Heinrich Heine geboren. Er schrieb bildhaft über sich selbst, dass er der erste Mensch des 19. Jahrhunderts sei, weil über seiner Wiege “die letzten Mondstrahlen des 18. und das erste Morgenrot des 19. Jahrhunderts spielten”.
Seine Mutter war eine gebildete, viel belesene Frau. Sie konnte Latein und Englisch, liebte Gedichte sehr.
Schon in der Kindheit zeichnete sich Heine durch große Begabung und Fleiß aus. Er las viel und gern und malte auch gut.
In seiner Kindheit verkehrte Heine mit Angehörigen aller sozialen Schichten der Stadt. Seine Freunde aber waren Kinder einfacher Leute. Er liebte auch seine Amme Zippel sehr, die ihm viele Märchen und Sagen erzählte und schöne Volkslieder sang.
Die Eltern wollten aus dem Jungen einen erfolgreichen Kaufmann machen. Im Elternhaus hörte er oft Gespräche über Geld, englische Stoffe,
Der Bruder des Vaters, Salomon, war ein Hamburger Bankier. Nach dem Lyzeum sollte Heine im Geschäft seines Onkels Salomon Heine den Kaufmannsberuf erlernen. Aber der Junge zeigte kein Interesse für den Handel.
Seine Lage im Haus des reichen Bankiers verschlechterte sich, als der Onkel erfuhr, dass der arme Junge sich in seine Tochter verliebte.
Amalie wuchs in dem Haus auf, wo das einzige Maß des Menschenwertes der Reichtum war. Sie wollte von dem armen Vetter nichts wissen und machte sich lustig über seine Verse, die er ihr widmete. Sie zeigte ihm, dass er zu ihr nicht passte.
Als der Onkel sah, dass aus Heinrich kein Kaufmann werden kann, erlaubte er ihm, an die Universität zu gehen und gab ihm das Geld zum Studium.
So ging Heine auf die Universität nach Bonn, wo er auf Wunsch seiner Eltern und des Onkels Salomon die Rechtswissenschaft studieren sollte.
In Bonn widmete er sich mehr der Literatur. Wegen der Beteiligung an geheimen Versammlungen wurde er von der Universität verwiesen. Er setzt sein Studium in Berlin und dann in Göttingen fort.
1827 erscheint seine Gedichtsammlung “Buch der Lieder”, das schöne Denkmal seiner Liebe. Viele schöne Zeilen widmet er seiner Kusine Amalie. Das ist ein lyrisches Tagebuch eines liebenden Herzens.
Nach Beendigung der Universität erhielt Heine den wissenschaftlichen Grad eines Doktors der Rechtswissenschaften. Er fährt nach Hamburg in der Hoffnung, eine Arbeit an der Universität zu finden. Das war nicht leicht. Weder Hamburg noch Berlin nahm Heine auf. Die deutschen Reaktionäre hatten in ihm ihren Feind erkannt.
Heine reiste viel. Er wollte das Leben des Volkes kennen lernen. In den “Reisebildern” beschreibt er nicht nur die Schönheiten der Natur, sondern auch das schwere Volksleben. Er sagt, dass er von den Bergen, wo die Hütten stehen, lachend auf die Paläste niederschauen will. Er verspottet die philisterhaften Vorstellungen von Himmel und Hölle, die die Väter der Kirche verbreiten.
Die Regierung verbietet seine Bücher “auf ewige Zeiten”.
Da erreichte ihn eines Tages die frohe Nachricht: In Frankreich war die Julirevolution ausgebrochen und der König gestürzt worden. Von nun an verließ ihn nicht mehr der Gedanke, nach Paris zu gehen, um alles mitzuerleben, mitzufühlen und mit eigenen Augen zu sehen: “Jetzt weiß ich wieder, was ich will, was ich soll, was ich muss... Ich bin der Sohn der Revolution... Ich bin... Schwert und Flamme!”
Am 1. Mai 1831 verlässt er Hamburg und fährt nach Paris, wo er dauernden Wohnsitz nimmt und als Korrespondent der “Allgemeinen Zeitung” und französischer Journale seinen Unterhalt verdient.
In Paris lernte er Crescentia Eugenie Mirat (Mathilde) kennen, eine einfache französische Arbeiterin, seine spätere Lebensgefährtin. Sie war 18 Jahre jünger als Heine.
Eines Tages wird er ihr ein Billettdoux verschwiegen zugesteckt haben — das sie nicht lesen konnte. Eines Abends wird er ihr die ersten heimlichen Blumen zum Fenster hinaufgereicht haben.
Sie konnte weder lesen noch schreiben. Aber sie hatte Phantasie und Temperament. Sie war ein schönes Mädchen. Er hatte sie Nacht für Nacht im Arm — und konnte sie nicht erobern. Er war sehr verliebt, schmerzlich verliebt wie alle großen Liebenden. Sie kannte diese Liebe nie. Sie war ewig ein Kind. Sie liebte Papageien und schöne Kleider und noch tausend andere schöne Dinge der schönen Welt. Sie schien sich nur für Papageien zu interessieren. Er litt an der Liebe und vergiftete einmal aus Eifersucht ihren Papagei.
Er ist mit ihr ins Dorf Vinot gefahren. Er kramte an der Stätte ihrer Jugend aus der Truhe ihrer Mutter das Hemdchen jenes Babys heraus, das jetzt seine Frau war — und betrachtete dieses Hemdchen zu Haus, am Schreibtisch, während ihrer Abwesenheit, wie die Reliquie einer Göttin. Er ging mit ihr in Konzerte und auf Bälle, obwohl er nicht tanzte.
Um den 20. 12. 1843 lernte Heine Karl Marx kennen, der ebenfalls nach Paris kam, weil er in Deutschland verfolgt wurde. Oft besuchte der Dichter den großen Denker und unterhielt sich mit ihm über die wichtigsten Probleme ihrer Zeit.
Hier erfuhr er vom Tod seines Vaters. Der Tod des Gatten hat die Mutter gebrochen. Und Heinrich konnte ihr mit nichts helfen. 13 Jahre war er in der Heimat abwesend. 40 Tage verbrachte er heimlich bei der Mutter. Es war gefährlich, länger in Deutschland zu bleiben. Er würde sofort verhaftet, hätte die Polizei von ihm erfahren.
Unter dem Eindruck dieses kurzen Wiedersehens schuf er sein hervorragendes Poem “Deutschland. Ein Wintermärchen”. Nichts hat sich in seiner Heimat während der Zeit seiner Abwesenheit verändert. Der zutiefst reaktionäre preußische Absolutismus herrscht nach wie vor, die Rückständigkeit und Zersplitterung des Landes sind geblieben ebenso wie auch die heuchlerische Kirchenpredigt, die alten Sitten und Bräuche. Der Dichter schüttet seinen Spott aus, und dieser Spott ist bitter und zugleich traurig. Heinrich spricht über das deutsche Volk etwas verächtlich, nennt es “einen großen Lümmel”. In diesen Zeilen fühlt man einen tiefen Schmerz des Dichters um das deutsche Volk, das so betrogen wird.
Heine deutet in bildhafter Form auf die soziale Funktion der christlichen Religion: die Armen und Ausgebeuteten werden in steter Unterwerfung gehalten mit dem Hinweis auf das ewige glückliche Leben nach dem Tod.
Heine will die Kräfte des Volkes, seinen Willen zum Kampf erwecken. Der Dichter träumt von einem vollen und vielseitigen Leben für alle Menschen — vom Himmelreich auf Erden. Er träumt von dem freien, einheitlichen, demokratischen Deutschland ohne Könige und Kaiser, ohne jegliche Ausbeutung.
Die letzten 8 Jahre seines Lebens war Heine an das Krankenlager gefesselt, das er “Matratzengruft” nannte.
Die Krankheit des Dichters entwickelte sich inzwischen weiter. Die Sehkraft verschlechterte sich steil, die Gesichtslähmung erschwerte die Sprechfähigkeit so, dass Heine, lange Abende mit seiner Frau am Kamin verbringend, kein einziges Wort sagen konnte.
Der Dichter war zur vollen Unbeweglichkeit verdammt. Man musste an eine besondere Einrichtung des Bettes denken, das Heine mit bitterer Ironie “Matratzengruft” nannte.
Zur vollen Unbeweglichkeit verdammt, halbblind, gab er den Kampf nicht auf, ergab sich nicht, verteidigte bis zum letzten Atem die gerechte Sache. Da er nicht mehr lesen und schreiben konnte, diktierte er einem Sekretär.
Man erzählt, wie ein gewisser Besucher, der wahrscheinlich auf Worte der Reue wartete, Heine nach seiner Haltung zum Gott fragte und wie der Dichter unverzüglich parierte: “Seien Sie ruhig, Gott wird mich verzeihen — das ist sein Beruf”.
Ein Monat vor seinem Tod schreibt er eigenhändig einen Brief an die Mutter und tröstet wie immer die Alte: ”Meine Gesundheit verschlechtert sich nicht.”
Heine arbeitete bis zum letzten Tag, und die letzten Worte des Dichters waren: “Papier und Bleistift!”.
Er starb um 5 Uhr am 17. Februar 1856.
Der Dichter wurde laut seines Vermächtnisses auf dem Friedhof Montmartre begraben. Auf seinem schlichten Grabstein stehen die Worte: Henri Heine [an´ri: ´haine].
Die Poesie Heines lockte viele Komponisten. Einige seiner Gedichte wurden mehr als 10-mal vertont. Es gibt rund 5000 Vertonungen von Heines Gedichten. Allein das Gedicht “Du bist wie eine Blume” wurde 255-mal vertont.
Die reaktionäre deutsche Bourgeoisie, gegen die Heines scharfe Satire gerichtet war, versuchte ihn als großen politischen Dichter totzuschweigen.
Als der Faschismus 1933 zur Macht kam, wurden die Werke des großen deutschen Dichters auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Jahrtausendelang war die Porzellanproduktion das Geheimnis der chinesischen Meister. Das Porzellan war sehr teuer, weil es nur aus China importiert werden konnte. Erst vor etwa zweihundertfünfzig Jahren begann man, auch in Europa Teller, Tassen, Vasen und verschiedene Figuren aus Porzellan zu produzieren.
Wie wurde das Porzellan in Europa erfunden? Die Lebensgeschichte von Johann Friedrich Böttger gibt auf diese Frage Antwort.
Böttger wurde am 4. Februar 1682 in einer kleinen deutschen Stadt geboren. Als der talentierte Junge zwölf Jahre alt war, kam er als Gehilfe in eine Berliner Apotheke.
Am Tage verkaufte er Arzneien, und in den Nächten las und experimentierte er. Wie die Alchimisten versuchte auch er, Gold herzustellen. Sein Meister, der Apotheker, verbot ihm immer wieder das Experimentieren. Und doch brachte Böttger eines Tages zum Goldschmied ein Metall, das als Gold attestiert wurde.
Das war Betrug. Und da Böttger fürchtete, dass man seinen Betrug entdeckt, floh er nach der Stadt Wittenberg im Lande Sachsen. Der preußische König aber wollte den jungen “Goldmacher” nicht verlieren. Er schickte seine Offiziere, die ihn nach Berlin zurückholen sollten. Aber der Kurfürst von Sachsen wollte den “Goldmacher” auch nicht aus der Hand lassen und befahl, ihn nach Dresden, in seine Hauptstadt, zu bringen.
So wurde Böttger für sein ganzes Leben ein Gefangener des Kurfürsten von Sachsen. Man bewachte ihn Tag und Nacht. Nicht einmal das Fenster seines Zimmers durfte er öffnen. Auch beim Spazierengehen wurde er bewacht. Gold machen sollte er für den Kurfürsten, Gold!
Das aber war unmöglich, und der Gefangene wusste es. Der Kurfürst drohte mit harten Strafen und sogar mit dem Tode. Nach zweijähriger Gefangenschaft konnte Böttger endlich fliehen. Aber bald fand man ihn in Österreich, und er musste zurück nach Dresden, wieder in die Gefangenschaft. Der Kurfürst baute ihm ein noch größeres Laboratorium und befahl ihm, die Experimente fortzusetzen.
Wieder vergingen Jahre unermüdlicher Arbeit. Das Jahr 1707 brachte dem Experimentator den ersten wirklichen Erfolg. Zwar konnte Böttger dem Kurfürsten immer noch kein Gold auf den Tisch legen, dafür aber zeigte er ihm die eben gefundene Rezeptur des roten Porzellans.
Nur wenige einfache Formen machte Böttger anfänglich: Vasen, Teller, primitive Figuren. Einige Stücke bemalte er mit Gold, Silber oder Farben. 1710 baute man auf Befehl des Kurfürsten in der Stadt Meißen eine Porzellanmanufaktur. 1712 erschien auf der Leipziger Messe zum ersten Mal Porzellan aus Meißen im Verkauf.
Wieder einige Jahre später, 1715, entdeckte Böttger in seiner Gefangenschaft auch die Rezeptur des weißen Porzellans. “Weißes Gold” — so nannte man das Porzellan, weil es damals fast so teuer wie Gold war. Es war leicht, durchsichtig und härter als Glas.
Schwere Arbeit und Gefangenschaft ruinierten Böttgers Gesundheit. Seine Augen wurden schwach. Endlich, als er schon todkrank war, sagte er dem Kurfürsten die Wahrheit: “Ich kann kein Gold machen. Lass mich endlich frei, ich möchte nicht in der Gefangenschaft sterben.”
Aber der Kurfürst wollte nichts davon wissen. Er fürchtete, das Geheimnis der Porzellanproduktion zu verlieren.
Die Gesundheit des Erfinders wurde von Tag zu Tag schlechter. Am 13. März 1717 starb Johann Friedrich Böttger im Alter von 35 Jahren.
Jetzt war der Erfinder des Porzellans tot. Und doch wurde sein Produktionsgeheimnis schon in wenigen Jahren in ganz Europa bekannt. Bald baute man Porzellanmanufakturen in Wien, in Berlin, in Petersburg.
Das von Böttger erfundene Meißner Porzellan nimmt unter den Gegenständen der europäischen Porzellanproduktion bis auf den heutigen Tag einen Ehrenplatz ein.
Anna Seghers (Netty Reiling), die bedeutende deutsche Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts, wurde am 19. November 1900 in der Familie eines Antiquaritätenhändlers geboren. Im sehr wohlhabenden elterlichen Haus erhielt sie eine ausgezeichnete philologische Bildung.
Ab 1919 studierte sie in Köln und Heidelberg Philologie, Geschichte und
Kunstgeschichte. Die Begegnung mit Vertretern der Arbeiterbewegung, mit verfolgten Kommunisten führte zur weltanschaulichen Entscheidung: 1928 wurde sie Mitglied der KPD. Im gleichen Jahre erschien ihre erste Erzählung “Der Aufstand der Fischer von St. Barbara”.
1930 nimmt sie am Kongress der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller in Charkow teil. 1933 wird sie durch die Faschisten verhaftet. Der Schriftstellerin gelingt es, nach Frankreich zu fliehen. In Paris arbeitet sie an antifaschistischen Zeitschriften und Verlagen mit, nimmt an internationalen Schriftstellerkongressen teil.
1940 (nach der Okkupation Frankreichs) flieht sie weiter nach Mexiko, wo sie ihre antifaschistische Tätigkeit fortsetzt.
In der Emigration schuf Anna Seghers ihren bekanntesten Roman “Das siebte Kreuz”, der der Schriftstellerin Weltruhm brachte. Der Roman ist dem antifaschistischen Widerstandskampf gewidmet.
1947 kehrte Anna Seghers nach Deutschland zurück. Sie nahm an der Gründung der Deutschen Akademie der Künste teil, war Mitglied des Präsidiums des Weltfriedensrates, Präsidentin des Deutschen Schriftstellerverbandes. Sie schreibt die Romane “Die Toten bleiben jung”, “Das Vertrauen” u. a., schafft meisterhafte Erzählungen und Novellen.
Die Regierung der DDR ehrte Anna Seghers zweimal mit Nationalpreisen. Im Jahre 1951 wurde ihr der Internationale Friedenspreis verliehen.
Anna Seghers starb 1983 in Berlin.
Der große Volkssänger und Schauspieler Ernst Busch wird oft ein “Altersgenosse des Jahrhunderts” genannt. Er wurde er im Januar 1900 in Kiel geboren. Er ist aber nicht nur ein Altersgenosse, er ist “die Stimme des Jahrhunderts”.
Er stammt aus einer Maurerfamilie. Sein Vater war ein aktiver Kämpfer für die Sache der Arbeiterklasse, deshalb stand der aufgeweckte, mutige Junge schon von Kindheit an in den Reihen des kämpfenden Proletariats. Mit sieben Jahren trat er vor Maurern, Transportarbeitern und Matrosen zum ersten Mal auf: Er sang die Internationale. Damals wusste noch niemand, dass der deutschen Arbeiterklasse ein stimmgewaltiger Sänger geboren war.
In seinen jungen Jahren arbeitete Ernst Busch als Schlosser. Er interessierte sich sehr für Kunst und trat selbst als Sänger auf.
Im Jahre 1921 wurde Busch arbeitslos und fand Arbeit erst nach zwei Monaten im Theater seiner Heimatstadt. In den dreißiger Jahren begann seine schöpferische und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht und Hans Eisler. Ernst Busch sang seine revolutionären Lieder in Arbeiterversammlungen, und jedes seiner Konzerte war ein Erlebnis und ein Erfolg für die Antifaschisten.
Seine Zusammenarbeit mit dem Dichter Bertolt Brecht und dem Komponisten Hans Eisler begann in den dreißiger Jahren in Berlin. In Konzertsälen und Arbeiterversammlungen konnte man die Stimme des Sängers hören, der vom revolutionären Kampf gegen den Faschismus sang.
Im Jahre 1933 musste der Sänger seine Heimat verlassen. Er kam in die Sowjetunion. Seine Stimme konnte man oft im Rundfunk hören. Jedes seiner Lieder rief die Menschen auf, für Freiheit und Glück, gegen Faschismus und Krieg zu kämpfen. Er wurde zum Lieblingssänger vieler Sowjetmenschen.
Im Jahre 1936 begann der Krieg in Spanien, und E. Busch fuhr mit vielen anderen deutschen Schriftstellern dorthin. Der Soldat des Thälmann-Bataillons Ernst Busch sang seine Lieder in den Schützengräben des kämpfenden republikanischen Spaniens. Auch in den Wohnvierteln der streikenden Arbeiter Belgiens und Hollands erklang seine Stimme. In einem seiner Briefe in die Sowjetunion schrieb Busch: “Viele Jahre lebe ich schon im Ausland. Doch bald kommt die Zeit, da ich sagen kann: “Heimat, du bist wieder mein!” Die Hoffnung ging aber nicht bald in Erfüllung...
Im besetzten Frankreich wurde er von den Faschisten verhaftet und sollte wegen “Verbreitung des Kommunismus mit dichterischen Mitteln in Europa” zum Tode verurteilt werden. Später wurde er nach Deutschland überführt.
Während des zweiten Weltkrieges fiel auf das Gefängnis eine amerikanische Bombe und Busch wurde schwer verwundet. Ein herabstürzender Balken zerschmetterte dem Häftling den Schädel. Eine Gesichtshälfte war gelähmt. Der Arzt sagte: “Wenn er auch nicht stirbt, so wird er doch nie mehr singen.”
Ernst Busch wurde aber gesund und in ein KZ gebracht. Als dieses KZ 1945 von den Sowjetsoldaten befreit wurde, machte er sich auf den Weg nach Berlin. Nicht weit von der Stadt wurde er von Sowjetsoldaten verhaftet und zum Offizier gebracht.
Ernst Busch wollte erklären, dass er nach Berlin geht, um die Stadt zusammen mit der Sowjetarmee zu befreien. Er versuchte auch zu erklären, dass er ein Künstler, ein Sänger ist. Sein Russisch war aber so schlecht, dass man ihn nicht verstand. Da begann Busch zu singen:
Drum links, zwei, drei!
Drum links, zwei, drei!
Das war das berühmte “Einheitsfrontlied”. Und der Offizier erkannte Busch und begann plötzlich mitzusingen.
Das war für den Sänger ein wirkliches Erlebnis. Er verstand, dass sein ganzes Leben nicht umsonst gewesen war.
Die Freude über die Befreiung und den Sieg war groß, aber sie wurde nur von einer Frage überschattet: Wird Ernst Busch je wieder singen können? Nach einer schweren Operation in einem sowjetischen Krankenhaus betrat Ernst Busch wieder die Bühne. Das war zur Oktoberfeier 1945.
Kaum hatte er das schwere Leiden überwunden, da zog es ihn zum Theater. In dem von Bertolt Brecht gegründeten Berliner Ensemble spielte er mit neuer Kraft und Leidenschaft. Und keinem der uneingeweihten Zuschauer wäre in den Sinn gekommen, welche übermenschlichen Anstrengungen dieses Spiel Busch kostete: Der große Künstler beherrschte noch immer nur die eine Gesichtshälfte, sprach nur mit der Hälfte seines verzerrten Mundes.
Wie früher sang er vor einem riesigen Arbeiterpublikum! Er sang im Freien und im Rundfunk, in Konzertsälen und zu Hause für die Freunde, die aus aller Welt zu ihm kamen. Immer neue Lieder nahm er in sein Repertoire auf. Mit den Jahren entstanden mehrere große Liederzyklen.
Für seine Verdienste um das deutsche Volk und seine große patriotische Erziehungsarbeit wurde Ernst Busch dreimal mit dem Nationalpreis der Deutschen Demokratischen Republik ausgezeichnet. Ihm wurde der Internationale Lenin-Preis verliehen.
Einstein war schon ein weltberühmter Gelehrter, als 1933 die Faschisten in Deutschland an die Macht kamen. Einstein musste aus seiner Heimat emigrieren. Er lebte in einer kleinen Stadt in Amerika. Das Jahr 1936 war das Jahr des Kampfes gegen den Faschismus in Spanien. Albert Einstein war nicht an der Front. Aber er war ein kämpfender Pazifist und ein ehrlicher Mensch. Und er wusste auch, was Faschismus ist...
Progressive Menschen aus vielen Ländern kämpften in Spanien gegen den Faschismus. Man bildete auch in den Vereinigten Staaten ein Bataillon. Aber die amerikanischen Antifaschisten hatten wenig Geld. Da sagte einer von ihnen: “Wir müssen zu Einstein gehen. Er hilft uns sicher.”
Das Gespräch mit Einstein war kurz. “Wir haben Menschen, aber kein Geld”, sagte der Antifaschist. Einstein schwieg und rauchte. “Und Geld heißt: Flugzeuge, Bomben, Autos, Benzin und Schuhe für unsere Kämpfer. Und das heißt: Spaniens Freiheit.”
“Gut”, sagte der Gelehrte, “ich gebe Ihnen alles, was ich habe, aber das ist nicht viel.” Er stand auf.
“Nein”, sprach der junge Mann und auch stand auf. “Wir wollen kein Geld von Ihnen. Geben Sie uns Ihren Artikel “Zur Elektrodynamik bewegter Körper”.”
Einstein verstand den jungen Mann nicht. Wozu brauchten die Antifaschisten seinen Artikel?
“Geben Sie uns das Original dieser Arbeit, das Manuskript”, sagte der junge Mann. Jetzt verstand Einstein. Die Antifaschisten wollten das Manuskript einem reichen Mann verkaufen. “Eine gute Idee”, sagte er. “Aber ich habe das Original nicht hier. Es ist in Deutschland geblieben... Vielleicht nehmen Sie einen anderen Artikel?”
“Nein, wir brauchen nur diesen. Vier Millionen Dollar bekommen wir dafür”, antwortete der junge Mann.
Einstein schwieg lange. Endlich sagte er: “Kommen Sie in zwei Tagen wieder.”
... Nach dem Besuch des jungen Antifaschisten setzte er sich an den Tisch und schrieb seinen Artikel aus der Zeitschrift ab. Das war eine uninteressante Arbeit, aber Einstein freute sich wie ein Kind. Manchmal sagte er: “Noch eine Bombe”, oder “und das ist schon ein ganzes Flugzeug”.
Zwei Tage später bekamen die Antifaschisten das Manuskript. Und bald darauf kämpfte das amerikanische Bataillon in Spanien gegen die Faschisten.
Im Jahre 1284 kam in die Stadt Hameln ein fremder Mann. Er hatte ein buntes, vielfarbiges Kleid an und stellte sich dem Magistrat als Rattenfänger vor. Er versprach, für eine bestimmte Geldsumme die Stadt von allen Ratten und Mäusen zu befreien. Die Bürger freuten sich und waren bereit, ihm die genannte Summe zu zahlen.
Der Rattenfänger nahm eine Pfeife aus der Tasche und pfiff. Da liefen die Ratten und Mäuse aus allen Häusern heraus und sammelten sich um den Mann herum. Er ging zum Stadttor hinaus, und sie liefen alle hinter ihm her. So führte er sie an die Weser und ging ins Wasser hinein. Die Tiere folgten ihm und ertranken im Fluss.
Nun war die Stadt von den Ratten und Mäusen befreit, und der Rattenfänger wollte sein Geld bekommen. Die Bürger wollten ihm aber das Geld nicht auszahlen. Da wurde er sehr böse und ging weg.
Am 26. Juni, morgens früh um 7 Uhr, erschien er wieder. Er war jetzt wie ein Jäger gekleidet und hatte einen roten Hut aufgesetzt. Er ging durch die Straßen der Stadt und pfiff auf seiner Pfeife. Diesmal kamen aber nicht Ratten und Mäuse aus den Häusern heraus, sondern Kinder vom vierten Jahr an, Knaben und Mädchen in großer Zahl. Auch die Tochter des Bürgermeisters war unter ihnen. Alle Kinder liefen hinter dem Rattenfänger her zum Stadttor hinaus. Er führte sie weit über die Felder und in einen Berg hinein, wo er mit ihnen verschwand.
Das alles hatte ein Kindermädchen gesehen, das mit einem kleinen Kind auf dem Arm zuerst auch mitgegangen, dann aber zurückgekommen war. Es brachte die böse Nachricht in die Stadt. Die Eltern liefen vor alle Stadttore hinaus und suchten überall nach ihren Kindern. Die Mütter weinten. Der Magistrat schickte Leute in andere Städte und Dörfer, um zu erfahren, ob man die Kinder gesehen habe. Aber alles Suchen war ergebnislos. Die Straße, durch die die Kinder zum Tor hinauszogen, hieß noch im 18. Jahrhundert die Stille Straße, denn dort durfte man nicht tanzen, und keine Musik durfte dort spielen.
Die Bürger von Hameln haben dieses Ereignis im Jahre 1284 in ihr Stadtbuch eingetragen und am Rathaus eine Tafel angebracht, die davon berichtete.
Auf einer Insel im Rhein, nicht weit von der Stadt Bingen, befindet sich ein alter Turm, der “Mäuseturm” genannt.
Über diesen Turm wird im Volke folgendes erzählt.
Vor vielen, vielen Jahren lebte in der Stadt Mainz ein reicher und hartherziger Bischof. Er hieß Hatto.
Einmal gab es im Lande den ganzen Sommer hindurch keinen Regen. Das Gras auf den Wiesen und das Getreide auf den Feldern wurde gelb und vertrocknete.
In diesem Jahr konnten die Menschen nichts ernten. Sie hatten bald kein Brot mehr. Im Herbst begann bereits die Hungersnot. Viele starben. Der reiche Bischof aber hatte alle Scheunen voll Getreide, das die Bauern der umliegenden Dörfer im vorigen Sommer für ihn geerntet hatten. In seinem Schloss am Rhein veranstaltete Hatto jetzt oft Feste, während die Menschen um ihn herum den Hungertod starben.
Da kamen eines Tages die unglücklichen Menschen zu ihrem Bischof und baten ihn um Brot. Doch der hartherzige Mann ließ die armen Leute aus seinem Schloss vertreiben. Aber sie kamen immer wieder. Der Bischof lachte anfänglich über die “hungrigen Mäuse” und beschloss dann sich für immer von ihnen zu befreien.
Er lud die Armen zu einem Mittagessen in eine große Scheune ein. Als die Menschen versammelt waren, schloss er die Tür ab und ließ die Scheune mit den Unglücklichen verbrennen. Die Menschen weinten und schrien laut. Der Bischof aber lachte und rief: “Ei, wie die hungrigen Mäuse pfeifen!”
Bald hörte man keine Schreie mehr, alle waren tot. Der böse Bischof war sehr zufrieden und feierte mit seinen Freunden ein neues lustiges Fest.
Plötzlich kamen seine Diener und meldeten erschrocken: “Unzählige Mäuse haben das Schloss überfallen. Sie vernichten alles auf ihrem Wege.” Der Bischof wurde blass vor Angst. Durch einen unterirdischen Gang flüchtete er ans Ufer des Rheins. Dort bestieg er ein Boot und ruderte zu der Insel mit dem hohen Turm hinüber. Er glaubte hier gerettet zu sein. Bald aber erblickte Hatto Tausende Mäuse, die auf die Insel zuschwammen. Zitternd vor Angst lief der Bischof in den Turm und verschloss die Tür fest hinter sich.
Aber auch das konnte ihn nicht retten. Die Mäuse drangen in den Turm ein.
Das war das Ende des bösen Bischofs.
Seit dieser Zeit nennt man den Turm auf der Rheininsel den Mäuseturm. So berichtet eine alte Sage.
Wer den Rhein hinunterfährt, erblickt schon aus der Ferne am rechten Rheinufer das Siebengebirge.
Viele schöne Sagen sind um das Gebirge entstanden. Eine dieser Sagen berichtet folgendes.
Vor vielen, vielen Jahren mündete der Rhein nicht in die Nordsee. Er floss nur bis zu der Stelle, wo heute das Siebengebirge liegt. Dort standen nämlich damals hohe Berge, und der Rhein konnte nicht weiter. So war hier ein großer, tiefer See entstanden.
Eines Tages kamen aus einer anderen Gegend sieben Riesen. Sie waren außerordentlich stark. Die Riesen beschlossen, der ganzen Welt ihre Kraft zu zeigen und dem Rhein den Weg zum Meer freizugraben. Sie nahmen ihre großen Spaten und machten sich früh am Morgen an die Arbeit. Bis zum Abend war alles getan. Nun konnte der Rhein weiterfließen, bis in die Nordsee.
Nach der Arbeit machten die Riesen ihre Spaten sauber. Es fiel aber dabei von den sieben Spaten so viel Erde auf den Boden, dass davon sieben Berge liegen blieben. Bis auf den heutigen Tag sieht man immer noch diese sieben Berge am Rhein.
Früher gab es im Spreewald so viel Schlangen, dass sie eine Katastrophe waren. Die Leute wussten nicht, was sie machen sollen, es half nichts. Da kam einmal ein Mann. Der sagte: “Ich will euch die Schlangen vertreiben aber nicht früher als am ersten Mai.” Die Menschen waren darüber sehr froh. Sie mussten eine große Grube graben und darüber ein Brett legen. Als der erste Mai gekommen war, sagte der Mann zu den Menschen: “Aus allen Himmelsrichtungen werden die Schlangen mit ihren Königen kommen. Beginne ich meine Zauberei, so werden sie auf mich springen. Dabei werden sie aber in die Grube fallen. Es kann sein, dass ich dabei auch hineinfalle. Dann muss ich sterben. Werft aber, wenn ich in der Grube bin, sofort Erde hinein, damit mich die Schlangen nicht zu sehr beißen.”
Der Mann trat auf das Brett, das über der Grube lag, nahm seine Flöte und spielte eine wunderschöne Melodie. Danach neigte er sich dreimal nach allen Seiten und spielte wieder auf seiner Flöte.
Da kamen sehr viele Schlangen von allen Seiten herbei, voran die Schlangenkönige mit goldenen Kronen. So was hatten die Menschen nie gesehen. Alles glänzte. Die Schlangen sprangen auf den Mann, verfehlten ihn aber und fielen in die Grube. Aber plötzlich schrie er auf und fiel in die Grube. Da liefen die Menschen herbei, warfen die Grube zu und und verschütteten die Schlangen zusammen mit dem Mann.
Seit dieser Zeit gibt es keine Schlangen im Spreewald.
Kennen Sie den Namen Wilhelm Tell? So hieß der legendäre Nationalheld des Schweizer Volkes im Befreiungskampf gegen Österreich im 14. Jahrhundert. Er wurde in vielen Sagen und Legenden besungen. Friedrich Schiller widmete ihm eines seiner Dramen. Auf dem Hauptplatz in Altdorf wurde Tell zu Ehren ein Denkmal errichtet. Ihm liegt eine interessante Legende zu Grunde.
Einmal kam Wilhelm Tell nach Altdorf. An der Hand führte er seinen kleinen Sohn.
Als sie über den Hauptplatz gingen, sahen sie dort eine lange Stange. An dieser Stange hing der Hut des Landvogtes Geßler. Dieser böse Landvogt wollte, dass alle vor ihm Angst hatten. Die Menschen, die an dieser Stange vorbeigingen, mussten seinen Hut grüßen. Wer das nicht machen wollte, wurde bestraft.
Wilhelm Tell aber ging an der Stange vorbei, ohne den Hut zu grüßen. Das sahen die Soldaten Geßlers. Man führte Tell zum Landvogt.
Tells Tapferkeit und Freiheitsliebe waren allen bekannt, und Geßler hatte Angst vor diesem Mann. Deshalb freute er sich über die Möglichkeit, Tell seine Macht zu zeigen. Er sagte: “Ich weiß, Tell, du kannst sehr gut schießen. Nun will ich dir ein Ziel geben, wo du deine Kunst am besten zeigen kannst. Du sollst einen Apfel vom Kopfe deines Sohnes abschießen.”
Sie gingen zum Hauptplatz von Altdorf. Tell nahm zwei Pfeile heraus, legte den Apfel auf den Kopf des Sohnes, zielte und schoß.
“Der Apfel ist gefallen! Der Apfel ist gefallen!” riefen die Menschen auf dem Platz. Alle waren stolz auf Tell und freuten sich über seine Kunst.
Jetzt konnte er weitergehen. Da fragte ihn plötzlich der Landvogt: “Und wozu hast du dir den zweiten Pfeil genommen?”
“Er war für dich! Wenn ich mit dem ersten Pfeil meinen Sohn tötete, würde ich auch dich töten.”
Für solche Worte sollte Tell ins Gefängnis. Aber unterwegs tötete er den bösen Landvogt.
Nicht alle Menschen in Deutschland waren mit der Politik Hitlers einverstanden. Es gab auch ein anderes Deutschland.
In den dunklen Tagen der deutschen Geschichte retteten die Antifaschisten die Ehre des deutschen Volkes. Sie waren Vertreter verschiedener Schichten und Klassen. Ihre politischen Ansichten und ihre weltanschaulichen Auffassungen unterschieden sich, aber der Haß gegen die faschistische Tyrannei einte sie.
Antifaschistische Zeitungen, Flugblätter, die unter Lebensgefahr in illegalen Druckereien hergestellt wurden, Losungen und Klebzettel an Mauern und Hauserwänden entlarvten die nazistischen Verbrecher und riefen zum Kampf gegen den Faschismus und Krieg auf.
Die größten Opfer in dem heldenhaften Kampf gegen den Faschismus und Krieg brachte die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), die den antifaschistischen Widerstand organisierte und führte. Schon im März 1929 hatte Ernst Thälmann, der Vorsitzende der KPD und der Führer der deutschen Arbeiterklasse, vor der Gefahr des heraufziehenden Nazismus gewarnt und sein aggressives Wesen entlarvt. Bei den Reichspräsidentenwahlen im Februar 1932 erklärte er: “Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!”
Nach dem Überfall des deutschen Faschismus auf die Sowjetunion verstärkte die KPD ihren Kampf.
Eine große Rolle in der antifaschistischen Widerstandsbewegung spielte das Nationalkomitee “Freies Deutschland” (NKFD), das am 12./13. Juli 1943 in Krasnojarsk bei Moskau durch Antifaschisten und Kriegsgefangenen gegründet wurde. Dieser Bewegung schloßen sich auch viele Tausende von ehemaligen deutschen Soldaten, Offizieren und Generalen an. Im September 1943 wurde der “Verband Deutscher Offiziere” gebildet, der seine Anhänglichkeit den Zielen des Nationalkomitees “Freies Deutschlands” äußerte.
Das Nationalkomitee “Freies Deutschland” gab die gleichnamige Wochenschrift heraus, die zur Beendigung des Krieges und zum Sturz Hitlers aufrief. Der Vorsitzende des Nationalkomitees war Erich Weinert.
Am antifaschistischen Kampf des deutschen Volkes nahmen auch Studenten und Gelehrte der Universität München teil. Sie gehörten zur illegalen Widerstandsgruppe, die den Namen “Weiße Rose” trug. Sie wählten diesen Namen, weil die weiße Rose immer Symbol der Schönheit und der Reinheit war. An der Spitze der Widerstandsgruppe “Weiße Rose” standen der Medizinstudent Hans Scholl (1918 geboren) und seine jüngere Schwester Sophie (1921 geboren), die Biologie studierte.
Die Geschwister wuchsen in fortschrittlichem Elternhaus in Ulm auf. Sie verlebten mit ihren Geschwistern eine unbeschwerte, glückliche Kindheit und wurden von ihren Eltern im Geiste des Humanismus erzogen. Vater und Mutter blickten nach Errichtung der faschistischen Diktatur mit Sorge in die Zukunft, aber ihre Kinder glaubten zunächst, in der Hitlerjugend die gewünschte Gemeinschaft zu finden. Solche Vorstellungen zerrannen schnell. Militärischer Drill, Nachrichten von der Einkerkerung verehrter Lehrer, Verbote, die Bücher von Stefan Zweig oder Thomas Mann zu lesen und russische Volksweisen zu singen, brachten sie bald in Gegensatz zu den in der faschistischen Jugendorganisation propagierten chauvinistischen Phrasen. Sie erkannten, dass der Faschismus nicht, wie sie gemeint hatten, Glück und blühendes Leben gebracht, sondern das deutsche Vaterland in einen riesigen Kerker verwandelt hatte, in dem jede freie Meinungsäußerung mit Konzentrationslager und Tod bedroht war. So wuchsen Hans und Sophie Scholl, vom Vater geleitet, in eine Opposition hinein, die zu Taten drängte.
1940 musste Hans Scholl das Medizinstudium für einige Zeit unterbrechen; er wurde als Sanitäter in Frankreich eingesetzt und kehrte nach München mit dem festen Entschluss zurück, aktiv gegen den Faschismus und seinen räuberischen Krieg zu kämpfen. Mit gleichgesinnten Medizinstudenten stellten die Geschwister Flugblätter her, die zum Widerstand aufriefen.
Vom Juli bis zum Herbst 1942 waren vier Medizinstudenten an der Ostfront eingesetzt. Der viermonatige Einsatz zur faschistischen Wehrmacht an der Ostfront erschütterte Hans Scholl und seine Freunde zutiefst. Hier erlebten sie die barbarische Kriegsführung der Faschisten, die selbst die sowjetische Zivilbevölkerung — Kinder, Frauen und Greise — nicht verschonte. Sophie hatte während ihres Einsatzes in einer Ulmer Rüstungsfabrik das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen kennen gelernt, und ihr Gewissen hatte sich gegen die brutalen Misshandlungen dieser Menschen empört.
Seit dieser Zeit verstärkte die kleine Gruppe der Studenten, zu denen sich etwas später auch der Professor für Psychologie Kurt Hubert gesellte, ihre Aktivität. Immer häufiger tauchten in den Straßen Münchens Losungen und Flugblätter auf, die die Verbrechen der Faschisten anklagten und zum Kampf gegen Hitlerdiktatur und imperialistischen Krieg aufriefen. Manchem öffneten sie die Augen über den wahren Charakter der Naziherrschaft. Die jungen Antifaschisten scheuten die Gefahr nicht. So schrieben sie nachts auf die Bürgersteige und an die Häuserwände Münchens: “Nieder mit Hitler!” und “Freiheit!”. Die jungen Antifaschisten versandten ihre Flugschriften mit der Post, legten sie in Telefonzellen oder in parkende Autos und übergaben sie Studenten in Freiburg, Berlin und Hamburg, die sie ihrerseits verteilten.
Am Morgen des 18. Februar verteilten Hans und Sophie Scholl an der Münchener Universität ihr letztes Flugblatt. Unter dem Eindruck des Sieges der Roten Armee bei Stalingrad entstanden, enthielt es den Appell, gegen die Weiterführung des Krieges durch die Faschisten Front zu machen. “Der deutsche Name bleibt für immer geschändet”, hieß es in dem Aufruf, “wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht, rächt und sühnt zugleich, ihre Peiniger zerschmettert...”.
Bei dieser Aktion wurden sie entdeckt und verhaftet. Und nun begannen die Verhöre. Tage und Nächte, Stunden um Stunden. Hans und Sophie haben beschlossen, alles auf sich zu nehmen, aber es war nicht leicht. Das war ein Kampf um das Leben der Freunde. Sie waren sehr traurig, als sie erfuhren, dass Christoph Probst verhaftet ist. Christoph, gerade Christoph, den sie so sorgsam geschont hatten, weil er Vater von drei kleinen Kindern war. Die Gestapoleute schlugen und quälten die beiden, aber Hans und Sophie sagten nichts aus.
Die Gefängniswärter berichteten: Sie haben sich fabelhaft tapfer benommen. Das ganze Gefängnis war davon beeindruckt.
Nach vier Tagen grausamer Foltern wurden die jungen Patrioten zum Tode verurteilt. Mutig gingen die drei in den Tod. Sophie rief: “So ein herrlicher, sonniger Tag, und ich soll sterben! Aber was bedeutet schon mein Tod! Unsere Arbeit hat Tausende von Menschen geweckt!”. “Ich wusste nicht, dass das Sterben so leicht sein kann”, sagte Christoph Probst. Und bevor Hans sein Haupt auf den Block legte, rief er laut, dass es durch das große Gefängnis hallte: “Es lebe die Freiheit!”.
Den mutigen Antifaschisten zu Ehren wurde 1958 am Gebäude der Universität eine Gedenktafel angebracht.
Hitler hat das deutsche Volk in die größte Katastrophe seiner Geschichte getrieben. Städte und Dörfer lagen in Schutt und Asche. Bei seinem Untergang leistete der Gegner fanatischen Widerstand. Hitler forderte hysterisch auf, die Reichshauptstadt bis zum letzten Mann und bis zut letzten Patrone zu verteidigen. Der Faschismus hinterließ in Berlin ein furchtbares Erbe: Trümmer, wirtschaftliches Chaos, Obdachlosigkeit, Hunger, Seuchengefahr und moralische Verwahrlosung, Verzweiflung und Resignation bei einem großen Teil der Bevölkerung. Es gab kein Trinkwasser, kein Gas und keine Elektroenergie. Die Betriebe arbeiteten nicht, Brücken und Verkehrseinrichtungen waren gesprengt, die Lebensmittellager geplündert, verbrannt oder vernichtet, die Personenregister und die Kartotheken der Ernährungsämter ebenfalls verbrannt, die Nazibeamten der städtischen Verwaltungsbehörden geflüchtet.
Die Sowjetarmee kam als Befreier auch des deutschen Volkes vom Faschismus. Am 24. April 1945 wird General Bersarin von Marschal Shukow zum ersten Stadtkommandanten ernannt. Es vergehen noch schwere Tage, ehe die Rote Fahne vom Sieg kündet. Und noch zwei weitere Wochen, ehe die faschistische Wehrmacht endgültig kapituliert. Doch schon während der letzten Kämpfe findet General Bersarin Zeit, das “Danach” vorzubereiten. Am 25. April sorgt er dafür, dass 14 hungernde Säuglinge im Keller des Oskar-Zieten-Krankenhauses versorgt werden. Am 27. flammert in Karlshorst erstmalig das elektrische Licht wieder auf. Am 28. rollen die ersten Transporte mit Lebensmitteln für die Bevölkerung heran.
Unübersehbare Aufgaben warteten in den nächsten Wochen auf den neuen Stadtkommandanten. Berlin war furchtbar verwüstet. Kein Transportwesen, kein Telefon, fast kein Wasser, Hunger, überall Ruinen, ganze Stadtviertel waren unpassierbar durch Trümmer, Barrikaden, Überreste von zerschlagenen Wagen, Waffen usw. Der Krieg war zu Ende, es fielen keine Bomben mehr, der Kanonnendonner war verstummt, die Menschen kamen wieder aus den Kellern, aber die beinahe 3 Millionen Einwohner der Stadt waren trotzdem vom Tode bedroht. Vielleicht hatten sie noch für einige Tage Brot und Kartoffeln, aber dann musste der Hunger kommen. Aus den Ruinen und aus den überschwemmten Kellern mit den verwesenden Leichen drohten sich Seuchenherde zu entwickeln, die eine ungeheure Gefahr für die Bevölkerung darstellten. Eine trostlose Zukunft stand den Berlinen bevor, wenn die Rote Armee dem Volke nicht zu Hilfe gekommen wäre.
In diesen schweren Tagen und Wochen des Neubeginns halfen die Sowjetsoldaten, wo sie nur konnten. Aus ihren Händen empfingen die Berliner das erste Stück Brot des Friedens. Der erste sowjetische Stadtkmmandant, Generaloberst Nikolai Erastowitsch Bersarin, und die sowjetischen Besatzungsorgane sorgten sich um die Normalisierung des Lebens. Die Straßen mussten gesäubert werden, Leichen bestattet, Trümmer beseitigt, Licht musste geschaffen werden, die Kanalisation in Ordnung gebracht werden. Die Geschäfte und Betriebe sollten ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Verkehrsmittel mussten in Gang gesetzt werden. Es galt das Post-, das Gesundheits- und Sozialwesen aufzubauen, Baukapazitäten zu schaffen und die Wohnungen instandzusetzen. Frühzeitig wurden die Voraussetzungen für die Aufnahme des Schulunterrichts geschaffen. Es waren Kultur- und Sportveranstaltungen zu organisieren, Büchereien und Volkshochschulen zu eröffnen. Nicht alles konnte sofort erledigt werden. Da war vor allem das Wohnungsproblem, dem die hauptsächliche Aufmerksamkeit gewidmet werden musste. Die Sowjetunion lieferte 50 sowjetische Stadtbusse und zahlreiche sogenannte finnische Häuser für die Berliner. Lebensmittel wurden auf Karten gegeben. Viele Betriebe wurden mit sowjetischer Unterstützung wiederaufgebaut oder entstanden neu. Es wurden Lebensmittelgeschäfte sowie eine große Zahl von Bäckereien geöffnet. “An der Front schlug ich die Deutschen”, sagte Generaloberst Bersarin, “aber im Hinterland sorgte ich für ihre Verpflegung.”
In 54 Tagen hinterließ dieser Mann eine tiefere Spur als mancher nach seinem ganzen Leben. Er hatte im Sommer’38 die Kämpfe in Fernost gegen japanische Agressoren heil überstanden, er focht in der ersten Reihe bei der Befreiung Polens und Berlins und blieb im Kugelhagel unversehrt. Der Krieg war zu Ende — und am 16. Juni’45 löschte ein simpler Verkehrsunfall das 41jährige Leben aus.
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